Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
»Daß sie sich ausgerechnet von Graz hierher verirren muß, ist schon merkwürdig. Sie scheinen eine besondere Anziehungskraft zu haben, Katja.«

      »Wenn ich nur nicht wieder einen Vater suchen muß«, gab diese zurück.

      Der Krankenwagen kam, ein paar Leute standen neugierig herum, die Mütter, die schon mit ihren Kindern da waren, hielten sich jedoch zurück, was Katja ihnen hoch anrechnete, aber gefragt wurde sie dann doch von jeder, was geschehen sei. Vor allem von Heidi Wacker, die mit Susi auch wiedergekommen war, weil diese sich jetzt beim Spielen den Finger gequetscht hatte.

      »Ein Baby haben wir bekommen«, erklärte Katja lächelnd, denn daraus brauchte sie kein Geheimnis zu machen.

      »Ein richtiges?« fragte Susi. »Einen Bruder?«

      »Einen kleinen Buben.«

      »Können wir den mitnehmen, Tante Doktor? Dann brauchen wir nicht mehr warten«, meinte Susi.

      »Der gehört einer anderen Mami«, erklärte Katja.

      »So plötzlich«, murmelte Heidi Wacker. »Mir dürfte das nicht passieren.«

      »Warum denn nicht? Mutter und Kind sind wohlauf.«

      Das konnte Dr. Hans-Georg Leitner bestätigen. Und die junge Mutter war nun auch wieder bei Bewußtsein. Mit glücklichen Augen betrachtete sie das kleine Wesen, das man ihr jetzt in den Arm legte. Man ließ sie in Ruhe. Sie sollte sich erst ausschlafen.

      Am Nachmittag erfuhren die beteiligten Ärzte dann wieder eine dramatische Geschichte.

      Gerda Bruck hatte vor zwei Jahren schon ein Kind zur Welt gebracht. Da war die Geburt aber nicht so glatt gegangen.

      Das Kind kam tot zur Welt, und sie schwebte eine ganze Woche in Lebensgefahr.

      »Da hat mein Mann gesagt, daß er das nicht wieder mitmachen würde«, sagte sie leise. »So habe ich ihm verheimlicht, daß ich wieder schwanger war. Er wurde hierher versetzt, und ich blieb in Graz. Er war böse, weil ich nicht zu ihm kommen wollte, aber ich wollte erst das Kind zur Welt bringen. Und dann bekam ich gestern einen Brief, daß er sich scheiden lassen würde, wenn ich nicht endlich zu ihm käme. Da bin ich losgefahren. Im Zug war mir schon so elend. Ich muß kurze Zeit ohnmächtig geworden sein, und da hat mir jemand die Geldbörse gestohlen.«

      »So eine Gemeinheit!« entfuhr es Katja.

      »Ich stand da und konnte mir kein Taxi nehmen. Ich weiß nicht, wie lange ich gelaufen bin, aber die Fabrik habe ich doch nicht gefunden, und dann ging es eben los.«

      Dann erfuhren sie noch, daß der Ehemann Korbinian Bruck hieß und in welcher Fabrik er beschäftigt war. Bis zu dieser wäre es noch ein ganzes Stück Weges gewesen, aber die Ärzte wußten nun, wo er zu erreichen war, und sie erreichten ihn auch sofort.

      Der Automechanikermeister Bruck versprach, sofort in die Klinik zu kommen. Und bevor sie ihm noch sagen konnten, daß er Vater geworden sei, hatte er schon aufgelegt. Aber darüber war seine Frau ganz froh.

      »Hoffentlich ist er mir nicht mehr böse«, flüsterte sie.

      »Dann würde er wohl kaum so rasch kommen«, meinte Katja tröstend. Sie konnte sich Gedanken machen, welche Verwicklungen und Irrungen es im menschlichen Leben geben konnte, als Korbinian Bruck kreidebleich in die Klinik gestürzt kam.

      Doch bald herrschte nur noch große Freude. Zwei glückliche Menschen umarmten sich. Dann nahm der Vater seinen Sohn in den Arm.

      »Du hättest es mir sagen müssen, Gerda«, brummte er.

      »Du wolltest es doch nicht noch mal mitmachen«, flüsterte sie, »aber ich wollte das Kind.«

      »Man sagt so viel in der Aufregung, was man gar nicht so meint. Und es war auch blöd von mir, mit Scheidung zu drohen, aber ich wollte, daß du endlich kommst. Es hätte ja auch sein können, daß du gar nicht mehr kommen wolltest. Wenn ich mir vorstelle, daß wir dadurch dieses wonnige Kerlchen hätten verlieren können…«

      »Denken Sie daran nicht, Herr Bruck«, warf Dr. Leitner ein. »Es ist alles gutgegangen, nur das zählt.«

      »Und warum bist du herumgelaufen, anstatt mich anzurufen, Gerda?« fragte Bruck.

      »Mir haben sie im Zug den Geldbeutel gestohlen«, erwiderte sie kleinlaut. »Ich kann doch nicht fremde Leute anpumpen.« Sie seufzte. »Es war doch alles Geld, was ich noch hatte, Korbi.«

      »Eine Gemeinheit ist es, aber wichtiger ist, daß ich dich wiederhabe, daß ich euch habe«, sagte er, und das war der Zeitpunkt, an dem auch Katja sich zurückzog, froh, daß es wenigstens da keine Probleme mehr gab.

      Mit Dr. Norden verließ sie die Klinik. »Sie haben es mir ja angekündigt, was ich so alles erleben werde«, sagte sie nachdenklich. »In dieser kurzen Zeit war es schon eine ganze Menge.«

      »Und es wird noch einiges dazukommen, Katja.«

      »Ein paar Tage länger dürfte es schon ruhiger sein«, meinte sie. »Aber tausend Dank, daß Sie immer so schnell zur Stelle sind.«

      »Hilfsbereiten Menschen hilft man gern«, erwiderte er. »Besuchen Sie uns doch mal wieder. Meine Frau würde sich freuen.«

      Dann gingen sie wieder an die Arbeit, und an diesem Abend fand Katja wirklich keine Zeit, zu Ulli zu gehen. Sie rief dort nur an.

      Ulrike hatte Verständnis für die so beanspruchte junge Ärztin.

      »Kommt sie meinetwegen nicht?« fragte Marian leicht gereizt.

      »Unsinn, sie hat viel zu tun.«

      »Und wahrscheinlich deshalb keine Zeit zum Heiraten. Hat sie eigentlich einen Freund?«

      Oh, là, là, dachte Ulrike und mahnte sich zur Vorsicht. »Darüber haben wir nicht gesprochen. Ich könnte mir schon vorstellen, daß sie ernsthafte Bewerber hat. Sie bringt alle Voraussetzungen mit, einen Mann glücklich zu machen, vor allem hat sie Charakter. Sie würde bestimmt keinem Mann nachlaufen. Um solch eine Frau muß man sich schon bemühen.«

      Er ging hinaus und brummelte dabei vor sich hin, und dann merkte sie, daß er zum Kinderzimmer ging und lächelte.

      »Er sieht ja wirklich niedlich aus«, stellte Marian nach langer Begutachtung fest, »aber man weiß ja nie, wie sich so ein Kind herauswächst. Babys sollen ja immer niedlich sein.«

      »Na, ich weiß nicht recht. Dein Vater war da anderer Meinung, aber wir haben ja neulich festgestellt, daß du ein besonders hübsches Baby warst.«

      »Wir?« fragte er.

      »Katja und ich. Sie gibt sich wirklich Mühe, deinen Zweifeln gerecht zu werden und vergleicht das Baby und dich.«

      »Wie reizend«, sagte er spöttisch. »Aber lassen wir das jetzt. Du willst das Baby behalten, also werden wir einen Weg finden müssen. Dr. Spingler hat mich aufgeklärt, welche Auflagen gemacht werden für eine Adoption. Du bist nicht mehr jung genug für die Behörden, Mama, und ich bin nicht verheiratet. Man würde uns aber wohl zubilligen, Ulli als Pflegekind zu behalten, da die äußeren Voraussetzungen bestens sind. Das kann ja wohl niemand bestreiten.«

      »Lieb von dir, daß du dich damit befaßt, aber ich sehe keine Schwierigkeiten. Schließlich ist uns das Kind sozusagen überlassen worden, und das können wir schriftlich belegen. Die Behörden sind zum Stillschweigen verpflichtet, also könnte dein Ruf nur durch die Frey gefährdet werden. Es war ungeschickt von dir, zu ihr über das Baby zu sprechen, das muß ich leider sagen.«

      »Ich gebe es zu, Mama. Ich wollte sie damit abschrecken. Aber heutzutage ist man ja nicht mehr so pingelig mit außerehelichen Kindern. Emanzipierte Frauen präsentieren ihre Sprößlinge geradezu stolz wie ein Reklameschild, und sie werden dafür noch bewundert.«

      »Und es gibt einige, die so diskret sind, den Namen des Vaters zu verschweigen«, bemerkte Ulrike.

      Marian lachte auf. »Oder sie kennen den Namen gar nicht«, sagte er sarkastisch. »Emanzipation schützt auch vor Torheit nicht.


Скачать книгу