Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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geben könntest, aber ich kann nichts herausfinden. Friedhelm lebt nicht mehr.«

      »Er ist tot?« fragte sie mit einem fast kindlichen Staunen. Ihre Augen waren ganz weit. »Hat Tönnies ihn erschossen?«

      Er hielt den Atem an. Sie wußte ja noch nicht, daß Tönnies auch tot war. »Wie kommst du darauf, Nicola?« fragte er. »Es wäre so gut, wenn du dich erinnern könntest.«

      »Ich wollte mit Friedhelm über das sprechen, was ich in dem Koffer gefunden hatte. Er gehörte doch auch zu einer anderen Generation. Ich wollte ihm und Marina eine Chance geben. Man kann doch die Kinder nicht für die Fehler ihrer Eltern verantwortlich machen, Markus. Ich habe auch ein Kind, und ich habe auch Fehler gemacht, aus Eigensinn, aus verletztem Stolz, auch aus Eifersucht. Jetzt gebe ich ja alles zu. Eine Zeit habe ich wirklich geglaubt, daß du und Marina…«

      »Mein Gott, es war nie etwas«, fiel er ihr ins Wort. »Warum konntest du nicht offen mit mir darüber sprechen?«

      »Ich bin eben auch nur eine Frau. Und nach Vaters Tod sagte Marina, daß ich für dich genauso ein Liebchen gewesen sei, wie Miriam für deinen Vater, und solche Frauen würden nur von einem alten Narren geheiratet, wie mein Vater einer gewesen wäre.«

      »Und das hast du dir zu Herzen genommen?« fragte Markus erregt.

      »Ich war in einer schlimmen Verfassung. Und dann, ganz langsam, kam mir die Erkenntnis, daß ich ungerecht gewesen sein könnte gegen dich, aber auch gegen Friedhelm. Schließlich war er ja als Arzt schon einige Jahre anerkannt. Mir kam der Gedanke, daß er auch seine Probleme haben könnte. Er war mir nie zu nahe getreten, Markus. Ich dachte tatsächlich, daß ich mit ihm ganz vernünftig reden könnte, um all das diskret zu bereinigen, was Vater schließlich in eine ausweglose Lage getrieben hatte. All die Zeit hatte ich doch gefürchtet, daß Papa etwas getan haben könnte, womit sie ihn erpressen konnten. Und als ich dann las, daß sie behaupteten, Friedhelm sei ein uneheliches Kind von Arved, dachte ich, daß er dann ja ein Recht auf das Gut hätte. Er, nicht seine Eltern.«

      »Aber das stimmt nicht, Nicola. Arved war verheiratet, und es lebt ein ehelicher Sohn von ihm.«

      »Es lebt ein Sohn von ihm«, wiederholte sie ungläubig.

      »Das erfährst du alles noch genau, Liebes. Kommissar Harbig möchte so gern wissen, wie es wirklich war an jenem Morgen.«

      »Ich wollte erst mit Friedhelm sprechen, dann mit ihm zu seinen Eltern gehen. Er wartete schon auf mich und war zuerst ganz freundlich. Er sagte, daß ich Basti noch im Wagen lassen solle, er müsse mir etwas zeigen, was auch sehr wichtig für mich wäre. Er sagte, daß du im Jagdhaus mit Marina ein Rendezvous hättest.«

      »Und das hast du geglaubt?«

      »Ich wollte es nicht glauben, aber er sagte, daß ich mich davon überzeugen könne. Er sagte, daß du auch nicht anders wärest als sein Vater. Bitte, verzeih mir, daß Zweifel in mir aufkamen.«

      Zweifel, die ihr den Tod hätten bringen können, dachte Markus voller Entsetzen, und ein eisiger Schauer rann durch seinen Körper. Fest umschloß er ihre Hände.

      »Wir könnten längst verheiratet sein, Liebstes«, sagte er bebend. »Ich habe immer nur dich geliebt, schon damals, als du noch ein kleines Mädchen warst.«

      »Hast du nie an mir gezweifelt, Markus?« fragte sie leise.

      »Nur daran, daß du mich so liebst, wie ich dich liebe. Ich war verzweifelt, weil du dich so sehr von mir entferntest.«

      »Nur wegen des Kindes, Markus. Ich weiß jetzt, daß es töricht war. Aber irgendwann trifft wohl jeder Mensch mal eine törichte Entscheidung. Und nie wäre mir der Gedanke gekommen, daß Friedhelm, ein Arzt, zum Mörder werden könnte. Es war ein grauenvoller Augenblick, als er plötzlich eine Pistole in meinen Rücken drückte und sagte, daß die Stiebenaus nun restlos ausgelöscht würden. Ganz kalt hat er es gesagt. Ich sagte, daß Aufzeichnungen von Papa vorhanden wären, die die Wahrheit ans Licht bringen würden, aber er hat nur höhnisch gelacht und erwidert, daß Papa ein seniler Träumer gewesen sei. Er packte mich am Arm und trieb mich auf die Schlucht zu. Und dann kam Wastl. Das irritierte ihn. Ich riß mich los, aber ich stolperte und fiel, und da schoß er. Ich war wohl ziemlich betäubt, als er mich emporriß und hinunterstieß, und schon im Fallen war es mir, als würde ich Tönnies sehen, aber dann war alles dunkel.«

      »Und deshalb mußte Tönnies wohl auch sterben«, sagte Markus leise.

      »Er ist tot, Tönnies ist auch tot?« schluchzte Nicola auf.

      »Du darfst dich jetzt nicht aufregen, Liebes«, sagte Markus zärtlich. »Niemand wird dir jetzt noch etwas zuleidetun. Friedhelm hat sich dem irdischen Richter entzogen, und sein Vater ist wohl letztendlich doch an seinem Schuldbewußtsein gestorben. Und ich danke Gott, daß du lebst und daß ich dich in den Armen halten kann.«

      *

      Am nächsten Tag lernte Nicola ihren Cousin Arved und seine Frau Dorle kennen. Karsten Badenski, der sich seiner Schwestern schämte, wollte erst wissen, ob Nicola bereit sein würde, auch ihm die Hand zu reichen.

      Zuerst führte Nicola aber ein langes Gespräch mit Arved. Sie bat ihn herzlich, doch sein rechtmäßiges Erbe anzutreten und auch in Erinnerung an seinen Vater den Namen Stiebenau zu tragen.

      »Ich werde Markus Wangen heiraten«, sagte sie. »Du hast einen Sohn, Arved, Friedenau stünde euch sowieso zu.«

      »Ich verdanke Karsten Badenski so viel, Nicola«, sagte er nachdenklich. »Er war mir ein richtiger Vater. Er hat nie nach Gewinn getrachtet. Er hat nur gegeben. Jetzt schämt er sich seiner Schwestern.«

      »Das braucht er nicht. Er hat alles gutgemacht, was sie den Stiebenaus angetan haben. Meinst du nicht, daß es für mich schlimmer ist zu denken, daß ich eine solche Mutter hatte? Ich würde verzweifeln, wenn Markus mich deshalb nicht lieben könnte. Und Karsten Badenski wird zu uns gehören, weil er deinem Vater so treu ergeben war und weil er dich zu einem tüchtigen Mann erzogen hat.«

      »Wenn du so senkst, werde ich Friedenau übernehmen und Stiebenau für dich verwalten. Wir werden dies alles ganz korrekt regeln, Nicola. Vielleicht macht es Vater sogar Freude, sich noch nützlich machen zu können, und schön wäre es schon, wenn es uns gelingen würde, seine Kinder, die ich als meine Geschwister betrachtet habe, zu uns zu holen.«

      »Ja, es wäre schön, wenn auf den Gütern wieder gutes, frohes Leben herrschen würde«, sagte Nicola leise, »wenn es so wäre, daß wir gern kommen. Ich habe hier ein paar gute Freunde, die nun auch ihr Recht bekommen sollen. Nur Stella und Marina möchte ich nie mehr sehen.«

      »Stella ist schon gegangen«, sagte Arved. »Sie kann ihrem Bruder auch nicht in die Augen schauen.«

      Erschütternd war die erste Begegnung zwischen Nicola und Karsten Badenski. Aber als Nicola ihm beide Hände entgegenstreckte und sagte: »Ich habe gar nichts dagegen, daß Arved sich Badenski von Stiebenau nennen will«, glitt ein heller Schein über sein leidgeprägtes Gesicht. Er küßte ihr beide Hände und sagte: »Gott wird es euch vergelten.«

      »Ich mache allerdings eine Bedingung«, sagte sie mit einem weichen Lächeln. »Ich sage auch Vater, und du sagst du zu mir.«

      Verstohlen wischte er sich die Tränen aus den Augen. »Dieses Glück, wenn sie es doch hätten erleben können.«

      *

      »Siehst du, Fee, es gibt so viel Treue«, sagte Daniel Norden gedankenverloren. »Treue über den Tod hinaus.«

      »Und Liebe«, sagte sie leise. »Es war kein verlorenes Wochenende, und wenn wir jetzt zum Gut Stiebenau fahren, wird kein Schatten diesen Tag trüben.«

      So sollte es sein. Es wurde eine fröhliche Hochzeit gefeiert. Die Hochzeit von Tresi und Jakob Brandner. Nicola und Markus hatten schon zuvor in aller Stille geheiratet, und der kleine Nico sollte es nicht anders wissen, als daß sein Papi, an den er sich so schnell gewöhnt hatte, von einer langen Reise endlich zu ihnen zurückgekehrt war.

      Nicola und Arved hatten es sich nicht nehmen lassen, Tresi


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