Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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nicht auf die lange Bank schieben«, sagte er. »Vielleicht hat Frau Dr. Höller so viel Zeit, daß ich erklären kann, was ich bisher festgestellt habe.«

      Ulrike tauschte einen kurzen Blick mit Katja. »Das kannst du gleich. Ulli schläft. Katja hatte anscheinend einen langen Tag, und ein kleiner Imbiß wird ihr guttun. Minchen hat Pasteten gebacken.«

      Marian lächelte flüchtig. »Mögen Sie die auch, Frau Doktor?« fragte er hintergründig. »Mit mir hat man ja hier noch nicht gerechnet.«

      Ulrike zuliebe nahm sich Katja zusammen, sonst hätte sie ihm schon eine gepfefferte Antwort gegeben. Aber dann benahm er sich als vollendeter Gentleman, und sie war ganz froh, ihn nicht zu Aggressionen herausgefordert zu haben.

      Die Pasteten waren delikat, ebenso die Salate, und dann hatte Minchen auch noch eine appetitliche kalte Platte hergerichtet.

      Marian erzählte von seiner Rund­reise. Arndt erwähnte er jedoch nur nebenbei. »Er verbringt die Pfingstferien mit Familie bei den Schwiegereltern«, sagte er.

      »Ist alles in Ordnung in der Ehe?« fragte Ulrike.

      »Bestens«, übertrieb Marian ein wenig, um dann über Franks Heirat zu sprechen. »Nie und nimmer habe ich gedacht, daß er solch ein unbedeutendes Mädchen heiraten würde.«

      »Wie willst du beurteilen, ob sie unbedeutend ist, wenn du kaum mit ihr gesprochen hast«, sagte seine Mutter anzüglich. »Innere Werte werden nicht zur Schau gestellt, und in mancher schönen Hülle sitzt ein fauler Kern.«

      Er ging nicht darauf ein. »Jedenfalls muß ich vier Wochen warten, bis sie von der Hochzeitsreise zurück sind und ich diese Anna über Anita befragen kann, falls ich ihre Spur nicht vorher finde. Aber da Ralf deutlich zu verstehen gab, daß er von Anita überhaupt nichts hielt, wird es an mir hängenbleiben. Den letzten beißen die Hunde.«

      »Ich habe mich mit dem Gedanken vertraut gemacht«, sagte Ulrike.

      »Ich nicht«, begehrte Marian auf, »ihr wißt nichts von der Wette.«

      Davon erzählte er dann auch, und da wurde seine Mutter allerdings sehr nachdenklich, während Katja ihn nahezu entsetzt anblickte. »Whisky und Wein, das ist wirklich kein Spaß mehr«, sagte sie empört. »Vielleicht sind sich Ihre seltsamen Freunde dessen später bewußt geworden und haben darüber kein Wort verlauten lassen. Immerhin müssen Sie eine gute Leber haben.«

      »Ich bin kein Trinker«, sagte Marian unwillig. »Und ich bin auch kein Unmensch. Aber Sie müssen doch auch zugeben, daß einiges dagegen spricht, daß ich Ullis Vater bin, Frau Doktor.«

      Für ihren Geschmack betonte er den Titel etwas zu sehr, aber sie wollte dazu jetzt nichts sagen. Seine Offenheit verblüffte und beeindruckte sie sehr. Er hatte jetzt auch einen ganz anderen Ausdruck im Gesicht und in den Augen. Klang seine Stimme auch meist ironisch, so erreichte der Spott doch seine Augen nicht.

      »Ich will Ihnen gewiß nichts unterstellen, was nicht beweisbar ist«, sagte sie zurückhaltend.

      »Ob überhaupt etwas beweisbar sein wird, weiß ich nicht«, erklärte er ruhig. »Wenn meine Mutter den Jungen aber behalten will, soll sie es tun. Ich werde mich schon daran gewöhnen.«

      »Das höre ich gern!« rief Ulrike freudig aus.

      »Es bedeutet aber nicht, daß ich die Vaterschaft ohne weiteres anerkenne«, sagte Marian sehr bestimmt.

      Dann herrschte für eine Zeit Schweigen, bis Ulrike wieder die Stimme erhob. »Übrigens war diese Jana Frey hier, um sich zu überzeugen, ob wirklich ein Baby vorhanden ist.«

      »Sie schreckt vor nichts zurück«, sagte Marian kalt. »Aber du brauchst mich nicht strafend anzusehen, Mama. Mit diesen Geschichten ist Schluß, ein für allemal. Ich habe die Nase restlos voll. Ich bin nicht erpreßbar, in keiner Beziehung. Das sei gesagt.«

      Nun war Ullis Stimme zu vernehmen, noch recht dezent, aber man wußte schon, daß er auch lauthals schreien konnte.

      Katja sprang auf. »Ich kümmere mich um ihn.«

      »Nicht alle Frauen sind gleich«, sagte Ulrike leise.

      »Du magst recht haben, Mama. Manche kümmern sich um fremde Kinder, andere setzen die eigenen aus. Und am meisten wurmt mich, daß man nicht mal das genaue Geburtsdatum des Kindes kennt. Das ist doch ungeheuerlich.«

      »Unverständlich«, sagte sie nachdenklich. »Jedenfalls muß das Kind irgendwo registriert sein.«

      »Ich werde einen Privatdetektiv engagieren«, erklärte Marian. »Mit Dr. Spingler habe ich auch schon gesprochen. Immerhin wird mancher Tratsch nicht zu vermeiden sein, hast du das bedacht?«

      »Was geht es mich an«, erwiderte sie. »Was hat Arndt gesagt?«

      »Er weist einen Ehebruch weit von sich. Hella hat ihn wohl ganz hübsch an der Kandare. Nun, er weiß die Vorteile einer Ehe zu schätzen.«

      »Hella ist doch auch eine reizende Frau. Daß sie an ihren Eltern hängt, kann man ihr nicht verdenken.« Sie erhob sich. »Willst du dir Ulli nicht mal richtig anschauen, Marian?«

      »Später«, erwiderte er brummig, und sie wußte, daß er dabei nicht von Katja beobachtet werden wollte.

      Dennoch verabschiedete er sich sehr höflich von Katja und begleitete sie sogar bis zur Gartentür.

      »Ich hoffe, Sie bleiben jetzt nicht fern, da ich wieder im Lande bin«, sagte er. »Meine Mutter würde es bestimmt sehr bedauern.«

      *

      Der nächste Tag brachte neue Aufregungen für Katja. Es fing gleich morgens damit an. Anke hatte auf dem Weg zur Praxis eine junge Frau gesehen, die an einer Hauswand lehnte und sich vor Schmerzen krümmte. Der weite Mantel, den sie trug, konnte nicht verbergen, daß sie hochschwanger war, und Anke hatte sie mit in die Praxis gebracht.

      Katja war zwar Kinderärztin, aber soviel verstand sie doch von der Gynäkologie, daß sie feststellen konnte, wie bald die Geburt schon zu erwarten war. Die Preßwehen hatten schon eingesetzt. An einen Weitertransport war jetzt nicht zu denken.

      »Rufen Sie Dr. Norden an, Anke, allein schaffe ich es nicht«, drängte Katja, und schnell tat Anke, wie ihr geheißen. Aber auch sie bewies, wie ernsthaft sie sich mit der Medizin befaßte. Sie hielt die Hände der jungen Frau, die jetzt Schmerzensschreie ausstieß, und redete beruhigend auf sie ein. Und da hielt Katja das Kind auch schon zwischen ihren Händen, staunend, erregt und doch beglückt. Zum ersten Male erlebte sie das Wunder einer Geburt direkt, und es war glücklicherweise eine glatte Geburt.

      Und schon kam Dr. Norden, gleich zum Scherzen aufgelegt, als er das zappelnde Kind betrachtete.

      »Eigentlich könnten wir uns gleich zusammentun«, sagte er, während er das Kind geschickt abnabelte. »Kümmern Sie sich um den Kleinen, ich nehme mich der Mutter an. Wir lassen sie dann mit dem Baby am besten in die Leitner-Klinik bringen.«

      »Ich habe kein Geld«, flüsterte die Frau unter Tränen, »auch keinen Krankenschein.«

      »Darum machen Sie sich jetzt mal keine Sorgen. Sie können unmöglich aufstehen und mit dem Kind auf und davon gehen«, sagte Dr. Norden. »Es ist ein gesundes Kind, freut Sie das nicht?«

      »Es ist zu früh«, flüsterte die Frau.

      »Dafür ist er aber ganz mobil«, sagte Katja. »2600 Gramm, neunundvierzig Zentimeter, gut entwickelt.«

      »Vielleicht wird dann doch noch alles gut«, flüsterte die Frau, und dann schwand ihr Bewußtsein.

      »Da haben wir wohl wieder mal ein Sorgenkind«, murmelte Dr. Norden. »Hat sie Papiere bei sich?«

      »Keine Ahnung«, antwortete Katja, »es ging alles so schnell, ich konnte auch keine Fragen stellen.«

      »Die Tasche liegt da drüben«, sagte Anke.

      »Schauen Sie mal hinein, ob ein Paß drin ist«, sagte Dr. Norden.

      Ein Personalausweis befand sich


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