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Flughafen angekommen, wartete jedoch zunächst eine ganz andere Überraschung auf Abdullah. Die Bagdader Mitarbeiter von GLOBEX hatten sich geschlossen versammelt, um ihn zu verabschieden. All seine Ausbilder und Lehrer und all die Menschen, die ihn quasi großgezogen hatten, waren gekommen, um ihn ein letztes Mal zu sehen. Abdullah freute sich sehr, dass diese Leute, die ihm so nahestanden und ihn sein ganzes Leben lang begleitet hatten, diesen Weg auf sich genommen hatten. Allerdings konnte er sich nicht erklären, woher sie gewusst hatten, dass er heute und hier abfliegen würde. Schließlich war die ganze Sache TOP SECRET.
„Wie habt ihr das nur herausgefunden?“, machte er seiner Verwunderung Luft. Sie grinsten ihn an, und sein Informatiklehrer, Professor Dr. Juraj Kriwet, sagte: „Schließlich sind wir alle im selben Geschäft, Abdullah. Wir haben auch so unsere Tricks, um an Informationen ranzukommen. Oder hast du etwa gedacht, dass wir dich gehen lassen würden, ohne dich zu verabschieden?“
„Eigentlich habe ich mir schon insgeheim gewünscht, euch alle noch ein letztes Mal zu sehen“, gab Abdullah zu. „Aber ehrlich gesagt war ich auch froh, von dem ganzen Abschiednehmen verschont zu bleiben. Es ist einfach so, dass mir die Trennung von einem jeden von euch sehr schwer fällt. Wie soll ich da keine Emotionen zeigen? Aber einige von euch haben mich doch gelehrt, meine Gefühle im Zaum zu halten.“ Er seufzte tief. „Aber was soll ich sagen? Schon vorhin, als ich mich von meiner Mutter verabschiedete, gelang es mir nicht, meine Gefühle zu kontrollieren. Ich habe geweint.“
„Wir sind alle stolz auf dich“, entgegnete sein Kampfausbilder, ein alter Haudegen namens Weidenhausen, und legte ihm eine väterliche Hand auf die Schulter. „Du hast sogar in den schwierigsten Momenten immer Stärke gezeigt, mein Junge. Du hast immer allem standgehalten. Also sei mir jetzt bloß kein Weichei. Oder hast du etwa wieder die Hosen voll, so wie bei jedem Nahkampftraining gegen mich?“
Alle lachten, nur Abdullah nicht. Ihm war heute einfach nicht nach Lachen zumute. Also blieb er ernst und sagte: „Ich habe euch alle lieb und werde jeden einzelnen von euch vermissen. Ich habe nur einen Wunsch: Betet für mich, damit ich Erfolg habe und nicht alles umsonst war, was ihr mir beigebracht habt.
„Unsere Gebete sind mit dir“, sagten alle wie aus einem Mund.
„Und meine Gebete sind mit euch“, erwiderte Abdullah. Dann wandte er sich ab und begab sich langsam Richtung Schleuse, gefolgt von den beiden schwarz gekleideten Männern.
Am Ende des engen Korridors wartete ein älterer Mann mit einer auffällig dicken, schwarzen Hornbrille auf ihn. Er war groß gewachsen und sah in seinem weißen Anzug sehr gepflegt aus. Irgendwie kam der Mann Abdullah bekannt vor, obwohl er nicht hätte sagen können, warum.
Nun ja, ist ja eigentlich klar, dachte sich Abdullah. Mit den grauen Haaren und der dicken Brille sieht er ja irgendwie automatisch so aus, als wäre er in einer verantwortlicheren Position als die beiden Typen in Schwarz. Er wird sich mir schon vorstellen.
„Sei willkommen, Abdullah“, sagte da der Mann lächelnd und schüttelte Abdullahs Hand. „Ich bin Dr. Dale Gabriel. Ich arbeite für Professor Karimi. Um es genauer zu sagen, bin ich sein Assistent. Er hat mich gebeten, dich persönlich bei diesem Flug zu begleiten. Er wäre gerne selbst mitgekommen, aber andererseits verlässt er sehr ungern das Labor. Du weißt doch, wie wir alten Wissenschaftler so sind. Schließlich bist du ja inmitten einer Horde unseres Schlages aufgewachsen.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Doktor“, entgegnete Abdullah. „Ich habe schon mein ganzes Leben lang von Professor Karimi gehört, aber ich hatte noch nie die Ehre, ihn persönlich kennenzulernen. Da wird es mir nicht schwerfallen, noch ein paar Stunden zu warten.“
„Ich verstehe schon“, sagte Dr. Gabriel, während er Abdullah von oben bis unten musterte. Es war, als würden seine Augen den jungen Mann durchleuchten.
„Du bist groß geworden“, fuhr er fort. Er lächelte immer noch. Man hätte es auch als ein Grinsen bezeichnen können. „Ich muss schon sagen, du hast dich genauso entwickelt, wie wir es erhofft hatten.“
Abdullah war ein sehr kluger junger Mann. Er brauchte nicht viel zu hören, um etwas zu begreifen. Doch in diesem Fall wollte er mehr herausbekommen und beschloss, nach Antworten zu graben. Er wollte sehen, ob es ihm nicht gelingen würde, mehr aus diesem mysteriösen Dr. Gabriel heraus zu kitzeln.
„Was meinen Sie damit? Haben Sie mich etwa schon einmal gesehen?“ fragte er, während sie sich gemeinsam Richtung Flugzeug begaben.
„Ja“, antwortete Dr. Gabriel auch prompt. „Professor Karimi und ich haben dich in der Tat schon des Öfteren besucht, Abdullah. Aber da warst du noch zu klein, um dich jetzt an uns zu erinnern. Du bist nicht zufällig hier, vergiss das nicht. Wir haben dich in den vergangenen Jahren nie aus den Augen gelassen. Du wurdest sogar immer wieder spontanen Prüfungen unterzogen, ohne dass du etwas davon gemerkt hättest.“
Dr. Gabriels Worte erschreckten Abdullah ein wenig. Er ließ sich aber nichts anmerken und spielte cool. Dem werde ich jetzt nicht den Gefallen tun und ihm noch weitere Fragen stellen, dachte er sich insgeheim. Er wird mir sowieso alles von sich aus erzählen, das spüre ich. Und nach dem, was ich in den letzten Jahren so alles über mich erfahren habe, kann mich sowieso nichts mehr überraschen.
Abdullahs plötzliches Schweigen führte dazu, dass sich Dr. Gabriel ihm noch einmal zuwandte. „Du hast dich genauso entwickelt, wie wir es uns vorgestellt hatten“, sagte er noch einmal.
Doch Abdullah reagierte wieder nicht. Sie waren inzwischen im Flugzeug angelangt. Bei der Maschine handelte es sich um den berühmt-berüchtigten Nurflügler NORTHROP F4, ein mit modernster Technologie ausgestattetes ferngesteuertes Flugobjekt.
Die ungewöhnliche Form des Flugzeugs war beachtlich. Im Vergleich zu der Militärversion war dieses GLOBEX-Modell größer und verfügte über einige luxuriöse Extras.
Das Flugobjekt sah so aus, als ob man die Fluggastkabine in die Flügel montiert hätte. Die Front war leicht gewölbt und komplett aus Glas. Die Sitze waren wiederum in Flugrichtung ausgerichtet, sodass man einen unbeschreiblichen Panoramablick genießen konnte. Auch in den Boden, unter den Füßen der Passagiere, waren zum Teil Glasplatten eingebaut. Man hatte also auch nach unten einen freien Blick. Abdullah hatte zwar schon von diesem Flugzeugtyp gehört, aber noch nie ein Modell aus der Nähe bewundern können, geschweige denn dass er in einem geflogen wäre.
Dr. Gabriel und Abdullah ließen sich in den luxuriösen, beigefarbenen Ledersitzen nieder. Sogleich ertönte aus den Lautsprechern ein Signalton, und eine freundliche Frauenstimme sagte: „Willkommen an Bord, meine Herren. Sie werden in genau neun Minuten und siebenundzwanzig Sekunden starten. Die reine Flugzeit nach New York beträgt zwei Stunden, einundvierzig Minuten und dreiunddreißig Sekunden.“
Abdullah tat weiterhin so, als ließe ihn die ganze Sache völlig unbeeindruckt. „Die Stewardess, nehme ich an“, sagte er lässig.
„Ich hoffe, du wirst es mir nicht übelnehmen, wenn ich nachher den Kaffee einschenke?“, entgegnete Dr. Gabriel mit einem weiteren Grinsen.
„Ich weiß, dass wir alleine sind“, gab Abdullah zu. „Aber ehrlich gesagt bereitet mir die Flugzeit ein wenig Kopfzerbrechen. In weniger als drei Stunden ans andere Ende der Welt? Das sind doch knapp zehntausend Kilometer, wenn ich mich nicht irre. Aber was soll‘s. Ich freue mich schon auf den Flug. Das wird bestimmt interessant.“
„Tja, die Technik macht‘s möglich, lieber Abdullah. Wegen des fehlenden Rumpfs ist die NORTHROP F4 gegenüber konventionellen Maschinen klar im Vorteil, was die Aerodynamik anbelangt. Dazu kommt, dass wir mit Hyperschallgeschwindigkeit fliegen können. Dank sei Gott, den neuen Antriebssystemen und der geringen Luftdichte! Die Letztere resultiert aus unserer ungewöhnlichen Flughöhe knapp unter der Atmosphäre, musst du wissen. Übrigens: Ich weiß, dass du körperlich fit bist, aber wenn du trotzdem etwas für deinen Magen nehmen willst, dann habe ich etwas dabei.“
„Ich denke, das wird nicht nötig sein“, meinte Abdullah. „Ich habe kaum etwas gegessen, und außerdem nehme ich an, dass bei so einer Geschwindigkeit die Scheiben abgedunkelt werden.“
„Da