Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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München. Er könnte schon in zwei Stunden hier sein, wenn er gleich losfährt.«

      »Dann schauen wir jetzt mal, ob wir Nicolas Wagen finden«, sagte Tresi.

      »Wie du willst, aber bis zum Stellplatz ist ein weiter Weg.«

      »Wir nehmen Vaters Wagen. Er wird nichts dagegen haben.«

      »Nein, ich habe nichts dagegen«, ertönte eine müde Stimme. »Ihr braucht wohl gar keinen Schlaf.«

      »Du anscheinend auch nicht, Vater«, sagte Tresi.

      »Mir geht vieles im Kopf herum.«

      »Uns auch«, sagte Tresi.

      »Ich denke jetzt an den Koffer, den ich für den Baron nach München bringen mußte zu der Bank. Niemandem sollte ich etwas davon sagen. Und jetzt ist mir der Gedanke gekommen, daß er vielleicht Nicola nichts davon gesagt haben könnte, da er doch schon zwei Tage später tot war.«

      Tresi starrte ihn an. »Du hast mit Nicola nicht darüber gesprochen?« fragte sie atemlos.

      »Wann denn schon? Allein habe ich sie nicht getroffen.« Er stöhnte in sich hinein. »Mit niemandem habe ich darüber gesprochen, aber jetzt ist alles wieder so frisch.«

      »Bitten wir den Herrgott, daß Nicola am Leben bleibt«, flüsterte Tresi, und das tat sie dann, als sie mit Jakob ein Stück gefahren war. »Halt bei der Kapelle, Jakob«, bat sie. »Ich weiß, daß du jetzt auch mit dem Herrgott auf Kriegsfuß stehst, aber ich glaube an seine Gerechtigkeit.« Und sie betete dort für Nicolas Genesung.

      An einem anderen Bett saß Schwester Mathilde und betete auch. Gegen Morgen hatte es so ausgeschaut, als wolle Nicolas Herz doch müde werden, aber nach der Infusion schlug es wieder kräftiger. Mathilde wich nicht mehr von dem Bett, erst recht nicht dann, als Schwester Tina sagte, daß sie sie ablösen könne.

      Sie hatte etwas gegen Tina, ohne sagen zu können, worauf ihre Abneigung gegen dieses hübsche Mädchen beruhte, das sich eigentlich allgemeiner Beliebtheit erfreute und außerdem auch im Beruf sehr tüchtig war.

      Inzwischen waren Jakob und Tresi beim Stellplatz unterhalb des Wangenschen Jagdhauses angelangt, und sie sahen dort einen mattgrünen Wagen stehen. Sie sahen noch mehr, denn Bastian, der Bruder von Tönnies’ Wastl, scharrte sich jaulend die Pfoten an dem Fenster wund, das nur einen Spalt breit geöffnet war. Als sie rasch ausstiegen und auf den Wagen zugingen, begann der Hund heiser zu bellen. Während Jakob sich mit aller Kraft mühte, das Fenster herabzudrücken, stieß Bastian klagende Laute aus.

      Tresi sah auf dem Rücksitz ein großes Paket, dessen Papier zerfetzt war. Anscheinend hatte der aufgeregte Hund dies angerichtet.

      So viele Fragen jetzt auch offenblieben, zuerst wollten sie den Hund befreien, und endlich konnte Jakob hineinfassen und die Scheibe herunterkurbeln. Doch da sprang Bastian schon mit einem Riesensatz heraus und raste aufheulend davon. »Basti!« rief Tresi, doch der Hund hörte nicht.

      »Es scheint, als wolle er zum Gut laufen«, sagte Jakob. »Die Richtung schlägt er jedenfalls ein.«

      »Dann nichts wie hin, bevor er auch abgeknallt wird«, sagte Tresi.

      Jakob starrte sie entsetzt an. »Du glaubst doch nicht, daß einer von den Ronnebergs Tönnies...« Er kam nicht weiter.

      »Ich denke an Markus’ Hund«, fiel sie ihm ins Wort, »der angeblich gewildert haben soll.«

      Sie saßen schon wieder im Wagen, und Jakob lenkte ihn auf die Straße, die zum Gut führte. Und da sahen sie Bastian, der wie ein Pfeil über die Wiese flog. Aber auch hier sahen sie noch mehr. Zwei Männer standen da, und an ihrer Seite war ein anderer blonder Hund. Wastl! Und auf den raste Bastian zu, und sie jaulten im Duett.

      *

      »Was sind das nur für Hunde?« fragte Stella Ronneberg gereizt. »Meine Judy wird schon ganz nervös.«

      Judy war ein silbergrauer Zwergpudel, der jetzt auf den Hinterpfoten wie aufgezogen tanzte.

      Der Frühstückstisch war zwar schon gedeckt, aber noch niemand hatte sich daran niedergelassen. Friedrich Ronneberg stand mit verbissener Miene am Fenster und drehte seiner Frau den Rücken zu.

      »Die Polizei wird bald hier sein«, sagte er tonlos.

      »Die Polizei? Wieso?« fragte Stella konsterniert.

      »Tönnies ist gestern abend erschossen worden.«

      »Was haben wir damit zu tun?« fragte sie schrill. »Wird ein Wilderer gewesen sein.«

      »Und Nicola haben sie am Wasserfall gefunden«, fuhr er fort.

      »Gefunden?« fragte sie mit einem törichten Ausdruck, der ihr faltiges Puppengesicht noch dümmlicher erscheinen ließ.

      »Bewußtlos und schwerverletzt. Sie scheint den Weg verfehlt zu haben. Ich weiß noch nichts Genaues.«

      Ihre Augen verengten sich. »Ich war den ganzen Tag mit Marina in Lindau«, sagte sie, »also brauche ich mich nicht ausfragen zu lassen. War Nicola hier?« fragte sie dann lauernd.

      »Nein«, erwiderte er abweisend.

      »Was soll sie auch noch hier!« sagte Stella Ronneberg giftig. » Sie hat ja gerade so getan, als hätten wir sie betrogen. Dabei hat sie doch eine beträchtliche Summe bekommen. Beim Wasserfall, sagtest du?« fuhr sie dann ohne Luft zu holen fort. »Wollte sie zu Tönnies auf die Alm?«

      »Ich habe keine Ahnung, Stella. Es ist höchst unangenehm. Mach mich jetzt nicht auch noch nervös. Es würde mir nicht gefallen, wenn alte Geschichten ausgegraben würden.«

      »Was könnte man uns vorwerfen? Du hast eben fleißig gearbeitet, Diet-rich hat sich um nichts gekümmert.«

      »Manch einer könnte jetzt etwas anderes sagen«, murmelte er.

      »Was denn schon«, sagte sie schrill. »Daß es Miriam mit der Treue nicht genaugenommen hat, ist doch nicht unsere Schuld.«

      »Ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte er heiser. »Wohin ist Friedhelm gefahren?«

      »Er wird sich ein paar Tage in München amüsieren, nehme ich an«, erwiderte sie. »Zu verdenken ist es ihm ja nicht, hier langweilt man sich doch zu Tode. Für Marina müssen wir jetzt mal eine Heiratsanzeige aufgeben, sonst bekommt sie nie einen Mann.«

      »Ich habe wahrhaft andere Sorgen«, brummte er, und dann kam das Hundebellen näher, und er zuckte zusammen, als er zum Fenster hinausblickte.

      »Zwei Labradore«, sagte er tonlos.

      Da zuckte auch seine Frau zusammen und sie lief rasch in ihr Zimmer zurück.

      *

      »Beide Hunde zog es hierher«, sagte der Inspektor Heckel zu seinem Kollegen und auch zu Tresi und Jakob.

      »Sie sind hier geboren und aufgewachsen«, sagte Jakob nachdenklich. »Sie sind aus einem Wurf und fünf Jahre.«

      Wo sie Bastian gefunden hatten, hatte er schon erklärt, und als sie daraufhin mißtrauisch gemustert worden waren, hatte Tresi erklärt, wie sie auf den Gedanken gekommen war, nach Nicolas Wagen zu suchen.

      Darüber müsse man sich noch unterhalten, wurde ihr erwidert, aber dann wurden sie weggeschickt. Nun aber schien Bastian sich entschlossen zu haben, lieber mit ihnen zu gehen. Dagegen hatten die Beamten auch nichts einzuwenden, denn Bastian bellte sie grimmig an und hätte sich nicht an die Leine legen lassen.

      Jetzt trabte er aber neben Tresi und Jakob her und sprang auch nach einer kurzen Aufforderung in den Wagen.

      »Wir müssen zu unserem Haus fahren«, sagte Jakob. »Markus wird bestimmt dorthin kommen. Er hat ja überhaupt nicht gefragt, von wo aus ich anrufe.«

      »Wir müssen den Eltern Bescheid sagen und Dr. Norden auch«, sagte Tresi.

      »Beim Dorfkrug fahren wir vorbei, und die Eltern rufen wir an«, erklärte Jakob.

      Daniel


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