Seit ich dich kenne .... Jascha Alena Nell

Seit ich dich kenne ... - Jascha Alena Nell


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Stück. Aber was ist mit dir, Süße, wo steckt deine Begleitung?“

      „Och, da drüben“, sie deutete vage ins Gewühl, „er heißt Max, wir sind während der Schulzeit mal kurz miteinander gegangen und nun hat er mir die Ehre erwiesen.“

      Ich grinste wissend. „Dein Ex, ja? Und? Läuft wieder was zwischen euch?“

      „Bisher nicht.“ Layla seufzte, grinste kurz darauf aber fröhlich: „Aber wer weiß, was nicht ist, kann ja noch werden. Der Tag ist noch jung.“

      Layla sah jedenfalls aus, als wäre sie zu allem bereit, sie trug einen recht kurzen weißen Wickelrock, auf den silberne, kleine Perlen aufgestickt waren, und dazu ein rotes, trägerloses Top, das ein Stück ihres gebräunten Bauchs freiließ. Dazu hatte sie silberne High Heels kombiniert.

      „Was ist mit dir, Am?“ Ich legte einen Arm um sie. „Wo ist dein Begleiter?“

      „Der wartet“, seufzte Amanda, „irgendwo in der fernen Zukunft. Darauf, dass ich ihn finde und ihn zukünftig mit zu Hochzeiten bringen kann.“ Sie lächelte schief. „Ich bin allein hier. Hab keine passende Begleitung gefunden. Na ja, erst wollte ich bei ’nem Escortservice anrufen und einen heißen Hengst buchen, aber dann hab ich gelesen, dass man, wenn die Chemie stimmt, ab und zu noch miteinander ins Bett geht.“ Sie rollte dramatisch die Augen. „Und ich hatte wirklich keine Lust, mir die Bikinizone zu enthaaren, meine Zehennägel zu schneiden und all den Mist zu tun, den Frauen in Beziehungen ständig tun müssen.“ Sie stieß Sophia an. „Wie machst du das nur? Geht es dir nicht manchmal schrecklich auf den Geist?“

      „Also, ich ...“ Sophia warf mir einen kurzen Blick zu und wurde puterrot. Layla kicherte blöd.

      Luke legte schützend den Arm um seine Freundin und setzte zu einer Erklärung an, doch in letzter Sekunde rettete Marvin uns, dem es inzwischen gelungen war, seine Braut an seine Seite zu ziehen. Er küsste sie, woraufhin wieder alle applaudierten, dann verkündete er laut: „So, dann begeben wir uns mal alle nach draußen und machen uns auf den Weg zur Feierlocation. Laura und ich freuen uns wahnsinnig, dass ihr alle gekommen seid, wir lieben euch.“

      Noch mehr Applaus, Holger, Lydia und Schwester Maja umarmten ihren Familienzuwachs und dann schritten die beiden frisch Vermählten allen voran in Richtung Ausgang. Zwei niedliche kleine Mädchen in rosa Prinzessinnenkleidern, das eine blond, das andere rothaarig, streuten Blumen und hopsten vergnügt hinter dem Brautpaar her.

      Beim Anblick des kleinen Rotschopfs dachte ich unwillkürlich wieder an Edda und ein sorgenvoller Stich schoss mir durchs Herz. Ich kramte abermals mein Handy hervor, keine neue Nachricht.

      Kurz entschlossen schrieb ich ihr selbst eine.

      Hey, Ed, alles gut bei dir? Allmählich mache ich mir Sorgen, melde dich bitte!

      Amanda hakte sich bei mir unter, als wir von der Menge zum Ausgang getragen wurden. „Und? Wie fandest du die Trauung?“, wollte sie erwartungsvoll wissen.

      Ich zuckte unschlüssig die Achseln. „Okay, schätze ich. Bisschen kitschig vielleicht.“

      „Unsinn, kitschig!“ Amanda schlug mir fest auf den Arm. „Irre romantisch war das.“

      „Hey, Chris.“ Luke, der direkt vor mir ging, drehte sich nach mir um. „Du brauchst jetzt ’ne Mitfahrgelegenheit, schätze ich. So ohne Auto?“

      Ich nickte dankbar. „Ja, das wäre super. Habt ihr noch ’nen Platz frei?“

      „Ja, einen noch. Ich bin mit dem VW-Bus von meinen Alten da, das ist ’n Sechssitzer. Also, kommst du?“

      Ich nickte und trottete hinter Layla und ihrem Typen, Sophia und Luke her, Amanda hatte sich immer noch bei mir untergehakt.

      Gerade als wir einstiegen, brummte mein Handy. Erleichtert las ich Eddas Nachricht.

      Hey, Waldoff, machst du dir etwa Sorgen um mich? Ist ja süß! Du weißt ja, bisher hielt ich dich für einen egoistischen Mistkerl. :) Mir geht’s super, das Auto ist in der Werkstatt, ich mach mich jetzt auf den Weg. Sag mir den Namen vom Hotel, in dem die Feier ist, ich komm dann dahin.

      Ich grinste über ihre freche Spitze, schrieb ihr hastig, wo die Feier stattfinden sollte, und lehnte mich entspannt zurück, als Luke den Motor startete.

      Sophia, die vorne saß, legte ihm eine Hand auf den Arm. „Warte noch einen Moment, Luke, das Brautpaar fährt zuerst los, das ist ein alter Brauch.“

      Das Brautpaar wurde in einem uralten Käfer chauffiert, das war, wie ich dank Marvin wusste, Lauras großer Wunsch gewesen. Vorne auf der Haube befand sich ein hübsches Blumengesteck in Herzform aus Efeuranken, gelben und weißen Tulpen, Margeriten und orangefarbenen Gerbera, darum war ein weißes Satinband geschlungen. Schade eigentlich, dass man die ganze Blumendekoration später wegschmeißen würde.

      Schließlich setzte der Käfer sich brummend und schleichend in Bewegung, die hinten festgebundenen Blechbüchsen schepperten laut über den Kies und kurz darauf über den Asphalt der Straße. Ich hoffte, dass die alte Karre nicht auch den Geist aufgab.

      Eine Karawane von Autos setzte sich in Bewegung, alle fuhren nach und nach vom Kirchenparkplatz. Luke legte den ersten Gang ein, fädelte sich ein und kurz darauf waren wir auf dem Weg zur Feierlocation. Ich freute mich auf Ed. Sehr sogar.

      Bei dem Hotel, in dem gefeiert wurde, handelte es sich um ein ziemlich schickes, längliches Gebäude mit rundem Anbau nach vorne raus und einem riesigen Garten mit Brunnen in der Mitte, von dem aus vier Wege in alle Himmelsrichtungen abgingen. Es gab einen riesigen Parkplatz, auf dem Dutzende von Parkanweisern standen und hektisch winkend jedem seinen Platz zuwiesen.

      Luke parkte in einer recht engen Lücke zwischen einem Mercedes und einem ohnehin schon verbeulten Polo. Er öffnete behutsam die Tür und ging um den Wagen herum, um die andere für Sophia zu öffnen. Ich zog die Schiebetür auf und ließ Amanda, Layla und Max, der sich mir mittlerweile als guter Freund Laylas vorgestellt hatte, den Vortritt, ehe auch ich aus dem Wagen kletterte.

      „Wow, nicht schlecht“, meinte Layla und pfiff anerkennend durch die Zähne, als wir die lange, von Hecken gesäumte Auffahrt zum Hotel hochgingen.

      „Nobel geht die Welt zugrunde“, meinte Luke bewundernd, „da haben Lauras Eltern wohl ganz schön was springen lassen. Meine Eltern würden das nie zahlen.“

      „Und meine Eltern könnten das nie zahlen“, brummte Sophia.

      „Ach, kein Problem, Schatz.“ Lukas küsste sie auf die Wange. „Ich würde dich auch in einer Würstchenbude heiraten.“

      Sophia verdrehte die Augen. „Klingt ja wildromantisch.“

      „Ihr seid so süß zusammen, ihr beide“, rief Amanda schwärmerisch. „Ihr seid das süßeste Pärchen, das ich je gesehen hab.“

      Luke gluckste, Sophia lächelte zurückhaltend und warf mir erneut einen raschen Blick zu. Oder bildete ich mir das nur ein?

      „Hallo und herzlich willkommen im Hotel Kaiserhof.“ Ein hübsches Mädchen in einem recht kurzen schwarz-weißen Kellnerinnenoutfit hielt uns ein Tablett mit gefüllten Champagnergläsern unter die Nase. „Bedienen Sie sich!“

      „Sehr gern, schöne Frau“, flirtete ich sie an, lächelte gewinnend und nahm schwungvoll zwei Gläser auf einmal vom Tablett. Eins davon reichte ich an Amanda weiter. Der Reihe nach hielt ich Layla, Max, Luke und Sophia ebenfalls ein Glas hin, zu guter Letzt nahm ich mir selbst eines und zwinkerte dem Mädchen, das mich eingehend gemustert hatte, zu. Sie errötete leicht und senkte verschüchtert den Blick.

      „Er ist ein so selbstloser Charmeur“, trällerte Layla amüsiert.

      Dafür trat ich ihr auf den Fuß und drohte ihr spielerisch mit dem vollen Glas. „Hey, Leute. Könnt ihr bitte mal alle zusammenkommen, ja? Kommt mal alle her.“ Marvin klatschte in die Hände und Laura formte ihre Hände zum Trichter und krähte: „Wir möchten mit euch allen


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