Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Danke für dieses Wort, Katja«, sagte er ernst, »aber ich werde mich sehr bemühen, Ulli ein guter Vater zu werden.«

      »Das meinen Sie ernst?« fragte sie atemlos.

      »Ein bißchen sollten Sie mich aber schon kennen!«

      *

      Ulrike merkte bald, daß sich zwischen ihnen etwas verändert hatte, und eine tiefe Freude erfüllte sie.

      Bei den Eblings läutete wieder das Telefon. »Stell dir vor, Rosmarie, sie sind gerade zusammen zurückgekommen. Sie waren den ganzen Tag weg«, sprudelte es von Renate Schölers Lippen.

      »Laß mich mit diesem Klatsch zufrieden«, erwiderte Rosmarie. »Oder willst du bei uns einen Ehekrach heraufbeschwören? Verbrenn dir bloß nicht die Zunge. Wenn du Frau Dr. Höller ins Gerede bringst, ist es aus mit unserer Freundschaft. Hast du eigentlich nichts anderes zu tun, als am Fenster zu liegen?«

      Das war eine schöne Abfuhr, an der Renate Schöler noch zu knabbern hatte, denn von ihrem Mann hörte sie ähnliches und noch anderes.

      »Dauernd jammerst du mir vor, daß du zuviel Arbeit im Haushalt und mit den Kindern hast«, knurrte der, »und doch bist du bestens informiert, was in der Nachbarschaft vor sich geht. Ich möchte wenigstens am Wochenende meine Ruhe haben. Bei uns im Betrieb wird genug getratscht.«

      Da schwieg sie lieber auch, aber sie hätte doch zu gern gewußt, ob Dr. Katja Höller nun die neue Freundin von Marian Höller war.

      »Schließlich kann es ja sein, daß sie verwandt sind«, äußerte sie sich nach einer Weile.

      »Na und, was geht es uns an?«

      »Darum braucht man doch kein Geheimnis zu machen«, sagte Renate.

      »Machen Sie denn eins? Frag doch Frau Höller, wenn du es genau wissen willst.«

      »Zu Rosmarie hat sie doch gesagt, daß es nur eine Namensgleichheit ist.«

      »Aber deine Neugierde läßt dir keine Ruhe«, seufzte er. »Ich werde mir einen Stammtisch suchen.«

      Das war allerdings ein Schreckschuß. »Männer halten ja immer zusammen, und Frauen sollten es auch tun«, sagte sie.

      »Vielleicht solltest du dir eine Halbtagsstellung suchen, damit du abends richtig müde bist. Halt jetzt deinen Mund, ich will fernsehen.«

      Nebenan brauchte man solche Zuflucht nicht. Da wurden ernste Gespräche geführt, und zwischendurch bekam Ulli seine Nachtmahlzeit. Aber dazu zog sich Ulrike nicht in das Kinderzimmer zurück. Sie brachte ihn mit in den Wohnraum.

      »So langsam soll er doch merken, daß er eine Familie hat und nicht nur Minchen und mich«, sagte sie. »Und vielleicht bekomme ich mal einen Schnupfen, dann muß Marian ihm auch mal die Flasche geben.«

      »Dann kann ich es ja gleich mal unter ärztlicher Aufsicht probieren«, sagte Marian lächelnd.

      Katja war sprachlos, aber Ulli ­schien dies eher belustigend zu finden. Er lachte glucksend, als er in Marians Arm gelegt wurde.

      »Na, siehst du, wir werden uns schon verstehen, Ulli. Nun wird aber nicht gelacht, sondern gefuttert, damit du groß und stark wirst und der Omi viel Freude machst.«

      Katja sah, daß Ulrikes Augen feucht wurden. Verstohlen nickte sie ihr zu, und ihr Gesicht war gelöst und von innen durchleuchtet.

      »Ich werde jetzt gehen«, sagte sie leise.

      »So warten Sie doch, Katja, ich bringe Sie selbstverständlich heim«, sagte Marian.

      »Ich habe doch meinen Wagen hier. Morgen vormittag habe ich noch allerhand zu tun.«

      »Bitte, kommen Sie zum Mittagessen, Katja«, bat Ulrike.

      »Vielleicht zum Kaffee«, erwiderte sie. »Ja, ich komme gern.«

      Ulli hatte die Flasche schon ausgetrunken. »Nimm ihn mal, Mama, er fühlt sich feucht an«, sagte Marian. »Ich begleite Katja hinaus.«

      Nun wird er doch vernünftig, dachte Ulrike glücklich.

      Wie schön wäre es – aber weiter wollte sie nicht denken, und Katja erlebte indessen, daß Ma­rian ihr die Hand küßte.

      Nun sieh zu, Katja Höller, ob du deinen Grundsätzen treu bleiben kannst, sagte sie laut, als sie Gas gab.

      *

      Sie verbrachte eine ziemlich unruhige Nacht, die von wirren Träumen erfüllt war. Und früh war sie auf den Beinen. Sie wollte nichts auf die lange Bank schieben. Sie wollte auch mit Maria List sprechen, und der Adresse, die sie aufgeschrieben hatte, war zu entnehmen, daß sie in einem nördlichen Vorort von München lag, ziemlich weit entfernt von ihrer Wohnung.

      Um neun Uhr verließ sie das Haus. Sie hörte noch das Telefon läuten, aber sie kehrte nicht mehr um.

      »Sie scheint nicht zu Hause zu sein«, sagte Fee Norden zu ihrem Mann.

      »Oder sie schläft noch, Liebes. Es ist ja noch ziemlich früh.«

      »Ich hätte sie gern eingeladen, mit uns einen Ausflug zu machen«, sagte Fee.

      »Vielleicht hat sie bereits etwas Besseres vor«, meinte er schmunzelnd. »Es wird ein herrlicher Tag.«

      Daran dachte Katja nicht, als sie durch die Stadt fuhr. Der Gegenverkehr war stark. Die Sonnenhungrigen strömten an die Seen. Und schon heulten auch die Sirenen der Funkstreifenwagen.

      Wie viele werden nicht heimkehren, ging es Katja durch den Sinn, wie Anita!

      Ihre Gedanken wanderten zwischen Ulrike, Marian und Ulli hin und her, und sie mußte auch über Marians Freunde nachdenken. Sie hatte andere Männer kennengelernt, solche, die am Leben vorbeigingen, die sich nur in ihre Arbeit verbohrten. Auch der einzige Mann, für den sie ein ernstes Interesse hegte, war so gewesen. Er hatte sie als Frau nur am Rande wahrgenommen. Ja, er hatte sie heiraten wollen, aber was wäre das für eine Ehe geworden? Sie dachte jetzt anders als vor sechs Jahren.

      Es war gut, daß ich damals nein gesagt habe, und ich werde wieder nein sagen, ging es ihr durch den Sinn. Ich werde mir nicht diese Probleme schaffen, mit denen ich nun tagtäglich konfrontiert werde.

      Aber kamen nicht auch glückliche Ehefrauen und Mütter zu ihr? Und was war Fee Norden für eine Frau, und nicht nur sie. War nicht auch diese kleine Frau Wacker jetzt glücklich, und dann Rosmarie Ebling mit ihrem Maxi, von Gerda Bruck ganz zu schweigen.

      Dann sah sie Marian vor sich, wie er dem Kind die Flasche gab und diese Worte sagte, die ihr jetzt wieder in den Ohren klangen.

      Dann aber mußte sie sich konzentrieren, denn die Gegend, in der Maria List eine Zuflucht gefunden hatte, kannte sie gar nicht, und es wurde elf Uhr, bis sie das Haus gefunden hatte, das auf der Adresse angegeben war.

      Eine Gastwirtschaft befand sich darin, die nicht gerade einladend aussah. Und obgleich es erst Vormittag war, kamen ein paar Betrunkene herausgetorkelt.

      Hier soll sie sein? So eine kann sie doch nicht sein, dachte Katja. Nach allem, was sie über Maria gehört hatte, konnte sie nicht annehmen, daß sie so tief gesunken sein könnte. Aber es gehörte Mut, sehr viel Mut dazu, dieses Haus zu betreten. Es roch muffig, die Wände waren verschmiert. Katja stieg drei Treppen empor, ohne den Namen Maria List an einer Tür zu finden. Sie stieg die Treppen auch wieder hinunter.

      Dann nahm sie nochmals allen Mut zusammen und betrat das Lokal, das man wirklich nur als eine Kneipe bezeichnen konnte. Und da brauchte sie sich nicht lange umzuschauen. Sie sah ein blasses, verhärmtes Geschöpf an der Theke stehen und Bier einschenken.

      »Dumme Kuh, lernst du es denn nie!« schrie ein dicker Mann sie an. Katja wurde von einem anderen angepöbelt. Aber entschlossen trat sie auf die Theke zu. »Maria«, sagte sie. Das Mädchen zuckte zusammen. »Sie kommen jetzt mit«, sagte Katja entschlossen.

      »Was bilden Sie sich ein! Sie bleibt hier!« schrie der dicke Mann. »Sie ist hier angestellt.«


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