Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


Скачать книгу
ist mit seiner Familie schon in Kanada«, erwiderte er.

      »Dann brauchst du das Buch nicht aus Mitleid drucken zu lassen. Das ist gut«, sagte sie ruhig. »Vielleicht will er jetzt gar nicht mehr, daß es gedruckt wird.«

      »Wie meinst du das?«

      »Nun, wenn das Kind operiert wird und die Operation glückt, wird es den Betroffenen wohl nicht recht sein, wenn die Vorgeschichte publik wird. Und sollte die Operation nicht glücken, würde sie alles aufwühlen. Du solltest mit ihm noch darüber sprechen. Was hat denn Onkel Franz gesagt?«

      »Wir sollten unsere persönlichen Kontakte mehr pflegen, und er würde sich gern mit Evi beschäftigen.«

      »Das kann doch nicht wahr sein!« staunte Gundi.

      »Wir haben ihn wohl doch verkannt, Gundi«, sagte Jochen. »Er kann nicht in eine andere Haut schlüpfen. Er kann aus seiner Welt nicht heraus, aber er möchte uns in diese einbeziehen.«

      Sie sah ihn schweigend an. »Nun, dieser Mainhard scheint uns in mancher Hinsicht die Augen geöffnet zu haben, Jochen«, sagte sie gedankenvoll.

      »Ja«, erwiderte er schlicht. Dann nahm er sie in die Arme. »Wir werden unser Leben anders gestalten, Gundi. Wir werden Evi einbeziehen in dieses Leben und sie nicht als bemitleidenswertes Geschöpf betrachten. Und du wirst deine Schuldgefühle bewältigen, nicht nur verdrängen. Wir werden für Evi Spielgefährten suchen, die in einer ähnlichen Situation sind.«

      »Ich kann nur noch staunen«, sagte Gundi.

      »Man muß manchmal einen Schubs bekommen, mein Liebes. Du hast ihn mir nicht gegeben.«

      »Ich hätte wohl auch einen gebraucht«, sagte sie offen. »Aber wir haben nun lange genug aneinander vorbeigeredet. Jetzt fühle ich mich woh-ler.«

      »Ich auch. Und am Wochenende besuchen wir Onkel Franz.«

      *

      Das Wochenende brachte schlechtes Wetter, dennoch fuhren die Nordens zur Insel der Hoffnung, überzeugt, daß es da zumindest nicht regnen würde. Und sie sollten nicht enttäuscht werden. Der Himmel wurde immer heller, je näher sie der Insel kamen.

      »Weil da nur brave Menschen sind«, sagte Anneka eifrig.

      »Man möchte es fast meinen«, lachte Fee. Und groß war die Freude des Wiedersehens. Dr. Johannes Cornelius konnte auch gleich mit einer freudigen Nachricht aufwarten.

      »Um Mitternacht hat mich der gute Tucker aus dem Schlaf gerissen«, berichtete er heiter. »Er hat nicht daran gedacht, daß bei uns Schlafenszeit ist. Er will mit Tina ein paar Wochen bei uns verbringen. Was sagt ihr nun?«

      »Daß es mich freut, wenn ich ihn kennenlerne«, sagte Daniel.

      »Ich bin auch gespannt, Paps«, schloß Fee sich an.

      »Wer ist Tucker?« fragte Danny.

      »Ein großartiger Arzt«, erwiderte Daniel.

      »Papi und Opi sind die größten«, erklärte Danny, »und so eine Insel hat niemand, nur wir.«

      Und hier konnten sie, fern von jedem Verkehr, in reinster Luft, herumstrolchen, ohne daß man sich Sorgen machen mußte. Natürlich wurden sie dennoch von Mario begleitet, der sich stets als ihr Beschützer fühlte.

      »Tina wird sich mit Mario gut verstehen«, sagte Fee. »Wann kommen sie, Paps?«

      »Vielleicht schon in vier Wochen. Tucker ist überglücklich, daß die Operation so gut verlaufen ist.«

      »Schön wär’s, wenn wir auf anderen Gebieten auch solche Erfolge erzielen würden«, meinte Daniel.

      »Fangt jetzt bitte nicht wieder vom Krebs an«, warf Anne ein. »Ich möchte mal nichts von Krankheiten hören.«

      »Anne braucht auch mal Tapeten­wechsel«, sagte Johannes.

      »Sie kann ja zu uns kommen und Großstadt genießen«, scherzte Daniel.

      »Einen Tag«, meinte Fee anzüglich »dann hat sie es schon wieder eilig, heimzukommen. Das kennen wir ja.«

      »Ich möchte nur nicht, daß immer gefachsimpelt wird, wenn ihr mal da seid«, erklärte Anne. »Wir haben zur Zeit genug schwere Fälle.«

      Es blieb nicht aus, daß so manche auf die Insel kamen, für die es keine Hoffnung mehr gab, die sich nur an jedes Fünkchen Hoffnung klammerten, und für die es doch zu spät war.

      Aber dann ging es bei ihnen fröhlich zu, und die Kinder sorgten schnell dafür, daß Anne auf andere Gedanken kam.

      *

      Auch bei Franz Burger sollte es an diesem Tag lebhafter zugehen als sonst. Jochens Ankündigung, daß er mit Gundi und Evi kommen würde, hatte eine rege Geschäftigkeit zur Folge gehabt.

      Rosina hatte Kuchen gebacken, als gelte es eine ganze Kompanie abzufuttern, und nun kam sie aus der Küche gar nicht mehr heraus, weil auch ein festliches Mittagessen auf den Tisch kommen sollte.

      Das Faktotum Heinrich, zuständig für Haus und Garten, richtete die Terrasse her, die vom Hausherrn so selten gewürdigt wurde.

      »Bei dem Wetter«, brummte Franz Burger.

      »Es wird sich aufklaren«, meinte Heinrich, und tatsächlich klarte es sich auf.

      Gegen elf Uhr traf der Besuch ein. Franz Burger ging ihnen entgegen. Da Evis verkrüppelte Ärmchen unter einem hübschen roten Lodencape versteckt waren, wirkte sie so normal wie andere kleine Mädchen.

      »Es freut mich sehr, daß ihr mich besucht«, sagte Franz so herzlich, daß Gundi ihm einen Kuß auf die Wange drückte.

      »Wenn du dich ein bißchen herunterbeugst, bekommst du auch ein Bussi von mir, Onkel Franz«, sagte Evi. Und er beugte sich zu ihr herunter, aber dabei beließ er es nicht, sondern hob sie empor und schwenkte sie durch die Luft.

      Ja, Jochen und Gundi hatten etwas zu staunen, und an diesem Wochenende sollten sie noch öfter Grund dazu haben.

      Er hatte eigene Ideen entwickelt, wie man Evi dazu verhelfen könnte, selbst zu essen mit einem Besteck, dessen Griffe als ovale Öffnungen geformt waren, durch die sie ihre kleinen Hände schieben konnte. Und er hatte noch viele andere Ideen, die es Jochen und Gundi bewußt machten, daß er sich nicht erst jetzt damit beschäftigt hat-

      te.

      Evi war ganz fasziniert und keineswegs bedrückt oder scheu. Und als Onkel Franz gar meinte, daß er doch jetzt viel Zeit hätte, sich mit ihr zu beschäftigen und ihr viel beibringen könnte, nickte sie eifrig.

      »Du kannst ja auch was erfinden, damit ich schreiben lernen kann«, meinte sie unbefangen, aber gleich fügte sie hinzu: »Hast du nicht immer sehr viel zu tun, Onkel Franz?«

      »Das macht doch dein Papi«, erwiderte er. »Warum sollte ich ihm dreinreden!« Er warf seinem Neffen einen schrägen Blick zu, aber Jochen war sprachlos und vermochte nichts zu sagen.

      »Wir besprechen das alles noch«, fuhr er dann fort. »Heute wird nicht von Geschäften geredet.«

      Gundi gelangte schnell zu der Überzeugung, daß tief verwurzelte Vorurteile eine ungerechte Einstellung zu dem alten Herrn erzeugt hatten und er wohl zu stolz gewesen sei, den ersten Schritt zu tun. Nun, dieser war jetzt getan. Die Brücke war geschlagen.

      *

      Für Tina war es ein Feiertag, als sie den ersten Spaziergang im Freien machen durfte. Sorgsam war sie darauf vorbereitet worden. Zuerst hatte sie nur bis zur Zimmertür und zurück gehen dürfen, aber das ging schon ganz gut. Dann hatte Jonathan sie bis zu seinem Zimmer geführt, und dort konnte sie sehen, wie viele dicke Bücher in den Regalen standen.

      »Hast du die alle schon gelesen?« fragte sie staunend.

      »Du lieber Himmel, dann wäre ich zu sonst nichts mehr gekommen«, erwiderte er mit einem leisen Lachen. »Für mich sind das Nachschlagewerke, Tina.«

      »Du


Скачать книгу