Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      »Ich werde es verkaufen«, erwiderte sie.

      »Warum?«

      »Damit das Kind operiert werden kann. Es ist doch eine wahre Geschichte, Jochen. Wir benutzen das Geschirr sowieso nicht, Evi kann es gar nicht anfassen. Und wenn es nicht so viel bringt, gebe ich die goldenen Kuchenbestecke dazu. Die brauchen wir auch nicht. Onkel Franz schwingt doch nur ganz schwülstige Reden, wenn du ihn um ein Voraushonorar angehst.«

      »Warte doch erst mal ab, Gundi«, sagte Jochen.

      Sie legte den Kopf zurück. »Wieviel Jahre haben sie um das Leben des Kindes gebangt?« fragte sie.

      »Mainhard sagte etwas von zwölf Jahren.«

      »Und jetzt könnte ihm geholfen werden. Unser Kind ist organisch völlig gesund, und Evi können wir nur mit sehr viel Liebe und Verständnis helfen. Hilfst du mir ein bißchen, Jochen?«

      Er griff nach ihren Schultern und zog sie empor. »Du bist wundervoll, Gundi«, sagte er, »aber jetzt laß das mal. Ich bringe das schon in Ordnung. Ich fahre nachher zu Mainhard. Vielleicht nimmt er das Telefon nur nicht ab, weil er eine Absage fürchtet. Er ist einer von denen, die sich nicht verkaufen können.«

      »Das brauchst du nicht zu betonen. Ich habe sein Buch gelesen. Es drückt so viel Hoffnung aus, daß ich Angst habe, eine Fortsetzung könnte nur traurig sein.«

      »Jetzt laß mal das Geschirr. Ich spreche mit Onkel Franz.« Er hob lauschend den Kopf. »Evi ruft. Ich gehe zu ihr.«

      Ein weiches Lächeln glitt über Gundis Gesicht, als er hinauseilte.

      »Du, Papi?« fragte Evi staunend. »Fühlt Mami sich nicht wohl?« fragte sie aber gleich ängstlich.

      »Sie hat nur gerade was zu tun, und warum soll ich dir nicht auch mal beim Waschen helfen?«

      »Du bist doch ein Mann«, sagte Evi.

      »Und du meinst, ich kann das nicht? Probieren wir es doch einmal, Spätzchen.«

      »Hast du denn Zeit?«

      »Ich nehme sie mir.«

      Es war seltsam, aber plötzlich war die Scheu wie weggeblasen, die ihn befangen gemacht hatte, wenn er das Kind in die Arme nahm. Sie lächelte zu ihm empor. Niedliche Grübchen bildeten sich in ihren Wangen.

      Hatte er dazu erst Manfred Mainhard kennenlernen müssen, um auch mit seiner Frau offen sprechen zu können, um ihre wahren Empfindungen zu erkennen?

      »Gell, du hast mich auch lieb«, sagte Evi.

      »Sehr, mein Liebling.«

      *

      Jochen hatte sich dann doch entschlossen, zuerst zu seinem Onkel zu fahren. Franz Burger lebte in einer schönen alten Villa vor den Toren der Stadt, und es war kein großer Umweg für Jochen, wenn er später Manfred Mainhard aufsuchen wollte.

      Franz Burger lebte in seiner eigenen Welt, in der alles seinen Platz hatte, alles seinen Vorstellungen entsprach.

      Unangemeldete Besuche liebte er gar nicht, aber Jochen wurde dennoch überraschend freundlich empfangen.

      »Was gibt es?« fragte der alte Herr. »Wegen einer Lappalie kommst du doch nicht eigens zu mir heraus.«

      Jochen trug sein Anliegen zögernd vor, aber ohne Umschweife.

      »Wir sind kein Wohltätigkeitsinstitut, Jochen«, sagte Franz Burger, »aber wenn die Geschichte gut ist, steht einem Ankauf nichts im Wege.«

      Jochen sah den Älteren überrascht an. Er hatte mit heftigem Widerspruch gerechnet.

      »Ihr haltet mich anscheinend für einen hartherzigen Geizkragen«, sagte Franz Burger. »Nun, ich habe meine Prinzipien, aber herzlos bin ich nicht. Es läßt mich doch auch nicht ungerührt, welches Schicksal die kleine Evi tragen muß.«

      »Sie ist dennoch ein ganz fröhliches Kind«, sagte Jochen. »Es gibt Schlimmeres. Geistig behinderte Kinder bilden eine schwerere Prüfung für ihre Eltern.«

      »Ihr habt euch mehr Kinder gewünscht«, sagte der alte Herr.

      »Darüber wollen wir nicht sprechen, Onkel Franz. Gundi hat ihre Entscheidung getroffen. Sie war ganz spontan bereit, sich von dem Meißner Porzellan zu trennen, um Mainhard zu helfen.«

      »Wie du ihn mir geschildert hast, halte ich es für besser, er wird für eine gute Arbeit bezahlt. Laß mir das Manuskript hier. Die Entscheidung darüber hast du ja schon getroffen. Ich gebe meine Zustimmung.«

      »Ich danke dir«, sagte Jochen.

      Der alte Herr lächelte flüchtig. »Das Risiko trägst du, Jochen. Immerhin kann es auch ein glänzendes Geschäft für dich werden.«

      »Für den Verlag«, sagte Jochen.

      »Wir werden eine Einigung treffen. Ich hoffe, daß sich unsere privaten Kontakte ausdehnen.«

      »Wenn du es wünschst, Onkel Franz?«

      »An mir sollte es wahrhaftig nicht liegen. Ich würde mich gern mit Evi beschäftigen, wenn ihr damit einverstanden seid.«

      Eine Überraschung jagte die andere. Sehr nachdenklich verabschiedete sich Jochen von seinem Onkel. Eine enttäuschende Überraschung war es jedoch, daß er dann vor Mainhards verschlossenem Haus stand.

      Eine Nachbarin kam vorbeigeradelt.

      »Die Mainhards san net da«, sagte sie. »Die sind in Kanada mit Tina.«

      »Danke für die Auskunft«, erwiderte Jochen.

      »Die ganze Familie ist gefahren. Muß eine Stange Geld kosten.«

      Die Frau war mitteilsam, aber Jochen wollte sich auf kein Gespräch einlassen. Irgendwie schien Manfred Mainhard also das Geld ganz schnell beschafft zu haben. Es war für ihn anscheinend nicht mehr dringlich, daß der Roman schnell angekauft wurde.

      Nun wußte er aber, wo Mainhard lebte und schrieb. Das Haus gefiel ihm. Vielleicht wäre es auch für Evi besser, wenn wir mehr auf dem Lande leben würden, dachte er. Aber würde man sie dann hier nicht noch mehr zur Kenntnis nehmen, bemitleiden oder gar verspotten. Kinder konnten grausam sein. Aber Jochen Burger konnte sich nicht vorstellen, daß Manfred Mainhards Kinder grausam sein konnten.

      Ja, Evi sollte Spielgefährten haben, nicht ganz so abgeschirmt werden. Wenn es die richtigen waren, konnte es nur förderlich für sie sein. Ein Kind wie Martina Mainhard, das selbst soviel durchgemacht hatte, könnte Evi vielleicht eine Freundin werden. Seltsam, wie sehr er sich in Gedanken schon in diese Familie hineingelebt hatte, wieviel Kraft er für sich selbst aus den geschriebenen Empfindungen dieses Mannes geschöpft hatte.

      *

      Manfred dachte nicht an seinen Roman, der ja eigentlich kein Roman war. Sein ganzes Denken gehörte nur Tina, die nun die schwersten Tage überstanden hatte. Ein paar kritische Situationen hatte es schon gegeben, doch von diesen hatten sie erst nachträglich von Professor Tucker erfahren.

      Martina mußte noch auf der Inten-sivstation bleiben, aber sie konnten sie sehen und durch das Fenster mit ihr sprechen. Sie lächelte, sie winkte ihnen zu. Die Schläuche waren entfernt worden. Sie bekam noch ihre Infusionen, aber so beängstigend blaß sah sie schon nicht mehr aus.

      Axel und Kathrin meinten, daß es ihr doch schrecklich langweilig sein müsse, wenn sie nicht mal lesen könne, aber die meiste Zeit schlief sie ja noch.

      Axel und Kathrin hatten Spielgefährten gefunden. Sie verständigten sich mit Händen und Füßen, aber sie vertrugen sich recht gut. Sie lernten englisch, die neuen Freunde deutsch, und es ging meist recht lustig zu.

      Manfred und Sabine litten nun auch nicht mehr an Langeweile. Sie hatten Papier gekauft, und Professor Tucker hatte ihnen eine Schreibmaschine besorgt. Überhaupt tat er alles, um ihnen gefällig zu sein, doch Sabine beneidete ihn, weil er viel mehr Zeit bei Tina verbringen konnte als sie selbst.

      Ihr mütterlicher


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