Rising Skye (Bd. 2). Lina Frisch

Rising Skye (Bd. 2) - Lina Frisch


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mich hindurch. Gott sei Dank, du lebst.

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      Also, wo ist das Diktiergerät?«, frage ich leise, nachdem ich den schönsten Kuss meines Lebens widerwillig beendet habe. Ein Teil von mir will Hunter nie mehr loslassen, aber neben Skye, dem harmlosen Teenager, gibt es inzwischen eben auch Skye, die Rebellin. Und bis wir ReNatura aufgehalten haben, muss ich Letzterer den Vortritt lassen. »Hast du die Aufnahmen schon hochgeladen?«, schiebe ich ungläubig nach, als Hunter mir nicht antwortet. Finden mittlerweile in den Großstädten Proteste gegen die Entrechtung der Frau statt? Sind die Verfahren gegen Chloe Cremonte und den Präsidenten schon eingeleitet? Nein, Hunters zerknirschter Gesichtsausdruck verrät mir, dass nichts davon der Fall ist. »Du hättest es tun müssen, Hunter!« Ich merke selbst, wie verstimmt ich klinge, und versuche, einen sanfteren Ton anzuschlagen. »Ganz egal, was mit mir los war – du hättest dich davon nicht aufhalten lassen dürfen.«

      Er nickt zögerlich. Dann bleibt sein Blick an dem Zugang hängen, der noch in meinem Handrücken steckt.

      »Was war das für ein Medikament, das dich gerettet hat?«, fragt er.

      »Es war kein Medikament, sondern eine Bluttransfusion.«

      Hunter runzelt die Stirn. »Aber du hast doch gar kein Blut verloren.«

      Ich wische seinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Was tut das denn zur Sache, solange es geholfen hat! Hunter, wenn die Kristallisierer uns finden, bevor wir ReNatura öffentlich gemacht haben –«

      Hunter zieht mich eng zu sich heran, als wollte er mich erneut küssen. Stattdessen wispert er mir ins Ohr: »ReNatura ist gerade nicht unsere größte Sorge. Ich dachte, das Reservat wäre unabhängig von der Regierung, deshalb habe ich uns hierhergebracht.« Er atmet tief durch. »Aber Las Almas ist nur deshalb noch immer selbstverwaltet, weil die Leute eingewilligt haben, Untreue auszuliefern.«

      Ich stolpere zurück, als hätte er mir eine Ohrfeige gegeben. »Du meinst, wir sind hier in Gefahr?«

      Hunter nickt. »Können wir drinnen reden?«

      Er geht mir voraus ins Haus und hält die Tür des Zimmers, in dem Reka mich untergebracht hat, für mich auf. Langsam lasse ich mich auf das Bett sinken. Das tagelange Liegen hat mich mehr Kraft gekostet, als ich dachte, und ich fühle mich ein wenig benommen.

      »Ich kenne diese Leute nicht«, bringe ich heraus. »Aber wenn sie so einem Pakt zugestimmt haben, dann doch nur, weil sie keine Ahnung haben! Wenn wir ihnen erzählen, was die Regierung vorhat, werden sie uns bei der Enthüllung helfen!«

      Hunter schüttelt den Kopf. »Die Bewohner des Reservats sind keine Kristallisierungsgegner.«

      »Dann müssen wir sie eben dazu machen!«, fordere ich. »Zeigen wir ihnen, was auf dem Diktiergerät ist.«

      Hunter sieht mich eindringlich an. »Solange der Pakt Las Almas vor den Traits bewahrt, werden sie uns ausliefern!«

      »Aber dieser Pakt wird nichts mehr wert sein, wenn ReNatura erst einmal ins Rollen gerät. Reka ist Ärztin! Nichts wird sie davor schützen, mit allen anderen Frauen ihren Job zu verlieren, sobald ReNatura in Kraft tritt!«, halte ich dagegen.

      Durch das große Fenster neben dem Bett nehme ich eine Bewegung wahr. Reka geht auf der Straße auf und ab, während sie angespannt in ihr Handy spricht. Wollte sie nicht längst zur Arbeit gefahren sein? Geht es um mich? Sie bleibt stehen und legt auf. Der Gesichtausdruck, mit dem sie ins Leere starrt, wirkt verwirrt und ein wenig ängstlich. Dabei ist mit mir doch alles wieder in Ordnung! Ich betrachte den leeren Transfusionsbeutel, der an dem Ständer neben meinem Bett hängt. Jetzt macht auch mich stutzig, was Hunter direkt aufgefallen ist: Wie konnte eine Blutkonserve mich retten, wenn ich doch gar kein Blut verloren habe?

      »Wir sind hier, weil wir uns vor deiner Mutter verstecken, die unsere Beziehung nicht gutheißt.« Hunters eindringliche Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. »Der Brand in der Wohnung unserer Freundin Angela wurde von einem Unfall am Gasherd verursacht, nicht von einer Bombe.« Hunter setzt sich neben mich und lässt die Schultern sinken. »Wir müssen verdammt vorsichtig sein, Skye. Um ein Haar hätte Rekas Mutter dich ins staatliche Krankenhaus einliefern lassen.«

      Bei dem Gedanken dreht sich mir der Magen um. Innerhalb von Stunden wäre ein schwarzer Transporter gekommen, um mich aus der Klinik zu entführen

      »Aber sie vermuten nichts?«

      Hunter schüttelt den Kopf. »Nein. Reka hat dich gerade noch rechtzeitig zurück ins Reich der Lebenden geholt. Ein paar Minuten später und ihre Mutter hätte den Notruf gewählt.«

      Ich atme aus. Hunter hat recht. Wir sind die Einzigen, die das größte Geheimnis unserer Zeit kennen. Niemand darf vermuten, dass wir mehr sind als zwei Verliebte auf der Flucht – zumindest, bis wir einen Plan haben, wie wir den Inhalt des Diktiergeräts veröffentlichen können. Einen fehlerlosen Plan dieses Mal.

      »Dann müssen wir wohl eine überzeugende Vorstellung liefern«, sage ich leise und küsse Hunter genau in dem Moment, als Reka durch die Fensterscheibe zu uns hereinsieht.

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      Und da haben wir also Julia.«

      Verwirrt schaue ich auf. Ich habe Hunter erwartet, der uns Muffins von dem Café an der Ecke holen wollte. Aber in der Tür steht die junge Frau mit dem Pony, die vorhin mit Hunter gekommen ist.

      »Mein Name ist Skye«, stelle ich klar.

      Ich betrachte ihr Tattoo, einen Vogelflügel, dessen Federn sich bis auf ihren Hals erstrecken. Das Mädchen, das den harten Gesichtszügen zufolge Rekas Tochter sein muss, verdreht die Augen.

      »Glaub mir, ich weiß. Noch nie was von Shakespeare gehört? Romeo, Julia und das ganze Ding mit der vom Schicksal verfolgten Liebe?«

      Ich betrachte ihr unsymmetrisches Gesicht. Sie ist keine konventionelle Schönheit, aber etwas an ihr fasziniert. Sie bleibt im Gedächtnis. Fast würde ich behaupten, sie schon einmal gesehen zu haben.

      Sie zieht sich einen Stuhl heran und mustert mich. »Ich weiß auch, dass du nicht hier sein solltest, sondern im Zentrum, wo Hunter höchstpersönlich für dein R sorgen müsste«, fährt sie fort. »Was ich nicht weiß, ist, wofür ihr zwei Turteltauben gerade euer Leben aufs Spiel setzt.«

      »Wir verstecken uns vor meiner Mutter«, sage ich, überrascht, wie gelassen mir der Satz über die Lippen kommt. Immerhin ist es die Wahrheit – oder zumindest ein Teil davon.

      »Oh, bitte«, stöhnt die Dunkelhaarige. »Diese Geschichte kannst du meinen Großeltern erzählen. Mit Beth ist nicht zu spaßen, aber wenn sie die Einzige wäre, die hinter euch her ist, hätte Hunter nicht dein Leben riskiert, um unentdeckt zu bleiben. Ich meine, lieber ins Ausland verschleppt als tot, richtig?«

      Beth. Nur Hunter nennt meine Mutter so. Mein Blick bleibt an dem narbenhaften E hängen, dessen Linien die gebräunte Haut ihres Handgelenks durchziehen.

      »Yana Faray«, erinnere ich mich mit einem Mal. Die Emotionale aus der U-Bahn-Station! »Das Mädchen, das mein Smartphone gefunden hat. Das warst du!«

      »Gefunden, nachdem ich es dir geklaut hatte«, grinst Yana. »Irgendwoher brauchte Hunter schließlich deine Daten.«

      »Du arbeitest auch für den Ring!«, rufe ich aus. Sie war es also, mit der Hunter in unserer ersten Nacht hier über Mum gesprochen hat.

      Yana wirft mir einen bösen Blick zu. »Nur zur Info: Die Wände in diesem Haus sind verdammt dünn.« Sie wischt sich gestresst die Haare aus dem Gesicht. »Niemand hier weiß, dass es den Ring überhaupt gibt. Also halt in Zukunft besser die Klappe. Oder willst du es darauf anlegen, dass deine Mutter auffliegt?«

      Meine Mutter.

      »Wenn


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