Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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fragte Daniel.

      »Ich habe wirklich keine Ahnung«, erwiderte Markus. »Wertvolle Dinge gibt es hier nicht. Und was da herumsteht, hätte man auch nehmen können, ohne ein solches Chaos zu verursachen. Mir liegt an dem Haus nichts, aber den Ronnebergs wollte ich es nicht überlassen, und Jakob will es nicht haben.«

      »Es hat alles seine Gründe«, sagte Jakob rauh. »Dr. Norden weiß schon eine ganze Menge, Markus.«

      Dessen Miene war jetzt ganz finster. »Sollte der gute Tönnies getötet worden sein, um an den Schlüssel zu kommen? Um einen einfachen Einbruch handelt es sich doch auch nicht. Man hätte auch ein Fenster einschlagen können. Wer hörte hier schon etwas! Aber Nicola ist wichtiger. Ich muß herausfinden, was da passiert ist.«

      »Das werden wir wohl erst erfahren, wenn Fräulein von Stiebenau bei Bewußtsein ist«, sagte Daniel.

      Jakob stand in Gedanken versunken. Wie logisch er zu denken vermochte, verriet er jetzt.

      »Nehmen wir einmal an, Nicola war aus irgendwelchen Gründen hierher gegangen und dann von hier aus zur Alm, das würde erklären, daß sie nicht bei uns vorbeigekommen ist. Nur, warum hat sie Bastian nicht mitgenommen?«

      »Und warum hat sie das Geschenk für Tönnies im Wagen gelassen«, sagte Tresi.

      Fee war durch die Räume gegangen, und dann kam sie plötzlich mit einer hellbraunen Lederjacke zurück.

      »Gehört die Ihnen, Herr Wangen?« fragte sie.

      »Ja«, erwiderte er achtlos. »Einige Sachen von mir sind noch hier.«

      »Dann werden Sie für den gestrigen Tag wohl ein hieb- und stichfestes Alibi brauchen«, sagte Fee leise. Alle starrten sie betroffen an. »Da fehlt nämlich ein Knopf«, fuhr sie stockend fort, »und einen solchen Knopf hat man in der Hand des toten Tönnies gefunden mit einem Stückchen Leder daran, das hier fehlt.«

      Ganz beklemmendes Schweigen herrschte. Markus blickte unentwegt auf die Jacke. »Da hat man hier nichts gesucht, sondern etwas hergebracht«, sagte er heiser, »und die Unordnung nur zur Irreführung gemacht. Nun, ich habe ein Alibi, das durch nichts zu erschüttern ist. Ich war den ganzen Tag mit schwedischen Geschäftsfreunden beisammen.« Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte Haar. »Zum Teufel, was wird hier gespielt!«

      »Wenn wir das nur wüßten«, sagte Tresi leise. »Es sieht doch jetzt fast so aus, als wäre es bei Nicola auch kein Unfall gewesen.«

      »Ja, es sieht so aus«, sagte Daniel. »Es ist möglich, daß auch auf sie geschossen wurde. Die Wunde wird noch genauer untersucht werden müssen. Sie haben hier noch Waffen, Herr Wangen?«

      »Sicher sind noch welche da. Ich habe sie nie benutzt. Ich bin kein Jäger und verstehe nicht mit Waffen umzugehen. Hier bleibt alles so, wie es ist, das soll die Polizei untersuchen. Ich fahre jetzt zum Krankenhaus und werde nicht von Nicolas Seite weichen, bis sie in Sicherheit ist.«

      »Und du fährst zur Insel und holst die Kinder ab, Fee«, sagte Daniel zu seiner Frau. »Wir sehen uns heute abend zu Hause. Es ist mir doch ein bißchen zu riskant, wenn hier so ein schießwütiger Irrer herumläuft.«

      »Sie meinen, daß es sich um einen Irren handelt?« fragte Jakob hastig.

      »Das habe ich eigentlich nur so hingesagt, aber gibt es hier jemanden, der nicht zurechnungsfähig ist?«

      »So hart kann man das nicht sagen, aber der Martl ist nicht ganz richtig im Kopf«, sagte Jakob.

      »Wer ist das?« fragte Daniel.

      »Er ist Knecht auf dem Gut, macht alle Drecksarbeiten. Ist froh, wenn er zu essen bekommt und ein Dach über dem Kopf hat.«

      »Er hat meinen Hund erschossen«, sagte Markus bitter. »Angeblich hat Alf gewildert, aber es wird wohl eher so sein, daß der Martl gewildert hat.«

      »Sei nicht ungerecht, Markus«, rief Tresi aus, »dazu fehlt ihm der Verstand.«

      »Aber jähzornig ist er, wenn ihn einer angreift oder dumm anredet«, warf Jakob ein. »Das begreift er schon.«

      *

      »Und das nennt man Dorfidylle«, raunte Fee Daniel zu. »Warum sollen hier die Menschen anders sein als anderswo?« gab er zurück. »Ein Sonntagsspaziergang in München ist sicher weit weniger gefährlich, mein Schatz.«

      »Ich werde es mir merken«, sagte sie. »Aber trotz allem haben wir auch einige sehr nette Menschen kennengelernt. Einen Besuch auf Gut Stiebenau werden wir uns verkneifen.«

      Es blieb dabei, daß sie zur Insel fuhr, um die Kinder zu holen. Tresi fragte noch, ob sie einmal einen Besuch machen dürfe, wenn sie in München sei. Denn Nicola würde sie ja auf jeden Fall besuchen.

      »Ich würde mich sehr freuen, Tresi«, erwiderte Fee.

      Daniel begleitete Markus zur Polizei, und sie machten dort ihre Angaben, wie sie das Jagdhaus vorgefunden hatten. Das Mißtrauen, das Markus entgegengebracht wurde, konnten sie zerstreuen, aber die Kriminalbeamten waren nun vollends überzeugt, daß sie es mit einem recht schwierigen Fall zu tun hatten.

      Als sie dann zum Krankenhaus kamen, lernte Daniel auch Dr. Friedhelm Ronneberg kennen, ohne Zweifel eine recht interessante Erscheinung. Mit Markus gleichgroß stand er diesem gegenüber, und Daniel spürte ein Kribbeln über seinen Rücken rinnen, so feindselig kreuzten sich die Blicke beider Männer.

      Daniel gegenüber benahm sich Dr. Ronneberg kollegial. »Ich wurde durch einen Anruf bei meinen Eltern unterrichtet, was hier geschehen ist«, sagte er, »und selbstverständlich bin ich sofort gekommen. Ich halte es für unsinnig, Nicola in diesem Zustand neuen Belastungen auszusetzen. Sie wird hier bestens versorgt werden. Außerdem sind wir ihre nächsten Verwandten.«

      »Ich habe auch ein Wort mitzureden«, fiel ihm Markus ins Wort. »Nicola ist meine zukünftige Frau.«

      »Das mag Ihr Wunsch sein, Wangen«, sagte Dr. Ronneberg aggressiv, »aber dazu wird es nicht kommen.«

      »Wollte man sie deshalb aus dem Weg räumen?« fragte Markus eisig. Aber dann mischte sich Dr. Großkopf ein. »Als Chefarzt habe ich auch mitzureden«, sagte er mit erzwungener Ruhe, »und ich habe entschieden, daß Fräulein von Stiebenau in eine Spezialklinik verlegt wird. Wir haben hier nicht die ausreichenden Möglichkeiten für eine Spezialbehandlung, und ich möchte ihr das Schicksal ihrer Mutter ersparen, gelähmt zu bleiben.«

      »Sie wird die beste Behandlung bekommen, die möglich ist«, sagte Markus. »Dr. Norden wird dafür sorgen. Er hat mein Vertrauen.«

      Der so gelobte war heilfroh, daß es drei Uhr war und der Krankenwagen bereitstand. Er fing noch einen haßerfüllten Blick auf, den Ronneberg Markus zuwarf, aber zu ihm sagte dieser im liebenswürdigsten Ton, daß er sich bald nach Nicolas Befinden erkundigen würde.

      Bastian lag bei Markus bereits auf dem Rücksitz. Er winselte jammervoll, als dieser sich ans Steuer setzte, dann aber sprang er auf und kläffte wütend das Krankenhaus an. Er sah nicht, wie Nicola zum Sanitätswagen getragen wurde.

      Als Markus diesem dann folgte, bellte der Hund immer noch aufgeregt.

      »Dein Frauchen ist da vorn drin, Basti«, sagte Markus beruhigend. »Du wirst es hoffentlich bald wiedersehen. Reg dich jetzt nicht so auf.«

      *

      Wastl war bei Jakob und Tresi geblieben, und die waren zu Tresis Eltern zurückgekehrt. Sie wußten allerdings, daß Nicolas Wagen jetzt gründlichst untersucht wurde.

      Peppi war nicht anwesend. »Er hat sich einfach aus dem Staube gemacht«, sagte Franz Portner. »Hoffentlich macht er keinen Blödsinn und legt sich mit den Ronnebergs an. Vorhin habe ich den Wagen von Friedhelm gesehen.«

      »Dann ist er im Lande«, sagte Jakob bissig. »Peppi hat ihn auch gesehen«, vermutete er.

      »Deshalb bin ich ja besorgt«, meinte Franz Portner. »Ihm fehlt noch die Vernunft.«

      »Er ist nicht unvorsichtig«, sagte Jakob.


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