Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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zurück, in den man Nicola gebracht hatte. Dr. Großkopf sah ihn an. »Sieht nicht gut aus. Ich wäre dafür, sie in eine Spezialklinik zu bringen.«

      »Meinen Sie, daß sie transportfähig ist?« fragte Daniel.

      »Bis morgen muß man wohl warten. Wenn das Herz durchhält, bin ich bereit, die Verantwortung für den Transport zu übernehmen.«

      »Dann werde ich dafür sorgen, daß sie bestens versorgt wird«, erklärte Daniel, denn nach dem, was Fee ihm gesagt hatte, ahnte er, daß man sie aus ganz bestimmten Gründen nicht in diesem Krankenhaus behalten wollte. Aber vielleicht konnte er über diese Gründe mehr von Schwester Mathilde erfahren.

      »Das ist sehr freundlich, Herr Kollege«, sagte Dr. Großkopf mit einem ganz seltsamen Ausdruck. »Wir haben zuwenig Personal, um einen Patienten rund um die Uhr zu beobachten, und die Intensivstation ist voll belegt. Ich werde mein Bestes tun, damit das Herz der Patientin gestärkt wird. Glücklicherweise handelt es sich ja um eine sehr sportliche junge Dame, die schon mehrere Stürze vom Pferd überstanden hat und außerdem eine ausgezeichnete Schwimmerin und Skifahrerin ist. Kein Treibhausgewächs, wie so manche Töchter aus vornehmen Familien.«

      »Sie kennen Fräulein von Stiebenau?«

      »Ihre Mutter ist in diesem Krankenhaus gestorben«, erwiderte Dr. Großkopf. »Für ihren Vater mußte ich den Totenschein ausstellen. Ich wäre außerordentlich dankbar, wenn mir ein anderer Arzt in diesem Fall die Verantwortung abnehmen würde«, fügte er müde hinzu.

      Dr. Norden blickte in das schmale zerschundene Gesicht des jungen Mädchens, das unter normalen Bedingungen bildschön sein mußte. Und auch er hatte das Gefühl, daß dieser Ausflug, auf den sie sich so sehr gefreut hatten, dramatische Folgen nach sich ziehen würde.

      Er holte dann seinen Wagen vom Parkplatz vor dem Dorfkrug und fuhr zu dem Haus der Brüder Brandner zurück. Dort saß Fee jetzt mit den beiden Burschen und Tresi am Tisch und trank Kaffee.

      »Wenn sie morgen noch lebt, werden wir sie nach München bringen lassen«, sagte Daniel, bevor Fee noch etwas gesagt hatte.

      »Wenn Ronneberg es nicht verhindert«, stieß Tresi hervor.

      »Er hat Urlaub. Ich habe mich erkundigt«, erwiderte Daniel ruhig und blickte das Mädchen dann nachdenklich an. »Sie können mir einiges über Nicola von Stiebenau erzählen?«

      »Ich habe Ihrer Frau schon viel erzählt«, sagte Tresi.

      »Aber ich darf Ihnen noch ein paar Fragen stellen?«

      Tresi sah Jakob an. »Ist schon gut, Tresi«, sagte er heiser, »den Doktors können wir trauen.«

      »Dann fragen Sie«, sagte Tresi vorsichtig.

      »Wann und woran ist Frau von Stiebenau gestorben? Wissen Sie das?«

      »Gestorben ist sie vor fünf Jahren. Sie war querschnittgelähmt nach einem Sturz vom Pferd. Sie war eine bekannte Turnierreiterin.«

      »Dr. Großkopf sagte mir, daß auch Fräulein von Stiebenau einige schwere Stürze vom Pferd gut überstanden hat.«

      »So arg war das bei Nicola nie. Der Satan hat sie ein paarmal abgeworfen.«

      »Satan?«

      »Ein schwarzer Hengst. Markus hatte ihn ihr geschenkt.«

      Wieder war der Name Markus gefallen, und die Nordens spitzten beide die Ohren, als Daniel jetzt fragte, wer denn dieser Markus sei.

      »Markus Wangen, der Industrielle. Er hatte ein paar Hypotheken auf Gut Stiebenau, aber verkauft hat der Baron dann doch an den alten Ronneberg.«

      »Er hat nicht verkauft«, fiel ihr Jakob ins Wort. »Die Nicola hat dann an Ronneberg verkauft. Und das hat Markus verbittert. So war es und nicht anders.«

      »Brauchst dich doch nicht gleich aufzuregen, Jakob«, lenkte Tresi ein. »Nicola hat Ronneburg doch vorgezogen, weil ihr Vater es wollte.«

      »Ich glaube gar nichts mehr«, sagte Jakob. »Da ist allerhand faul, das weißt du so gut wie wir und wie dein Vater, Tresi.«

      »Lassen wir das mal«, sagte Daniel. »Es geht jetzt darum, warum sich Nicola von Stiebenau hier aufgehalten hat und wen sie möglicherweise treffen wollte.«

      »Doch höchstens den Tönnies auf der Alm«, mischte sich der Peppi ein. »Er hat heute Geburtstag.«

      »Und wir wollten hinaufgehen zu ihm«, murmelte Tresi. »Alles ist durcheinandergeraten.«

      »Ist das weit?« fragte Daniel.

      »Nein, eine knappe Stunde«, erwiderte Jakob.

      »Dann gehen wir doch zu ihm, wenn es gestattet ist, daß wir mitkommen«, sagte Daniel. »Ich möchte gern wissen, ob er mit dem Besuch von Fräulein von Stiebenau gerechnet hat. In welchem Verhältnis steht sie zu ihm?«

      »Verhältnis?« fragte Peppi staunend. »Er war Pferdeknecht auf dem Gut und ist jetzt auf der Alm. Ich frag mich aber immer wieder, warum Nicola nicht bei uns hereingeschaut hat. Sie weiß doch, daß wir Ferien haben und dann immer hier sind.«

      »Ich werde dafür sorgen, daß Fräulein von Stiebenau in eine bestens eingerichtete Klinik verlegt wird«, sagte Daniel, »und ich hoffe sehr auf Ihre Mithilfe, falls bei diesem Unfall einige Unklarheiten bestehen.«

      Tresi erhob sich. »Auf mich können Sie zählen, Herr Doktor.«

      »Auf uns auch«, sagte Jakob mit schwerer Stimme. »Also gehen wir zu Tönnies.«

      Fee und Daniel blieben absichtlich etwas zurück. »Ist etwas faul, Daniel?« fragte Fee.

      »Ich tappe im dunkeln, aber einige Leute verhalten sich doch sehr seltsam. Später reden wir darüber, Fee.« Dann rief er den drei jungen Leuten ein Halt zu, und die blieben auch sofort stehen.

      »Hier haben wir den Schuh und das Kopftuch gefunden«, sagte er.

      »So dicht an der Schlucht?« fragte Tresi. »Nicola wußte doch, wie glitschig es hier ist.«

      Peppi ging schon mit gesenktem Kopf weiter, und dann bückte er sich plötzlich. Zwischen spitzen Fingern hielt er ein Papiertaschentuch. »Da ist Blut dran«, sagte er.

      »Das kann jemand verloren haben«, sagte Daniel, »aber wir werden es mitnehmen.«

      Die Sonne brannte herab, obgleich die Mittagszeit längst überschritten war.

      »Heißt nicht umsonst die Sonnenalm«, sagte Tresi und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.

      »Ist es noch weit?« fragte Fee, die ihre Füße schon sehr spürte.

      »Nicht mehr, und jetzt geht es nicht mehr so steil bergan«, erwiderte Jakob. »Da drüben steht die Hütte.«

      Das Dach konnte man schon sehen, und nun hörten sie auch das Muhen der Kühe.

      »Sie tun nur so, als hätten sie Durst«, sagte Tresi nachdenklich. »Aber Tönnies hat den Trog doch bestimmt gefüllt. Und wie der Wastl heult, Jakob.«

      Jetzt vernahmen auch Fee und Daniel das jammervolle Heulen eines Hundes. Peppi stieg hurtig voran, und auch Jakobs Schritte wurden schneller. Flink wie eine Gemse stieg Tresi ihnen nach.

      Und dann kam das zweite Entsetzen. Peppi stand da mit schreckverzerrtem Gesicht: »Der Tönnies, der Tönnies ist tot!« schrie er gellend und voller Furcht.

      Der alte Mann lag in einer Blutlache vor der Hütte. Kein Atemzug war zu vernehmen. Sanft drehte ihn Daniel um. »Er wurde erschossen«, sagte er dumpf.

      »O Gott, allmächtiger Gott«, schluchzte Tresi auf und sank neben ihm in die Knie. Und dann griff sie nach seiner Hand, die zur Faust geschlossen war.

      Die tote Hand hielt etwas umschlossen. Daniel stellte es fest und löste behutsam einen Knopf aus den starren Fingern. Mitsamt einem Stückchen Leder mußte er gewaltsam aus einer Jacke oder einem Mantel gerissen worden sein, und das ließ darauf schließen, daß Tönnies


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