Warrior & Peace. Stella A. Tack

Warrior & Peace - Stella A. Tack


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      »Helft mir!«

      Poff. Der nächste Schlag.

      Ich grunzte und trat nach Virus. Dabei klirrten die langen Ketten zwischen uns.

      »Was? Bei den Göttern, was ist los?«, verlangte Sailor, dessen Pistolenlauf ziellos durch den Raum irrte, keuchend zu wissen.

      »Ich … Sie versucht, mich zu kidnappen!«, jammerte Virus vollkommen aufgelöst und sprang kampfbereit im Bett auf, dessen durchgelegene Federung ihn auf und ab hopsen ließ. Das Kissen hielt er dabei drohend über den Kopf.

      Mir klappte der Mund auf. Was?

      »Hä?«, stieß auch Ash aus, der es endlich schaffte, die Schlafmaske ganz nach oben zu schieben. Sein Blick huschte durch den Raum, bis er die volle Situation erfasst hatte. Ich als Deckenburrito und durchgepolstert am Boden. Virus sichtlich geistesgestört über mir.

      »Hmpft!«, flehte ich die beiden atemlos an und hob schützend die Hände. Virus keuchte. Poff.

      Aua.

      »Macht doch was!«, rief er ungläubig.

      Die Brüder glotzten nur. Zumindest bis Sailor zu kichern begann. Ash fiel mit ein. Ich war nicht die Einzige, die die beiden mit wütenden Blicken durchbohrte. Wobei Virus zusätzlich verwirrt aussah.

      »Chill mal, Chain.« Sailor lachte. »Alles gut. Das ist Warrior. Wir haben dir doch erzählt, dass wir sie holen würden, oder?«

      Virus und ich hatten ein dickes, fettes im Gesicht.

      Wir starrten einander misstrauisch an.

      »Warrior?«, fragte der grünhaarige Gott, während er meinen Namen aussprach, als hinterließe er einen seltsamen Geschmack auf seiner Zunge.

      Chain?, echote ich in Gedanken.

      Die göttlichen Brüder sicherten ihre Waffen. »Wir erklären das! Sorry, Chain, wir dachten, du wachst erst später auf«, schmunzelte Ash und rauschte auf mich zu. Mit flinken Fingern entwirrte er meine Beine aus den Laken und stellte mich auf die Füße.

      Ich schwankte und hielt mich schnell an ihm fest, bevor meine Beine nachgeben konnten. Aber immerhin stand ich. Fortschritt! Virus – Chain? – zog die Brauen zusammen und knüllte das Kissen in seinen Armen zusammen. Er lehnte das Kinn darauf und betrachtete mich ausgiebig.

      »Was? Warum lag sie in unserem Bett? Und was ist das?«, fragte er und zerrte an den Kettengliedern.

      Sailor gähnte schmatzend und winkte zur offenstehenden Tür hinaus. »Kommt ins Wohnzimmer. Wir erklären es euch dort.«

      Virus, oder wie auch immer er nun hieß, warf mir einen weiteren misstrauischen Blick zu, ehe er geschmeidig vom Bett sprang und aus dem Raum verschwand. Das Kissen immer noch vor sich gepresst wie einen fluffigen Schutzschild.

      Ich blieb so lange stehen, bis sich die Kettenglieder spannten und ich folgen musste, um nicht hinterhergeschleift zu werden. Ash stützte mich, als ich wie besoffen wankte. Dabei lächelte er mich für einen Kidnapperkomplizen viel zu freundlich an. Der Tanga blitzte vor meinen Augen auf. Ich seufzte schwer und folgte den ungeduldig ziehenden Ketten. Kalte Luft traf mich, als wir in den Flur hinaustraten. Die Umgebung wirkte wenig beeindruckend. Der nackte runde Betongang vermittelte mir das Gefühl, in einer Röhre spazieren zu gehen. Teilweise stachen bunte Graffitimotive aus dem Grau hervor. Es roch feucht und muffig, wobei mir die Kälte durch die Socken zog. Wo verflucht noch mal waren meine Schuhe? Die Antwort erübrigte sich. Ich stolperte darüber, sobald wir den Röhrentunnel in eine Abzweigung verließen, der in das grauenhafte Wohnzimmer aus meinen Erinnerungen führte. Lautlos fluchend kickte ich die Schuhe fort, dankbar für Ashs schnelle Reaktion, als dieser mich packte.

      »Setz dich, Liebes, du siehst desorientiert aus«, sagte er leise und bugsierte mich auf das grässliche Sofa. Der bekloppte Virus seufzte und setzte sich demonstrativ ans andere Ende. So weit von mir entfernt wie möglich. Peinliches Schweigen setzte ein, während wir uns alle ziemlich misstrauisch anstarrten. Ich pflückte mir missmutig eine Feder aus den Haaren. Virus musterte mich stirnrunzelnd, wobei die Lichter an seiner Stirn ausblieben. Hatte er vergessen, sich über Nacht aufzuladen? Wo war überhaupt die Steckdose für die inneren Batterien? Ich grinste, als mein Blick zu seinem Hintern wanderte.

      Virus presste schnell die Beine zusammen und guckte finster.

      »Hier, trink das!« Ashs Hand tauchte vor meiner Nase auf und hielt mir einen randvoll gefüllten Kaffeebecher entgegen, auf dem ICH BIN EIN G-Y-L-F (God you like to fuck) stand. Kaum hielt ich ihn in der Hand, knurrte mein Magen so laut, dass es alle hören konnten.

      Sailor grinste breit.

      Ich äugelte misstrauisch hinein und schnupperte. Ambrosia! Aber vielleicht war das Zeug vergiftet. Oder mit Drogen vollgepumpt! Oder das Ablaufdatum überschritten. Ich verzog das Gesicht, hielt den Becher von mir weg und schüttelte den Kopf.

      »Du kannst es ruhig trinken. Wir haben keine K.O.-Tropfen reingemischt. Wahre Männer vergewaltigen Frauen bei Bewusstsein«, feixte Sailor.

      Ash knallte seinem Bruder die flache Hand gegen die Stirn. »Baka!« Dummkopf.

      Sailor grinste lediglich lüstern.

      Ich verdrehte die Augen. Immer gut, die Vergewaltigungsvorlieben seiner Kidnapper zu wissen. Falls es dazu kam, musste ich mich also nur tot stellen und war safe.

      »Trink.« Ash seufzte. »Es ist alles okay damit, du siehst hungrig aus.«

      Das war ich auch. Hölle! Aber mein Misstrauen blieb. Ich unkte so lange gedanklich herum, bis Sailor genervt schnaubte, sich meine Tasse schnappte und einen tiefen Schluck nahm. Ich beobachtete mit Argusaugen, wie sein Adamsapfel hüpfte, während ihm ein roter Tropfen aus dem Mundwinkel rann. Er setzte erneut an, machte den Mund auf und zeigte mir demonstrativ den Rest des roten Getränks, das er langsam runterschluckte.

      »Los jetzt!«, befahl er mir und drückte das Behältnis zurück in meine klamme Hand. Mein Magen knurrte prompt und ich funkelte ihn strafend an. Verräter. Trotzdem verkrampften sich meine Finger um die Tasse, während ich nachdachte. Hielten die mich für blöd? Ich hatte Game of Thrones gesehen! Vielleicht hatte Sailor vorher ein Gegengift genommen, um nicht an dem Gesöff zu krepieren! Vielleicht –

      »Trink oder Chain vermöbelt dich wieder mit dem Kissen!«, drohte Ash streng und ich … ach Gott.

      Der Hunger und die bösen Blicke, die mich ein bisschen an Diamond erinnerten, obsiegten über meine Skrupel. Ich senkte den Kopf und tunkte blitzschnell die Zungenspitze ein.

      Sailor klatschte sich die Hand gegen die Stirn. »Können wir die nicht zurückgeben?«, nörgelte er.

      Ich funkelte ihn an, unterdessen ich den Tropfen in meinem Mund zergehen ließ. So. Wenn ich in den nächsten Sekunden nicht die Augen verdrehte und den Löffel abgab, würde ich es noch mal versuchen. Alle warteten, während ich in Gedanken auf den Joffreytod wartete, der jedoch erfreulicherweise ausblieb.

      »Siehst du?«, sagte Ash und lächelte. »Du musst dir keine Sorgen machen. Wirklich! Sieh uns nicht so an, wir erklären dir alles.«

      Ich schnaubte und machte einen letzten Sicherheitsschnupperer, bevor ich das Getränk als ungefährlich einstufte. Ich setzte die Tasse an und stürzte das Zeug in drei Zügen herunter. Himmel, war das gut! Stöhnend schloss ich die Augen und genoss das Brennen, als mir die warme Ambrosia die Kehle in den Bauch rann. Danach rülpste ich. Laut und feucht. Auf Etikette musste ich bei meinen Kidnappern ja wohl nicht achten.

      Einen hoffnungsvollen Ausdruck konnte ich nicht unterdrücken.

      »Mehr?«, fragte Ash, ganz der Gastgeber.

      Ich nickte hektisch und hielt ihm den Kaffeebecher unter die Nase.

      Es klickte, als er den Verschluss einer Thermoskanne runterdrückte und mir erneut eingoss. Genüsslich schlabberte ich auch diese in Rekordzeit herunter. Mein


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