Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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mal, so jemanden wie dich gibt es niemals mehr auf der ganzen Welt. Ich werde jetzt nicht mehr über dieses Thema sprechen, das tut bloß weh. Aber eines muss ich jetzt doch noch loswerden. Die Nicki ist ganz schön blöd, so jemanden wie dich zu verlassen.« Sie schmiegte sich ganz fest an ihren Vater. »Papa, Tim und ich hatten es dir angeboten. Wir wären in ein Internat gegangen, wenn es dein Glück mit Nicki gerettet hätte. Und außerdem hätten wir …«

      »Maren, bitte höre auf davon«, unterbrach Peter Bredenbrock seine Tochter. »So etwas möchte ich niemals mehr hören. Ihr seid meine Kinder, und ich liebe euch über alles. Es käme mir niemals in den Sinn, mir ein Glück auf eure Kosten zu erkaufen. Das wäre kein Glück, Maren, das wäre Selbstbetrug, ein ganz großer Egoismus. Wenn eine Frau, sollte ich noch einmal eine kennenlernen, mit der ich mir vorstellen könnte, mein Leben zu teilen, dann muss sie wissen, dass es mich nur im Dreierpack gibt, nämlich dich, Tim und mich. Und sie muss auch wissen, dass ihr für mich immer an erster Stelle stehen werdet. So ist es nun mal, wenn man Kinder hat. Kinder sind keine Gegenstände, die man hier und da mal hervorholt, um sich an ihnen zu erfreuen.

      Mit Kindern geht man durch die Höhen und Tiefen des Lebens gemeinsam, man ist mit ihnen durch ein unsichtbares Band fürs Leben fest verbunden. Kinder sind ein Segen.«

      Das war es wirklich für ihn, er dachte an Ilka, seine Exfrau, der die Kinder gleichgültig waren, die allenfalls für sie interessant gewesen wären, um mehr Geld herauszuholen, Geld für sich, mit dem sie dann Spaß haben konnte.

      Nein!

      Er wollte diese Bitterkeit nicht wieder in sich haben. Es war vorbei. Auch wenn Ilka es nicht so sah, er hatte das große Los gezogen, Maren und Tim waren bei ihm. Sie waren wirklich das größte Glück seines Lebens.

      Ahnte Maren, was ihrem Vater gerade durch den Kopf ging?

      Es konnte sein, denn sie war ein sehr feinfühliges Mädchen.

      Sie umschlang ihren Vater noch inniger, dann flüsterte sie ihm leise ins Ohr: »Papa, ich habe dich ja sooo lieb.«

      Peter musste schlucken, er war emotional sehr berührt.

      »Ich dich auch, mein Kind, das musst du mir glauben.«

      Natürlich glaubte Maren das. Ihr Vater zeigte es ihnen doch täglich. Sie musste jetzt auch etwas tun.

      »Papa, ich backe für uns heute Nachmittag Waffeln«, sagte sie ganz spontan.

      Waffeln waren nicht unbedingt sein Ding, doch das würde er niemals zugeben.

      Er war ganz ernst, ja, er spielte sogar Begeisterung, als er antwortete: »Das wäre ganz großartig, mein Kind.«

      Maren freute sich. Und dann setzte sie noch einen drauf.

      »Papa, und du kannst jetzt an deine Arbeit gehen. Ich mache die Küche sauber und räume alles weg.«

      Peter stand auf, und er umarmte seine Tochter ganz lieb, ehe er sagte: »Das ist ganz wunderbar, mein Kind, danke. Wir sehen uns dann am Nachmittag, du weißt, wo du mich findest.«

      Maren kicherte.

      »In deinem Arbeitszimmer, Papa. Wo denn sonst?«

      Ehe Peter die Küche verließ, strich er seiner Tochter noch einmal zärtlich übers Haar. Ein schlechtes Gewissen hatte er schon, sie jetzt in dem Chaos allein zu lassen. Doch er wusste, dass es für Maren im Augenblick wichtig war, ihm ihre Liebe zu zeigen. Und die Küche aufzuräumen, das war ein sehr, sehr großer Liebesbeweis.

      Er ging in sein Arbeitszimmer, er glaubte nicht, dass das Thema Nicki jetzt abgeschlossen war. Nicki hatte zu deutliche Spuren in aller Leben hinterlassen, und die verwehen zu lassen, das brauchte Zeit.

      Schade, dass es nicht hatte sein sollen. Er unterdrückte tapfer den Gedanken, dass alles hätte anders kommen können, wenn er ihr den Heiratsantrag nicht gemacht hätte, mit dem er sie verschreckt hatte.

      Als er sich an seinen Schreibtisch setzte, war er voll konzentriert auf die Bewerbungen junger Kollegen, die sein Direktor ihm gegeben hatte mit der Bitte, einmal einen Blick darauf zu werfen.

      Natürlich war am Gymnasium in Hohenborn bekannt, dass er mit Bewerbungen früher sehr viel zu tun gehabt hatte. Da hatte er entscheiden müssen, und es war nicht immer leicht, die Weichen für das Berufsleben von Berufseinsteigern richtig zu stellen.

      Gute Zeugnisnoten machten nicht zwangsläufig einen guten Lehrer aus. Eigentlich war Peter froh, mit alldem nichts mehr zu tun zu haben. Er würde einen Blick auf alles werfen, seine subjektive Meinung kundtun, entscheiden musste ein anderer.

      Und das war gut so.

      *

      Manchmal ahnte man etwas, manchmal sah man die dunklen Wolken, die sich über einem zusammenzogen. Davon war Roberta ganz weit entfernt. Sie genoss noch in aller Ruhe einen Kaffee, und danach würde sie aufbrechen, um Krankenbesuche zu machen. Es waren zum Glück nur zwei Patienten, die ihre häusliche Betreuung benötigten. Allerdings waren es beides keine ganz einfachen Fälle.

      Frau Rodenberg war eine liebenswerte alte Dame, die allerdings ihren Lebensmut vollkommen verloren hatte, als ihr Mann plötzlich verstorben war. Die beiden waren beinahe fünfzig Jahre miteinander verheiratet und sehr glücklich gewesen. Es war nachzuvollziehen, dass man in ein tiefes Loch fiel, wenn man plötzlich ganz allein war. Es gab keine Kinder, keine sonstigen Verwandten, die sich kümmern konnten. Die meisten der Krankheitserscheinungen der Frau Rodenberg waren psychosomatisch. Doch jetzt hatte sie eine heftige Grippe, und die behandelte Roberta, indem sie regelmäßig zu der Patientin fuhr. Außerdem war es ihr gelungen, jemanden von einem Pflegedienst für die alte Dame zu gewinnen. Das würde die Krankenkasse niemals bezahlen, doch zum Glück hatte der verstorbene Ehemann sie gut versorgt, und sie war in der Lage, Hilfe, die sie benötigte, auch zu bezahlen. Roberta hatte auch versucht, die Patientin in einer Kurzzeitpflege unterzubringen. Keine Chance. Frau Rodenberg wollte ihr Haus nicht verlassen.

      Und das war auch das Problem mit dem zweiten Patienten, dem alten Herrn Zoch. Für den hatte seine Krankenkasse eine hohe Pflegestufe genehmigt, zusammen mit seiner Rente hätte man ihn gut in einem Seniorenheim unterbringen können, ohne dass man seine Kinder zur Kasse gebeten hätte mit Zuzahlungen. Auch er wollte sein Haus nicht verlassen, und so wechselten seine Töchter sich mit der Pflege ihres Vaters ab, was die beiden überforderte, aber sie wollten ihren Vater gegen dessen Willen nicht einweisen lassen.

      Das waren beides absolut keine Einzelfälle, mit denen Roberta da konfrontiert war.

      Dieses Gesundheitssystem stimmte nicht, und die alten Menschen hatten keine richtige Lobby. Gegen das, was sie manchmal erlebte, waren diese beiden Fälle harmlos. Besonders bitter fand Roberta, dass Angehörige den pflegebedürftigen Elternteil, nahe Verwandte, ins Ausland brachten, weil dort die Pflegekosten erheblich billiger waren und sie deswegen selbst nicht an ein Existenzminimum gebracht wurden, was der Fall gewesen wäre bei einer Unterbringung in der Nähe. Es stimmte etwas am System nicht, doch Roberta hatte längst aufgehört, sich deswegen zu ereifern. Sie konnte es nicht ändern, sie konnte nur dazu beitragen, dass die alten Leute daheim ärztlich gut versorgt wurden. Und da musste sie sich wirklich keine Vorwürfe machen. Da tat sie viel mehr, als sie mit den Krankenkassen abrechnen konnte. Vieles ließ sie sogar ganz unter den Tisch fallen, weil sie keine Lust hatte, sich mit den Kassen zu streiten und sich rechtfertigen zu müssen.

      Sie konnte die Welt nicht verändern. Aber eines konnte sie schon, sie ein klein wenig besser machen, und darum war sie bemüht. Das lag ihr am Herzen.

      Roberta trank den Rest ihres Kaffees aus, stand auf und wollte nach ihrem Arztkoffer greifen, als Alma ein wenig aufgeregt in die Küche gelaufen kam.

      »Frau Doktor, da ist ein fremder Mann an der Tür, der sich nicht abwimmeln lässt. Er will Sie unbedingt persönlich sprechen.«

      Wahrscheinlich


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