Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
hatten sich solches Urteil gebildet, allerdings konnte Kommissar Harbig dazu noch feststellen, daß manche ihnen gestellte Fragen sie verunsicherten und sie mit lächerlichen Ausflüchten kamen. So vor allem die Frage nach ihrer Herkunft und ihrem früheren Wohnort, und wie sie dann ausgerechnet hierhergekommen wären.

      »Wir hatten ein Gut in Pommern«, erklärte Friedrich Ronneberg. »Einen großen, ertragreichen Besitz. Arved von Stiebenau war mit einigen anderen Offizieren bei uns einquartiert. Es entstand eine sehr enge Freundschaft, und Arved sagte, daß wir uns hier treffen wollten, wenn der Krieg zu Ende sei. Daß er so zu Ende gehen würde, ahnten wir da noch nicht, aber wir waren dann dankbar, daß wir hier Zuflucht fanden. Arved ist ja leider gefallen.«

      »Und Sie haben doch sicher für Ihren verlorenen Besitz durch den Lastenausgleich eine Entschädigung bekommen«, sagte der Kommissar.

      »Ja, natürlich, selbstverständlich«, erwiderte Friedrich Ronneberg hastig. »Dadurch war es uns auch möglich, Gut Friedenau zu erwerben und Diet-rich unter die Arme zu greifen.«

      »Und jetzt gehört Ihnen alles«, sagte der Kommissar.

      »Dietrich wußte, daß wir sein Erbe bestens verwalten würden. Seine Tochter wäre dazu doch nicht fähig gewesen«, sagte Stella Ronneberg herablassend.

      »Unsere persönlichen Angelegenheiten haben doch wohl mit diesem unbegreiflichen Geschehen nichts zu tun«, erklärte Ronneberg gereizt.

      »Wir werden jetzt ermitteln«, sagte der Kommissar. Dann gingen die Beamten.

      Mit verkniffener Miene blickte ihnen Stella Ronneberg nach, während Marina mit einer empörten Bemerkung verschwand. »Sie werden Nachforschungen anstellen, Friedrich«, sagte Stella bebend.

      »Unsinn, fünfunddreißig Jahre sind eine lange Zeit. Aber wenn Friedhelm sich diplomatischer verhalten hätte, könnte er längst mit Nicola verheiratet sein, und dann gäbe es wieder einen Stiebenau.«

      Friedhelm Ronneberg sah seinen Vater scharf an. »Erinnerst du dich nicht mehr, was er gesagt hat, dieser letzte Stiebenau? Lieber soll alles in Trümmer fallen, als daß ein Ronneberg den Namen Stiebenau erhält.«

      »Tote reden nicht«, sagte der Ältere.

      »Nicola lebt«, sagte Stella. »Warst du wirklich bei Cordula, Friedhelm?«

      Der legte den Kopf zurück. »Jetzt fehlt wirklich nur noch, daß wir uns auch noch zerstreiten«, sagte er kalt. »Haltet ihr Weiber eure Zunge im Zaum. Vor allem Marina. Sie ist ja dümmer als die Polizei erlaubt.«

      *

      »Also, Sie beginnen mit den Nachforschungen nach den Ronnebergs«, sagte Kommissar Harbig zu seinem Assistenten. »Ich möchte wissen, wieviel Lastenausgleich sie bekommen haben und was über ihre Besitzungen in Pommern bekannt ist. Und fragen Sie auch mal beim Suchdienst nach, was über das Schicksal von Arved von Stiebenau bekannt ist.«

      »Meine Güte, das ist doch ewig her, und was hat das mit diesem Fall zu tun?«

      »Es interessiert mich, Maxi. Es ist alles so ein bißchen merkwürdig, was ich bis jetzt erfahren habe. Glauben ist gut, überzeugen ist besser. Für mich sind das einfach zu viele mysteriöse Unfälle. Also an die Arbeit! Wenn wir schon einen ganzen Sonntag abschreiben müssen, soll es auch etwas einbringen. Ich unterhalte mich jetzt noch ein bißchen mit dem netten Herrn Portner.«

      »Er hat eine hübsche Tochter«, sagte Maxi.

      »Die in festen Händen ist!«

      »Alle netten Mädchen sind in festen Händen.«

      »Man muß sich umschauen«, lachte der Kommissar.

      »Wann denn?« seufzte der junge Mann.

      »So viel Zeit habe ich gefunden, und du wirst sie auch finden. Bei den Ämtern kannst du heute doch nichts erreichen, also schau dich unter den Dorfschönen mal um, und mach die Ohren ganz weit auf. In jedem Klatsch liegt auch ein Körnchen Wahrheit.« Er wußte das, und er wußte vor allem, wie oft der Zufall, den man schon Kommissar Zufall nannte, weitergeholfen hatte. Er hoffte, noch manches von Franz Portner zu erfahren, nachdem er die Familie Ronneberg nun kennengelernt und sich ein Bild gemacht hatte.

      *

      Dr. Norden und Markus waren zur Behnisch-Klinik zurückgekehrt. Dort war Nicola nochmals gründlichst untersucht worden. Dr. Behnisch erstattete den beiden Männern Bericht.

      »Innere Blutungen sind zum Glück nicht feststellbar«, begann er. »Die Blutergüsse rühren jedoch nicht ausschließlich von dem Sturz her. An beiden Armen habe ich Druckstellen gefunden, die von einer kräftigen Umklammerung herrühren. Die Vermutung, daß die Patientin von einem Streifschuß an der Hüfte verletzt wurde, kann man als erwiesen betrachten. Wir werden ein paar Knochensplitter entfernen müssen.«

      »Und was bedeutet das für Nicola?« fragte Markus erregt.

      »Dies ist korrigierbar, Herr Wangen. Es wirft keine Probleme auf.«

      »Du meinst, sie könnte angegriffen worden sein, und es gelang ihr, sich loszureißen, und dann wurde auf sie geschossen?« fragte Daniel.

      »Oder umgekehrt. Es wurde auf sie geschossen, und sie konnte noch ein paar Schritte laufen. Dann wurde sie gepackt und hinuntergestoßen. Jedenfalls hat ein Kampf stattgefunden. Unter den Fingernägeln befanden sich Hautpartikel, die mit ihrer Haut nicht identisch sind. Das ist wohl bisher nicht beachtet worden.«

      »Man ging davon aus, daß es sich um einen Unfall gehandelt hat«, erklärte Daniel.

      »Wir werden einen Gerichtsmediziner beschäftigen«, erklärte Dr. Dieter Behnisch.

      »Auf jeden Fall ist es besser, daß Nicola hier ist«, sagte Markus leise. »Sie werden doch niemanden zu ihr lassen?«

      »Sie wird die bestbewachte Patientin sein«, versprach Dr. Behnisch.

      »Und Sie werden auch Dr. Ronneberg nicht zu ihr lassen?«

      Auf Dieter Behnischs fragenden Blick sagte Daniel: »Ich erkläre dir alles noch genau.«

      »Ronneberg«, wiederholte Dr. Behnisch. »War Professor Weiland sein Doktorvater?«

      »Das weiß ich nicht«, entgegnete Markus.

      »Das werde ich schon herausbringen. Er kann nicht viel jünger sein als wir, Daniel, wenn meine Gedankengänge richtig sind.«

      »Er ist siebenunddreißig«, sagte Markus.

      »Das kommt hin. Er war mit Sabine Weiland verlobt, vor etwa zehn Jahren.«

      »Da kannte ich ihn noch nicht«, sagte Markus nachdenklich. »Sie kennen ihn?«

      »Seinen Namen, aber ich möchte jetzt nichts darüber sagen. Ich werde erst mit Weiland sprechen.«

      »Kann ich Nicola jetzt sehen?« fragte Markus nach einem längeren Schweigen und mit dem Gefühl, daß die beiden Ärzte unter vier Augen sprechen wollten.

      »Nichts dagegen einzuwenden«, erwiderte Dr. Behnisch, »aber sie wird noch längere Zeit schlafen.«

      »Ich möchte sie nur sehen«, flüsterte Markus.

      Dr. Jenny Behnisch führte ihn zur Intensivstation. »Schwer mitgenommen, der junge Mann«, bemerkte Dr. Behnisch, als er mit Daniel allein war.

      »Nicola von Stiebenau ist seine große Liebe«, erklärte Daniel.

      »Das Mädchen hat eine ausgezeichnete Konstitution und ein sehr starkes Herz.«

      »Ich habe auch gehört, daß sie einen starken Willen hat.«

      Dr. Behnisch kniff leicht die Augen zusammen. »Und ich möchte einmal erleben, daß du etwas unternimmst, ohne daß etwas passiert«, versuchte er zu scherzen. »Wieviel Unglückswürmer hast du eigentlich schon aufgelesen?«

      »Da müßte ich lange nachdenken. Ich würde lieber wissen, was du möglicherweise über Ronneberg weißt.«

      »Ich


Скачать книгу