Griechische Mythologie. Ludwig Preller
und nur Unheil zurückgeblieben. Es wäre eine trostlose Ansicht, wenn nicht dasselbe Gedicht später die bessere und kräftigere von dem steilen Wege der Tugend und seine Regeln des Ackerbaus daran anknüpfte, zu welchen der ganze Mythus ja auch nur die Einleitung bildet134.
Also eine Abstufung sowohl nach dem Werthe als nach der Beschaffenheit der vier Metalle135, welche sich der Dichter wie die Geschlechter nach einander erschaffen denkt. Gold bedeutet Seligkeit und Fülle, Silber noch immer große Auszeichnung, aber schon Verfall und Verweichlichung, Erz Streitbarkeit und blutigen Untergang, Eisen harte Arbeit des jetzigen Lebens. Die beiden ersten Geschlechter haben vor den übrigen auch den Vorzug daß sie nach ihrem Abscheiden zu Dämonen erhöht werden, und zwar mit einem merkwürdigen Unterschiede, welcher leider nicht klar ist. Es scheint aber daß der Dichter sich die Geister des goldnen Geschlechts als solche dachte welche als Diener des Zeus im Lichte der Oberwelt zu leben fortführen, indem sie in der gewöhnlichen Nebelhülle der Geister und Götter, wenn sie nicht gesehen sein wollen, die Menschen und alles Menschenwerk umschweben136. Die Geister des silbernen Geschlechts dagegen scheint er sich als Erdgeister gedacht zu haben, welche unter der Erde, also im Dunkel leben; auch sind sie nicht unsterblich, sondern nur von sehr langer Dauer, wie die Raumnymphen und andre dämonische Geschöpfe. Ohne Zweifel liegt dabei ein bestimmter Volksglaube zu Grunde, doch sind wir darüber leider im Unklaren137.
Fußnote
124 Hesiod W. T. 109–201, vgl. Arat Phaen. 100–135, Ovid M. 1, 89–150 und von Neueren Buttmann Mythol. 2, 1–27, Bamberger Rh. M. N. F. 1, 524–34, Schoemann op. 2, 305–319, K. F. Hermann Ges. Abh. 306–328, R. Roth Tüb. 1860.
125 Daher schon Paus. 3, 3, 6 bei einer andern Gelegenheit bemerkt: πῆμα δὲ εἰκότως ἀνϑρώπῳ τὸν σίδηρον, ὅτι ἐχρῶντο ἐς τὰς μάχας ἤδη τῷ σιδήρῳ, τὰ δὲ ἐπὶ τῶν ἡρώων καλουμένων ἂν εἶπεν ὁ ϑεὸς ἀνϑρώπῳ πῆμα εἶναι τὸν χαλκόν. Daß das Erz früher im Gebrauche war als das Eisen und dieses namentlich bei Waffen lange vertreten mußte ist ein allgemeiner Erfahrungssatz der Culturgeschichte, der auch den Griechen bekannt war, Schol. Apollon. 1, 430.
126 σίδηρος πολύκμητος Il. 6, 48; 10, 379, ἐγκρατέστατος Soph. Ant. 475, vgl. Ai. 650 ὃς τὰ δείν' ἐκαρτέρουν τότε βαφῇ σίδηρος ὥς, Il. 4, 510 οὔ σφι λίϑος χρὼς οὐδὲ σίδηρος, Od. 19, 494 ἔξω δ' ὡς ὅτε τις στερεὴ λίϑος ἠὲ σίδηρος. Dagegen später oft, aber auch schon Od. 16, 294; 19, 13 das Eisen Kampf und Schwerdt bedeutet, auch in dem Namen der bösen Stiefmutter Σιδηρώ, wenigstens nach der Erklärung des Sophokles fr. 592.
127 Pind. Ol. 1, 1 ὁ δὲ χρυσὸς αἰϑόμενον πῦρ ἅτε διαπρέπει νυκτὶ μεγάνορος ἔξοχα πλούτου. Daher alles Glänzende, Strahlende, Schöne und Herrliche golden ist, namentlich Aphrodite und alle Götter des Reizes und der Schönheit, ja überhaupt alles Göttliche, s. Stephani Nimbus S. 129.
128 Plato Polit. 272 A, Dikaearch b. Porph. d. abst. 4, 2. Die komische Bühne schilderte das goldne Geschlecht wie unsre Dichter das Schlaraffenland, s. Kratin b. Athen. 6, 94.
129 Also verweichlichte Muttersöhnchen, wofür die Griechen das Wort τηϑαλλοδοῦς und μαμμόϑρεπτος hatten.
130 τοὶ μὲν ὑποχϑόνιοι μάκαρες ϑνητοὶ καλέονται, δεύτεροι (zweiten Ranges), ἀλλ' ἔμπης τιμὴ καὶ τοῖσιν ὀπηδεῖ.
131 ἐκ μελιᾶν, welches mit ποίησε zu verbinden ist. Die Metalle sind überhaupt nicht der Stoff, woraus die Geschlechter gebildet worden, sondern sie drücken nur den Werth und die Qualität aus. Anderswo sind gleich wilde Recken der Vorzeit eine Ausgeburt der Erde oder eine Frucht von Drachenzähnen.
132 ἀνδρῶν ἡρώων ϑεῖον γένος, οἳ καλέονται ἡμίϑεοι προτερῆ γενεῆ. Für die im Kriege Gefallenen ist Heroencultus an den Gräbern vorauszusetzen. Auch die Vorstellung vom Elysion hat sich in dieser Schilderung schon erweitert.
133 Die späteren Dichter nennen statt der Hesiodischen Αἰδὼς und Νέμεσις die Dike oder Astraea, welche b. Arat schon unter dem ehernen Geschlechte an den Himmel flüchtet, wo sie seitdem als Jungfrau glänzt, vgl. Ovid M. 1, 150, Juvenal 6, 19, wo mit ihr Pudicitia entflieht, wie bei andern römischen Dichtern Fides.
134 Virg. G. 1, 121 pater ipse colendi haud facilem esse viam voluit primusque per artem movit agros, curis acuens mortalia corda nec torpere gravi passus sua regna veterno.
135 Die auch Aesch. Pr. 502 zusammen nennt.
136 Nach W. T. 252 ff. sind ihrer τρὶς μύροιο. Auch nach dieser Stelle üben sie Aufsicht über Recht und Unrecht.
137 Am ersten ließen sich die cumanischen Kimmerier vergleichen, die auch für καταχϑόνιοι δαίμονες galten, Str. 5, 244. Vgl. Posidonios ib. 3, 147, von den Bergwerken in Spanien: ob οὐ γὰρ πλουσία μόνον, ἀλλὰ καὶ ὑπόπλουτος ἦν ἡ χώρα καὶ παρ' ἐκείνοις ὡς ἀληϑῶς τὸν ὑποχϑόνιον τόπον οὐχ ὁ Ἅιδης ἀλλ' ὁ Πλούτων κατοικεῖ und Aesch. Eum. 946 von den laurischen Silberbergwerken: γόνος πλουτόχϑων ἑρμαίαν δαιμόνων δόσιν τίοι, vgl. Pers. 238 und die schatzhütenden incubones b. Petron. Sat. 38.
c. Prometheus.
Der fruchtbarste und tiefsinnigste Mythus von allen theogonischen, zu welchem religiöse Sage, Volkssage und hoher Dichtersinn gleichmäßig beigetragen haben.
Der lemnische und der attische Hephaestosdienst enthielt wohl die ältesten Elemente dieser Dichtung. In jenem erscheint das Feuer als eine Elementarkraft göttlichen