Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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rief Kommissar Harbig aus.

      »Sie hat aber nicht von ihm geredet. Sie hat nur gesagt, daß man von den Männern die Nase vollbekommen könnte. Aber dann war sie sehr anlehnungsbedürftig. Und sie war sehr enttäuscht, daß ich nicht über die Nacht geblieben bin.«

      »Willst du umkehren?« fragte Kommissar Harbig verschmitzt.

      »Bloß nicht. Für was Festes ist die nichts. Sie strebt auch nach Höherem. Es muß wohl mindestens ein Arzt sein oder sonst ein Akademiker.«

      »Ist sie dort ansässig?«

      »Und wie. Ihr Vater ist Bürgermeister. Sie hat dann einen Anruf bekommen und ist schnell verschwunden.«

      »Und du bist ihr nicht nach?«

      »Na klar, was meinst du! Sie ist in ein dunkles Auto gestiegen, das Kennzeichen habe ich aber gleich aufgeschrieben.«

      »Gut gemacht, Maxi, du wirst es noch weit bringen«, sagte der Kommissar anerkennend. »Und wenn du dich weiterhin so geschickt anstellst, werde ich dich mit meiner Nichte Uschi bekannt machen. Das ist ein duftes Mädchen.«

      »Hat sie eine nette Mutter? Meine Mama sagt immer, man soll sich zuerst die Mutter ansehen, bevor man die Tochter heiratet.«

      »Ist gar nicht so übel, aber manchmal geraten Töchter auch nach dem Vater. Man darf nichts verallgemeinern. Dennoch, Uschi hat eine sehr nette Mutter. Ist ja klar, sonst wäre ich nicht mit ihrer Schwester verheiratet.«

      »Aber Sie haben ja leider nur zwei Söhne«, sagte Maxi. »Sie als Schwiegervater, das wär mein Traum.«

      »Kannst ruhig auch du zu mir sagen, Maxi, wenn wir nicht im Dienst sind. Tut mir ja leid, daß ich keine Tochter habe. Du wärst mir als Schwiegersohn schon willkommen, aber die Uschi ist mein Patenkind, und da hab’ ich auch bei der Taufe geschworen, auf sie aufzupassen. Und wenn wir am nächsten Sonntag nicht schon wieder in Atem gehalten werden, kannst du sie bei uns kennenlernen, als Belohnung für deinen Fleiß und deine Wachsamkeit.«

      »Ich hab’s ja immer gesagt, daß der Harbig ganz einmalig ist«, sagte Maxi. Und so fanden die aufregenden Tage für sie einen recht harmonischen Abschluß.

      *

      Die neue Woche sollte für alle aufregend genug anfangen. Max Strasser führte aus, was sein Chef ihm aufgetragen hatte, und wenn das auch mühsam war, er gab nicht auf.

      Kommissar Harbig fuhr zuerst zur Bank. Da mußte er sich erst einmal ganz genau ausweisen, und es wurde auch rückgefragt, ob man berechtigt sei, ihm Auskünfte zu geben.

      Die Auskunft war dann kurz und bündig. Nicola von Stiebenau hatte besagten Koffer bereits am Freitag von der Bank abgeholt.

      Welche Adresse sie als Wohnsitz angegeben hätte, wollte Harbig wissen. Und er riß staunend die Augen auf, als man ihm Markus Wangens Adresse nannte.

      Damit mußte er sich aber zufriedengeben. Er machte sich auf den Weg zu Markus Wangen. Er hatte Glück und traf ihn zu Hause an. Markus war erst nach Mitternacht aus der Klinik gekommen und erst gegen Morgen eingeschlafen, und so kam es, daß er erst kurz nach zehn Uhr aufgewacht war.

      Das heißt, er wurde durch einen Anruf geweckt, der von seinem Anwalt kam und ihn in tiefste Verwirrung gestürzt hatte. In diese platzte Kommissar Harbig hinein.

      Da hatte sich Markus jedoch schon kalt geduscht und auch schon zwei Tassen starken Kaffee getrunken.

      Der Frühstückstisch war noch gedeckt, und die Brötchen hatte Markus noch nicht angerührt.

      »Möchten Sie auch Kaffee?« fragte Markus. »Ich bin immer noch nicht ganz da. Ich war lange in der Klinik.«

      »Und ich war bereits auf der Bank«, erwiderte Harbig. »Fräulein von Stiebenau hat dort Ihre Adresse als augenblicklichen Wohnsitz angegeben.«

      »Weshalb waren Sie auf der Bank?« fragte Markus.

      »Wegen eines Koffers, der dort deponiert war und den Fräulein von Stiebenau am Freitag abholte. Sie war danach nicht bei Ihnen?«

      »Nein.« Markus schrie es fast. »Ich hätte es doch gesagt. Aber vorhin rief mich mein Anwalt an und sagte mir, daß Nicola bei ihm einen Koffer deponiert hat, er mich aber erst heute benachrichtigen solle, wenn sie sich bis dahin nicht bei ihm gemeldet hätte.«

      »Warum regen Sie sich so auf, Herr Wangen?« fragte Kommissar Harbig.

      »Mein Gott, können Sie sich das nicht denken? Nicola muß befürchtet haben, daß ihr etwas passiert. Sie war in München, sie hat einen Koffer von der Bank geholt, aber nicht zu mir gebracht, obgleich sie meine Adresse an-gab. Ich bin doch nicht von gestern, Herr Kommissar. Ich kann schnell denken. Sie fuhr dorthin, wo sie zu Hause war. Sie hatte vielleicht eine Verabredung getroffen.«

      »Sie haben viel Phantasie, Herr Wangen«, sagte Kommissar Harbig ruhig.

      »Überhaupt keine«, erwiderte Markus. »Ich versuche logisch zu denken. Was ist los mit dem Koffer?«

      »Das weiß ich auch nicht. Wir werden jetzt zu Ihrem Anwalt fahren, Herr Wangen. Er kann uns sicher mehr sagen.«

      »Hoffentlich!« stöhnte Markus.

      *

      Dr. Waalborg war ein älterer vertrauenerweckender Mann. Aber auch er war sichtlich betroffen, als Markus ihm Kommissar Harbig vorstellte.

      »Ich kann den Koffer ohne richterlichen Beschluß nicht herausgeben«, erklärte er.

      »Aber Sie können uns sagen, was Fräulein von Stiebenau dazu sagte«, erwiderte Harbig.

      »Sie sagte, daß sie nun Bescheid wisse und sie mir völlig vertraue, da ich das Testament ihres Vaters aufgesetzt hätte.«

      »Sie vertraute Ihnen völlig, obgleich sie praktisch enterbt wurde?« fragte Kommissar Harbig konsterniert.

      »Das stimmt nicht. In dem Testament, das ich aufsetzte, war sie als Alleinerbin aufgeführt. Es wurde später durch ein handschriftliches Testament des Barons widerrufen. Ich war dadurch völlig konsterniert, aber auch auf meinen Rat hin wollte Nicola das zweite Testament nicht anfechten. Sie sagte damals: Besser Unrecht leiden, als Unrecht tun. Ich habe es nicht vergessen. Und am Freitag sagte sie nur: Unrecht Gut gedeihet nicht. Jetzt hätte sie die Beweise.«

      »Fräulein von Stiebenau hatte einen schweren Unfall und ist noch ohne Bewußtsein«, sagte Kommissar Harbig. »Der Inhalt des Koffers könnte uns weiterhelfen.«

      »Ich brauche die Genehmigung der Besitzerin dazu oder einen richterlichen Beschluß. Ich möchte gern helfen, aber ich bin an meine Pflichten gebunden«, erwiderte der Anwalt.

      »Nicola wollte aber, daß Sie mich benachrichtigen«, warf Markus ein.

      »Ja, ich sollte Ihnen etwas übergeben«, erwiderte Dr. Waalborg. Und er reichte Markus einen Umschlag. Ein trauriger Ausdruck lag jetzt auf dem faltigen Gesicht. »Ich hoffe sehr, daß Nicola von Stiebenau am Leben bleibt«, sagte er leise.

      »Das hoffen wir alle«, sagte Kommissar Harbig. »Es ist sicher eine persönliche Nachricht, aber ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich informieren würden, Herr Wangen, falls dieser Brief etwas enthüllt, was uns weiterhelfen kann.«

      »Das ist selbstverständlich«, sagte Markus geistesabwesend. »Ich habe augenblicklich kein anderes Interesse als diejenigen, die Unrecht getan haben, möglichst schnell auszuschalten und jede weitere Gefahr von Nicola abzuwenden. Ich hoffe, daß Sie mir dies glauben.«

      »Ich bin überzeugt davon, Herr Wangen. Ich habe noch viel zu tun.«

      Und schon wenig später befand er sich auf der Fahrt nach Basel.

      Kommissar Harbig war ein Mann der Tat und der nüchternen Überlegung. Haß beschwört Rachegefühle herauf, das hatte ihn die Erfahrung gelehrt, und Markus Wangen hatte gesagt, daß Nicola die Ronnebergs gehaßt hatte. Von anderen hatte er sogar erfahren, daß sie ihre Mutter gehaßt hätte.

      Mochte sie


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