Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Du hast zwei Stunden mit dem Portner gesprochen, weißt du das, Daniel?« fragte Fee, als sie sich müde ausgestreckt hatte.

      »Es war sehr interessant«, erwiderte Daniel. »Und du bist wieder mal neugierig.«

      »Allerdings«, gab sie offen zu. »Du hast ihm hoffentlich nicht ein heiliges Ehrenwort gegeben.«

      »Er vertraut mir auch so, Feelein. Der Mann denkt gescheit, aber er blickt auch nicht durch, und ich wage zu bezweifeln, daß wir die ganze Geschichte überhaupt einmal erfahren. Jedenfalls sind die Stiebenaus und die Ronnebergs tatsächlich verwandt. Und es scheint auch so, daß der Friedhelm Ronneberg hinter der Baronin her war und nicht hinter Nicola. Er ist zwar zehn Jahre jünger, aber sie muß ein Vollblutweib gewesen sein. Mit dem Vater von Markus Wangen soll sie auch was gehabt haben. Portner hat sich sehr diskret ausgedrückt, nur ein paar Andeutungen gemacht, aber ich kann ganz gut kombinieren. Den alten Wangen hat der Herzschlag getroffen, als die Baronin mal allein bei ihm in dem Jagdhaus gewesen war. Ganz zufällig, hat sie damals gesagt. Sie sei vorbeigeritten, und da hätte Wangen halb ohnmächtig vor dem Haus gesessen. Sie hätte ihm hineingeholfen und wäre dann heimgeritten, um den Arzt zu rufen. Das hat Portner mitgekriegt, weil er grad mit dem Baron eine Besprechung hatte. Nun, als der Arzt kam, war Wangen tot, und der junge Ronneberg war bei ihm, auch rein zufällig. Er hatte gerade seinen Doktor gemacht. Markus Wangen war da gerade zwanzig und Nicola war fünfzehn.«

      »Wie alt ist sie eigentlich jetzt?« fragte Fee geistesabwesend.

      »Dreiundzwanzig.«

      »Dann ist Markus Wangen achtundzwanzig und schon Industrieller.«

      »Er mußte früh ran nach dem Tode des Vaters. Jedenfalls scheint er sich mit Nicola angefreundet zu haben. Zwischen ihrer Mutter und ihr muß es zu einem Streit gekommen sein, aber sie war sowieso nur in den Ferien zu Hause und sonst in einem Internat in der Schweiz. Kurz bevor sie von dort zurückkam, hatte ihre Mutter den schweren Reitunfall, der die Querschnittlähmung zur Folge hatte. Sie hatte den Satan geritten, den Nicola von Markus Wangen zum achtzehnten Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Nein, da bringe ich jetzt etwas durcheinander. Nicola hatte Satan zuerst zum fünfzehnten Geburtstag von ihrem Vater bekommen.«

      »Aber Tresi hat auch gesagt, daß Nicola ihn von Wangen bekommen hat.«

      »Der Baron hat ihn nach dem Unfall seiner Frau an Markus verkauft, aber der schenkte ihn Nicola, weil sie so an dem Pferd hing. Und das war, als sie achtzehn war und die Baronin das Zeitliche gesegnet hatte.«

      »Merkwürdig, daß Nicola das Geschenk annahm, da das Pferd ja Unglück über ihre Mutter gebracht hatte.«

      »Sie hat ihre Mutter nicht gemocht, Fee. Ja, Portner sagte, daß es fast Haß war, aber Nicola hätte über ihre Mutter wohl mehr gewußt als jeder andere. Die Baronin hätte den Ronnebergs nur in die Tasche gewirtschaftet und den Baron wohl nur aus kalter Berechnung geheiratet.«

      Ein langes Schweigen herrschte zwischen ihnen, dann sagte Fee: »Jetzt sieht doch alles ganz anders aus. Ich frage mich, warum der Baron die Ronnebergs überhaupt aufgenommen hat, wenn er damals noch gar keine verwandschaftlichen Beziehungen zu ihnen hatte?«

      »Aus Sentimentalität möchte ich sagen, nach dem, was ich gehört habe. Ronneberg gab damals an, mit Arved von Stiebenau befreundet gewesen zu sein. Das war der Bruder von Dietrich von Stiebenau. Die Ronnebergs hatten angeblich ein Gut in Pommern, und dort war Arved einquartiert. Sie brachten auch einige Sachen aus Arveds persönlichem Besitz mit.«

      »Und dann haben sie sich hier eingenistet und schließlich auch noch die schöne junge Cousine herbeizitiert, um sich alles unter den Nagel zu reißen. Eine feine Sippschaft«, sagte Fee empört.

      »Vielleicht sieht es Portner auch einseitig, Liebes. Er war dem Baron treu ergeben. Jetzt schlafen wir erst mal. Morgen sehen wir weiter.«

      »Morgen schauen wir uns das Gut an und das Jagdhaus von Wangen«, murmelte sie schläfrig. »Jetzt will ich es genau wissen.«

      »Ich fürchte, es wird noch lange dauern, bis wir alles erfahren, wenn es überhaupt möglich ist«, sagte Daniel. Dann versank er für lange Zeit noch in Gedanken, während Fee schon eingeschlafen war.

      *

      Auch Jakob und Tresi hatten noch sehr lange zusammengesessen, während ihre Eltern und Peppi zu Bett gegangen waren. Die Eltern hatten nichts dagegen, denn Tresi und Jakob waren einander versprochen. Das galt hier noch, obwohl sie beide moderne junge Menschen mit eigenen Vorstellungen waren.

      »Es wird herauskommen, warum du Streit mit Ronneberg hattest«, sagte Tresi mit schwerer Stimme.

      »Soll es doch. Vielleicht kriegen sie ihn jetzt auch mal am Kanthaken«, sagte er heiser. »Über vieles habe ich mir auch schon meine Gedanken gemacht, Tresi, und ich glaube, der Dr. Norden ist ein ganz gescheiter Mann, der da nicht locker läßt.«

      »Er ist Arzt«, sagte Tresi leise.

      »Aber einer, der tiefer blickt, der nach Ursachen forscht. Der sich nicht mit den augenblicklichen Tatsachen zufriedengibt.«

      »Vater hat lange mit ihm geredet, das ist sonst nicht seine Art.«

      »Es ist gut, wenn man mit einem klugen Mann reden kann, bevor man von der Polizei ausgequetscht wird. Vater wird auch nicht verschont bleiben.«

      »Komisch, daß Ronneberg jetzt gerade Urlaub hat«, sagte Tresi tiefsinnig.

      »Es wird schon seine Gründe haben, und wenn Nicola ihren Wagen irgendwo abgestellt hat, wo er noch nicht entdeckt wurde, könnte das auch bestimmte Gründe haben.«

      »Bastian hat sie immer mitgebracht, wenn sie Tönnies besuchte«, sagte Tresi. »Wer hat eigentlich Wastl?« fragte sie dann überstürzt. »Guter Gott, an ihn habe ich gar nicht mehr gedacht.«

      »Die Beamten haben ihn mitgenommen. Sie meinen wohl, daß er sie auf eine Spur bringen könnte.«

      »Ja, das könnte er wohl«, sagte Tresi, »wenn überhaupt einer, dann er. Und Bastian hätte jeden zerfetzt, der Nicola angreifen wollte. Er war immer aggressiver als Wastl.« Sie wischte schnell ein paar Tränen von den Wangen, die jetzt aus ihren müden Augen rollten. »Wenn ich doch mit Nicola sprechen könnte, Jakob. Hätte sie mir doch nur gesagt, was gewesen ist, als sie wegging. Aber so verschlossen war sie nie. Ich meine, sie hat überhaupt niemandem mehr getraut, auch uns nicht.«

      »Ich rufe morgen Markus an«, sagte Jakob. »Ich tue es. Und jetzt müssen wir schlafen, Tresi, es wird bestimmt wieder ein anstrengender Tag.«

      *

      So spät sie auch zum Schlafen gekommen waren, so früh waren sie auch schon wieder auf den Beinen, und Tresi war in geradezu fieberhafter Spannung.

      »Ich weiß, wo Nicola ihren Wagen abgestellt haben könnte«, stieß sie erregt hervor. »Grad beim Erwachen ist es mir eingefallen.«

      »Wo meinst du?«

      »Am Stellplatz zum Jagdhaus.«

      Jakobs Augenbrauen schoben sich zusammen. »Ich rufe Markus an«, sagte er.

      »Es ist noch nicht mal sieben Uhr«, sagte Tresi.

      »Er wird es nicht übelnehmen, nach allem, was passiert ist.«

      »Aber Nicola hat mit ihm Schluß gemacht«, wandte Tresi ein.

      »Er aber nicht mit ihr, Tresi. Ich weiß, wie nahe ihm alles gegangen ist. Ich habe ihm viel zu verdanken, und er ist mein Freund. Er macht keine Klassenunterschiede wie Ronneberg.«

      Ein bißchen skeptisch war Tresi schon, aber sie sagte nichts dazu. Und als Jakob die Telefonnummer wählte, hielt sie den Atem an.

      »Tut mir leid, daß ich dich so früh störe, Markus, aber hier ist allerhand passiert«, sagte Jakob. Dann sprach er erst von Nicola, aber mehr konnte er gar nicht sagen. Plötzlich hielt er das Telefon in der Hand und starrte es an.

      »Was ist denn?« fragte Tresi.

      »Er


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