Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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tat Daniel dann auch, und sein Freund Dieter unterbrach ihn nicht ein einziges Mal.

      *

      Markus saß still an Nicolas Bett. Er ließ sie nicht aus den Augen. Zärtlichkeit und Angst lagen in seinem Blick. Mehrmals mußte er sich räuspern, weil ihm die Kehle trocken war. Schwester Martha brachte ihm dann unaufgefordert ein Kännchen Tee und Gebäck.

      Hastig trank er dann ein paar Schlucke. »Nicola«, sagte er leise, »wenn du mich auch nicht hören kannst, aber vielleicht spürst du, daß ich da bin. Ich liebe dich, nur dich, und ich werde dich nie mehr allein lassen, und ich werde herausbringen, wer dir das angetan hat. Gnade ihm Gott!«

      Jetzt erst merkte er, daß er das nicht nur dachte, sondern auch sagte, und daß ein wilder Zorn sich zur Verzweiflung gesellte, die ihn über Stunden gelähmt hatte.

      Dann überlegte er, wie es geschehen sein könnte. Dann kam ihm der Gedanke, daß Nicola schon am Abstellplatz überrascht und Bastian von einem anderen im Wagen eingesperrt wurde. Wohin sie auch immer gehen wollte, Bastian hätte sie nicht freiwillig zurückgelassen.

      Ein Zufallstäter? Jemand, der gerade des Weges kam und sie berauben wollte? Das konnte er sich nicht vorstellen. Der Wagen war ja auch nicht aufgebrochen worden. Wenn auch der Hund abschreckend gewesen sein mochte, am Kofferraum waren auch keine Spuren zu sehen gewesen. Dann aber konnte er klarer denken, logischer. Nicola mußte doch zumindest die Wagenschlüssel in der Hand gehabt haben. Und wieder irrten seine Gedanken ab. Warum war Tönnies umgebracht worden, dieser alte Mann, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte?

      Tönnies hatte Geburtstag, und jemand konnte gewußt haben, daß Nicola kommen würde. Hatte sie vielleicht den Ronnebergs Nachricht gegeben? Hatte sie diese aufsuchen wollen, um etwas mit ihnen zu besprechen, etwas, das mit der Erklärung zu tun haben konnte, die sie ihm am Telefon gegeben hatte?

      Er versuchte, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern. Er war schrecklich aufgeregt gewesen, daß sie ihn anrief, und als er dann ihre leise Stimme vernahm. Was hatte er doch gesagt?

      »Warum hast du mich so lange warten lassen, Nicola?«

      »Ich habe gesagt, daß du mir Zeit lassen mußt.« Ja, das hatte sie erwidert. »Ich werde nach München kommen. Es wird sich manches ändern, Markus.«

      »Ich liebe dich. Wirst du mich jetzt heiraten?«

      »Wir werden über alles sprechen. Auch darüber.«

      Sie hatte nicht ja aber auch nicht nein gesagt. Aber ihre Stimme hatte sanft und weich geklungen, ja, er hatte sich eingebildet, daß Sehnsucht in ihr schwang.

      Und nun dachte er zurück an die Zeit, als er das Mädchen Nicola kennenlernte. Schmal wie ein Junge war sie gewesen, aber ihr herzförmiges Gesichtchen hatte schon ahnen lassen, daß sie einmal eine Schönheit werden würde.

      Er hatte sie bewundert, und er hatte sich schon damals in sie verliebt, ohne daß es ihm so deutlich bewußt geworden wäre.

      Und dann später war in ihm eine gewisse Abwehr erwacht. Nicht gegen Nicola, sondern gegen ihre Mutter und dann auch gegen ihren Vater, weil er sich so viel gefallen ließ von seiner Frau und auch von den Ronnebergs.

      Ja, er hatte die Ronnebergs besser kennenlernen wollen und war deshalb öfter einer Einladung gefolgt. Aber sie hatten wohl gemeint, daß er sich für Marina interessiere und dies sehr forciert. Und sie hatten es wohl auch so Nicola zu verstehen gegeben. Da hatte sie sich hinter Abwehr und Trotz verschanzt, war ihm aus dem Wege gegangen, war immer mit Tresi und Jakob zusammen.

      Aber dann kam Miriams Unfall, und der Kampf um Satan hatte sie einander wieder nähergebracht. Er hatte ihr auch gesagt, daß er nicht das geringste Interesse an Marina hege, und sie waren einander so nahe gekommen, daß er dann auch von Heirat sprach.

      »Nicht, solange Papa lebt«, hatte sie gesagt. »Und überleg es dir gut, ob du die Tochter einer Frau heiraten willst, die wahllos ihre Gunst an Männer jeder Altersgruppe verschenkte. Dich hätte sie doch auch gern vernascht.«

      Ja, sie hatte einen klaren Blick gehabt. Man hatte ihr nichts vormachen können, und er war auch überzeugt gewesen, daß sie die Ronnebergs durchschaute und haßte. Lauer Gefühle war Nicola nicht fähig. Entweder – oder, hieß es bei ihr. Und kurz vor dem Tod ihres Vaters hatte sie ihm dann auch bewiesen, daß sie ihn mit aller Konsequenz ihres Charakters liebte. Und dann war doch alles anders gekommen, als er es sich in jenen herrlichen wenigen Tagen, die er mit ihr verbringen konnte, erträumt hatte.

      Der Tod ihres Vaters hatte sie völlig verändert. Wohl auch die Tatsache, daß er den ganzen Besitz den Ronnebergs hinterließ und sie mit Geld abspeiste.

      »Es gibt kein gemeinsames Leben für uns, Markus«, hatte sie gesagt, »ich würde dir nur Unglück bringen.« Und dann war sie gegangen.

      Er legte die Hände vor sein Gesicht und konnte die Tränen nicht mehr unterdrücken, die ihm in die Augen stiegen.

      *

      »Ja, dann werde ich dir wohl etwas sagen müssen, was dich befremden wird, Daniel«, sagte Dr. Behnisch, als Daniel ihm die genaue Schilderung der vergangenen Tage gegeben hatte. »Nicola von Stiebenau hat mindestens ein Kind geboren. Vielleicht war es eine Frühgeburt, und das Kind ist nicht am Leben, aber sie hatte einen Kaiserschnitt, das steht einwandfrei fest, und nicht wegen eines Unterleibsschadens Das könnte Wangen umwerfen.«

      »Ich weiß nicht, Dieter. Ich glaube, er liebt sie so sehr, daß auch diese an seiner Zuneigung nichts ändern könnte.« Er sah den anderen offen an. »Kannst du auch sagen, wann dies ungefähr gewesen sein könnte?«

      »Wenigstens vor zwei Jahren, aber genau kann man das nicht feststellen. Die Narbe ist kaum noch sichtbar, was allerdings nur dafür zeugt, daß sie gesundes Blut hat, und figürlich kann man kaum eine Veränderung feststellen. Wenn die Narbe nicht wäre, hätte ich diese Diagnose nicht einmal stellen können. Die Gebärmutter ist bestens zurückgebildet.«

      »Und sie kann noch weitere Kinder haben?«

      »Ein Dutzend, wenn dieser Schock überwunden ist.«

      »Du meinst, daß seelische Konflikte bleiben könnten.«

      »Das könnte sein. Ich hoffe nur, daß die Gehirnzellen baldigst wieder normal arbeiten, sonst könnte sie auch diesbezüglich Schaden nehmen.«

      »Wirst du Markus Wangen reinen Wein einschenken bezüglich der Schwangerschaft?«

      »Ich werde mich hüten!«

      »Du hältst mich auf dem laufenden? Ich muß jetzt nach Hause.«

      *

      Fee hatte schon in der Klinik angerufen, daß sie gut mit den Kindern angekommen sei, und daß die Drei sich sorgen würden, daß dem Papi etwas passiert sein könnte, weil alles doch ganz anders gelaufen war, als sie begreifen konnten.

      Es herrschte Jubel, als Daniel kam und seine drei Trabanten in die Arme nehmen konnte. Und dann mußte er sich für ein paar Stunden nur ihnen widmen. Ihm war das ganz willkommen, dann brauchte er nicht gleich die Fragen zu beantworten, die schon in Fees Augen brannten. Als dann endlich Ruhe eingekehrt war, war es draußen schon ganz dunkel geworden.

      Zu dieser Stunde verabschiedete sich Kommissar Harbig von dem Ehepaar Portner, die ihm zum Abschied sagten, daß sie niemals geglaubt hätten, daß Kriminalkommissare so nett sein könnten.

      Zu netten Menschen sei man eben auch nett, hatte er erwidert, und er konnte mit dem Ergebnis zufrieden sein, daß ihm diese recht gemütlichen Stunden bei Bier und deftigem Abendessen gebracht hatten.

      Er hatte viel erfahren, auch von dem Koffer, den er für Baron von Stiebenau bei einer Bank deponiert hatte, und auch den Namen der Bank hatte ihm Franz Portner verraten.

      Aber Maxi Strasser war auch nicht untätig gewesen, obgleich er sich anscheinend recht gut amüsiert hatte.

      Auf der Heimfahrt berichtete Maxi von der hübschen Schwester Tina, mit der er ein paarmal getanzt hatte.

      »Eigentlich


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