Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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mit dem ich zu einem anderen Verlag gehen wollte.«

      Jochen Burger, so hieß der blonde sportliche Mann, kniff die Augen leicht zusammen.

      »Zahlen wir zu schlecht?« fragte er.

      »Ich dachte nicht, daß hier ein Interesse an einem Roman von mir besteht«, erwiderte Manfred. »Ich weiß ja selbst nicht, was ich davon halten soll.«

      »Sie sind sehr geneigt, sich zu unterschätzen, wie es scheint«, sagte Jochen Burger nachdenklich. »Lassen Sie Ihren Roman hier. Sie bekommen baldigst Nachricht, ob er in unser neues Programm paßt, und wenn, dann reden wir über ein angemessenes Honorar.«

      Manfred war ziemlich benommen, aber er dachte an Martina und riß sich zusammen.

      »Ich brauche Geld, ziemlich viel. Meine älteste Tochter muß am Herzen operiert werden. Wir müssen sie dazu nach Kanada bringen«, sagte er überstürzt, weil er Angst hatte, daß ihn der Mut verlassen würde. Wenn es um Geld ging, war er tatsächlich immer mehr als zurückhaltend gewesen und nur froh, wenn er ein fertiges Manuskript schnell bezahlt bekam.

      In die bisher recht kühl wirkenden Augen des anderen kam ein warmer Schimmer. »Dann haben wir ja sogar etwas gemeinsam«, sagte Jochen Burger leise. »Wir haben ein behindertes Kind.«

      Bestürzt sah ihn Manfred an. »Das ist nicht korrigierbar«, fuhr Jochen Burger fort. »Evi ist acht Jahre und geistig ganz auf der Höhe, aber ihre Arme enden da, wo normalerweise die Ellenbogen anfangen. Meine Frau will leider keine anderen Kinder haben. Das ist die größte Tragik. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, Herr Mainhard. Leider kann ich keine Entscheidung ohne den Boß treffen, sonst würde ich Ihnen einen Vorschuß geben.«

      »Wir kommen zurecht«, sagte Manfred.

      »Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr, sagt man doch erheiternd. Ich verspreche Ihnen, daß Sie innerhalb einer Woche Bescheid über den Roman bekommen.«

      »Verbindlichen Dank. Dann brauche ich mir die Schuhsohlen vorerst nicht abzulaufen«, sagte Manfred mit einem flüchtigen Lächeln.

      Es war kein langes Gespräch gewesen, aber ein gutes, und es hob seine Stimmung, daß er akzeptiert wurde. Er dachte über sich nach, als er zu seinem Wagen ging. War er nicht selbst auch schuld, daß er es noch nicht weitergebracht hatte? Nun, geschäftstüchtig war er nie gewesen, und gestaunt hatte er immer ein bißchen, wie andere sich doch so viel besser vermarkten konnten. Immer hatte er die Zweifel in sich selbst bekämpfen müssen.

      Nun fuhr er zum Friedhof, um das Grab seiner Eltern zu besuchen, was er nie vergaß, wenn er in München war. Er ging an dem frischen Grab vorbei, in das vor einer halben Stunde der Sarg mit Victor Wagners sterblichen Überresten gesenkt worden war, aber er hatte davon keine Ahnung. Das Grab seiner Eltern fand er ordentlich gepflegt vor. Zwei Eichhörnchen liefen über den Weg, die Vögel zwitscherten, und es herrschte eine wahrhaft himmlische Ruhe. Aber Manfred Mainhard ging nicht gern auf den Friedhof. Er liebte das Leben, das harmonische Leben mit Sabine und den Kindern, und er wünschte inbrünstig, daß Martina geholfen werden könnte, damit auch sie an allem teilhaben konnte.

      Er liebte dieses Kind ganz besonders, weil es auf so vieles verzichten mußte, was anderen selbstverständlich war, doch dann dachte er daran, was Jochen Burger über sein behindertes Kind gesagt hatte und fragte sich, was wohl schlimmer sein mochte.

      Er hielt dann nochmals bei einem Süßwarengeschäft an und kaufte die Pralinen, die Sabine so gern mochte, Schokolade und Kekse für die Kinder. Und dann war er froh, wieder aus der Stadt heraus zu sein, heimzukommen und von Sabine mit einem innigen Kuß empfangen zu werden. Sie sagte nicht, daß sie von Victors Tod gelesen hatte. Sie war glücklich, daß ihr Mann wieder daheim war.

      *

      Dr. Norden saß bei dem Notar Dr. Brandt und erklärte ihm, worum Victor ihn eigentlich gebeten hatte. Der Notar sah ihn zweifelnd und ungläubig an.

      »Sie glauben doch nicht etwa, daß man eine solche Erbschaft ausschlagen könnte?« fragte er ironisch. »Bei so viel Geld hört der Stolz auf.«

      »Ich möchte doch erst Frau Mainhards Einstellung dazu erforschen und bitte Sie, die amtliche Mitteilung noch zurückzuhalten.«

      »Mir soll es recht sein«, brummte Dr. Brandt. »Ich würde mich jedenfalls nicht lange bitten lassen, ein Ja zu sagen.«

      Und er wird wohl auch noch genug profitieren, dachte Dr. Norden seinerseits. Von zu Hause aus rief er die Nummer an, die Fee in Erfahrung gebracht hatte. Eine tiefe, ruhige Männerstimme meldete sich. »Mainhard, guten Tag.«

      »Hier spricht Dr. Norden. Könnte ich bitte Frau Sabine Mainhard sprechen?«

      »Ja, gern, aber bitte, worum handelt es sich?«

      »Ich möchte es Frau Mainhard gern persönlich erklären«, sagte Daniel. Hoffentlich wird nicht wieder Eifersucht heraufbeschworen, dachte er dabei.

      Sabine war maßlos überrascht. »Dr. Norden? Daniel Norden«, sagte sie staunend. »Wie haben Sie mich gefunden?«

      »Das möchte ich Ihnen gern persönlich erzählen, Sabine. Wann könnte ich Sie am Wochenende erreichen?«

      »Ist es etwa wegen Victor?« fragte sie gepreßt.

      »Ja.«

      »Das ist doch vorbei. Ich habe ganz zufällig gelesen, daß er gestorben ist.«

      »Er hat mich um etwas gebeten. Bitte, Sabine, lehnen Sie ein Gespräch nicht ab.«

      »Nicht, weil Sie darum ersuchen«, erwiderte sie nach einem kurzen Zögern. »Wir sind zu Hause. Ich habe keine Heimlichkeiten vor meinem Mann.«

      »Um so besser. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich dann am frühen Nachmittag kommen.«

      Sabine erklärte sich einverstanden, doch mit einem sehr nachdenklichen Ausdruck legte sie den Hörer auf.

      Manfred war hinausgegangen. Er hatte nichts von diesem Gespräch mitgehört, und er stellte auch keine Fragen.

      Die Kinder waren im Garten, auch Martina, die im Schatten des alten Apfelbaumes, der für dieses Jahr reiche Ernte versprach, ihre Hausaufgaben machte.

      »Dr. Norden wird am Samstag kommen, nachmittags«, sagte Sabine gedankenverloren zu ihrem Mann.

      »Er ist dir bekannt?« fragte Manfred.

      »Ja, von früher. Er ist Arzt.«

      »Fehlt dir etwas?« fragte Manfred nun leicht erregt.

      »Nein, es hat wohl mit Victor Wagner zu tun. Er ist gestorben. Ich habe es heute ganz zufällig in der Zeitung gelesen. Er wurde auf dem gleichen Friedhof bestattet wie auch deine Eltern.«

      Unwillkürlich dachte Manfred an das noch frische Grab. »Er war doch nicht viel älter als ich«, sagte er geistesabwesend.

      *

      »Es könnte ja ein Unfall gewesen sein«, sagte Sabine, doch dieser Gedanke war ihr gerade eben erst gekommen. »Aber auch junge Menschen können krank sein«, fügte sie dann bebend hinzu. »Er hat nichts weiter gesagt.«

      »Du wirst es ja hören, Liebes«, sagte Manfred.

      »Wir werden es hören, Manni. Ich gehe jetzt an die Arbeit.«

      »Gönnen wir uns doch einmal einen ruhigen Nachmittag, Sabine«, sagte er leise. »Es ist so schönes Wetter.« Er sah sie an. »Gegen diesen Dr. Norden hast du nichts?«

      »Nein, er war sehr sympathisch. Er wußte genau, was er wollte. Ich glaube, er ist ein sehr guter Arzt geworden. Vielleicht weiß er für Martina einen Rat.«

      »Und du bist gar nicht neugierig, was er dir sagen will?« fragte Manfred mit einem ganz flüchtigen Lächeln.

      »Nein. Victor hat schon seit zwölf Jahren keine Bedeutung mehr für mich. Manche Menschen müssen sich wohl im Angesicht des Todes noch irgendwie rechtfertigen.« Sie sah ihn an. »Ich liebe dich«, fuhr sie voller Zärtlichkeit fort. »Unsere Gemeinsamkeit


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