Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Klinik kann ich Nicola finden?«

      Er sagte es ihr. Aus noch immer feuchten Augen blickte sie ihn an. »Aber Dr. Ronneberg werde ich dort nicht begegnen?« fragte sie.

      »Er wird ganz bestimmt von Nicola ferngehalten, das kann ich Ihnen versprechen.«

      Und in diesem Augenblick läutete das Telefon. Michelle griff nach dem Hörer und meldete sich. Ihr Gesicht erstarrte. »Nein, Sie irren sich, Nicola war schon lange nicht mehr hier«, erwiderte sie. Dann sah sie Kommissar Harbig an.

      »Es war Dr. Ronneberg. Er fragte, ob er Nicola sprechen könne.«

      »Das ist aber merkwürdig«, brummte Harbig. »Er weiß doch, was passiert ist.«

      »Aber er weiß nicht, daß ich es bereits weiß«, sagte Michelle. »Denken Sie darüber nach, Herr Kommissar.«

      »Ich denke über diesen Mann schon unentwegt nach«, gab Harbig zur Antwort. »Sie kennen Herrn Wangen?«

      »Nur dem Namen nach«, erwiderte Michelle.

      »Sie sind Nicola von Stiebenau eine gute Freundin«, stellte er nachdenklich fest.

      »Man findet selten eine Freundin wie sie. Wir, mein Mann und ich, haben ihr unendlich viel zu verdanken.«

      »Jedenfalls hat sie sich die richtigen Freunde ausgesucht. Es ist mir eine Beruhigung.«

      Und auch von Michelle bekam er zu hören, daß er sehr nett sei, und daß sie sich Kriminalbeamte ganz anders vorgestellt hätte.

      »Wir hatten nämlich glücklicherweise noch nie mit solchen zu tun«, sagte sie mit einem Lächeln, das ihren ganzen Charme ahnen ließ.

      Auf der Rückfahrt konnte er wieder über vieles nachdenken. Nicola hatte ein Kind, einen Sohn, aber sie hatte es vorgezogen, bei ihrer Freundin zu leben. Nach dem Vater hatte er gar nicht fragen wollen, da er gefühlt hatte, daß Michelle ihm darauf keine Antwort gegeben hätte, wenn sie es überhaupt wußte.

      Kommissar Harbig liebte Kinder, und dieses kleine Kerlchen war ein entzückendes Kind. Es hing an seiner Mami. Wie der Kleine geweint hatte, durch und durch war es ihm gegangen. Er konnte seine Kinder auch nicht weinen hören.

      Und er sehnte sich nach seiner Familie. Aber als er dann endlich wieder daheim war, war es schon tiefste Nacht. Seine Frau hatte gewartet, die Kinder schliefen schon.

      »Maxi hat angerufen. Er muß dir ganz wichtige Dinge sagen«, berichtete seine Frau.

      »Heute nicht mehr, wirklich nicht«, murmelte er müde. Er fiel ins Bett und schlief sofort ein.

      *

      Dr. Behnisch hatte an diesem Tag schon eine spürbare Besserung in Nicolas Befinden verzeichnen können. Und er war froh, dies auch Markus sagen zu können, der ihm völlig verzweifelt erschien.

      »Anscheinend will sie uns ihren Namen nennen«, sagte Dr. Behnisch arglos. »Sie hat ein paarmal ›Nico‹ geflüstert. Wenn es auch nicht viel ist, für uns ist es wichtig, daß die Gehirnzellen überhaupt arbeiten.«

      Markus hätte ihm Aufklärung geben können, was sie mit »Nico« wohl meinte, aber er tat es nicht. Was er in Nicolas Brief gelesen hatte, beschäftigte ihn unentwegt und verursachte eine so tiefe Qual in seinem Herzen, daß er mit niemandem darüber sprechen konnte.

      Aber er war auch nicht fähig, etwas zu unternehmen, bevor er nicht mit ihr sprechen konnte, mit dieser Frau, die er über alles liebte, die ihm alles bedeutete.

      Selbst das, was er in dem Koffer an Dokumenten gefunden hatte, war ihm nicht so wichtig, so vielsagend es auch sein mochte.

      Nur Nicolas Leben war für ihn wichtig. Er konnte nicht wegfahren, bevor er nicht wußte, daß sie außer Lebensgefahr war, bevor sie ihn nicht angesehen und wenigstens ein paar Worte gesagt hätte, daß sie ihn erkannte, daß sie es immer noch wollte, daß er bei ihr blieb.

      Und in ihm war auch Angst, daß doch jemand an sie herankommen könnte, der ihr nach dem Leben trachten könne.

      Er saß bei ihr, hielt ihre Hände, streichelte diese mit seinen Lippen und wagte es auch, ihre Wangen zu küssen.

      Und endlich, schon wieder sank die Nacht herab, vernahm er einen Laut, und diesmal sagte sie seinen Namen. »Markus«, als spüre sie nun doch seine Nähe.

      »Ich bin bei dir, Geliebtes«, sagte er bebend. »Wir werden uns nie mehr trennen.«

      »Nie mehr«, flüsterte sie. »Nico, er...«, aber zu mehr reichte ihre Kraft nicht.

      »Ich habe deinen Brief gelesen. Ich weiß alles, Liebstes«, sagte Markus. »Es wird alles gut werden, alles!«

      Diese Worte schienen ihr nochmals Kraft einzuflößen. »Sie wollen alles, Markus. Sie werden alles töten, was ihnen im Wege steht«, murmelte sie.

      »Nichts werden sie noch können«, sagte er. »Gar nichts. Sei ganz ruhig, Nicola.«

      Sie sank zurück in die traumlose Tiefe der Bewußtlosigkeit, aber als Dr. Behnisch kam und hörte, daß Markus mit ihr sprechen konnte, atmete er erleichtert auf.

      »Das ist gut. Nun wird es aufwärts gehen. Sie brauchen kein so sorgenvolles Gesicht zu machen.«

      »Ich habe auch noch andere Sorgen«, sagte Markus. »Ich weiß nicht, was ich am besten tun soll, Dr. Behnisch. Wir haben ein Kind«, fuhr er stockend fort, »und dieses Kind könnte auch in Gefahr sein.«

      Dr. Behnisch war sehr erleichtert, daß es für seine Diagnose eine so einfache Erklärung gab, daß Markus der Vater dieses Kindes war, das Nicola geboren hatte, und andere Befürchtungen auszuschließen waren.

      »Sprechen Sie mit Kommissar Harbig darüber. Er ist ein sehr vernünftiger Mann.«

      »Ich kann mich darauf verlassen, daß Nicola abgeschirmt bleibt?« fragte Markus.

      »Das habe ich Ihnen versprochen.«

      »Ich muß viel erledigen«, erklärte Markus. »Ich werde Kommissar Harbig gleich anrufen.«

      Und der zeigte sich über diesen Anruf hoch erfreut, denn er hatte Markus schon zu erreichen versucht.

      »Ich möchte Sie bitten, mit mir nach Gut Stiebenau zu fahren«, erklärte der Kommissar. »Wir haben einiges in Erfahrung gebracht, was von größter Wichtigkeit ist.«

      »Ich auch«, sagte Markus. »Ich bin jetzt in der Behnisch-Klinik.«

      »Dann hole ich Sie dort ab.«

      *

      Dr. Großkopf geriet an diesem Morgen in Bedrängnis, denn Dr. Ronneberg war nicht im Krankenhaus erschienen. Eine dringende Blinddarm-operation mußte ausgeführt werden.

      »Rufen Sie doch mal an, Mathilde«, sagte er gereizt. »Vielleicht hat er wieder mal die Zeit verschlafen.«

      Doch Mathilde kam mit dem Bescheid zurück, daß er pünktlich das Haus verlassen hätte.

      Doch Dr. Ronneberg kam nicht, und Dr. Großkopf mußte die Operation selber ausführen. Da er bereits unter schweren Gelenkentzündungen litt, fiel ihm das nicht mehr leicht, aber an diesem Morgen weckte er Erinnerungen an seine besten Zeiten. Schwester Mathilde war sehr zufrieden mit dem Chef.

      Auf Gut Stiebenau herrschte dagegen eine sehr gereizte Stimmung.

      »Friedhelm wird doch jetzt nicht den Fehler machen, einfach zu verschwinden«, sagte Friedrich Ronneberg zornig.

      »Dafür gibt es doch keinen Grund«, sagte seine Frau vorwurfsvoll.

      »Da bin ich allerdings nicht so sicher.«

      Furcht glomm in ihren Augen auf. »Du wirst unseren Sohn doch nicht verdächtigen wollen, etwas mit dieser Geschichte zu tun zu haben«, sagte sie mit zitternder Stimme.

      »Nicola hat mit ihm am Freitag telefoniert, und daraufhin ist er weggefahren. Er hat mir gesagt, daß er Nicola in München treffen wird.«

      »Warum


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