Gedichte. Gustav Schwab
bleib' droben!
Drunten blüht es ohne Schnee,
Drunten thut kein Frost mir weh,
Wehn die Lüfte linder,
Blühn mir Weib und Kinder!
Flügle, Wandrer, deinen Schritt,
Nimm die leichten Lieder mit,
Die in solchen Mühen
Dennoch mochten blühen.
Ist ein Ton auch halb verweht,
Irgendwo ein Reim verdreht,
Was April gedichtet,
Wird nicht streng gerichtet!
An den Gesang
Für den Stuttgarter Liederkranz.
Melodie: Im Kreise froher, kluger Zecher.
Wir kommen, uns in dir zu baden,
Gesang, vor dein krystallnes Haus;
Dein Rauschen hat uns eingeladen,
Geuß nur die klaren Wellen aus;
Denn deine reiche Fülle beut,
Was starke Männerseelen freut.
Die Liebe wogt auf deinen Wellen
Und strömt in dir durch jedes Herz;
Du lehrest ihre Seufzer schwellen,
Und lösest heilend ihren Schmerz.
Aus deinem Spiegel wallt ihr Glück
In tausendfachem Stral zurück.
Der feste Glaube, will er wanken,
In deinem Quelle stärkt er sich;
Da wachsen Flügel dem Gedanken,
Dem Auge tagt es wonniglich;
Es schaut in deiner blauen Flut
Den Himmel und das ew'ge Gut.
Die Freiheit kommt auf dir geschwommen,
Hat deiner Arche sich vertraut;
Wird ihr das kühne Wort genommen,
So tauchet sie sich in den Laut;
Sie schifft aus Griechenland und Rom,
Ein sel'ger Schwan, auf deinem Strom.
Wenn deine Wogen uns umschlingen,
So wissen wir, was Freundschaft heißt:
So stark und einig, wie wir singen,
So stark und einig ist ihr Geist.
Viel Kehlen und ein einz'ger Sang,
Viel Seelen in verbundnem Drang.
Auch dieses glühnde Blut der Reben
Wird erst in deiner Mischung mild;
Du machst, daß mit ihm reinres Leben
In allen unsern Adern quillt;
Du stimmest unsern Gläserklang:
Gedeihe, festlicher Gesang!
Ja, deinen Segen zu verbreiten
Hast du uns Brüder ausgesandt;
Wir wollen deine Ströme leiten
Hinaus ins liebe Vaterland;
Und wo sie fließen, wo sie glühn,
Soll Glaube, Freiheit, Liebe blühn!
Gesellschaftslied auf dem Bodensee
Melodie: Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher.
Stimmt an den Sang, die grünen Wogen lauschen
Im alten Schwabenmeer,
Sobald ihr singt, beginnen sie zu rauschen
Und hüpfen um euch her.
Und sie durchströmt der Geist der fernen Zeiten,
Wo rings der Strand erklang,
Der Minne Lied zum Silberton der Saiten
Aus hundert Burgen drang.
Das Land ist stumm, das Ufer unbesungen,
Versunken ist die Lust –
Doch aus den Wassern hat sie sich geschwungen
Und lebt in unsrer Brust.
Im leichten Haus, das auf der Woge schwimmet,
Da wohnt der leichte Mut,
Da wiegt sich jede Freude groß, da glimmet
Noch jeder Hoffnung Glut.
Der Ruderschlag verstärkt den Schlag der Herzen,
Freundschaft und Lieb' erwacht;
O blickt umher, wie kühn die Wellen scherzen,
Drum scherzt auch ihr und lacht!
Der frohe Stoß, der unsern Nachen treibet,
Er geht durch Berg und Thal,
Sie fliegen hin, die Ruhe thront und bleibet
Nur in des Aethers Saal.
Und heller glänzet im Vorüberschweben
Der Thurm von Dorf und Stadt,
Die Firnen glühn, die niedern Hügel beben
Umwallt von Blüt' und Blatt.
Dort am Gestade schwingen sich die Reben –
So sagt, wo habt ihr Wein?
Im Doppelstrom durchschwimmen wir das Leben,
Schenkt ein, schenkt ein, schenkt ein!
Die Wonne wacht und alle Sorgen schlafen:
Doch ist des Glücks zuviel;
Die Sonne sinkt, es öffnet sich der Hafen,
Ach, schon sind wir am Ziel!
Doch tragen wir die Lust des Elementes
Hinaus in Stadt und Land,
Verbunden stets, denn das ist kein Getrenntes,
Was Lieb' und Lust verband!
Im Herzen lebt, von Sonnenschein umflossen,
Der treuen Freunde Bild,
Die blaue Flut wallt ewig drum ergossen,
Der Nachen wiegt es mild.
So süße Fahrt laßt uns durchs Leben träumen,
Da lebt sich's noch so gern;
Und wenn's auch stürmt, wenn bleich die Wogen schäumen,
Der Hafen ist nicht fern!
Die Feuerwerkerstochter
Auf waldigem Boden, im grünen Moose
Umwebt's