Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman - Michaela Dornberg


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Wenn man jemanden wirklich liebt, dann zählt der Mensch allein, dann zählen nicht die äußeren Umstände.« Sie zögerte kurz, warf Nicki einen nachdenklichen Blick zu, fragte sich, sollte sie oder sollte sie nicht. Sie entschloss sich dafür, es auszusprechen. »Sieh einmal, Susanne hatte auch nichts mit der Gastronomie am Hut, weil sie sich in Roberto verliebt hatte, hat sie bedenkenlos ihr altes Leben aufgegeben und ist mit ihm in den Sonnenwinkel gegangen, weil er dort lebte und sie sonst keine weitere Chance gehabt hätte, ihn näher kennenzulernen und mit ihm zusammen zu sein.«

      Nach diesen Worten war es eine ganze Weile still zwischen den beiden Frauen.

      Roberta fragte sich, ob sie gar zu weit gegangen war, und Nicki versuchte, ihre wild durcheinanderwirbelnden Gedanken ein wenig zu ordnen.

      Für sie war alles so klar gewesen, in den Sonnenwinkel zu kommen und mit Roberto Andoni dort anzufangen, wo sie aufgehört hatten.

      Dass es für ihn eine andere Frau in seinem Leben geben könnte, wäre ihr niemals in den Sinn gekommen.

      Und nun?

      Darüber nachzudenken, war sie überhaupt nicht in der Lage, sie hatte ihn verloren.

      Er war mit einer anderen Frau verheiratet.

      Schlimmer noch, die beiden erwarteten ein Kind!

      Diese Tür war auf jeden Fall für alle Ewigkeit für sie verschlossen, und das machte sie nicht nur ganz schön fertig, sondern sie fühlte sich jeder Perspektive beraubt. Und was besonders schlimm war, Roberto erschien ihr auf einmal wie mit einem Glorienschein umgeben. So etwas wie ihn würde sie niemals mehr finden, und je mehr ihr das klar wurde, umso toller fand sie ihn.

      Sie wurde von Schuldgefühlen gepeinigt. Der Gedanke war geradezu unerträglich, dass sie ihn hätte haben können. Sie hatte ihr Glück mit Füßen getreten!

      Wie aus weiter Ferne bekam sie mit, wie Roberta sagte, nun doch einen Kaffee kochen zu wollen.

      Roberta floh förmlich aus dem Raum, weil sie wirklich nicht wusste, wie sie sich ihrer Freundin gegenüber jetzt verhalten sollte.

      Ihr zu sagen, alles sei überhaupt nicht so schlimm, war genauso dumm wie sie daran zu erinnern, es sei alles ihre eigene Schuld.

      Während sie den Kaffee kochte, fragte sie sich, ob Nicki Roberto wirklich liebte, oder ob sie sich nur an ihn erinnert hatte, weil sie von diesem Malcolm so sehr enttäuscht worden war.

      Nicki hätte aus ihrer jetzigen Situation heraus den Sonnenwinkel und seinen Beruf als Gastronom mit in Kauf genommen. Doch wäre das auf Dauer gut gegangen?

      Das wagte Roberta zu bezweifeln. Sie kannte ihre Freundin Nicki. Sich darum jetzt noch Gedanken zu machen, das brachte überhaupt nichts. Das Thema Roberto Andoni war für immer vorbei und somit auch das Thema Sonnenwinkel. Roberto war mit Susanne verheiratet, in ein paar Monaten würden sie Eltern werden.

      Als Roberta mit dem Kaffee ins Wohnzimmer kam, saß Nicki vollkommen in sich zusammengesunken in ihrem Sessel und weinte bitterlich.

      Jetzt wurde es für Roberta allerhöchste Zeit, ihre Freundin zu trösten.

      *

      Auch Roberto und Susanne Andoni hatten gemütlich miteinander gefrühstückt und genossen gemeinsam den Sonntagmorgen. Jetzt saßen sie nebeneinander auf dem Sofa, er hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt, und sie kuschelte sich vertrauensvoll an ihn.

      Sie waren mit Susannes derzeitigem Lieblingsthema beschäftigt, einen Namen für ihr gemeinsames Kind zu finden.

      Roberto ging Susanne zuliebe auf dieses Thema ein, das Männer nicht unbedingt so beschäftigte, wie es bei Frauen der Fall war.

      Susanne wollte, dass sie sich auf Mädchennamen konzentrierten, weil sie glaubte, ein kleines Mädchen zu bekommen. Und Roberto zog sie damit auf, dass sie das ja nur wollte, weil man Mädchen so hübsche Kleidchen anziehen konnte.

      Sie hatte ihm schon einige Namen vorgelesen, doch die gefielen ihm nicht, und umgekehrt war es auch der Fall. Was immer er auch sagte, fand nicht ihre Zustimmung.

      »Maria«, sagte sie ganz spontan, »das ist ein schöner, traditionsreicher Name.«

      Roberto lachte.

      »Du willst ja unbedingt, dass unser Kind einen italienischen Namen bekommt«, sagte er, »aber weißt du, dass Maria in ganz Italien zu einem der häufigsten Vornamen gehört?«

      Also das auch nicht, Susanne überlegte weiter.

      »Francesca«, sagte sie schließlich. »Das klingt wie Musik, und so heißt gewiss auch nicht jeder.«

      Roberto verstärkte den Druck seiner Arme. Er war so glücklich und entspannt mit Susanne.

      »Ja, das ist ein schöner Name«, gab er zu, »aber er ist viel zu lang, und hier kann ihn nicht jeder richtig aussprechen. Und weißt du, wie man das Kind dann vermutlich nennen wird?«

      Sie blickte ihn erwartungsvoll an.

      »Sag es mir.«

      »Franzl oder Fränzi«, sagte er.

      Lachend hielt Susanne sich die Ohren zu.

      »Okay, für heute gebe ich auf. Sag mal, sollen wir nicht einen kleinen Spaziergang machen? Das Wetter ist heute so herrlich, und wir waren schon lange nicht mehr am See. Wir sehen ihn uns nur von hier oben an.«

      Damit war Roberto sofort einverstanden.

      »Das ist eine gute Idee, dann lass uns direkt losgehen, einmal um den See schaffen wir bequem, ohne uns hetzen zu müssen. Wenn wir zurückkommen, mache ich uns eine Kleinigkeit zum Mittagessen, und dann muss ich erneut in die Küche zurück, um zusammen mit Luigi alles für das Abendgeschäft vorzubereiten. Und du kannst dich ein wenig hinlegen und ausruhen.«

      Susanne winkte ab.

      »Ich muss mich doch nicht ausruhen, ich bin keine alte Frau, und ich bin auch nicht krank, sondern schwanger. Ich werde dann schon mal im Restaurant nach dem Rechten sehen, überprüfen, ob die Blumen auf den Tischen noch frisch sind, und ich kann schon mal eindecken. Für heute Abend sind wir ganz gut ausgebucht. Vielleicht sollten wir doch darüber nachdenken, an den Sonntagen auch mittags aufzumachen und damit vielen Kundenwünschen entsprechen.«

      Er schüttelte entschieden den Kopf.

      »Nein, Susanne, das lassen wir. Eigentlich sollte der ›Seeblick‹ Sonntag und Montag geschlossen bleiben. Der Sonntagabend ist bereits ein Zugeständnis an unsere Gäste.«

      Sie lachte.

      »Was sich auf jeden Fall lohnt, wir sind fast immer ausgebucht.«

      »Das stimmt, aber Umsatz ist nicht alles. Besonders jetzt, da wir bald ein Kind haben werden, ist es wichtig, Prioritäten zu setzen. Ich möchte mit unserem Kind Zeit verbringen, möchte es bewusst aufwachsen sehen. Was wir an freier Zeit haben, das ist herzlich wenig.«

      Sie lehnte sich an ihn.

      Susanne konnte ihr Glück noch immer nicht so richtig fassen, und manchmal glaubte sie schon zu träumen, dass sie einen so wundervollen Mann abbekommen hatte.

      Er verstärkte den Druck seiner Arme, dann küsste er sie. Das war jetzt wichtig!

      Der See kannte noch einen Augenblick warten.

      In seinem Leben hatte es mehr Tiefen als Höhen gegeben. Erst mit Susanne war Ruhe bei ihm eingekehrt, und dafür war er so unglaublich dankbar.

      Er wusste nicht, warum er gerade jetzt an Nicki denken musste. Er hatte sie geliebt, ja, das hatte er, mit einer unglaublichen Leidenschaft sogar. Aber bei ihr hatte er sich niemals sicher sein können, was im nächsten Augenblick passierte. Es war irgendwie wie ein Leben auf einem Pulverfass gewesen, was jeden Moment in die Luft gehen konnte.

      Mit Susanne war alles so klar, irgendwie voraussehbar, ohne dabei langweilig zu sein.

      Es lebte sich so gut mit ihr!

      Er küsste sie erneut,


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