Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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schon der Kinder wegen, die doch total verunsichert werden, wenn der Vater Herr Baum genannt wird und die Mutter Frau Strauch.«

      Ulrike lachte auf. »Das ist ein netter Vergleich«, stellte sie fest. »Du hast deinen Humor wiedergefunden.«

      »Noch nicht ganz. Um es noch einmal zu sagen, Mama, ich finde es schandbar, ein Kind auszusetzen, ohne sein Geburtsdatum bekanntzugeben, ohne einen Namen, ohne den Mut zu haben, dem Mann, den man als Vater bezeichnet, ins Gesicht zu schauen.«

      »Aber es wurden keine finanziellen Forderungen gestellt, Marian.«

      Er kniff die Augen zusammen. »Wenn man bedenkt, was ein Kind im Laufe seines Lebens kostet, genügt es wohl auch, wenn man die Kosten auf einen anderen abwälzt.«

      »Aber du darfst nicht vergessen, daß auch ein unehelicher Vater zu Unterhaltszahlungen verpflichtet wer­den kann.« Sie sah ihn ernst an. »Vielleicht wollte die Mutter darum nicht prozessieren, vielleicht war sie in einer solchen Notsituation, daß sie sich keinen anderen Rat wußte. Daß sie es dann bei Katja ließ, womöglich wegen des gleichen Namens. Wir müssen das nicht immer durchkauen. Natürlich wäre es mir auch lieber, wenn ich die Wahrheit kennen würde.«

      »Und mir erst«, brummte er.

      *

      Dieses Thema beschäftigte auch Fee und Daniel Norden. »Nehmen wir einmal an, daß Marian Höller nicht der Vater des Kindes ist«, überlegte Fee, als sie nach dem Abendessen beisammen saßen, »und die Nachforschungen nach der Mutter erfolgreich verlaufen, welche Folgen würde das haben?«

      »Guter Gott, ich sehe da nur Schwierigkeiten«, sagte Daniel. »Das größte Problem aber wäre, daß man Frau Höller dann das Kind wohl wegnehmen würde, und wie es aussieht, ist sie nicht bereit, es sich wieder nehmen zu lassen. Aber wir sollten uns jetzt den Kopf nicht darüber zerbrechen, Fee. Wir drehen uns dabei nur im Kreise. Das war kein spontaner Entschluß, sondern wohl überlegt. Man wollte alle Spuren verwischen. Wie sollte man feststellen, wo ein Säugling, von dem man nichts weiß, registriert ist? Vielleicht ist er sogar im Ausland zur Welt gekommen.«

      Was Marian inzwischen in Erfahrung gebracht hatte, wußte er noch nicht. Und dieser hat nach langem Überlegen den Entschluß gefaßt, doch keinen Privatdetektiv zu beschäftigen, sondern selbst weitere Nachforschungen zu machen, um diese verzwickte Angelegenheit möglicherweise auf dem Toleranzwege lösen zu können. Seiner Mutter zuliebe, die bereits mit so zärtlicher Liebe an dem Kleinen hing.

      Als er ihr das am nächsten Morgen erklärte, sah sie ihn liebevoll an. »Das ist mein Marian, wie ich ihn mir wünsche«, sagte sie weich.

      Aber beide erlebten sie eine Überraschung, als Katja am Abend kam. Sie hatte ihre eigenen Überlegungen angestellt.

      Ganz ruhig sagte sie, daß sie es am Wochenende übernehmen würde, in dem Gebirgsort Nachforschungen nach Ullis Mutter anzustellen, wenn Marian damit einverstanden wäre.

      Damit brachte sie vor allem ihn aus der Fassung. »Ich habe mal ein freies Wochenende und wollte sowieso ein bißchen hinausfahren«, erklärte sie mit einem flüchtigen Lächeln, »und bei dieser Gelegenheit könnte ich mich doch umschauen. Sie sagten doch gestern, daß Ihnen der neue Wohnsitz von Anita List genannt wurde.«

      »Sie haben sehr aufmerksam zugehört«, bemerkte Marian.

      »Ja, selbstverständlich. Ich bin ja nicht unbeteiligt.«

      »Es ist doch nicht gesagt, daß sie noch dort wohnt«, meinte er.

      »Aber es ist möglich. Ich halte es nicht für gut, einen Privatdetektiv einzuschalten.«

      »Davon bin ich bereits abgekommen. Ich wollte selbst nachforschen, aber ich hätte nichts dagegen, wenn Sie mich begleiten würden. Dann könnte möglicherweise gleich an Ort und Stelle die Sachlage geklärt werden und Sie von dem Verdacht befreit werden, mit mir verwandt zu sein.«

      Bei diesen Worten hielt Ulrike den Atem an, aber Katja zeigte keine Bestürzung, sondern versank in Nachdenken.

      »Es wäre zu überlegen«, sagte sie ruhig. »Im Interesse Ihrer Mutter wäre es wohl auch, wenn die Ungewißheit so bald wie möglich geklärt würde.«

      »Schön wäre es ja«, warf Ulrike ein. »Es ist sehr lieb von Ihnen, Katja, daß Sie auch Ihre Freizeit opfern wollen.«

      »Mir geht es vor allem darum, daß kein Tauziehen um das Kind beginnt. Wenn erst das Vormundschaftsgericht eingeschaltet wird, geht es nur nach Paragraphen, und da rennt man manchmal gegen Mauern.«

      »Immerhin bliebe letztendlich doch noch die Möglichkeit, daß ich mich zur Vaterschaft bekenne«, sagte Marian, und da blickten ihn beide Frauen staunend an.

      »Na ja, was könnte ich sonst wohl tun, um ein Tauziehen zu verhindern«, erklärte er. Er legte den Arm um seine Mutter. »Ich will dich nicht traurig sehen, Mama. Du warst immer nachsichtig mit mir. Es ist an der Zeit, daß ich dir beweise, daß ich kein gefühlloser Egoist bin.«

      Dann warf er Katja einen schrägen Blick zu. »Begraben wir das Kriegsbeil?« fragte er.

      Sie errötete und reichte ihm spontan die Hand. »Wann fahren wir?« fragte sie.

      »Früh? Vielleicht gegen acht Uhr?«

      »Mir soll es recht sein. Ich bin Frühaufsteherin.«

      »Dann hole ich Sie ab«, sagte Ma­rian.

      »Es ist besser, wenn ich herkomme«, sagte sie verlegen. »Ich habe eine Mietwohnung, und man ist neugierig. Wir wollen doch jeden Klatsch vermeiden.«

      Seine Augenbrauen schoben sich zusammen, aber Ulrike sagte rasch: »Ich gebe Katja recht. Du bist sehr bekannt, Marian.«

      »Und genieße einen zweifelhaften Ruf«, sagte er ironisch.

      »Als Architekt genießen Sie einen ausgezeichneten Ruf«, bemerkte Katja, »aber es gibt sehr neugierige Mütter, die sich abwegigen Vermutungen hingeben würden, die vermeidbar sind.«

      »Wer vertritt Sie eigentlich, wenn ein Notfall vorliegt?« fragte Marian.

      »Dr. Norden. Es ist auch mein erstes freies Wochenende, seit ich die Praxis eröffnet habe. Es wurde mir direkt aufgezwungen. Nun ist es ja ganz willkommen.«

      »Wenn du jetzt noch ein Wort gegen sie sagst, werde ich wirklich böse«, sagte Ulrike, nachdem Katja gegangen war.

      »Ich sage ja gar nichts«, erwiderte Marian rauh. »Du hast ihr Herz gewonnen. Für dich würde sie wohl alles tun.«

      »Die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit«, erwiderte Ulrike.

      *

      Katja war sehr pünktlich. Marians Wagen stand schon auf der Straße, und er sagte ihr, daß sie ihren doch in die Garage fahren solle. Dort würden ihn dann keine neugierigen Augen sehen. Er sagte es keineswegs spöttisch.

      Aber sogar das wurde beobachtet. Renate Schöler konnte es vom Fenster des Kinderzimmers aus beobachten, und sie hatte es sehr eilig, dies auch ihrer Freundin Rosmarie zu berichten.

      Hans Ebling wurde wütend. »Diese Klatschbase«, brauste er auf, »hat sie nichts anderes zu tun, als am Fenster zu stehen und Höller zu beobachten? Ich komme glänzend mit ihm aus, und ich möchte nicht, daß sich das ändert durch diese Herumtratscherei.«

      »Sei doch nicht gleich so böse«, lenkte Rosmarie ein. »Renate hat es doch auch nicht so gemeint.«

      »Wie denn? Meinst du, du bist die einzige, der sie diese Neuigkeit steckt? Morgen wird dann schon darüber geredet, daß Höller mit seiner Namensschwester ein Verhältnis hat. Ich kenne doch diese Ratschereien. Jeder macht was dazu. Aber du hältst dich da heraus, Rosi, sonst kracht es.«

      Marian und Katja hatten zu dieser Zeit ihr Ziel schon fast erreicht. Kaum ein Wort hatten sie gewechselt. Es war auch ziemlich viel Verkehr und Ma­rian mußte aufpassen, um nicht die verkehrte Richtung einzuschlagen, denn es gab einige Umleitungen, über die er unwillige Bemerkungen machte. Das war aber auch alles, was er sagte. Und dann


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