Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Eindruck.

      Daß Hedwig eine vorzügliche Köchin sein mußte, verrieten schon die Düfte, die durch das Haus zogen, aber niemand von ihnen hatte den rechten Appetit. Dann aber kamen Jakob und Peppi, und sie zeigten sich jetzt redseliger als am Vormittag.

      »Es hat sich herausgestellt, daß Tönnies erst eine gute Stunde tot gewesen ist, als wir ihn fanden«, erklärte Jakob, »erst lange nach dem Unfall von der Baroneß ist das passiert, und für die Zeit haben wir ja Zeugen.«

      »Wer könnte euch schon anhängen, den alten Tönnies umgebracht zu haben«, sagte Tresi zornig. »Wir hatten ihn gern.«

      »Das wissen doch die Beamten nicht«, meinte Jakob begütigend. »Man kann ihnen keinen Vorwurf machen. Sie tappen doch völlig im dunkeln.«

      »Die werden sich eh hart tun«, meinte Peppi. »Ich habe jetzt Hunger.«

      Nun griffen sie doch alle zu, und es dauerte geraume Zeit, bis wieder ein Gespräch in Gang kam. Daniel ergriff das Wort.

      »Sie waren doch ziemlich lange für den Baron tätig, Herr Portner. Würden Sie uns etwas über die Beziehungen zu den Ronnebergs erzählen?«

      »Ungern«, erwiderte Franz Portner wortkarg.

      »Dr. Norden kannst du doch aber dein Vertrauen schenken, Vater«, sagte Tresi bittend. »Sie wollen Nicola helfen.«

      »Dem Dirndl kann doch nicht mehr geholfen werden. Ihr haben sie doch alles genommen«, sagte der Mann grimmig.

      »Jeder hat geschwiegen, und was hat es schon genützt«, warf Hedwig Portner ein. »Wir hätten uns auch gesundgestoßen, ist uns nachgesagt worden.«

      »Es weiß doch wirklich jeder, daß ich den Betrieb mit deinem Erbe aufgebaut habe, Hetti«, sagte Frank Portner. »Uns kann keiner was nachsagen.«

      »Aber Ronneberg scheint einen Anspruch auf das Gut geltendgemacht zu haben, da er mit einer Cousine der Baronin verheiratet war«, warf Fee jetzt ein.

      »Das wissen Sie?« staunte Portner.

      »Es wurde uns erzählt. Und wir haben auch erfahren, daß Ronneberg seine Tochter mit Markus Wangen verheiraten wollte.«

      Jakobs Augen weiteten sich. »Sie sind kaum hier und wissen schon mehr als mancher andere«, murmelte er.

      »Und wir könnten Nicola besser helfen, wenn wir noch mehr erfahren würden. Wer weiß, wie lange es dauern wird, bis sie etwas über den Hergang ihres Unfalls erzählen kann. Vielleicht ist sie dem Menschen begegnet, der dann an dem alten Tönnies zum Mörder wurde.«

      »Und sie könnte ihn erkannt haben und wollte sich verstecken. Und dabei ist sie dann abgerutscht«, äußerte Tresi ihre Vermutung.

      Fee kamen andere Gedanken, doch die äußerte sie nicht. Und dann sagte Jakob: »Ich habe mir alles durch den Kopf gehen lassen. Vor allem, wie ist Nicola hierhergekommen? Eine Bahnverbindung gibt es nicht, der Bus fährt sonntags erst später, also müßte sie mit dem Wagen gekommen sein, oder jemand hat sie mitgenommen.«

      »Sie fährt doch nicht Anhalter«, warf Tresi ein, »nein, niemals. Aber ihre Kleidung läßt tatsächlich darauf schließen, daß sie mit dem Wagen gefahren ist. Und vielleicht hatte sie feste Schuhe einfach vergessen.«

      »Wissen Sie, wo Nicola wohnt?« stellte Daniel nun auch hier diese Frage, die Mathilde nicht beantwortet hatte oder tatsächlich nicht beantworten konnte.

      »Zuletzt war sie in der Schweiz«, sagte Tresi, »wenigstens hatte sie mir vor acht Wochen mal von dort geschrieben.« Sie sprang auf. »Ja, da hat sie doch geschrieben, daß sie zum

      fünfundsiebzigsten Geburtstag von Tönnies kommen würde«, rief sie aus.

      »Und sie wäre nicht ohne Geschenk zu ihm gegangen«, warf Hedwig Portner ein.

      Peppi hob den Kopf. »Nach ihrer Tasche haben die Kriminaler auch gefragt, grad’ so, als ob wir die gestohlen hätten«, stieß er unwillig hervor.

      Viele Rätsel würde es wohl zu lösen geben, aber Daniel gab dann Franz Portner einen Wink, und die beiden Männer verließen den Raum. Die anderen blickten ihnen nach, sagten aber nichts.

      »Sie haben mich ein paarmal so eigenartig angeschaut, Herr Portner«, sagte Daniel draußen leise. »Möchten Sie mir etwas sagen?«

      »Sie sind bestimmt ein guter Arzt. Sie können sogar Gedanken lesen. Ich möchte das nicht in großer Runde erörtern. Meine Frau braucht nicht alles zu wissen, und die Brandner-Buben kochen leicht über, wenn nur der Name Ronneberg fällt. Wenn Sie der Nicola helfen wollen, Herr Doktor, dann erzähle ich Ihnen mehr.«

      »Ich will ihr sehr gern helfen und hoffe nur, daß sie schon morgen transportfähig sein wird«, sagte Daniel. »Es hängt viel von dieser Nacht ab.«

      »Wenn das Dirndl auch noch sterben würde, dann hätte der alte Ronneberg tatsächlich alles erreicht. Dann würde er auch noch die Eingabe machen, daß sein Sohn sich Ronneberg von Stiebenau nennen dürfte. Das hat er ja schon immer gewollt, so oder so.«

      »Erzählen Sie mir davon«, bat Daniel.

      »Ja, es ist eine lange Geschicht’. Damals, als die Ronnebergs kamen, war der Friedhelm zwei Jahre. Gleich nach dem Krieg war es, aber ich war damals noch ein Bub. Ich bin erst zehn Jahre später als Verwalter zum Baron gekommen, als der Ronneberg das Gut Friedenau übernommen hat. Stiebenau und Friedenau gehörten ja eigentlich zusammen, aber der Bruder vom Baron ist im Krieg gefallen, das war der erste harte Schlag, der ihn getroffen hat. Sie hatten sich so gut verstanden. Ich kann ja nur sagen, was ich so nebenbei erfahren hab’ und was mir der Baron selbst erzählt hat, wenn er deprimiert war. Na ja, und so manches ist mir halt nicht entgangen. Auf den Kopf gefallen bin ich ja nicht.«

      Das war er gewiß nicht. Er war ein tüchtiger, sympathischer Mann mit hellwachen Augen. Jetzt legte sich seine Stirn in tiefe Falten. »Ja, es war so«, begann er wieder mit einem tiefen Seufzer, »der Baron war nicht verheiratet, als die Ronnebergs kamen. Er hat sich da viel mit dem Friedhelm befaßt.«

      »Sie meinen den, der jetzt Arzt ist?« fragte Daniel.

      »Ja, den mein ich. Der Name paßt gewiß nicht zu ihm, denn friedlich war der nie. Er war vierzehn, als die Cousine von Frau Ronneberg zu Besuch kam. Die war vierundzwanzig und sehr fesch, und der Baron hat sich in sie verliebt. Er hatte schon die Vierzig hinter sich, aber er war ja eine gute Partie. Es wurde auch bald geheiratet. Da schienen sich alle recht einig zu sein. Und ein Jahr drauf wurde Nicola geboren. Es mag schon sein, daß der Baron enttäuscht war, daß es ein Mädchen war. Er hat mich dann auch arg beneidet, daß wir zu unserer Tresi noch einen Sohn bekommen haben. Ein prächtiger Bub. Er studiert in München. Ingenieur will er werden. Die Baronin konnte wohl keine Kinder mehr bekommen. Vielleicht hätte sie auch das Reiten lassen sollen, aber mir steht es nicht zu, Kritik zu üben. Aber sie hat sich dann auch mehr um den Friedhelm gekümmert als um Nicola. Und als dann der Wangen die Jagd gepachtet hat, hat sie sich auch um ihn ein bißchen zu oft gekümmert. Das hat dem Baron nicht gepaßt, möchte ich mit Verlaub sagen.«

      »Sie sprechen von Markus Wangen?« fragte Daniel.

      Augenblicklich war Franz Portner ein bißchen aus dem Konzept gebracht. »Nicht doch, von seinem Vater red’ i«, sagte er rasch, »der Markus ist ja jetzt noch keine dreißig. Der ist überhaupt erst hierhergekommen, als er schon erwachsen war. Ist in England erzogen worden, so ganz vornehm, und ich muß sagen, daß er das auch ist. Ein Gentleman, wie man so sagt. Ist ja alles ein bißchen verwirrend, Herr Doktor, wenn man es nicht miterlebt hat. Aber man macht sich halt Gedanken, wenn ein Mann, der mit Leib und Seel’ Landwirt war, wie der Baron, plötzlich so nachläßt. Es hätte nicht abwärts gehen müssen. »Ich habe mir die erdenkliche Mühe gegeben, aber wenn ich mal ein ernstes Wort mit ihm gesprochen hab’, dann hat er nur den Kopf geschüttelt und gesagt, daß eh’ alles sinnlos sei, und er hätte ja keinen Sohn.«

      Und sie redeten noch lange. Es war sehr spät, als Daniel und Fee aufbrachen, um im Dorfkrug, wo sie ein Zimmer genommen hatten, die Nacht zu verbringen. Aber Schlaf fanden


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