Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Glückwunsch«, sagte sie zynisch, »aber lange werden Sie sich Ihres Glückes nicht erfreuen, Frau Dr. Höller. Der Name Höller bürgt durchaus nicht für Qualität. Ich bin gern bereit, Sie über den Charakter dieses feurigen Liebhabers aufzuklären.«
Schrill tönte ihre Stimme durch den Garten, bestimmt weithin hörbar. Marians Zornesadern schwollen an. Katja löste sich aus seinem Arm, und eine beklemmende Angst stieg in ihm empor.
»Ich habe Sie nicht darum gebeten, Frau Frey«, sagte Katja eisig. »Sie dürfen mir eigene Urteilskraft zutrauen. Ich bin nur peinlich berührt, wenn eine Frau sich so lächerlich macht. Eine Affäre ist beendet. Um mein Seelenheil brauchen Sie nicht besorgt zu sein.« Sie griff nach Marians Hand. »Gehen wir hinein, Marian«, sagte sie genauso ruhig.
Er fand lange keine Worte. Er hielt sie nur stumm in seinen Armen.
»Gib mir eine Ohrfeige«, murmelte er dann.
»Ich werde mich hüten«, sagte sie und küßte ihn.
»Ich hätte ein Dutzend verdient für diese blöden Affären.«
»Die liegen vor meiner Zeit. Solltest du aber jemals eine haben, wenn wir verheiratet sind…«
Sie kam nicht weiter, so fest legten sich seine Lippen auf ihren Mund, und schnell zog sich Ulrike wieder zurück. Über ihr eben noch besorgtes Gesicht glitt ein zufriedenes Lächeln. Und dann hörte sie, wie Marian sagte: »Und jetzt werden wir sehen, was unser Sohn für Fortschritte macht.«
Da überließ sie den beiden auch das Kinderzimmer.
*
Eine weitere Überraschung erlebten sie am Freitagabend. Frank und Anna Degato hatten Marian ihren Besuch telefonisch angekündigt. Sie wären auf der Durchreise nach Rom, hatte Frank gesagt, und sie wollten sich noch persönlich für Marians Glückwünsche zur Hochzeit bedanken. Ziemlich verlegen hatte seine Stimme geklungen, und nur zögernd hatte er Marians Einladung angenommen.
»Mal sehen, was wir nun erfahren«, sagte Marian gelassen.
Katja konnte nicht kommen. Sie mußte noch Hausbesuche machen, das war Marian diesmal ganz recht.
Anna hätte er gewiß nicht wiedererkannt. Eine aparte junge Frau, mit dezenter Eleganz gekleidet, reichte Marian mit einem etwas erzwungenen Lächeln die Hand.
»Lange nicht gesehen«, sagte Frank unsicher. »Ich bin dir wohl eine Erklärung schuldig, Marian.«
»Wofür?«
»Diese blöde Wette, du hast ja von Arndt davon erfahren, wie er mir sagte.«
»Ist längst vergessen«, erwiderte Marian. »Aber eine kurze Mitteilung, daß ihr euch gefunden habt, hätte mich schon gefreut.«
»Es war so eine blöde Situation«, sagte Frank.
»Wegen Anita?«
»Wir waren nicht eng befreundet«, warf Anna ein. »Wir waren auch sehr verschieden. Ich war so ein Mauerblümchen und konnte es gar nicht begreifen, daß Frank ein ernstes Interesse an mir haben könnte.«
»Das Veilchen, das im Verborgenen blüht«, sagte Frank, »aber ich habe den Wert erkannt.«
»Du bist jedenfalls kein Mauerblümchen, Anna«, sagte Marian. »Du wußtest, daß Anita ein Kind erwartet.«
»Ja, das wußte ich, aber wir wissen auch, daß du nicht der Vater bist. Ich denke, wir sind es dir schuldig, dir das zu sagen.«
»Sag es nur nicht zu laut, ich bin schon dran, den Kleinen zu adoptieren.«
»Das ist doch Wahnsinn, Marian«, sagte Frank. »Du bist bestimmt nicht der Vater. Anita wollte nicht, daß dessen Namen bekannt wird.«
»Aber ihr wißt, wer es war, und ich weiß es auch, und es wird kein Wort mehr darüber verloren.«
Sie starrten ihn ungläubig an.
Marian lächelte. »Mir hat das Kind jedenfalls Glück gebracht, das Glück meines Lebens.«
Und da kam Katja gerade im richtigen Augenblick. »Meine zukünftige Frau Katja«, sagte Marian, seinen Arm um sie legend. »Das sind Frank und Anna.«
»Sie sind auf dem Wege nach Rom?« fragte Katja.
»Geschäftlich«, erwiderte Frank hastig.
»Aber ihr werdet doch Ralf treffen?« fragte Marian.
»Er ist nicht mehr in Rom. Ich weiß nicht, was du weißt, Marian, aber um noch einmal auf Anitas Kind zu kommen…«
»Es wird unser Kind sein«, sagte Katja, bevor er den Satz vollenden konnte »Anita ist tot. Sie hat ihr Geheimnis mit ins Grab genommen.«
»Nein, das hat sie nicht. Sie wollte nicht, daß einer von vieren dafür gerade stehen soll, das muß ich sagen. Zu allerletzt wohl Marian, der von zwei Freunden ausgeschaltet wurde. Aus diesem Grunde war ich Frank sehr, sehr böse.«
»Whisky im Wein kann wirklich sehr gefährlich sein, das muß ich als Ärztin sagen«, warf Katja ein. »Aber uns hat das Kind zusammengeführt, Und wir werden es liebhaben.«
Sie war es auch, die das betretene Schweigen überbrückte. »Wollen Sie sich unseren Ulli anschauen?« fragte sie.
»Ja, gern«, erwiderte Anna rasch.
Ulrike hatte sich noch nicht blicken lassen, aber nun begrüßte auch sie die Gäste, wenngleich mit einer Zurückhaltung, die Katja an ihr noch nicht kannte.
Marian und Frank blieben zurück, als die Damen zum Kinderzimmer gingen.
»Ist das ein Gentlemanagreement zwischen dir und Arndt?« fragte Frank leise.
»Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts«, erwiderte Marian. »Maria, Anitas Cousine hat uns das Kind gebracht. Anita hatte wohl mal gesagt, daß sie glücklich wäre, wenn der Kleine Höller heißen würde. Nun, er wird Höller heißen. Sonst kein Kommentar.«
Frank sah ihn bewundernd an. »Dir hätte ich so was nie zugetraut, Marian«, sagte er.
»Ich mir selber auch nicht, aber es gibt ja Katja. Sie kann alles, sogar mich zu einem treuen Ehemann erziehen. Aber für den Whisky im Wein seid ihr mir noch etwas schuldig.«
»Was?«
»Pate zu stehen, wenn Ulli getauft wird.«
»Ralf brauchst du da nicht zu fragen. Er wird froh sein, wenn er nicht mehr an diese Geschichte erinnert wird, aber auf mich kannst du zählen.«
»Und sonst herrscht Diskretion«, sagte Marian.
»Darauf kannst du dich verlassen. Ich bin froh, daß ich ein ruhiges Gewissen habe, Marian.«
»Und eine nette Frau«, sagte Marian. »Die unruhigen Jahre sind vorbei, und gemeinsam werden wir nie mehr in Urlaub gehen.«
»Kein Urlaub ohne Anna«, sagte Frank.
»Kein Urlaub ohne Katja«, lächelte Marian. »Nun schau dir aber auch unseren Sohn an.«
Und der präsentierte sich von einer ungnädigen Seite, als wolle er kundtun, daß ihm zuviel Gesellschaft nicht genehm sei.
Als Marian ihn auf den Arm nahm und sagte: »Jetzt heißt du Höller, benimm dich entsprechend«, jauchzte er laut. »Und sei auch zu deinem Paten etwas freundlicher.«
Ulrike zuckte ganz leicht zusammen, aber als Anna sagte: »Ein Junge sollte eine Patin haben, und ich würde es gern sein«, lächelte sie wieder.
»Dann sehen wir uns also zur Taufe wieder«, sagte sie herzlich.
»Wann wird die sein?« fragte Anna.
»Es kommt ganz darauf an, wann Katja sich entschließt, mit mir aufs Standesamt zu gehen«, erwiderte Marian.
»Hoffentlich nicht erst, wenn Ulli schon reden kann«, meinte Ulrike lächelnd.
»Das