Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Fee. »Du würdest kategorisch nein sagen.«

      »In Sabines Fall ist es ja auch so eine Art Wiedergutmachung«, sagte er nachdenklich. »Ich muß wieder weiter, mein Schatz. Wir werden am Abend darüber reden.«

      Nun erinnerte er sich auch, daß Martin Fiebig kommen wollte. Ob es ihm ernst damit gewesen war?

      Martin Fiebig war pünktlich um halb sechs Uhr in der Praxis. Er hatte es sich nicht anders überlegt. Er wirkte etwas ruhiger, aber auch verlegen.

      »Wir haben lange überlegt, womit wir Ihnen eine kleine Freude machen könnten, Herr Doktor, aber so einfach ist das nicht«, sagte er stockend. »Da habe ich halt einen Taschenrechner aus unserer Firma mitgebracht. So was kann man ja immer brauchen.«

      »Meine Frau bestimmt«, erwiderte Dr. Norden lächelnd.

      »Er ist sehr zuverlässig, man darf nur nicht vergessen, die Batterien zu wechseln«, sagte Martin Fiebig. »Es wäre gut, wenn man beim Menschen auch so einiges einfach auswechseln könnte«, fügte er dann hinzu.

      »Man ist ja schon fleißig dabei«, sagte Dr. Norden, »aber so schlimm wird es doch bei Ihnen nicht sein.«

      »Na, ich weiß nicht. Es muß doch einen Grund haben, daß ich mich so schnell aufrege und manchmal wegen nichts und wieder nichts.«

      »Vielleicht liegt es auch an der Schilddrüse«, sagte der Arzt, den fast hageren Mann forschend betrachtend. »Aber wir werden schon dahinterkommen.«

      »Von der Schilddrüse hat noch keiner geredet, und ich war früher schon bei mehreren Ärzten. Aber dann haben sie mir Medikamente verschrieben, die mir überhaupt nicht bekamen. Zeit hat sich ja auch keiner genommen.«

      »Wir nehmen uns Zeit. Jetzt wird erst mal Blutdruck und Puls gemessen, und dann zapfen wir Ihnen noch ein bißchen Blut ab. Und Sie erzählen mir noch so einiges aus Ihrem Leben, vor allem von früheren Krankheiten.«

      »Richtig krank war ich eigentlich nie, und essen kann ich, was ich will und in jeder Menge, dicker werde ich davon doch nicht.«

      Dr. Norden stellte fest, daß der Blutdruck ziemlich hoch war und der Puls unruhig. Dann nahm er Blut ab, und anschließend mußte sich Martin Fiebig auf die Waage stellen.

      »Bei der Länge ein bißchen wenig«, sagte Dr. Norden. »Sie dürften gut zehn Kilo mehr wiegen.«

      »Am Essen liegt es bestimmt nicht«, erklärte sein neuer Patient. »Claudi kocht sehr gut. Ich muß sie überhaupt bewundern, wie sie alles unter einen Hut bringt. Haushalt, Beruf, das Kind, und launisch ist sie auch nie. Und sie ist doch sehr hübsch, nicht wahr?«

      »Und Sie sind sehr eifersüchtig«, stellte Dr. Norden beiläufig fest.

      »Sie hätte eine andere Partie machen können«, sagte Martin Fiebig heiser. »Da hätte sie nicht mitarbeiten müssen.«

      »Aber sie hat sich für Sie entschieden«, sagte Dr. Norden ruhig.

      »Ich wollte doch gar nicht, daß sie berufstätig bleibt, aber nun haben wir die Wohnung gekauft und müssen viel abzahlen. Aber Claudi hat darauf bestanden, damit Danny sein eigenes Zimmer hat. Sie verdient gut. Sie ist Substitutin in einem Warenhaus. Ich verdiene auch nicht viel mehr als Finanzbeamter.«

      »Und da scheinen Sie sich manchmal sehr zu ärgern«, sagte er.

      »Die Galle kann einem hochkommen, wenn man so mitbekommt, was die Großen alles abschreiben können, abgesehen davon was sie oft auch einfach unter den Tisch fallen lassen, und bei den Angestellten wird einfach abkassiert.«

      »Warum haben Sie diesen Beruf gewählt?« fragte Dr. Norden.

      »Mein Vater hat es so bestimmt. Er war zuletzt Steuerrat. Bei uns zu Hause herrschte Zucht und Ordnung. Wir durften den Mund nicht aufmachen. Und Mutter zuliebe haben wir so manches dann auch geschluckt.«

      Und daher hat er seine Komplexe, dachte Dr. Norden. »Ihre Eltern leben noch?« fragte er beiläufig.

      »Mein Vater, er ist jetzt in einem Seniorenheim. Meine Mutter wurde vor zwei Jahren überfahren. Sie hat es nicht überlebt. Seither bekomme ich Zustände, wenn meine Frau nicht pünktlich zu Hause ist, und leider bin ich in gewisser Beziehung auch so wie mein Vater.«

      »Inwiefern?«

      »Daß ich immer gleich aufbrause, wenn mal was ist. Wenn mal was anbrennt oder was kaputtgeht. Mir tut es gleich immer leid, aber gesagt ist gesagt.«

      »Ich glaube, daß Ihre Frau sehr tolerant ist.«

      »Ich denke oft, wie sie es nur mit mir aushält, aber ich könnte ohne sie gar nicht leben, und sogar auf Danny bin ich manchmal eifersüchtig.«

      Am Arbeitsplatz unzufrieden, dachte Dr. Norden, wie oft löste dieses Psychosen aus oder auch Existenzangst. Und bei Martin Fiebig kamen auch noch andere Ängste hinzu. Um hinter die Ursachen zu kommen, würde er wohl auch mit Claudia Fiebig sprechen müssen.

      »Wir werden jetzt ein Szintigramm von Ihnen machen lassen, Herr Fiebig«, sagte er. »Dazu begeben Sie sich bitte in die Behnisch-Klinik.«

      »Und was ist das?« fragte der Patient erregt.

      »Wir wollen Ihre Schilddrüsenfunktionen feststellen. Ihr Untergewicht, Ihre leichte Erregbarkeit kann daher kommen, aber man kann dann auch etwas dagegen tun. Nur genau wollten wir es wissen.«

      »Sie sind sehr gründlich, Herr Doktor.«

      »Das ist meine Pflicht.«

      »Alle sind nicht so bei Kassenpatienten.«

      »Das ist bedauerlich, aber manchmal liegt es auch an den Patienten. Ein gewissenhafter Arzt ist auf das Gespräch angewiesen. Auf Ahnungen darf er sich nicht verlassen, doch manche Patienten schimpfen schon, wenn man ihnen Fragen stellt.«

      »So, wie Sie fragen, kann doch keiner schimpfen«, sagte Martin Fiebig.

      »Ich habe den Dreh halt herausbekommen«, erwiderte Daniel Norden lächelnd. »Man unterhält sich wie am Stammtisch. Sind Sie mit Ihrer Wohnung eigentlich zufrieden?«

      »Ja, sie ist hübsch, aber eben auch entsprechend teuer.«

      »Mir gefällt die Wohnanlage sehr gut, und manchmal ist es schon besser, ein bißchen mehr zu zahlen, als in so einem Betonsilo zu leben. Und mit Ihrer Frau können Sie doch auch zufrieden sein.«

      »Bin ich auch, aber mir wäre es bedeutend lieber, wenn Claudi wenigstens nur halbtags arbeiten bräuchte. Ein Kind braucht doch die Mutter. Und wir wollten eigentlich nicht nur eins haben.«

      »Geht Danny nicht gern in den Kindergarten?«

      »O doch, aber mit seinen Betreuerinnen ist er ja mehr beisammen als mit uns.«

      Solche Probleme kannte Dr. Norden zur Genüge. Alles hatte seinen Preis. Wenn man ein hübsches Heim haben wollte, mußte man jetzt gewaltig zahlen, und alles andere war auch teuer. Und wenn dann die Kasse nicht stimmte, hatte es öfter noch schlimmere Folgen als bei den Fiebigs. Und nun brach es aus Martin Fiebig hervor, was ihn besonders quälte.

      »Und hinter Claudi ist ihr Chef her. Nachschauen tun ihr ja viele Männer, aber dieser alte Lustmolch läßt sie nicht in Ruhe.«

      »Sehen Sie das nicht vielleicht ein bißchen zu übertrieben, Herr Fiebig?« fragte Dr. Norden.

      »Ich habe sie doch entschuldigt, weil sie ein paar Tage zu Hause bleiben kann. Ganz genau wollte er es wissen und grad besorgt war er um sie, als ob es ohne sie überhaupt nicht gehe.«

      »Sie wird schon so eine zuverlässige Kraft sein«, meinte Dr. Norden versöhnlich.

      »Aber mich macht das alles fertig. Ich kann nachts manchmal überhaupt nicht schlafen, so viel geht mir durch den Kopf.«

      Es wird allerhöchste Zeit, daß etwas für seine Gesundheit und vor allem für seine Nerven getan wird, dachte der Arzt. Er ermahnte Martin, das Szintigramm sofort machen zu lassen.

      »Aber


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