Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Michaela Dornberg
jetzt möchte ich wissen, was los ist. Malcolm Hendersen war doch der Mann, den du heiraten wolltest. Zumindest ist das meine letzte Information. Was ist passiert?«
Nicki war so wütend, dass sie vor lauter Zorn nicht einmal weinen konnte.
»Er hat mir etwas vorgemacht. Er hat mich belogen, er hat geglaubt, mich mit seinem Geld kaufen zu können, dabei ist es nicht einmal sein Geld.«
»Halt, Nicki, bitte der Reihe nach. Wenn du sagst, es ist nicht sein Geld …, gehört es seiner Frau? Ist er verheiratet?«
Nicki bekam einen roten Kopf, und jetzt liefen doch ein paar Tränen.
»Ich bin zufällig dahinter gekommen, und natürlich konnte er mich nicht mit nach Hause nehmen, dort sitzen seine Frau und seine Kinder. Und jetzt weiß ich auch, dass sie das Geld hat. Aber sie ist großzügig genug, es ihn ausgeben zu lassen. Und er hat geglaubt, ich würde mich mit dem Status einer Geliebten zufriedengeben, wenn er mich nur verwöhnt und reich beschenkt. Ich bin doch nicht käuflich …, es ärgert mich ja so sehr, dass ich auf ihn hereingefallen bin und all seine Lügen. Ich habe ihm ganz gehörig meine Meinung gesagt, und dann bin ich gegangen. Dabei hat er mich angefleht, bei ihm zu bleiben. Aber die Geliebte eines verheirateten Mannes, das ist ja wohl ein absolutes No-Go. Ich hätte mich niemals auf ihn eingelassen, wäre mir das sofort bekannt gewesen.«
Sie atmete tief durch.
»Jetzt habe ich von Experimenten endgültig die Nase voll, und ich weiß, was ich zu tun habe. Ich werde zu Roberto fahren, ihm sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe, und ich werde ihm sagen, dass ich bei ihm bleiben möchte. Er ist der tollste Mann, den ich in meinem Leben kennengelernt habe, und da man ja bekanntlich nicht alles haben kann, bin ich fest entschlossen, für ihn den Sonnenwinkel und auch sein Restaurant in Kauf zu nehmen. Und zu ihm möchte ich jetzt, ich möchte keinen Augenblick versäumen. Ich habe schon zu viel Zeit vertrödelt. Ich liebe ihn, wie ich noch nie zuvor einen Mann geliebt habe. Es war dumm von mir, ihn zu verlassen. Aber wie sagt man so schön? Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen. Malcolm hätte ich mir ersparen können, und es gibt leider viele Malcolms auf dieser Welt. Einen Roberto gibt es nur einmal. Ich hätte auf dich hören sollen. Aber ist es nicht schön, dass ich mich besonnen habe und endlich schlau geworden bin? So verkehrt ist es doch überhaupt nicht, herzuziehen, ich bin dann auch in deiner Nähe. Ich vermisse schon die Zeiten, die wir miteinander verbracht haben, als du noch mit diesem schrecklichen Max verheiratet warst und in meiner Nähe wohntest.«
Manche Katastrophen bahnen sich an.
Doch mit dem, was sich da gerade abspielte, hätte Roberta nicht in ihren kühnsten Träumen gerechnet. Es war entsetzlich! Es war wie in einem schlechten Film!
»Nicki, setz dich wieder«, ächzte sie schließlich, während ihre Gedanken sich überschlugen. Wie sollte sie es Nicki beibringen?
Nicki dachte nicht daran, sie traf Anstalten, sich in Richtung Haustür zu bewegen.
Hier half kein Drumherumreden, hier kam sie nur mit der bitteren Wahrheit weiter.
»Nicki, es ist keine gute Idee, zu Roberto zu fahren«, sagte sie schließlich.
Nicki hielt inne, und Roberta atmete auf, als sie sah, dass Nicki sich wieder hinsetzte. Das war auch bitter nötig.
»Und wieso nicht? Heute ist Sonntag, da wird er gewiss nicht zum Großmarkt gefahren sein.«
Roberta atmete tief durch.
»Nein, aber es hat sich einiges geändert. Roberto ist nicht nur verheiratet, nein, seine Frau bekommt auch ein Kind …, ein Wunschkind. Die beiden sind sehr glücklich.«
Es war so still im Raum, dass man beinahe seinen eigenen Atem hören konnte.
Nicki war wie erstarrt, und Roberta überlegte fieberhaft, ob sie jetzt aufstehen und zu Nicki gehen sollte, um sie in den Arm zu nehmen.
Sie, die souveräne Ärztin, fühlte sich augenblicklich ziemlich überfordert.
Welch verfahrene Situation!
Roberto Andoni hatte Nicki über alles geliebt, und er hatte alles versucht, sie von sich und dem Leben mit ihm zu überzeugen.
Nach einer OnOff-Beziehung, nach einer wunderschönen Liebesnacht, hatte Nicki ihm einen Abschiedsbrief geschrieben, und dann war sie aus seinem Leben verschwunden.
Oh Gott!
Nicki fasste sich nach einiger Zeit zuerst.
»Und warum habe ich das nicht erfahren?«, blaffte sie Roberta an.
Die musste schlucken. Eine solche Anschuldigung konnte sie nicht auf sich sitzen lassen.
»Weil du mir verboten hast, über Roberto oder den ›Seeblick‹ zu reden. Du wolltest nichts mehr davon wissen, und als ich dennoch versuchte, dich zu informieren …«, sie machte eine kleine Pause, um ihren nächsten Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, »erinnerst du doch daran, dass du tagelang nicht mit mir gesprochen hast und mir sogar die Freundschaft kündigen wolltest, wenn ich es noch einmal gewagt hätte, über Roberto und sein Leben zu sprechen.«
Sie blickte Nicki an, die wie versteinert in ihrem Sessel saß. Sie konnte einem so richtig leidtun.
Es war auch ein bisschen viel auf einmal.
Zuerst erfahren zu müssen, dass der Mann, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte, verheiratet war. Und der Mann, den sie liebte, zu dem sie wollte, war es nun auch.
Aber bei ihm hätte es nicht sein müssen. Wenn sie es nur gewollt hätte, dann wäre sie die Frau an seiner Seite.
Das war ganz schön heftig.
Nach einer ganzen Weile erkundigte Nicki sich: »Und was ist das für eine Frau, die er geheiratet hat? Hoffentlich ist sie so ein richtiger Besen.«
Sie war verletzt, dabei gab es dafür überhaupt keinen Grund. Sie hatte ihn verlassen.
»Nein, sie ist sehr nett«, erwiderte Roberta wahrheitsgemäß.
Das war eine Antwort, die Nicki nicht gefiel.
»Nun ja, aber raffiniert scheint sie zu sein, denn sonst wäre es ihr nicht gelungen, sich an ihn heranzumachen und ihn dazu zu bewegen, sie zu heiraten.«
So, wie Nicki jetzt drauf war, würde sie kein gutes Wort an der armen Susanne lassen, dabei war die wirklich ein überaus sympathischer und herzlicher Mensch.
»Die beiden sind sich auf einer Verbrauchermesse begegnet, fanden sich sympathisch, und dann hat sich alles Weitere ergeben. Er war frei, sie war frei. Herrgott noch mal, Nicki, Roberto ist ein sehr attraktiver und liebenswerter Mensch. Da ist es doch normal, dass Frauen sich für ihn interessieren. Was hast du denn erwartet? Dass er dir ein Leben lang nachweinen soll? Du wolltest ihn nicht mehr, vergiss das nicht. Und jetzt nimm es hin und gönne ihm und Susanne sein Glück.«
Nicki warf ihrer Freundin einen bitterbösen Blick zu.
»Es sieht ja ganz so aus, dass du voll und ganz auf ihrer Seite bist.«
Sollte Roberta diese törichten Worte einfach ignorieren? Nein, das ging nicht.
»Ich gönne ihnen ihr Glück. Roberto hat ganz schön gelitten, als du Knall auf Fall gegangen bist. Nicki, was erwartest du eigentlich? Du hinterlässt verbrannte Erde und erwartest, dass darauf niemals mehr etwas wachsen kann. Wäre dieser Malcolm nicht ein solcher Reinfall gewesen, wäre es dir niemals in den Sinn gekommen, auch nur einen Gedanken an Roberto Andoni zu verschwenden. Aber weil dieser Malcolm ein Fehlgriff war, kam es dir in den Sinn, dass da doch noch etwas war. Nicki, es tut mir leid, du bist meine allerbeste Freundin, aber das bedeutet nicht, dass du Narrenfreiheit genießt. Werde jetzt nicht kleinlich und versuche, Susanne und Roberto niederzumachen.«
»Aber ich liebe ihn wirklich. Ich war zwischendurch nur etwas verblendet. Ich habe wirklich noch nie zuvor einen Mann so sehr geliebt wie Roberto.«
»Nicki, wenn es wirklich so gewesen wäre, dann hätte es dir nichts ausgemacht, dass er ein Restaurant hat, dass