Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman - Michaela Dornberg


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wie er damit umgehen sollte«, fuhr sie fort.

      »Nicki, du auch nicht. Es war für alle keine einfache Situation. Aber auf jeden Fall keine, in der man mit Messern oder gezückten Pistolen aufeinander zugehen sollte. Ihr habt euch getrennt, es gab kein böses Blut. Wenn, dann hätte Roberto sauer sein können, schließlich hast du ihm den Laufpass gegeben. Aber lass uns jetzt davon aufhören, manches kann man nämlich auch zerreden. Sieh mal da drüben den Seeadler. Ist es nicht wundervoll, wie grandios der über den See schwebt. Ich finde, es gibt nichts Schöneres als einen Adler im Flug.«

      »Roberta, du musst mich nicht ablenken. Ist nett von dir gemeint.«

      Dann legte sie wieder ein gehöriges Tempo vor, doch diesmal holte Roberta sie nicht ein. Es gab Augenblicke im Leben, da wollte man einfach nur allein sein. Und das musste ein anderer respektieren.

      Es war gewiss sehr schwer, mit dem Glück eines anderen konfrontiert zu werden, wenn man besonders angeschlagen war. Und das war Nicki, und Roberto und Susanne war ihr Glück anzusehen.

      Verflixt noch mal, das Leben konnte manchmal ganz schön kompliziert sein …

      *

      Auch zwischen Roberto Andoni und seiner Susanne war es zunächst still, beängstigend still.

      Roberto fragte sich, ob und wenn ja, welche Gefühle er noch für seine Ex hatte. Unberührt war er von der Begegnung mit Nicki nicht geblieben.

      Und Susanne fand Nicki äußerst attraktiv. Vor allem war sie so ganz anders, und sie passte rein äußerlich auf jeden Fall besser zu einem Italiener mit ihren langen schwarzen Haaren. Sie war klein, zierlich, hatte große dunkle Augen.

      Sollte sie jetzt froh sein, dass Roberto sie gebeten hatte, seine Frau zu werden, oder wäre diese Nicki ihr sonst gefährlich geworden, und Roberto wäre zu ihr zurückgekehrt? Es waren keine schönen Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen.

      Ahnte Roberto, was seiner Frau durch den Kopf ging?

      Er zwang sie, stehen zu bleiben, hob mit einem Finger ihr Kinn ein wenig nach oben und zwang sie so, ihn anzusehen.

      »Susanne, was immer du jetzt denkst: Die Gedanken sind falsch, vollkommen falsch. Es war überraschend, Nicki wiederzusehen. Aber es ist vorbei. Du bist die Frau an meiner Seite.«

      Das hörte sich gut an.

      »Sie ist sehr attraktiv«, sagte Susanne.

      »Ja, das ist sie«, antwortete er. »Und zuerst habe ich mich auch in ihr Äußeres verliebt, zumal sie mich an eine Schauspielerin erinnerte, in die ich als Jüngling sehr verliebt war.«

      Sie traute sich kaum, ihn anzusehen. Aber eine Frage beschäftigte sie so sehr, dass sie die stellen musste.

      »Und heute?«, wollte sie wissen.

      »Heute bin ich verrückt nach einer Blondine mit Augen so klar wie Bergseen und einem großen liebevollen Herzen.«

      Ein schöneres Kompliment hätte er ihr jetzt nicht machen können, und sie wollte es so gern glauben.

      »Susanne, im Leben eines jeden Menschen in unserem Alter gab es Beziehungen, gute oder schlechte, kurze oder langandauernde. Man kann die Gefühle seines Partners doch nicht infrage stellen, wenn man auf jemanden aus seiner Vergangenheit trifft. Es hätte auch umgekehrt sein können, und wir wären mit einem Lover von dir zusammengetroffen. Ehrlich mal, ich hätte dem keinerlei Bedeutung beigemessen, und das solltest du ebenfalls nicht bei Nicki tun. Sie ist jemand aus meinem früheren Leben. Susanne, ich bin mit dir zusammen, weil ich mit dir zusammen sein will. Und aus diesem Grunde haben wir auch geheiratet. Können wir jetzt bitte mit diesem leidigen Thema aufhören?«

      Nichts lieber als das.

      Sie trafen mit zwei Stammgästen zusammen, und das war gut, denn sie konnten sich ganz neutral unterhalten, und Nickis Schatten wich immer mehr und löste sich im Sonnenschein auf. Das war ein gutes Zeichen.

      *

      Es war schon verrückt, dass Rosmarie Rückert einfach nicht aufhören konnte, an Beauty zu denken, die kleine Beagledame aus dem Tierheim.

      Es war keine Augenblickslaune gewesen, und sie konnte sich ja selbst nicht mehr verstehen. Sie, die niemals einen Bezug zu Tieren hatte, ging dauernd ins Tierheim, um Beauty zu besuchen und sie sogar auszuführen.

      Sie musste eine Entscheidung treffen, und sie musste mit Heinz ernsthaft darüber reden. Noch hielt er das alles für einen Spleen und nahm es nicht ernst. Er glaubte, es sei damit getan, ihr hier und da Geld in die Hände zu drücken, damit sie das dem Tierheim spenden konnte. Natürlich gegen eine Spendenbescheinigung, darauf bestand er. Ein wenig kam sie sich vor wie ein kleines Mädchen, das man zufriedenstellen musste, damit es nicht weinte.

      Rosmarie hatte es angedeutet, so richtig ausgesprochen hatte sie es bislang nicht, dass sie Beauty gern zu sich nach Hause holen wollte.

      Vielleicht wäre es noch eine ganze Weile so weitergegangen und sie hätte sich vorerst damit begnügt, Beauty zu besuchen und mit ihr spazieren zu gehen, wäre ihr nicht aufgefallen, dass sie nicht die Einzige war, die sich für den Hund interessierte. Und das machte sie ein wenig panisch.

      Sie hatte gerade mit ihrem Mann gefrühstückt, und er wollte sich erheben, um in sein Notariat zu gehen, als sie sich ein Herz fasste und ihn zurückhielt.

      »Heinz, ich muss etwas mit dir besprechen«, sagte sie.

      Ziemlich unwillig erkundigte er sich, warum sie nicht schon früher darauf gekommen sei. Schließlich hätten sie ausgiebig miteinander gefrühstückt, und da hätte sie Zeit genug gehabt, mit ihm zu reden.

      Heinz hatte recht, sie hatte auch mehrfach versucht, mit ihm zu reden, dann hatte sie es wieder verworfen.

      »Weil du mit dem Lesen deiner Zeitung beschäftigt warst«, sagte sie geistesgegenwärtig, »und das ist dir heilig.«

      Stimmte auch!

      Er seufzte, setzte sich wieder hin.

      »Was ist es also, was so wichtig für dich ist, dass es bis heute Abend nicht warten kann?«

      Rosmarie atmete tief durch, erzählte ihm, dass er doch von ihren Besuchen im Tierheim wisse.

      »Und ob ich das weiß, es kostet mich ja auch jedes Mal etwas«, brummte er.

      »Heinz, ich möchte Beauty zu uns holen«, sagte sie. So, nun war es heraus.

      Er blickte sie entgeistert an.

      »Rosmarie, du meinst das ernst, oder?«

      »Ja, Heinz, es ist mein vollkommener Ernst. Ich bin richtig vernarrt in Beauty. Es macht mich glücklich, wenn ich mit dieser kleinen Hundedame zusammen bin.«

      Tja, was sollte er davon halten?

      Seine Rosmarie hatte sich verändert, nicht nur äußerlich. Sie hatte es aufgegeben, sich bei Schönheitsärzten unters Messer zu legen, sie schminkte sich kaum noch. Sie kaufte kaum noch Schmuck, dabei hatte der immer ihre Augen zum Glänzen gebracht.

      Es war ihm ja nicht unangenehm gewesen, schließlich war das seinem Bankkonto zugute gekommen.

      Aber ein Hund?

      Rosmarie und ein Hund?

      Es passte nicht, und das sagte er ihr auch.

      »Heinz, ich möchte keine Entscheidung treffen, die dich verärgert. Aber du machst es dir einfach.«

      »Nein, das mache ich nicht. Ich kann es mir nur nicht vorstellen, dich mit einem Tier in einen Zusammenhang zu bringen. Ein Tier schafft man sich nicht an, weil einem gerade danach ist. Du wirst schnell die Lust verlieren, und dann? Zurück ins Tierheim? Das kann keine Lösung sein, und ehrlich gesagt, wird es so kommen. Also, ich halte überhaupt nichts von einem solchen Gedanken. Ich habe immer nachgegeben, wenn es darum ging, deine Wünsche zu erfüllen, sieh dich um, die Möbel hier wolltest du unbedingt haben. Jetzt gefallen sie dir nicht mehr. Es musste unbedingt diese Villa hier sein, jetzt ist dir dieser Kasten zu groß. Die Autos


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