Zahlensprache. Monika Maria Martin

Zahlensprache - Monika Maria Martin


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der Gegensätze.

      4 oder Daleth als 2 x 2 steht für eine Dualität, die nur auf sich selbst bezogen ist, nur sich selbst wahrnimmt. Der bewusste Bezug zur 1 fehlt. Damit ist 4 die maximale Möglichkeit in der Welt der Gegensätze. Die Zahl 4 ist Ausdruck für das irdisch Erscheinende, die sichtbare Materie. Die Verdoppelung der 2 zur 4 ist ein grundlegendes Prinzip und seine Umsetzung in der Zellteilung lässt alle lebenden Organismen entstehen. Daleth trägt in der Überlieferung die Bezeichnung „Tür“. Eine geschlossene Tür trennt, eine offene verbindet zwei Welten. Durch die geschlossene Tür der 4 kann das Haus der 2 nicht verlassen werden, eine offene Tür ermöglicht freie Bewegung.

      5 oder He ist das Ergebnis eines Zusammenwirkens von 1 und 4, von Einheit und Materie sowie von 2 und 3, Dualität und Antrieb. 5 oder He wird in der Überlieferung „Fenster“ genannt, sie bildet im Haus der 2 eine Öffnung. Durch dieses Fenster kann die 1 sichtbar werden, die außerhalb von 2 und 2 x 2 liegt. Ein verdunkeltes Fenster verhindert diesen Durchblick, und solange außerhalb des Hauses Finsternis herrscht, besteht auch kein Grund innen die „Vorhänge“ zu öffnen. Das geschieht erst, wenn es draußen hell wird, wenn die Sonne aufgeht und die 1 sich zeigt. Ein klares oder offenes Fenster lässt dann sehen, was sich außerhalb des Hauses befindet. Diese Symbolik veranschaulicht ein Geschehen im Bewusstsein des Menschen, dem es allmählich ‚dämmert‘ und der schließlich im vollen Licht der Erkenntnis durch das Fenster der 5 Einblick in Zusammenhänge hat außerhalb der Welt von 2 und 2 x 2. Dieser Blick nach draußen motiviert dazu, die Tür für die 1 zu öffnen und sie in das Haus der 2 zu lassen.

      3 aus 1 + 2 motiviert im Haus der 2 zur Bewegung und bringt dazu die Vorhänge des Fensters zu öffnen. Dieses Geschehen ist die Aussage der 5 aus 2 + 3. Die 5 aus 4 + 1 hat freien Blick auf die 1, motiviert zum Öffnen der Tür und lässt die 1 ins Haus der 2 ein. 4 + 1 = 5 und 2 + 1 = 3 verlaufen synchron und definieren das Ein(s)sehen von Zusammenhängen zwischen dem Leben in der Materie und der Ebene, die es gestaltet.

      6 oder Waw ist 2 x 3 und gleichzeitig das, worauf 1, 2 und 3 miteinander abzielen. Die 3 besteht aus 1 + 2 und verweist gemeinsam mit ihnen auf eine gemeinsame Absicht: 1 + 2 + 3 = 6. Die 3 verbindet 1 + 2 als Antrieb und gleichzeitig 2 + 1 als Ziel. Die 6 aus 3 + 3 summiert beide Varianten und betont auch die Funktion beider Varianten. Waw bedeutet im hebräischen Sprachgebrauch „und“, im Alten Wissen „Haken, Verbindungsglied“. Die Spiegelfläche der beiden Jod in der Aleph ist eine Waw. Die 6 ist generell der Ausdruck für die Verbindung von Getrenntem und beschreibt mit dem Erfassen von Zusammenhängen eine wesentliche Funktion menschlichen Bewusstseins.

      7 oder Sajin setzt sich zusammen aus 1 + 6, 2 + 5 oder 3 + 4. In der 7 summieren sich paarweise alle schon existierenden Zahlen, 7 beschreibt die fertige Welt der 2. Diese Welt und der darin lebende Mensch sind von den Zahlen 1 bis 6 geprägt. Die 1 hat die Welt kreiert, um darin Zusammenhänge sichtbar zu machen. Die Zahlenpaare summieren sich zu 7 ohne offensichtliche Ordnung und demonstrieren damit, dass die Zusammenhänge und die Ordnung, auf der diese Welt basiert, nicht offensichtlich sind. Sajin hat in der Überlieferung die Bedeutung von „Waffe“, eine Art Schwert, und symbolisiert damit einen Alltag, der mit Kämpfen verbunden ist und mit einem Ringen um Einsicht. Die alte hebräische Hieroglyphe für Sajin ist das stilisierte Bild eines Schiffes mit Ruder und macht das Unterwegs-Sein im Zeitlichen bildhaft. Wie das Meer scheint es uferlos, die Orientierung ist schwierig und ein Ziel ungewiss.

      8 oder Cheth ist die doppelte 4 und damit eine Verdoppelung der Qualität der 4. Die 8 betont damit einerseits das materielle Diesseitige und gibt andererseits auch einen deutlichen Hinweis auf die Funktion der 4 als Tür zwischen den Welten. Die Cheth ist in ihrem Schriftbild ein Zeichen, das der He sehr ähnelt, dem aber die Öffnung nach oben fehlt, es ist nur nach unten geöffnet, erdwärts. Dorthin ist die 8 primär ausgerichtet, auf ein angenehmes Leben im Diesseits. Das Wort Cheth hat die Bedeutung von „Umzäunung, Gitter“ und symbolisiert ein Dasein innerhalb der Begrenzung auf 2 x 4, eine Fokussierung auf die duale Welt der Materie.

      9 oder Teth bildet sich aus 3 x 3 oder 3 + 3 + 3, es begegnen sich Antrieb und Ziel auf 3-fache Weise. Das bedeutet, dass die vorhandene Spannung zwischen 1 + 2 sich intensiviert und ein Maximum erreicht. Diesen Punkt markiert die 9 und er ist gleichzeitig der Kulminationspunkt, der zur Erfahrung der 3 aus 2 + 1 überleitet. 3 x 3 beschreibt die Begegnung beider Aspekte und betont, wie intensiv und eindrücklich die jeweilige 3 in der Phase des Aufeinandertreffens vom menschlichen Bewusstsein erlebt wird. Die 3-fache 1 + 2 genauso wie die 3-fache 2 + 1 bringen die Vehemenz zum Ausdruck, mit der die 9 beides in die Wahrnehmung dringen lässt.

      In der Ver-3-fachung der 3 in der 9 sieht das Alte Wissen das Ende einer Phase und das Finden von etwas Neuem. In sehr alten Überlieferungen trägt die Teth den Namen „Gebärmutter“. Die 9 steht für eine Finsternis, die etwas Helles in sich verbirgt und das aus ihr heraus völlig unerwartet geboren wird. Auch zahlreiche andere Kulturkreise kennen die 9 als Todes- und Transzendenzzahl, die etwas in sich trägt und hervorbringt, das bisher weder erlebbar noch vorstellbar war.

      Dieses unerwartete Neue ist eine andere Ebene der Erfahrung. Die Zahlen der hebräischen Schriftzeichen drücken diesen Sprung auf ein verändertes Niveau durch das Hinzufügen einer Null aus.

      10 oder Jod ist die 1 auf einer anderen Ebene und im Schriftbild der Aleph bereits sichtbar. Jod bedeutet „Hand“, es ist damit das Handeln durch den Menschen gemeint. Indirekt über die menschliche 10 zeigt die 1 in der Welt der 2 ihre Handlungsfähigkeit. Die Aleph bildet diese Information als abstraktes Prinzip ab, über die menschliche 10 wird es lebendige und wahrnehmbare Wirklichkeit. Die 1 wirkt durch die 10, was die 10 vorerst aber nicht erkennt.

      In den Zahlen 1 bis 9 sind abstrakte Prinzipien angelegt, die ab 10 auf der Ebene des Menschen in die praktische Umsetzung gelangen. Im Schriftbild ist Jod das kleinste der Zeichen und symbolisiert nach dem Alten Wissen das Gehirn. Mit diesem Bild wird die mentale Fähigkeit des Menschen betont, über das Be-greifen besteht auch ein Bezug zur Hand. Dieses Be-greifen reduziert sich auf das Greifen mit einer Hand, solange für die 10 das Wirken der 1 nicht erkennbar ist.

      Die Zahlen 11 bis 19 verfügen über keine eigenen Schriftzeichen, sondern werden gebildet durch eine Verknüpfung der 10 mit den ihr vorausgehenden Zahlen. Verschiedene Kombinationen beschreiben unterschiedliche Qualitäten des Handelns und Erlebens. Was in den Zahlen 1 bis 9 prinzipiell angelegt ist, verbindet sich mit der 10 des Menschen und wird dadurch lebendig. Alle Zahlen bis 10 enthalten jeweils spezifische Informationen, die vergleichbar sind mit Samen. Im menschlichen Bewusstsein keimen diese Samen und bringen ihr Potential gemeinsam mit der 10 zur Umsetzung.

      Die Zahlen 1 bis 9 bilden grundlegende Aspekte ab, in den Zahlen 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19 liegen sie auf einer erfahrbaren Ebene. Die Zahl 9 zum Beispiel drückt das Prinzip der Erkenntnisfähigkeit generell aus, die Zahl 19 steht für die Umsetzung dieses Prinzips im menschlichen Bewusstsein. Genauso wie die 9 die Basis darstellt, die „Gebärmutter“ für den Sprung auf eine andere Ebene, nämlich die 10, gilt dies auch für die 19. Als individuell erfahrbare Einsicht gewährt 19 im wahrsten Sinne des Wortes Ein-Sicht, nämlich Sicht auf die 1. Dem menschlichen Bewusstsein, das als 19 für sich ganz persönlich den Bezug zur 1 erkennt, eröffnet sich eine neue Perspektive der Wahrnehmung. In Zahlen ausgedrückt verbinden sich 19 und 1 zu 20. Das unbewusste Erleben der 10 endet also mit der 19, die den Bezug der 10 zur 1 bewusst erfasst.

      20 oder Kaf trägt die Bezeichnung „zugreifende Hand“. Die in der 10 bereits unerkannt vorhandene und in gewissem Sinn passive Hand wird damit aktiv. Der Mensch als 20 ist nun fähig, grundlegende Zusammenhänge zu be-greifen. Mit 2 Händen, mit 2 Jod, mit 2 x 10 wird es dem Bewusstsein möglich, den Sinn seiner Existenz in der Dualität aktiv zu er-fassen. Kaf steht für das lebendige Zusammenwirken beider Ebenen der 10, wie es sich bereits im Schriftbild der Aleph zeigt: Die 10 sieht sich selbst als 10.

      Die 20 ist gleichzeitig auch 5 x 4, eine Kombination von „Fenster“ und „Tür“. Durch beide Öffnungen hat sie Zugriff auf einen Bereich, der die 2 umgibt und dem sie entstammt.

      Die in den Grundzahlen angelegten Qualitäten kommen nun durch die 2 x 10 des Menschen in eine bewusste Umsetzung.

      30 oder Lamed nennt die Überlieferung „Ochsenstachel“ und bringt damit zum Ausdruck, dass 30 vehement


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