Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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zu und packten sie an den Armen. Katja wurde bewußt, in welche Gefahr sie sich begeben hatte, aber geistesgegenwärtig sagte sie: »Ich werde draußen erwartet und Maria auch.«

      »Laßt die Finger weg«, sagte der Dicke, »ich will keinen Ärger haben. Dann hau doch ab, du dummes Luder!«

      Katja griff nach Marias Hand und zerrte sie zum Ausgang. Höhnisches Lachen folgte ihnen, aber keiner griff nach ihnen. Und Katja atmete erst auf, als sie beide im Wagen saßen. Das Mädchen war von einem haltlosen Schluchzen geschüttelt. »Mußte das wirklich sein, Maria?« fragte Katja leise. »Ausgerechnet so eine Kneipe!«

      »Ich habe doch nichts anderes gefunden«, schluchzte Maria. »Büroarbeiten kann ich doch nicht.«

      »Und du wolltest dich verstecken«, sagte Katja, unwillkürlich das Du gebrauchend. »Erkennst du mich?«

      Maria schüttelte den Kopf. »Ich bin Katja Höller, die Ärztin, zu der du das Kind gebracht hast.«

      »Wie haben Sie mich gefunden?« schrie Maria auf.

      »Das erzähle ich dir später. Jetzt beruhige dich erst mal. Ich bin heilfroh, daß wir so davongekommen sind.«

      »Ich habe aber noch meine Sachen da.«

      »Auf die kannst du wohl verzichten. Das Wertvollste hattest du ja schon bei mir zurückgelassen. Das Kind!«

      Und nun strömten erst recht die Tränen, aber Katja ließ sie weinen. Sie ahnte, daß Maria in diesen Tagen die Hölle durchlebt hatte.

      Es dauerte lange, bis Maria sich beruhigt hatte. Da waren sie schon fast bei Katjas Wohnung angelangt.

      »Ich wußte doch nicht wohin«, schluchzte Maria. »Ich hatte kein Zuhause mehr und kein Geld.« Sie blickte auf. »Sie haben gesagt, ich hätte das Wertvollste zurückgelassen. Sehen Sie das so?«

      »Ja, ich bin froh, daß du das Kind bei mir gelassen hast, Maria, und über alles andere werden wir in Ruhe sprechen.«

      »Aber Sie bringen mich nicht zur Polizei? Ich will alles sagen, aber nicht eingesperrt werden.«

      »Du wirst nicht eingesperrt!«

      *

      Katja hatte ein Bad eingelassen. Sie hatte Kleidung für Maria herausgesucht, die zwar noch dünner war als sie, aber etwa die gleiche Größe hatte. Sie machte ein paar Dosen auf und bereitete ein Essen zu.

      Als Maria noch immer nicht aus dem Bad kam, machte sie besorgt die Tür auf, aber da stand sie, bereits angekleidet.

      »So schöne Sachen habe ich noch nie gehabt«, sagte sie schüchtern.

      »Anita schon«, sagte Katja mit einem Anflug von Bitterkeit, »und sie konnte auch Reisen machen.«

      »Sie war ja auch im Büro«, sagte Maria. »Sie hat gut verdient. Ich mußte mich doch um Vater kümmern.«

      »Und dann um das Kind. Aber du wirst mir alles der Reihe nach erzählen, Maria. Jetzt ißt du erst mal. Ich war nicht darauf vorbereitet, aber du wirst schon satt werden.«

      »Und Sie essen nichts?« fragte Maria schüchtern.

      »Ich habe gestem zuviel gegessen«, erwiderte Katja. »Im Gasthof zum Bock. Da, wo du zu Hause warst.«

      »Sie haben mich gefunden. Wie denn bloß?«

      »Das ist eine ziemlich lange Geschichte.«

      Und da läutete das Telefon. Katja meldete sich.

      Es war Marian.

      »Wollen Sie nicht doch zum Essen zu uns kommen, Katja?« fragte er.

      »Es geht nicht, ich habe einen Gast.«

      »Ach so, dann will ich nicht stören«, sagte er.

      »Es ist Maria List, Marian. Aber ich möchte erst mit ihr allein sprechen. Fragen Sie Ihre Mutter, ob ich sie später mitbringen darf.«

      »Soll ich nicht lieber kommen?« fragte er hastig.

      »Nein.«

      »Natürlich können Sie sie mitbringen.«

      »Danke. Wir müssen ihr weiterhelfen «

      Dann legte sie den Hörer auf. Maria starrte sie an. »Sie sagten Ma­rian.«

      »Ja, ich habe eben mit Marian Höller gesprochen, dem angeblichen Vater eines namenlosen Kindes.«

      »Er ist nicht Ihr Mann?« fragte Maria.

      »Nein, wir sind nicht mal verwandt.«

      »Das wußte ich nicht. Ich habe alles falsch gemacht.«

      »Manches«, sagte Katja, »aber nicht alles. Zumindest hast du das Kind in gute Hände gegeben.«

      »Wo ist es?«

      »Das erfährst du noch. Zuerst möchte ich mal deine Geschichte hören. Die ganze Geschichte, von Anita angefangen. Ich weiß schon eine Menge. Ich will dir helfen, Maria, aber nur, wenn du nicht lügst und nichts beschönigst.«

      Sie wußte selbst nicht, warum sie so sprach, aber gerade dieser Ton verfehlte seine Wirkung nicht.

      »Ich will ja alles sagen«, flüsterte Maria. »Ich bin Ihnen so dankbar, daß Sie mich da herausgeholt haben.«

      »Wie alt bist du, Maria?« fragte Katja.

      »Dreiundzwanzig.«

      »Wie alt war Anita?«

      »Fünfundzwanzig. Sie ist tot.«

      »Ja, ich weiß. Du erzählst mir jetzt, wann du von dem Kind erfuhrst.«

      »Vier Wochen vor der Geburt. Anita kam zu uns. Wir hatten sie lange nicht gesehen. Ihre Eltern waren früh gestorben, und sie war dann weggegangen von uns, als sie erst siebzehn war. Aber sie hatte gleich eine gute Stellung bekommen. Später hat sie auch manchmal Sachen geschickt und mir geschrieben, daß ich doch auch nach Frankfurt kommen soll. Sie war sehr hübsch, und einmal war sie auch mit einem Freund bei uns. Sie hat gesagt, daß sie heiraten wollen. Aber den hat sie dann doch nicht geheiratet. Sie hat eine Stellung in einem Reisebüro bekommen und konnte ­jedes Jahr anderswohin fahren in den Urlaub. Letztes Jahr war sie dann in Griechenland mit einer anderen Kollegin. Da hat sie dann auch gleich ein paar Männer kennengelernt, die sie ganz toll fand. Davon hat sie mir dann genau erzählt.«

      »Ralf, Frank und Marian«, sagte Katja.

      »Und noch einer. Vier waren es nämlich. Der hieß Arndt. Eigentlich wollte sie den Kleinen nämlich Arndt nennen. Der Name hat ihr am besten gefallen. Sie hat so komisch geredet.«

      »Und dann hat sie gesagt, daß Marian Höller der Vater des Kindes ist.«

      »Nein, nicht so genau. Sie hat nur gesagt, daß ihr der am besten gefallen hätte, aber daß das kein Mann zum Heiraten wäre. Und der Arndt hat ihr gesagt, daß er verheiratet ist und zwei Kinder hat. Sie hat halt davon geträumt, daß sie mal so einen Mann kriegen würde.«

      »Wie den Marian«, sagte Katja.

      »Oder den Arndt.«

      »Und was hat sie von Frank und Ralf erzählt? Du weißt doch, daß sie dem Buben drei Namen gegeben hat.«

      »Ja, da hat sie gelacht. Es wäre so eine schöne Erinnerung, hat sie gesagt. Sie war immer lustig und zu Späßen aufgelegt. Und sie hat auch gesagt, daß sie das Kind auch allein durchbringen würde, aber dann ist sie ja verunglückt. Damit hat doch niemand gerechnet. Sie wollte doch nur den Ralf in Rom besuchen. Den hatte sie nämlich zufällig im Reisebüro mal wiedergetroffen.«

      Mein Gott, ist das eine Story, hoffentlich kann ich mir alles merken, dachte Katja.

      »So, den wollte sie besuchen«, sagte sie.

      »Eine Gaudi würde das werden, wenn sie ihm von dem Kind erzählen würde, hat sie gesagt, aber die hätten ja alle Sinn gehabt für Humor. Und vielleicht würden sie dann bei dem Kleinen auch


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