Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Portner. »Er müßte doch denjenigen finden, der den Tönnies niedergeschossen hat.«

      »Hunde haben ihren Instinkt. Vielleicht ist auch auf ihn geschossen worden und er hat sich aus dem Staub gemacht«, meinte Jakob. »Das ist keine Feigheit. Wastl ist nicht auf Menschen abgerichtet. In der Nähe des Gutes hat er sich schrecklich aufgeregt gebärdet. Ich meine, wir müssen erst alles überdenken, und dann werde ich mit dem Hund den Spuren nachgehen.«

      »Du begibst dich nicht in Gefahr«, protestierte Tresi. »Das tät’ mir grad noch passen, wenn wir dich auch irgendwo verletzt oder gar tot finden würden. Das ist jetzt Sache der Polizei, diesen Fall aufzuklären.«

      *

      Bei der Untersuchung von Nicolas Wagen hatten sie allerdings schon manches herausgefunden. Im Kofferraum lagen Bergschuhe und ein Lodencape und versteckt unter einer Gummimatte auch ihre Brieftasche. Und in der befand sich ein Brief von einer Münchner Bank, in dem Nicola gebeten wurde, zu einer persönlichen Rücksprache betreffs des deponierten Koffers zu kommen. Unter welcher Adresse dieser Brief Nicola erreicht hatte, war allerdings nicht zu ersehen, da der Umschlag nicht vorhanden war. Nach wie vor tappte man im dunkeln, wo sie sich zuletzt aufgehalten hatte. Das Paket für Tönnies, dessen Papier Basti zerfetzt hatte, enthielt eine Strickjacke, zwei Hemden und eine gerahmte Fotografie von Nicola mit der Widmung: Meinem guten Tönnies zur Erinnerung an Nicola.

      Es wurde festgestellt, daß diese Fotografie in Basel gemacht worden war, und sogleich wurden die Ermittlungen aufgenommen, wie lange und wo Nicola in Basel gewohnt hatte.

      Als die Kriminalbeamten wieder auf Gut Stiebenau erschienen, war dort auch Dr. Friedhelm Ronneberg anwesend.

      »Ich bin sofort zurückgekommen, als meine Eltern mir sagten, was hier passiert ist«, erklärte er völlig gelassen.

      »Und wo haben Sie sich aufgehalten?« wurde er gefragt.

      »In München, bei meiner zukünftigen Frau.« Ein spöttisches Lächeln begleitete die Antwort.

      Er wurde nach dem Namen und der Adresse gefragt.

      »Cordula Lennert«, erwiderte Friedhelm Ronneberg, ohne zu zögern. Kommissar Harbig, der jetzt die Untersuchung leitete, sah, daß Frau Ronneberg zusammenzuckte.

      »Sie ist meine Freundin«, warf Marina Ronneberg mit schriller Stimme ein. »Es ist purer Klatsch, wenn man davon redet, daß mein Bruder Nicola heiraten wollte.«

      »Das gehört doch gar nicht hierher, Marina«, sagte Friedhelm verweisend.

      »Ich weiß doch, wie hier getratscht wird«, ereiferte sie sich. »Wieso werden wir überhaupt belästigt? Wir haben mit diesen Dingen doch gar nichts zu tun. Ich war mit Mama in Lindau, und du warst doch in München.«

      »Vielleicht hat der Gutsherr einige Beobachtungen gemacht«, sagte der Kommissar gelassen, aber er faßte Friedrich Ronneberg scharf ins Auge. »Vielleicht haben Sie einen Schuß gehört, Herr Ronneberg?«

      »Ich habe nichts gehört«, erwiderte Friedrich Ronneberg.

      Es wurden noch viele Fragen gestellt, aber an einem anderen Ort stellte Peppi Fragen, die weitaus direkter waren, und sein Gesprächspartner war der Martl, der von vielen als Dorfdepp bezeichnet wurde. Doch Peppi verstand mit ihm umzugehen.

      »Hast gehört, was passiert ist, Martl?« fragte er.

      Martl sah ihn aus starren Augen an und schüttelte den Kopf. »Der Tönnies ist erschossen worden, und die Baroneß haben wir am Wasserfall gefunden.«

      »Bumbumbum?« machte Martl aufgeregt.

      »Tönnies ist mausetot, die Baroneß liegt im Krankenhaus«, sagte Peppi. »Du schießt doch nicht?«

      Martl schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. »Du hast auch den Alf nicht erschossen, gell?«

      Martl schüttelte wieder den Kopf, dann irrten seine Augen ängstlich umher.

      »Ich will dir nichts Böses, Martl, aber es wäre gut, wenn du mir was sagen könntest, sonst kommen die Polizisten und nehmen dich mit«, sagte Peppi.

      »Nein, nein, Martl hat nichts tan«, sagte der mit gutturaler Stimme. »Nicht bumbum.«

      »Wenn du ein Gewehr hast, gib es lieber mir«, sagte Peppi. »Ich hebe es auf, damit du keinen Ärger bekommst. Verstehst mich, Martl?«

      Martl verstand. Seltsamerweise verstand er viel, wenngleich er auch nicht gut reden konnte. Und er trabte zu der kleinen Hütte und holte tatsächlich ein Gewehr. »Weg, weg«, drängte er.

      »Ist gut, Martl, ich bringe es weg«, sagte Peppi. »Du hast Tönnies gestern nicht gesehen?«

      Martl schüttelte wieder den Kopf. Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf den Pferdestall. Dann packte er Peppis Arm und zog ihn dorthin. Eine unheimliche Kraft hatte er schon, und Peppi wurde es bang. Aber dann sah er ein Fohlen und dazu die Mutterstute, und er wußte, was Martl ihm zu verstehen geben wollte. Er war im Stall gewesen und hatte der Stute beim Fohlen geholfen.

      »Der Herr auch?« fragte Peppi.

      Martl nickte. »Keiner sonst da«, sagte er mühsam. »Keiner. Keiner bumbum.«

      Mit dem Gewehr unter der Jacke machte sich Peppi auf den Heimweg. Schnurstracks lief er zu den Portners. Dort legte er das Gewehr auf den Tisch.

      »Mein Gott, woher hast du es?« fragte Jakob entsetzt.

      »Vom Martl. Er hat es mir freiwillig gegeben, aber ich glaube, daß daraus schon lange nicht mehr geschossen worden ist. Ich mag nicht, daß dem Martl etwas angehängt wird. Er ist doch so hilflos.«

      »Vielleicht weiß er manchmal nicht, was er tut«, sagte Franz Portner.

      »Er weiß es schon«, sagte Peppi trotzig. »Und er hat den Alf auch nicht erschossen. Es ist so leicht, einem etwas in die Schuhe zu schieben, der sich so schlecht wehren kann, und wenn er sich verteidigen will, sagt man gleich, daß er jähzornig ist.«

      »Du warst doch gar nicht dabei, als wir über Martl geredet haben«, sagte Jakob.

      »Aber gedacht hab’ ich mir, daß es auf ihn geht, wenn man keinen anderen findet. Ich meine, daß es einer von den Ronnebergs gewesen sein könnte.«

      »Das sagst du besser nicht so laut«, sagte Jakob unwillig. »Wir haben schon genug Scherereien mit denen.«

      *

      Von diesen Scherereien erfuhr Daniel Norden dann von Markus Wangen, nachdem Nicola in der Beh-nisch-Klinik in einem hübschen, hellen Zimmer untergebracht worden war.

      »Ich glaube, Sie könnten mir noch einiges erzählen, was ich bisher nicht weiß, Herr Wangen«, hatte Daniel gesagt.

      »Jetzt brauchen Sie nicht mehr zu fürchten, daß Nicola in Gefahr ist, also können wir offen reden.«

      »Ich habe keinerlei Beweise für meine Vermutungen, leider«, sagte Markus deprimiert. »Wird Nicola gesund werden?«

      »Die Fahrt hat sie gut überstanden«, erwiderte Dr. Norden. »Es besteht im Augenblick kein Grund zu der Befürchtung, daß sich ihr Zustand verschlechtern könnte. Dr. Behnisch ist äußerst gewissenhaft. Sie können ihm vertrauen.«

      »Hätte Nicola nur mir ganz vertraut«, sagte Markus leise. »Sie hat mich vorgestern angerufen und mir gesagt, daß jetzt alles ganz anders aussehen würde.«

      »Was?« fragte Daniel aufhorchend.

      »Sie hat mir nichts Genaues gesagt, nur, daß jetzt doch Aufzeichnungen ihres Vaters aufgetaucht wären. Sie würde mir bald alles erklären. Mehr hat sie nicht gesagt.«

      »Von wo aus hat sie angerufen?« fragte Daniel.

      »Aus Basel. Dort lebt sie seit dem Tode ihres Vaters bei einer Freundin.«

      »Und Sie wußten das.«

      »Ja, natürlich wußte ich das.«

      »Aber Sie sagten, daß Sie


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