Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Sie hatte das Kind lieb.«

      »Und von Frank hat sie nichts gesagt?«

      »Der hatte sich doch mit der Anna getroffen, und sie wollten heiraten. Da hätte Anita doch keinen Wurm reingebracht.«

      »Und wie bist du dann, nach allem, was du wußtest, auf den Gedanken gekommen, daß Marian Höller der Vater sein könnte?«

      »Manchmal hatte die Anita wirklich einen ganz verklärten Blick, wenn sie das Baby in ihrem Arm hielt. Schön wär’s, wenn er Höller heißen würde, hat sie gesagt. Aber sie wüßte ja nur, daß der Marian in München wohnt.«

      »Sie wußte, daß der Marian in München wohnt«, wiederholte Katja nachdenklich.

      »Aber vielleicht könnte er ja auch verheiratet sein, hat sie gesagt. Sie müssen es mir glauben, eine Ehe wollte sie nicht kaputtmachen. So war sie nicht. Sie wäre überall durchgekommen, wenn sie nicht verunglückt wäre. Aber dann hat es bei uns gebrannt, und alles war fort, und ich stand mit dem Kind da und wußte nicht wohin. Er ist doch so ein liebes Büberl. Und da dachte ich halt, daß er es gut haben soll.«

      Du liebe Einfalt, ging es Katja durch den Sinn, aber sie konnte diesem armen Geschöpf nicht böse sein, wie es so hilflos dasaß. »Dann hast du also den Marian Höller gesucht«, sagte sie leise.

      »Und bin auf die Ärztin gekommen im Telefonbuch. Und ich habe gedacht, daß eine Ärztin was Besonderes ist und so ein Würmchen nicht gleich in ein Heim stecken würde. Und ich dachte auch, daß Sie mit dem Marian Höller verwandt wären.«

      »Recht hast du getan, Maria«, sagte Katja.

      Mit staunenden Kinderaugen blickte Maria sie an. »Das sagen Sie, daß ich richtig gehandelt habe?«

      »Ein Schutzengel muß dich und Ulli begleitet haben«, sagte Katja gedankenvoll.

      »Ulli? Wer ist das?« fragte Maria.

      »Wir nennen den Kleinen Ulli, weil wir seine richtigen Namen ja noch nicht kannten, aber davon werden wir zwei streichen lassen.«

      »Welche denn?« fragte Maria.

      »Frank und Ralf. Marian wird den Jungen adoptieren.«

      »Hat er denn eine Frau?« fragte Maria stockend.

      »Nein, aber er hat eine wundervolle Mutter. Und bei ihr ist Ulli. Und du wirst jetzt mit mir dorthin fahren.«

      »Muß ich dann alles noch mal erzählen?«

      »Wir werden uns ergänzen, Maria.«

      »Aber Sie haben mir noch nicht gesagt, wie Sie mich gefunden haben.«

      »Das werden Sie später erfahren. Alles brauchen wir ja nicht zweimal zu erzählen.«

      »Und wohin soll ich dann?« fragte Maria.

      »Sie bleiben bei mir.«

      »Jetzt brauchen Sie aber nicht gleich Sie zu mir zu sagen«, flüsterte Maria.

      »Ich dachte, du wärest ein Stück erwachsener, aber ich bleibe gern beim Du.«

      »Ich sag einstweilen herzlichen Dank für alles, Frau Doktor, und wenn Sie bitt schön em gutes Wort für mich einlegen wollen?«

      »Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Jetzt nicht mehr.« Und ich habe auch keine mehr, dachte Katja, denn sie ahnte, wer Ullis Vater war.

      Es bleibt ja in der Familie, dachte sie. Anita hat sich den Namen Höller für ihren Buben gewünscht. Er wird ihn bekommen.

      Scheu und ängstlich betrat Maria neben Katja das Haus der Höllers. Kugelrund wurden ihre Augen. Überwältigt rang sie nach Atem.

      »Wenn Anita das gesehen hätte«, flüsterte sie, aber Katja wollte jetzt gar nicht über Anita nachdenken. Sie machte sich Gedanken, wie Marian und Ulrike Höller auf Marias Bericht reagieren würden. Sie hegte keinen Zweifel, daß Maria die Wahrheit gesagt hatte. Sie war zu naiv, um sich eine solche Geschichte auszudenken, und sie war trotz allen Unglücks ihrer Cousine Anita noch immer zugetan. Man konnte wohl sagen, daß sie diese wohl irgendwie bewundert hatte.

      Ulrike kam Maria freundlich entgegen, Marian blieb äußerst zurückhaltend. Er versuchte, Katjas Blick festzuhalten und aus ihren Augen schon so manches herauszulesen, aber er sah nur Zuversicht dann.

      In Katjas hübschem Kleid sah Maria recht manierlich aus. Eine Ähnlichkeit mit Anita konnte Marian nicht entdecken, aber es wurde ihm so recht bewußt, daß er eigentlich gar keine Erinnerung an sie hatte. Vielleicht wäre ihm diese gekommen, wenn Maria ihr ähnlicher gewesen wäre, doch dieses Mädchen konnte man fast unbedarft bezeichnen, farblos, gehemmt, gewohnt, sich zu ducken.

      Es schien Maria undenkbar, sich zu den »Herrschaften« an den Tisch zu setzen, und als sie dann doch dazu überredet worden war, fiel sie von einer Verlegenheit in die andere. So viel Freundlichkeit hätte sie nicht verdient, meinte sie. Sie wagte nicht einmal, nach dem Kleinen zu fragen, aber als dann sein Stimmchen zu vermehmen war, hob sie den Kopf, und das Blut schoß ihr in die Wangen.

      »Du kannst ihn nachher sehen, Maria«, sagte Katja, nachdem sie einen kurzen Blick mit Ulrike getauscht hatte.

      Sehr diplomatisch leitete sie dann die Unterhaltung ein. Diesmal sprach Maria aber vorerst nur von ihrer Kindheit und Jugend, davon, daß Anita viel gescheiter als sie gewesen sei und sogar Sprachen gelernt hätte. Und daß sie eben auch so hübsch gewesen sei.

      Dann sah sie Katja bittend an. »Ich habe der Frau Doktor doch schon alles erzählt«, sagte sie scheu. »Es ist mir alles so peinlich. Ich habe so un­überlegt gehandelt.«

      »In solchen Situationen ist das verständlich«, sagte Ulrike. »Jetzt wollen wir erst mal überlegen, wie Ihnen zu helfen ist.«

      »Ich habe ja nichts gelernt. Nur auf dem Hof habe ich gearbeitet und im Haushalt.«

      »Und Frau Rittner hast du geholfen«, warf Katja ein.

      »Ja, so etwas hätte ich gern gelernt«, sagte Maria scheu.

      »Ich werde dich in der Praxis anlernen«, sagte Katja. Dafür erntete sie einen überraschten Blick von Marian. Doch sie ließ sich dadurch nicht verwirren. »Wenn Anke ihr Studium beginnt, kannst du schon soweit sein, daß du mir zur Hand gehst. Von Frau Rittner weiß ich, daß du sehr ordentlich bist. Du kannst auch bei mir wohnen.«

      Da liefen Tränen über Marias Wangen.

      Ulrike stand auf und griff nach ihrer Hand. »Komm jetzt, wir gehen zu Ulli«, sagte sie. Auch sie hatte gespürt, daß das Du Marias Ängste milderte. Und sie hatte zudem das Gefühl, daß Katja Marian allein sprechen wollte. Ja, sie hatte so ihre Ahnungen, und diese kamen der Wahrheit sehr nahe.

      Katja fiel es nicht leicht, Marian alles wiederzugeben, was sie von Maria erfahren hatte. Zuerst zeigte sich nur grenzenloses Staunen auf seinem Gesicht, dann verdüsterte es sich.

      »Arndt? Sie meinen tatsächlich, daß er es war? Aber er war doch so überzeugend, als ich mit ihm sprach.«

      »Vielleicht deshalb, weil er ganz sicher war, daß Anita schweigen würde. Ich möchte Marias Worten glauben, daß Anita keine Ehe auseinanderbringen wollte. Sie liebte das Leben, sie genoß es, aber sie war nicht schlecht, wie Maria sagte. Jetzt ist sie tot, und ich meine, daß Arndts Frau von dieser Geschichte nichts mehr zu erfahren braucht.«

      »Er hätte mir die Wahrheit sagen können«, murmelte Marian. »Ich hätte es nicht an die große Glocke gehängt.«

      »Konnte er dessen sicher sein? Ralf hat Sie auch belogen. Er hat sich noch mit Anita getroffen. Sie wollte zu ihm nach Rom fahren. Nach allem, was ich von Maria über Anita erfahren habe, muß sie ein Kobold gewesen sein. Sie wollte das Kind nicht hergeben.«

      »Wenn es gewiß ist«, sagte Marian nachdenklich.

      »Nun ja, es mögen einige Zweifel bleiben, aber was spielt das jetzt noch für eine Rolle, nachdem die Entscheidung über Ullis Schicksal bereits gefallen ist?«

      »Wird


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