Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
sprachen auch von einem Markus«, sagte Fee vorsichtig.

      »Der ist nicht hier«, erwiderte Jakob unwillig.

      »Es handelt sich doch augenscheinlich um einen Unfall«, sagte Fee. »Man wird die Angehörigen benachrichtigen müssen. Und Sie scheinen die Familie gut zu kennen.«

      »Es ist niemand mehr da als die Baroneß«, erwiderte Jakob etwas wortkarg.

      »Und bei ihrem Vater war es auch ein Unfall, aber den wollte man dem Markus anhängen«, erklärte Peppi empört. »Die Frau Doktor kann es doch ruhig wissen, Jakob. Ich möchte auch gern wissen, warum die Baroneß nicht bei uns hereingeschaut hat, wenn sie schon auf dem Weg zur Hütten war.«

      Jakob starrte nachdenklich zum Fenster hinaus. »Ja, das ist merkwürdig«, sagte er rauh. »Grüß Gott hat sie allweil gesagt.«

      Fee betrachtete die beiden jungen Männer nachdenklich. So richtige Naturburschen waren sie und anscheinend auch recht ordentlich und tüchtig, wie das saubere Haus verriet, in dem es überhaupt keine Frau zu geben schien.

      Doch dann erschien plötzlich eine, ein blondes, kräftiges junges Mädchen. Auf einem Fahrrad war sie gekommen und brachte einen Korb.

      »Grüß euch«, sagte sie munter, dann starrte sie Fee an. »Ihr habt Besuch?« fragte sie staunend.

      »Das ist eine Frau Doktor aus München. Es hat hier einen Unfall gegeben, Tresi«, erwiderte Jakob. »Die Baroneß…«

      »Die Nicola?« schrie Tresi auf. »Nein, wo ist sie?«

      »Ins Krankenhaus haben sie sie gebracht«, sagte Peppi, während Jakob dem Mädchen beruhigend den Rücken tätschelte.

      »Mein Name ist Norden«, sagte Fee. »Mein Mann begleitet die Verunglückte. Wir sind Ärzte und wollten eine Wanderung machen. Da haben wir sie gefunden.«

      »Wo?« fragte Tresi.

      »Am Wasserfall. Sie muß ausgeglitten sein«, erwiderte Fee.

      »Die Nicola? Nie und nimmer, die kennt doch den Hang«, stammelte Tresi. »Sie weiß, daß da die Schlucht ist.«

      »Sie hatte Schuhe mit Ledersohlen an«, sagte Jakob heiser.

      Tresis klare Augen verdunkelten sich. »Da stimmt etwas nicht«, sagte sie tonlos.

      »Sie kennen die Baroneß gut?« fragte Fee.

      »Mein Vater war Verwalter auf Gut Stiebenau. Das ist dann verkauft worden, nachdem der Baron auf der Jagd verunglückt ist. Und nun die Nicola? Ich verstehe das nicht.« Sie war sichtlich erschüttert, und in ihren klaren Augen war ein ziemlich ängstlicher Ausdruck.

      »Sie wird doch am Leben bleiben?« fragte sie nach einem tiefen Atemzug.

      »Das kann ich von hier aus und jetzt noch nicht sagen«, erwiderte Fee, »aber es sieht sehr bös aus.«

      »Und man hat sie ins Kreiskrankenhaus gebracht? Aber da ist doch der Ronneberg Arzt«, flüsterte Tresi.

      »Und was bedeutet das?« fragte Fee.

      »Ach, nichts, die Tresi gibt auch zuviel auf Gerede«, warf Jakob unwillig ein.

      Fee blickte nachdenklich aus dem Fenster hinaus. Es schien einige Rätsel um diese Nicola von Stiebenau zu geben. Doch Tresi sagte jetzt eigensinnig: »Gerede hin, Gerede her. Nicola tät einen Schock bekommen, wenn der Ronneberg plötzlich an ihrem Bett steht, das weiß ich, und wenn das eine Frau Doktor ist, werde ich ihr auch sagen warum, damit sie dafür sorgt, daß Nicola in eine andere Klinik kommt.«

      »Ich wäre dankbar für jede Auskunft, denn es werden ganz sicher im Zusammenhang mit dieser jungen Dame noch manche Fragen gestellt werden, wohl auch an Sie, wie an alle, die Nicola von Stiebenau kennen«, sagte sie ruhig.

      Tresi legte den Kopf zurück. Ihre Blicke wanderten zwischen den beiden jungen Männern hin und her. »Ihr habt doch nichts zu verbergen. Seid doch nicht gar so stur.«

      »Mit dem alten Ronneberg mag ich mich nicht anlegen«, sagte Jakob trotzig, »und mit dem jungen mag ich nichts zu schaffen haben.« Und dann trat für lange Zeit Schweigen ein, bis Tresi zu Fee sagte: »Gehen wir ein Stück? Zeigen Sie mir, wo Nicola gefunden wurde? Die Burschen tun es ja doch nicht. Aber vielleicht sind sie nur grantig, weil sie noch kein richtiges Frühstück hatten. Es ist alles im Korb.«

      Daß Tresi ein intelligentes Mädchen war, konnte Fee sehr schnell herausfinden. Mit vollem Namen hieß sie Teresa Portner.

      »Wenn die beiden stur sind, dürfen Sie es nicht übelnehmen, Frau Doktor«, sagte sie entschuldigend. »Das war für sie bestimmt auch ein Schock. Ihr Vater war der Revierförster beim Baron Stiebenau. Sie sind keine Dummen. Der Jakob wird Lehrer und hat jetzt nur Ferien, und der Peppi macht eine Kunstschreinerlehre. Sie sind jetzt nur in den Ferien hier, sonst wohnen sie in der Kreisstadt. Wir kennen uns von Kindheit an.«

      »Und die Nicola kennen Sie auch von Kindheit an«, sagte Fee forschend.

      »Ja, gewiß, wir sind sogar zusammen zur Schule gegangen, bis Nicola ins Internat gekommen ist. Mit dem Gut ging es da schon bergab, weil der Baron gar so viele Hypotheken aufnehmen mußte. Seine kranke Frau hat halt viel Geld gekostet, und dann hat er auch noch Verwandte versorgen müssen. So genau weiß ich das nicht, aber mein Vater sagte, daß es zuviel war, was auf ihm lastete, und der Gesündeste war er auch nicht mehr.« Sie versank in nachdenkliches Schweigen.

      »Sie sagten, daß er bei einem Jagdunfall starb, oder die Brandner Brüder sagten es. Ich bin jetzt schon ein bißchen verwirrt.«

      »Es war ein mysteriöser Unfall, das sagte wenigstens mein Vater. Er soll in sein eigenes Gewehr gefallen sein.«

      *

      Indessen bemühten sich die Ärzte im Kreiskrankenhaus von Stiebenau. Dr. Nordens Mithilfe wurde gern akzeptiert.

      Es wurde festgestellt, daß Nicola eine schwere Gehirnerschütterung und innere Verletzungen davongetragen hatte, die noch nicht genau festgestellt werden konnten. Dazu eine Unterschenkelfraktur und ein Schlüsselbeinbruch. Erstaunlicherweise hatte sie sonst keine Brüche aufzuweisen.

      »Sie muß sich wohl instinktiv heruntergerollt haben«, stellte der Chefarzt fest, ein grauhaariger untersetzter Mann mit Namen Großkopf.

      Dann wurde Daniel ans Telefon gerufen, und er wußte, daß es nur Fee sein konnte. Was sie ihm sagte, versetzte ihn in Bestürzung.

      »Ich werde es versuchen«, erklärte er, da eine junge Schwester in unmittelbarer Nähe stand und lauschte. Ja, es war Daniel nicht entgangen, daß sie sehr intensiv lauschte. Sie war schlank und hübsch, und Daniel fing einen lauernden Blick von ihr auf, der ihm zu denken gab.

      »Wo stecken Sie denn, Schwester Tina?« rief eine unwillige Frauenstimme, und da verschwand sie.

      Dafür lernte Dr. Norden dann die Oberschwester Mathilde kennen, die ihn sehr kritisch musterte.

      »Sie sind Dr. Norden, der Schwiegersohn von Dr. Cornelius?« fragte sie dann aber so freundlich, daß er fast erleichtert war, denn sie machte einen sehr strengen Eindruck.

      »Der bin ich. Sie kennen meinen Schwiegervater?«

      »Und die Insel der Hoffnung«, erwiderte sie. »Ich war selbst schon dort.«

      Irgendwie hatte er das Gefühl, sich ihre Sympathie sichern zu müssen. »Vielleicht treffen wir uns dann dort einmal«, sagte er.

      »Kann schon sein. Ich hätte nichts dagegen.«

      »Würden Sie mir bitte sagen, welcher von den Ärzten Dr. Ronneberg ist?« fragte Daniel leise.

      Sofort verschloß sich ihr Gesicht wieder. »Der hat Urlaub, und das wird gut sein, da die kleine Stiebenau hier ist«, brummte sie. »Scheint doch so zu sein, als läge ein Fluch auf der Familie.«

      »Auf den Stiebenaus?« fragte er leise.

      »Ich mag hier nichts sagen«, murmelte sie. »Mein Dienst ist um fünf Uhr zu


Скачать книгу