Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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Tränen aus den Augen. »Sie haben das Große Los mit Daniel gezogen und ich mit Manfred, aber wenn Martina geholfen wird, werde ich ohne Groll an Victor denken können. Ich kann aus meiner Haut nicht heraus. Leicht ist mir das Ja nicht gefallen.«

      Und das wäre es wohl erst recht nicht, hätte sie da schon gewußt, daß sie über mehr als eine Million verfügen konnte. Aber da stand es schon fest, daß sie bereits am nächsten Freitag die Flugreise nach Kanada antreten konnten.

      Dr. Johannes Cornelius hatte ein langes Telefongespräch mit Professor Tucker geführt. Vor vielen Jahren hatten sie sich kennengelernt, aber Erinnerungen waren schnell aufgefrischt gewesen. Zwei Ärzte, die auf unterschiedlichen Gebieten helfen wollten, verständigten sich rasch.

      Doch am meisten begeistert war Axel, daß er die weite Reise mit den Eltern und Geschwistern antreten konnte, daß seine Ferien viel früher begannen als bei den anderen.

      »Das hab’ ich nur dir zu verdanken, Tina«, sagte er, als er im Flugzeug neben seiner großen Schwester saß, »dafür wirst du auch ganz gesund.«

      Er wußte nichts um die Angst der Eltern, er wußte nicht, welche Gedanken Martina bewegten, als sich das Flugzeug emporhob, dann nur der Himmel über ihnen war, die Wolken unter ihnen. Zwischen Himmel und Erde schwebten sie dahin.

      *

      »Meinst du, daß die Operation Martina Genesung bringen wird?« fragte Fee ihren Mann.

      »Wenn sie gelingt«, erwiderte er zögernd. »Ein Risiko ist immer dabei. Aber schau nicht gleich so ängstlich, Fee. Tucker ist der Mann für diese Operation.«

      »Und warum können solche Operationen nicht auch bei uns durchgeführt werden?«

      »Einmal, weil besondere klimatische Bedingungen dafür nötig sind, zum anderen wohl auch, weil wir in mancher Beziehung doch ein bißchen hinter-herhinken. Kompetenzstreitigkeiten, ewiglanges Hin und Her wegen Bewilligung der Gelder, und leider sind ja auch so manche kompetente Ärzte abgewandert, weil sie es satt haben, all die Steine wegzuräumen, die ihnen in den Weg geworfen werden.Wir fragen uns doch auch ständig, warum bei uns die Kindersterblichkeit noch höher ist als in anderen Ländern, die in vielen anderen Gebieten nicht mit uns Schritt halten können.«

      »Ich habe erst neulich gelesen, daß bei uns viel mehr Ärzte praktizieren, als notwendig wären«, sagte Fee.

      »In den Großstädten, mein Schatz. Ich gehöre auch zu denen, die mehr Patienten haben, als ihnen nach Errechnung zustehen würden. Aber gehen wir mal aufs Land, in die Dörfer. Wie ist denn da die Versorgung?«

      »Man denkt eben auch an die Kinder, an die weiten Schulwege«, sagte Fee. »Und an die gesellschaftlichen Ereignisse, an denen man teilhaben möchte.«

      »Auf uns trifft das recht sparsam zu«, sagte sie.

      »Was vermißt du?« fragte Daniel.

      »Ich? Nichts. Ich habe doch euch. Man kann sich schließlich nicht verzetteln.«

      »Andere Frauen denken anders, Liebling. Und leider ist es ja auch so, daß sehr viele an ihr Bankkonto denken. Der Hausarzt ist im Aussterben begriffen, darüber müssen wir uns doch im klaren sein.«

      »Du wirst doch nicht zu den letzten gehören, Daniel?«

      »Weiß man es? Der Notarzt wird gerufen, der Patient wird in die Klinik gebracht, gleich, was ihm fehlt. Ich mache mir keine Illusionen, Fee. So wird es in der Zukunft sein.«

      »Wenn die nächste Generation überhaupt noch eine hat.«

      »Was sind das für Gedanken, Liebes?«

      »Die kommen von selbst, wenn man jeden Tag die Zeitung liest.«

      »Dann lies sie nicht mehr.«

      »Ist es nicht so, daß die Menschen sich selbst zerstören und alles, was Generationen vor uns geschaffen haben? Wo gibt es denn noch eine heile Welt? Wie soll es denn weitergehen, wenn alle Ideale willkürlich zerstört werden?«

      »Du hast heute aber einen sehr kritischen Tag«, stellte Daniel fest.

      »Ich habe manchmal einfach eine Wut«, sagte Fee. »Da schuften sich manchmal Menschen zu Tode, und andere lungern nur herum, wollen aber dennoch alles haben. Es wird gestohlen und gemordet…«

      »Und es gibt so viele, die sich in ihrem Glauben an das Gute nicht beirren lassen. Du gehörst doch auch dazu, Fee.«

      »Und du auch.«

      »Es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Dann wäre alles sinnlos. Dann könnten wir uns in die Einöde zurückziehen und würden dort auch nicht sicher sein. Wir könnten alles vergraben, was wir haben und eines Tages zu der bitteren Erkenntnis kommen, daß wir unseren Kindern den Weg verbaut haben, weil wir nur noch zweifelten. Jede Generation und jede Zeit hat ihre Probleme, und jeder Mensch ist seines Glückes Schmied oder auch seines Unglücks. Aber nun genug davon, mein Schatz. Gehen wir noch ein halbes Stündchen durch unseren Garten, in dem auch nach dem kalten Frost alles wieder grünt und blüht. Und hoffentlich können wir uns auch bald freuen, daß ein junges, wertvolles, geliebtes Leben gerettet wird.«

      Fee lehnte sich an ihn. »Jetzt sind sie schon in Kanada.«

      *

      Ja, die Mainhards waren glücklich gelandet, und sie brauchten nicht in einem unpersönlichen Hotel zu wohnen. Professor Tucker hatte dafür gesorgt, daß sie in einem kleinen Haus für sich sein konnten.

      »Es ist bald so wie zu Hause«, sagte Axel. »Ich habe mir alles ganz anders vorgestellt.« Es klang fast ein wenig enttäuscht.

      »Wolltest du in einem Wohnwagen durchs Land ziehen?« scherzte Manfred, obgleich ihm zum Scherzen eigentlich nicht zumute war.

      »Es sieht wirklich nicht viel anders aus als bei uns«, sagte Kathrin. »Ich habe noch keinen Bären gesehen.«

      »Davor möchten wir auch verschont bleiben«, murmelte Manfred.

      »Bären sind doch lieb. Man darf sie nur nicht reizen«, sagte Axel.

      »Ihr erlebt keinen Film, sondern die Wirklichkeit«, wurde er von Manfred belehrt.

      »Die Küche ist ganz toll«, sagte Martina. »So eine müßte Mami auch haben. Wenigstens eine Geschirrspülmaschine.«

      »Ach was«, sagte Sabine, »mir macht das Spülen nichts aus. Und jetzt schlafen wir uns erst mal richtig aus.«

      »Es ist aber noch gar nicht dunkel«, sagte Axel. »Ich habe auch im Flugzeug so lange geschlafen.«

      »Wenn Mami müde ist, soll sie schlafen«, sagte Martina.

      Sie wirkte nicht müde. Sie strahlte Zuversicht aus.

      »Unsere Martina ist ein erstaunliches Kind«, sagte Manfred zu Sabine, als sie allein waren. Ganz schnell waren Axel und Kathrin dann doch eingeschlafen.

      »Wenn sie uns nur erhalten bleibt, Manni. Ich habe solche Angst.«

      »Sie hat keine Angst«, sagte er. »Sie ist voller Zuversicht.«

      »In acht Wochen wird sie zwölf Jahre«, sagte Sabine gedanken voll.

      »Und dann sind wir vielleicht schon wieder daheim«, sagte er, seinen Arm unter ihren Nacken schiebend. »Und du bekommst eine Geschirrspülmaschine, damit deine Hände nicht doppelt strapaziert werden.«

      »Wir wollen uns an die Abmachung halten, Manni. Kein Pfennig mehr wird ausgegeben, als für Martina gut ist.«

      »Vielleicht nehmen sie meinen Roman«, sagte er. »Ich hätte Burger Bescheid sagen sollen, daß ich zu Hause nicht zu erreichen bin.«

      »Welchen Roman meinst du?« fragte sie staunend.

      »Ich habe ihn geschrieben, als wir uns kennenlernten, aber dann kam alles ganz anders, als ich dachte, und ich habe ihn in die Schublade gelegt. Aber es kann ja sein, daß ich auch mal eine Fortsetzung schreibe. Aber wie es auch sei, Liebes, ich schaffe es schon, euch ein besseres Leben


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