Das falsche Paradies. Stefan Bouxsein

Das falsche Paradies - Stefan  Bouxsein


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Ich weiß das, weil wir den Bikini in ihrer Größe nicht vorrätig hatten, als sie ihn kaufen wollte. Also hinterließ sie ihren Namen und ihre Telefonnummer und ich meldete mich zwei Tage später bei ihr, um ihr mitzuteilen, dass der Bikini im Haus sei.«

      »Wann war das bitte?«

      »Warten Sie, ich habe einen Eintrag darüber im Notizbuch.« Die Verkäuferin ging zur Ladentheke, blätterte im Notizbuch einige Seiten zurück.

      »Hier ist der Eintrag. Am 22. Mai kam sie her, um sich ihren Bikini abzuholen.«

      Ein kleines Glücksgefühl kam in Till auf. Dass er so schnell zu einem Ergebnis kommen würde, hätte er nicht geglaubt. Hatte er doch wieder mal den richtigen Riecher gehabt. Er notierte sich den Namen und die Telefonnummer und verließ dann die Boutique. Es war mittlerweile 17:30 Uhr. Till rief auf dem Präsidium an, wollte Siebels informieren. Ein Kollege meldete sich, Siebels war bereits auf dem Weg nach Hause. Till fuhr zurück ins Präsidium, um die Adresse von Tanja Niehaus zu ermitteln.

      Um 18:00 Uhr saß Till wieder an seinem Schreibtisch. Er hatte den Wohnort von Tanja Niehaus ausfindig gemacht. Sie war in der Schweizer Straße, einer lebhaften Einkaufsstraße in Sachsenhausen gemeldet.

      Es war ein langer Tag gewesen, aber nun musste er Siebels verständigen, die Besichtigung der Wohnung würde nicht bis morgen warten können. Till rief Siebels auf seinem Handy an. Nach dem dritten Klingelton meldete er sich.

      »Hallo Steffen, ich bin schon fündig geworden. Unsere unbekannte Leiche aus dem Brentano-Bad wohnte in Sachsenhausen, Schweizer Straße Nr. 13. Ich würde vorschlagen, wir treffen uns dort in einer halben Stunde, ich rufe den Schlüsseldienst.«

      Eine halbe Stunde später stellte Till seine Gold Wing vor dem N.Y.C., einem Lokal mit amerikanischem Ambiente und großen Burgern, ab. Die Wohnung von Tanja Niehaus befand sich in dem Eckhaus gegenüber. Er sah den BMW von Siebels vorbeifahren, hier einen Parkplatz zu finden war reine Nervensache. Der Mann vom Schlüsseldienst wartete bereits vor der Tür. Nachdem Siebels zum dritten Mal an Till vorbei gefahren war, stellte er seinen BMW schließlich auf der Straße in zweiter Reihe ab und befestigte das Blaulicht auf dem Autodach.

      »Gute Arbeit«, Siebels klopfte Till anerkennend auf die Schulter. Am Hauseingang prangten mehrere Messingschilder, Psychologen und Rechtsanwälte hatten hier ihr Domizil. Till suchte den Namen Niehaus auf den Klingeln, er fand ihn ganz oben. Mehrmals betätigte er den Klingelknopf. Als nichts geschah, drückte er den untersten Klingelknopf.

      »Wer da?«, fragte eine alte Männerstimme durch die Sprechanlage.

      »Kriminalpolizei, bitte machen Sie uns auf.« Siebels Stimme klang tief und angenehm. Der Türöffner wurde betätigt und die Männer traten ins Haus. Dort erwartete sie bereits der Bewohner aus dem Erdgeschoss. Till und Siebels zeigten ihre Ausweise.

      »Guten Tag Herr Guttroff, Kriminalpolizei Frankfurt, mein Name ist Siebels, das hier ist mein Kollege Herr Krüger. Wir möchten zu Frau Tanja Niehaus. Kennen Sie die Dame?«

      »Die Niehaus, ja, die wohnt ganz oben, dritter Stock links.«

      »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«, wollte Till wissen.

      »Das kann ich nicht genau sagen, ich sehe sie natürlich regelmäßig, aber immer nur flüchtig. Auf der Treppe, wenn sie abends heimkommt. Ist ein nettes Mädchen, sehr höflich. Viel gesprochen habe ich aber nie mit ihr. Hat sie etwas ausgefressen?«

      »Nein, nein, keine Sorge, Herr Guttroff. Wir gehen nun nach oben, bitte halten Sie sich nachher noch kurz zur Verfügung.« Die zwei Beamten und der Mann vom Schlüsseldienst gingen die Treppe hoch. Fünf Minuten später war die Wohnungstür geöffnet.

      »Danke, das war es für Sie. Die Rechnung schicken Sie bitte an das Polizeipräsidium.« Siebels schickte den Mann vom Schlüsseldienst sofort weg, nachdem er die Tür geöffnet hatte.

      Till und Siebels betraten eine helle und freundlich wirkende Altbauwohnung. Die Wohnung hatte drei große Zimmer, eine geräumige Küche, ein Bad und eine Abstellkammer.

      »Alles vom Feinsten«, Till pfiff anerkennend durch die Zähne.

      »Ja, notleidend war sie sicher nicht, aber das haben wir ja schon an ihrem Bikini festgestellt.«

      »Ist das hier das Arbeitszimmer oder das Schlafzimmer?« Till sah Siebels fragend an. Im Zimmer stand ein Doppelbett, daneben ein Tisch mit PC. Der PC war mit zwei Webcams verbunden. Eine zeigte auf den Stuhl, der vor dem Arbeitsplatz mit dem Computer stand. Die andere zeigte auf das mit schwarzem Satin überzogene Bett.

      »Das scheint ja doch noch interessant zu werden«, murmelte Siebels vor sich hin.

      »Schau mal hier«, rief Till. In einer Ecke standen zwei Anrufbeantworter, angeschlossen an einen ISDN-Anschluss. Till drückte die Abruf-Taste des ersten Gerätes. Das Display zeigte zwei aufgezeichnete Anrufe an.

      »Hi Tanja, Rolf hier. Ich würde am Samstagabend gern mit dir ins Living gehen. Wenn du Lust hast, dann ruf mich doch bitte kurz zurück. Ich wollte dich heute Mittag im Büro noch fragen, habe dich aber nach der Sitzung nicht mehr gesehen. Bis dann, tschüss.«

      Die digitale Stimme des Anrufbeantworters kündigte den zweiten Anruf an.

      »Hallo Tanja, hier spricht deine Mutter. Ich wollte dich nur daran erinnern, dass dein Vater nächste Woche Geburtstag hat. Es wäre schön, wenn du vorbeikommen könntest. Pass auf dich auf mein Kind.«

      »Die Eltern werden wir wohl morgen besuchen müssen«, stöhnte Siebels und verzog eine Miene. Auch Till wurde bei dem Gedanken mulmig zumute.

      »Wird kein schöner Geburtstag für den Papa werden«, seufzte er.

      »Der erste Anrufer war bestimmt ein Kollege«, überlegte Siebels laut und zitierte den Text auf dem Band: »... ich wollte dich heute Mittag im Büro noch fragen ...«

      Till drückte die Abruftaste des zweiten Anrufbeantworters. Das Display zeigte sieben Anrufe an. Das Band spulte einen Ansagetext ab.

       Hallo mein Freund. Schön, dass du dich bei mir meldest. Ich warte schon sehnsüchtig auf deinen Anruf. Deine E-Mail hat mich sehr angesprochen, du scheinst der Mann zu sein, den ich haben will. Ich will dich unbedingt kennen lernen. Wir werden bestimmt viel Spaß zusammen haben. Ich kann es kaum erwarten, dich unter meine Fittiche zu bekommen. Du wirst staunen, was ich auf meiner kleinen Spielwiese alles mit dir anstellen will. Aber keine Sorge, ich werde dir schon beibringen, wie du dich in Gegenwart einer Lady wie mir zu benehmen hast.

       Leider bin ich gerade nicht zu Hause. Ich bin aber bestimmt bald wieder zurück. Also versuch es später doch noch einmal. Ich kann es kaum erwarten, persönlich mit dir zu sprechen. Also bis gleich, deine Chantal.

      Pieps.

       Hallo Chantal, hier ist der kleine Bengel. Habe gerade deine E-Mail erhalten. Melde dich doch mal bei mir. Meine Nummer ist die 069 44433322211.

      Pieps.

       Guten Tag Chantal. Mein Name ist Georg. Ich bin Witwer. Nun suche ich die starke Hand einer starken Frau. Schade, dass Sie nicht da sind. Ich melde mich später wieder. Georg.

      Pieps.

       Hallo. Hier spricht Sklave Peter. Ich bewerbe mich auf Ihre Kontaktanzeige. Ich hoffe, ich bin nicht zu übermütig, wenn ich Ihnen meine Dienste anbiete. Ich werde mich später wieder melden, wenn ich darf. Demutsvoll, Ihr Peter.

      Pieps.

       Sehr geehrte Frau Chantal, Ihre Kontaktanzeige hat mich sehr angesprochen. Ich würde mich glücklich schätzen, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Gerne melde ich mich später wieder bei Ihnen.

      Pieps.

       Hey du Weibsbild. Mit mir kannst du machen, was du willst. Ich bin für alle Sauereien zu haben. Mach mich einfach fertig. Da steh ich drauf. Lies


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