Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman - Michaela Dornberg


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von ihrem Besuch im Tierheim zusammen mit Teresa von Roth, und sie begann von Beauty zu schwärmen.

      Bekam Heinz Rückert eigentlich alles mit, was aus seiner Frau nur so heraussprudelte?

      Eher nicht, denn als sie eine kurze Sprechpause machte, erkundigte er sich: »Wo warst du, Rosmarie?«

      Er musste sich verhört haben.

      »Im Tierheim, Heinz, du hast schon richtig gehört. Ohne Teresa wäre ich da niemals hingekommen, ich wusste ja nicht einmal, wo es ist. Heinz, du glaubst überhaupt nicht, wie viele Tiere dort eingeliefert werden, das Heim platzt aus allen Nähten, und Teresa ist ganz großartig, sie unterstützt das Haus, wo sie nur kann, sie sammelt unermüdlich Spenden, und ich glaube …«

      Heinz Rückert unterbrach seine Frau.

      »Rosmarie, ich habe nicht viel Zeit, ich habe gleich die nächste Beurkundung. Warum erzählst du mir das alles? Willst du, dass wir auch spenden? Schön, kein Problem. Dann geben wir halt auch, sagen wir mal fünfzig Euro.«

      Rosmarie starrte ihren Mann entgeistert an. Darum ging es überhaupt nicht, und fünfzig Euro, das war ja wohl eine Zumutung. Sie war sauer, weil sie merkte, dass er ihr nicht richtig zugehört hatte.

      »Da musst du aber noch mindestens eine Null dranhängen«, sagte sie spitz.

      »Fünfhundert? Meinst du das im Ernst?«

      Sie nickte entschlossen.

      »Es können aber auch ruhig tausend Euro sein, und nach oben ist noch viel Luft. Es ist für einen guten Zweck, und denke doch bloß, wie wir für vieles, was überhaupt nicht nötig ist, das Geld aus dem Fenster werfen. Jeder Cent ist gut angelegt.«

      So entschlossen hatte Heinz Rückert seine Frau noch nie erlebt, und dass sie sich für Tiere engagierte, war auch eine Seite an ihr, die er noch nicht kannte. Rosmarie hatte sich verändert, und allmählich machte es ihm Angst. Wohin würde es noch führen?

      Rosmarie und ein Besuch von ihr im Tierheim, das war für ihn noch immer nicht vorstellbar. Aber es schien ihr ernst zu sein, und deswegen holte er aus einer Kassette zwei Fünfhundertnoten heraus, schob sie seiner Frau zu.

      »Aber sorge bitte dafür, dass du eine Spendenbescheinigung bekommst, damit wir es auch von der Steuer absetzen können.«

      Zufrieden strich Rosmarie das Geld ein und überlegte, dass sie es doch sofort zu Frau Doktor Fischer bringen konnte und dabei hatte sie die Gelegenheit, noch mal Beauty zu sehen.

      Apropos Beauty …

      »Und was sagst du zu dem kleinen Beagle, von dem ich dir erzählt habe?«

      Er sah sie so entgeistert an, dass sie jetzt sicher sein konnte, dass er nicht zugehört hatte. Also wiederholte sie, dass sie sich in Beauty verliebt hatte.

      Was sagte sie da?

      »Willst du damit sagen, dass du einen Hund haben möchtest, Rosmarie? Du und ein Hund. Das geht ja nun überhaupt nicht. Bei dir kann ich mir eine ganze Menge vorstellen, das aber nun überhaupt nicht.«

      Schon wollte Rosmarie heftig reagieren, als die Tür geöffnet wurde, seine Sekretärin den Kopf zur Tür hereinsteckte und sagte: »Bitte entschuldigen Sie, Herr Doktor Rückert. Aber der Mandant ist früher gekommen. Soll ich ihn bitten zu warten, oder …«

      Heinz ließ sie gar nicht erst aussprechen. Ihm war anzusehen, wie unendlich erleichtert er war, weil ihm das weitere Diskussionen mit Rosmarie ersparte, und die würde es geben. Er kannte doch seine Frau.

      »Nein, nein, es ist okay, bringen Sie mir den Vorgang und dann bitten Sie den Mandanten herein. Meine Frau will jetzt gehen.«

      Wollte sie nicht, aber sie wollte auch in Gegenwart seiner Sekretärin keinen Streit anfangen. Das wollte er ebenfalls nicht, und deswegen sagte er nur hastig: »Rosmarie, wir sprechen heute Abend in aller Ruhe über alles, einverstanden?«

      Sie konnte nur nicken, dann verließ sie sein Büro. Sie würde Frau Doktor Fischer das Geld bringen, und sie würde sich noch einmal Beauty ansehen, aber vorher würde sie sich Leckerli besorgen, viele Leckerli. Schließlich gab es im Tierheim auch viele Tiere, die sich gewiss alle freuten, ein wenig verwöhnt zu werden.

      Als sie das Bürogebäude verließ, kniff sie sich vorsichtshalber in den Arm. Ja, sie war es wirklich, stellte sie voller Verwunderung fest.

      *

      Roberta hatte lange überlegt, ob sie sich an diesem Sonntag überhaupt anziehen sollte. Nur der Gedanke, dass sie eine Person der Öffentlichkeit war, dass Notfälle, auch wenn sie keinen Notdienst hatte, eintreten konnten, hatten sie veranlasst, sich doch anzuziehen. Sie trug eine gemütliche Hose, einen bequemen Pullover. So konnte sie auf jeden Fall Leute empfangen.

      Bislang war alles perfekt gewesen, sie hatte lange geschlafen, ausgiebig gebadet, sich von Kopf bis Fuß eingecremt, und ihre Haare hatte sie nach dem Waschen einfach nur locker hochgesteckt. Sie hatte gefrühstückt, und jetzt saß sie mit ihrer Zeitung am Tisch und war fest entschlossen, sie von vorn bis hinten zu lesen, sie würde nicht einmal das Kreuzworträtsel auslassen.

      Roberta konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal so entspannt gewesen war.

      Sie wollte sich gerade einem neuen Artikel zuwenden, als es an ihrer Haustür wild klingelte. Es schien ja jemand unentwegt seinen Finger auf dem Klingelknopf zu halten. Glaubte diese Person vielleicht, sie könnte fliegen? Roberta war ziemlich ungehalten, als sie die Haustür öffnete.

      »Du?«, konnte sie nur entgeistert sagen.

Cover Du hast dein Glück verspielt!

      Doktor Roberta Steinfeld hätte mit allem gerechnet, aber gewiss nicht mit ihrer Freundin Nicki, die unerwartet vor ihrer Tür stand und beinahe ihre Klingel abgerissen hätte, so heftig hatte sie Einlass begehrt.

      So stürmisch zu sein, passte nicht zu Nicki, und an einem Sonntagmorgen so früh unterwegs zu sein, passte erst recht nicht.

      Roberta starrte ihre Freundin wie einen Geist an, und ihr »Du?«, war nicht unberechtigt.

      Nicki fiel Roberta um den Hals, dann sagte sie, und ihre Stimme klang atemlos: »Ich habe nur ganz kurz angehalten, um dich zu begrüßen, und ich fahre auch gleich weiter. Mein Gepäck lasse ich direkt im Kofferraum, und wenn ich …«

      Roberta unterbrach ihre Freundin. Was war denn mit Nicki los?

      Sie wirkte aufgewühlt, hatte hektische rote Flecken im Gesicht, war fahrig.

      Roberta blieb ganz ruhig.

      »Ich wünsche dir auch einen guten Morgen«, sagte sie, »und dann kommst du erst einmal ins Haus und sagst am besten ganz langsam Heuwägelchen. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber augenblicklich überholst du dich selbst in der Kurve.«

      Roberta legte ihrer Freundin einen Arm um die Schulter, und ehe sie mit ihr ins Wohnzimmer ging, sagte sie: »Schön, dass du da bist. Wir haben uns seit gefühlten Ewigkeiten nicht gesehen, und wir telefonieren auch kaum noch, seit du deinen Malcolm hast.«

      Nicki reagierte heftig.

      »Höre auf von dem. Den Namen möchte ich niemals mehr hören. Verstehst du, niemals mehr.«

      Diese heftige Reaktion machte Roberta betroffen. Sollten sich ihre Befürchtungen bewahrheitet haben? Ohne ihn zu kennen, hatte sie vom ersten Moment an ein ungutes Gefühl gehabt. Ein Mann, der mich angeblich so sehr liebt, der trifft sich mit mir nicht nur in Hotels, sondern zeigt mir sein Haus und ist auch daran interessiert zu sehen, wie ich wohne.

      Roberta schob ihre Freundin zu einem Sessel, bot ihr einen Kaffee an, den Nicki ablehnte.

      »Ich bin eh gleich wieder weg«, sagte sie.

      Wohin wollte sie eigentlich? Der Sonnenwinkel lag nicht gerade an einer Hauptverkehrsstraße. Und bei aller Liebe, ihretwegen hätte


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