Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу

      Von Bastian wurde sie beschnuppert und akzeptiert. »Dich würde ich sofort behalten«, sagte sie. »Und unsere Kinder würden sich freuen.«

      »Er gehört Nicola, sie hängt sehr an ihm«, sagte Tresi. »Wieviel Kinder haben Sie, Frau Doktor?«

      »Drei.«

      Nun waren sie für’s erste doch etwas abgelenkt. Sie sprachen über die Kinder und die Insel der Hoffnung, während sie auf Markus Wangen warteten.

      Daniel sprach mittlerweise mit Dr. Großkopf, dem tausend Sorgen auf dem Gesicht geschrieben waren.

      Er hatte Daniel gesagt, daß Nicola eine seltsame Wunde an der Hüfte hätte, die kaum vom Sturz herrühren konnte, sondern möglicherweise von einem Streifschuß.

      »Und dadurch könnte sie gestürzt sein«, sagte Daniel. »Aber dann hätte man auch Blutspuren im Gras gefunden.«

      »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht«, sagte Dr. Großkopf. »Sie hätten einen guten Kriminalisten abgegeben.«

      »Das wurde mir schon mehrmals gesagt!« Daniel lächelte.

      »Ich hatte noch nie mit so etwas zu tun«, sagte Dr. Großkopf fast entschuldigend.

      »In der Großstadt passiert mehr«, erwiderte Daniel. »War eigentlich Dr. Ronneberg schon hier beschäftigt, als Frau von Stiebenau starb?«

      Großkopf wurde fahl. »Ja, im ersten Jahr«, erwiderte er tonlos. »Er hat sie sehr zuverlässig betreut.«

      »Sie sind gut mit ihm ausgekommen?«

      Dr. Großkopf wandte sich ab. »Wie man eben mit einem sehr ehrgeizigen jungen Kollegen auskommt. Ich werde abtreten, und er wird Chefarzt werden. Aber das ist der Lauf der Zeit. Ich hege keine Vorurteile. Jeder Arzt hat wirklich seine eigene Methode.«

      Man konnte das auslegen wie man wollte. Große Sympathie schien Dr. Großkopf für Ronneberg nicht zu empfinden.

      »Sind Sie einverstanden, daß wir Fräulein von Stiebenau heute nachmittag nach München bringen lassen?« fragte er.

      »Wenn sie auf der Fahrt bestens betreut wird, ja.«

      »Ich werde mitfahren«, sagte Daniel ruhig.

      Dr. Großkopf rang nach Worten. »Sie werden sich wundern, warum ich so interessiert bin, die Patientin so schnell von hier wegzubringen«, sagte er mit großer Überwindung, »aber mir ist zufällig bekannt, daß Dr. Ronneberg die junge Dame heiraten wollte und eine beträchtliche Abfuhr erlitt. Es ist zwar einige Jahr her, aber ich glaube nicht, daß Fräulein von Stiebenau ihre Meinung geändert hat. Sie ist ein sehr charaktervolles und energisches Mädchen.«

      »Es besteht da wohl auch ein beträchtlicher Altersunterschied«, sagte Daniel vorsichtig.

      »Ja, gewiß, Ronneberg ist sieben-unddreißig und eigentlich der Typ des ewigen Junggesellen. Über Erfolg bei Frauen kann er sich allerdings nicht beklagen.«

      Daniel besuchte dann noch Nicola, aber sie lag noch in tiefster Bewußtlosigkeit und immer noch betreut und bewacht von Schwester Mathilde, mit der Dr. Norden nur einen verständnis-innigen Blick tauschte.

      Dann verabredete er mit Dr. Großkopf, den Ambulanzwagen für drei Uhr nachmittags bereitzuhalten.

      *

      Als Markus Wangen vor dem Brandner-Haus aus dem Wagen stieg, war Fee Norden überrascht. Markus Wangen sah eher aus wie ein sensibler Philosoph, sie hatte sich eher so einen Managertyp vorgestellt.

      Aber bei der Begrüßung konnte sie feststellen, daß sein schmales Gesicht auch Energie verriet. Er war groß und schlank, hatte dunkles Haar und dunkle Augen und trug eine dunkelumränderte Brille. Aber es war auch gleich zu merken, daß er äußerst erregt war, wenngleich er eine beherrschte Miene zeigte.

      »Ich will alles genau wissen, Jakob«, sagte er.

      »Ich möchte dich erst mit Frau Dr. Norden bekannt machen«, erklärte Jakob höflich. »Sie und ihr Mann haben Nicola gefunden.«

      »Es war reiner Zufall«, sagte Fee leicht irritiert, als die dunklen Augen sie durchdringend musterten.

      »Dann müssen wir wohl diesem Zufall dankbar sein«, sagte Markus Wangen mit erstickter Stimme. »Wo ist Nicola?«

      »Im Krankenhaus«, sagte Tresi.

      »Hier, wo Ronneberg ist?« Markus schrie es fast.

      »Ronneberg hat Urlaub«, sagte Jakob rasch. »Und Nicola soll möglichst heute noch nach München gebracht werden.«

      »Wohin?« fragte Markus erregt.

      »In die Behnisch-Klinik. Wir sind mit Dr. Behnisch befreundet. Dort kann sie bestens versorgt werden.«

      Bastian, der Markus aufheulend begrüßt hatte, lag jetzt zu dessen Füßen, fast bewegungslos.

      »Ich will sie sehen, sofort«, sagte Markus.

      »Mein Mann ist jetzt im Krankenhaus«, erklärte Fee. »Sie können nicht viel ausrichten, Herr Wangen. Fräulein von Stiebenau ist noch nicht bei Bewußtsein.« Sie schöpfte Atem. »Waren Sie hier mit ihr verabredet?« fragte sie überstürzt.

      »Ich? Nein. Wie kommen Sie darauf?«

      »Weil dein Wagen auf den Abstellplatz von uns gefunden wurde, Markus«, erwiderte Jakob. »Es war nur eine Vermutung von uns, daß ihr euch hier treffen wolltet. Wir überlegten alles mögliche mit Frau Dr. Norden.«

      »Ihr wißt, daß ich das Jagdhaus nicht mehr benutze«, sagte Markus, aber man sah, wie seine Gedanken arbeiteten. »Ich habe Nicola schon lange nicht mehr gesehen, leider, muß ich sagen, aber ich wußte auch gar nicht, wo sie sich aufgehalten hat. Ich bitte um Entschuldigung«, wandte er sich an Fee, »aber ich kann augenblicklich keinen klaren Gedanken fassen.« Dann beugte er sich zu dem Hund herab, streichelte ihn. »Und du, Basti, kannst mir wohl nicht sagen, was dein Frauchen hier wollte.«

      »Anscheinend wollte sie Tönnies zum Geburtstag gratulieren, Markus«, sagte Jakob, »zu seinem fünfundsiebzigsten. Aber er wurde an diesem Tag erschossen.«

      Markus nahm seine Brille ab. »Das ist Wahnsinn, das ist doch blanker Wahnsinn, dieser gute alte Mann«, flüsterte er erschüttert. »Ist dieses Stück Erde denn verflucht?«

      Und dann herrschte ein langes, er-drückendes Schweigen, bis Daniel Norden kam.

      Auch Daniel war sichtlich überrascht, als ihm Markus vorgestellt wurde. Dieser überschüttete ihn mit einer Flut von Fragen, die aber nur Nicola betrafen.

      Daniel sagte ihm, daß Nicola gegen drei Uhr nach München gebracht würde. Markus blickte auf seine Armbanduhr. »Ich werde zur Stelle sein, aber bis dahin kann ich noch einiges erledigen«, sagte er rasch.

      »Wohin willst du, Markus?« fragte Jakob.

      »Zum Jagdhaus«, erwiderte Markus.

      »Dann werde ich dich begleiten.«

      Daniel und Fee gewannen den Eindruck, daß diese beiden ungleichen Männer tatsächlich Freunde waren.

      »Ich finde es auch besser, wenn du nicht allein gehst«, warf Tresi ein.

      »Wir wollten uns das Jagdhaus und das Gut auch mal anschauen«, ließ sich Fee vernehmen.

      »Gut, dann gehen wir doch alle. Wir können ja mit dem Wagen bis dicht heran fahren. Dann ist es nicht mehr weit«, erklärte Markus. »Ich hatte Tönnies einen Schlüssel dagelassen, damit er ab und zu mal nach dem Rechten schaut...« Abrupt versank er dann in Schweigen, als hätte er eine Ahnung, eine böse Ahnung, und diese sollte sich dann bestätigen, als sie das Jagdhaus erreicht hatten. Es war ein ziemlich großer Bau, aus früheren Zeiten stammend, Markus bemerkte auch beiläufig, daß es früher einem Fürsten gehört hätte.

      Die Tür war nicht verschlossen, aber der Schlüssel steckte nicht. In den Räumen herrschte ein wildes Durcheinander, als hätte jemand eilends etwas gesucht.


Скачать книгу