Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу

      »Ein schöner Hund«, sagte Fee leise.

      »Tönnies hat den Wastl aufgezogen«, murmelte Tresi. »Der Baron hatte eine Zucht, einen von den letzten hat er Tönnies geschenkt, und einen hat Nicola behalten.« Sie blickte auf. »Sie hatte den Hund nicht dabei«, fuhr sie dann nachdenklich fort. »Was soll das alles nur bedeuten? Es ist so schrecklich. Habt ihr denn gar nichts bemerkt, Jakob?«

      »Nein, ich war mit dem Auto beschäftigt, und Peppi war im Haus. Aber ich meine, daß wir jetzt die Polizei holen müssen.«

      »Sie haben recht«, sagte Daniel. »Ich habe nachher auch noch eine Verabredung.«

      »Eine Verabredung, mit wem?« fragte Fee bestürzt.

      »Mit Oberschwester Mathilde. Du kannst mitkommen, Fee. Sie kennt Paps und die Insel, und wir müssen dort auch noch anrufen, daß wir über Nacht hierbleiben.«

      »Darauf sind wir aber gar nicht vorbereitet«, murmelte Fee.

      »Ich denke, es muß sein«, sagte Daniel.

      Wenn wir schon mal einen Ausflug machen, dachte Fee betrübt, aber das dramatische Geschehen beschäftigte sie doch mehr.

      *

      Die Dorfpolizei fühlte sich diesem Geschehen nicht gewachsen, da mußten die Kriminalisten aus der Stadt geholt werden. Daß der gewaltsame Tod von Tönnies in Zusammenhang mit Nicolas mysteriösem Unfall stand, vermuteten Daniel und Fee sofort, und auch, daß dies noch weite Kreise ziehen würde.

      Fee hatte ein langes Telefongespräch mit Anne Cornelius geführt und dann auch mit ihrem Vater, und die beiden machten sich dann wieder mal Gedanken, ob es denn nicht möglich sein konnte, daß Fee und Daniel tatsächlich mal einen Tag ohne jede Aufregung verleben dürften.

      Nun mußten sie aber die drei Kleinen trösten, Danny, Felix und Anneka, die nicht begreifen wollten, warum ihre Eltern nicht am Abend zurückkamen.

      Daniel und Fee hatten sich auf den Weg zu Oberschwester Mathilde gemacht, und zum Abendessen hatten sie sich mit Tresi und den Brandnerbrüdern verabredet. Zuerst hatten sie den Vorschlag gemacht, sich im Dorfkrug zu treffen, aber Tresi hatte widersprochen. Da hätten die Wände Ohren, hatte sie gemeint, und man solle sich doch besser bei ihnen daheim treffen, denn ihr Vater hätte wohl auch noch manches aus der Vergangenheit zu sagen, was die Fehde zwischen den Stiebenaus, Ronnebergs und Wangens beträfe.

      »Das ist nun die Idylle«, sagte Fee gedankenvoll, als sie dem Wiesenhang zuschritten, wo Mathilde wohnte. »Alles sieht so friedlich aus, und da spielt sich dann Gott weiß was ab.«

      »Überall, wo Menschen leben, gibt es Gegensätze, Fee«, sagte er sinnend. Dann blieb er stehen und blickte zu dem weinumrankten Haus. »Wir sind am Ziel.«

      Schwester Mathilde kam ihnen schon entgegengeeilt. »Wie schön, daß Sie Ihre Frau mitbringen«, sagte sie, und jetzt wirkte sie lange nicht so streng wie im Krankenhaus.

      Daniel stellte gleich die Frage, die ihm am meisten am Herzen lag, die Frage nach Nicolas Befinden.

      »Das EKG und das EEG sind recht zufriedenstellend«, erwiderte sie, »aber sie ist noch ohne Bewußtsein. Eine Hirnblutung liegt glücklicherweise nicht vor. Sie dürfen versichert sein, daß Dr. Großkopf äußerst gewissenhaft vorgeht, um sich in diesem Fall nicht das geringste nachsagen zu lassen.«

      Dr. Norden blickte Mathilde forschend an. »Mußte er sich schon mal nachsagen lassen, daß er etwas versäumt hätte?«

      »Nicht so direkt, aber es blieb immer ungeklärt, wie Frau von Stiebenau an die Tabletten kommen konnte, die dann ihren raschen Tod herbeiführten.«

      »Sie hat also Selbstmord begangen«, sagte Fee.

      »Sie war des langen Leidens müde. Für eine so vitale Frau, wie sie früher gewesen war, muß das ja auch schrecklich gewesen sein, querschnittgelähmt und so hilflos. Ich würde in solcher Situation auch Schluß machen.«

      »Und jemand hat ihr zu den Tabletten verholfen«, sagte Daniel nachdenklich.

      »Es war niemandem nachzuweisen. Aber dieser Fall ist längst vergessen.«

      Als Daniel dann aber von Tönnies schrecklichem Tod sprach, wurde sie schreckensbleich. Sprachlos verharrte sie ein paar Minuten, aber man sah, daß sie krampfhaft überlegte.

      »Dann wird wohl doch noch mal alles aufgerührt werden«, sagte sie heiser. »Es wird gut sein, wenn Nicola schnell von hier weggebracht wird. Sie werden dafür sorgen, Herr Doktor?«

      »Ich habe es versprochen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir etwas über die Stiebenaus und Ronnebergs erzählen würden.«

      »Wenn der Ronneberg Chefarzt wird, ist meine Zeit vorbei«, sagte sie hart. »Nächsten Monat werde ich sowieso sechzig. Man kann ihm ja nicht nachsagen, daß er ein schlechter Arzt wäre, aber ein Arzt muß auch ein Mensch sein, doch er hat überhaupt kein Gefühl. Man hat ja mal davon geredet, daß er Nicola heiraten würde, aber das habe ich immer für ein Gerücht gehalten. Nicht nur deshalb, weil er fünfzehn Jahre älter ist.«

      »Sind die Ronnebergs auch eine alteingesessene Familie?« fragte Fee.

      »Nach dem Krieg sind sie gekommen. Pächter ist er vom Baron geworden. Mit einer Cousine von Frau von Stiebenau war er verheiratet, deshalb hat er sich wohl Rechte angemaßt, die ihm nicht zustanden. Das ist meine Meinung. Der Baron hatte keinen Sohn. Sie verstehen?«

      Daniel und Fee verstanden, aber Mathilde sagte rasch: »Ich will nichts gesagt haben, aber so manches wird nun doch wieder aufgerührt. Wie der alte Ronneberg den ganzen Besitz an sich gebracht hat, weiß ich nicht, aber mit rechten Dingen ist es bestimmt nicht zugegangen.«

      »Und welche Rolle spielt dieser Markus Wangen?«

      Mathilde starrte ihn bestürzt an. »Wer will ihn denn hineinzerren?« fragte sie rauh.

      »Das weiß ich nicht. So recht will sich niemand über ihn äußern.«

      »Er ist über jede Kritik erhaben. Ein ganz feiner Mensch ist er, aber der Ronneberg hat ja auch noch eine Tochter, und die hätte er gar zu gern mit dem reichen Markus verkuppelt.«

      Die Glieder einer Kette reihten sich aneinander, aber es fehlten wohl noch eine ganze Anzahl, um sie schließen zu können, und was Mathilde sonst noch sagte, entsprang wohl der Abneigung, die sie gegen die Ronnebergs hegte.

      Der Baron sei ein feiner, stiller Mann gewesen, und das Regiment im Haus hätte wohl die schöne Baronin geführt, meinte sie, bis zu dem Tage, als man sie gelähmt ins Krankenhaus gebracht hatte. Leicht hätte man es zwar anfangs nicht mit ihr gehabt, aber mehr und mehr sei sie dann doch immer stiller geworden und ganz ihrer Religion hingegeben. »So, als wolle sie für etwas Buße tun«, sagte Mathilde leise. »Getratscht worden ist hier viel, aber hinter die ganze Wahrheit ist wohl keiner gekommen, und wenn sie jetzt doch noch aufkommen sollte, ist es wohl gut, daß der Baron nicht mehr lebt.«

      »Und Nicola?« fragte Fee.

      Mathilde zuckte die Schultern. »Sie hatte immer einen starken Willen, und wenn sie am Leben bleibt, wird sie sich durchbeißen.«

      »Wissen Sie, wo sie zuletzt lebte?« fragte Fee intuitiv.

      »Nein.«

      *

      »Wir werden schon noch mehr erfahren, Daniel«, meinte Fee, als sie auf dem Wege zu den Portners waren. Diesmal fuhren sie mit dem Wagen, denn der Betrieb und das Wohnhaus lagen ziemlich weit außerhalb, doch dem Haus der Brandners näher als dem Dorf.

      Es war ein schmuckes Haus, das schon rein äußerlich einen gesunden Wohlstand ausdrückte. Tresi hatte schon draußen voller Ungeduld auf sie gewartet.

      »Jakob und Peppi haben sie mit zur Polizei genommen«, sagte sie aufgeregt.

      »Als ob sie, ausgerechnet sie, dem Tönnis und Nicola was antun würden.«

      »Sie dürfen nicht gleich so schwarz sehen, Tresi«, sagte Daniel.


Скачать книгу