Handbuch Fahrrad und E-Bike. Michael Link W.
Fahrrad kann man am Mountainbike die Segnungen der elektrischen Unterstützung erleben. Steile Wirtschaftswege auf Almen werden damit zu bequemen Trainingsrouten. Auf der Fahrt von der Ebene hinauf zum Domizil in exponierter Hanglage geht einem nicht mehr die Puste aus – auch wenn es dabei über reichlich sperrige Hindernisse geht. Und die ganz Professionellen, die hoch in den Alpen waghalsig Trails befahren und in Hütten übernachten, freuen sich, dass sie auch mit etwas weniger Muskelkraft ihr Tagesziel erreichen. E-Mountainbikes sind schwerer als konventionelle MTBs und wiegen zwischen 22 und 23 Kilogramm.
Zahnriemen im Innern machen den Brose-Motor sehr leise.
An Mountainbikes fahren die Hersteller der Elektromotoren daher alles auf, was sich die Ingenieure ausgedacht haben. Über die Kombination Mountainbike plus Elektromotor entscheiden die Fahrradhersteller nach eigenen fürs Marketing ausschlaggebenden Gesichtspunkten. Die folgende kleine Motorenübersicht bezieht sich auf Fullys, vollgefederte Mountainbikes. Sie stellen bei den E-Bikes das größte Verkaufssegment dar.
•Bosch ist mit seiner überarbeiteten Motorenlinie „Performance Line CX“ vertreten. Der große Motor liefert 85 Nm Drehmoment – die seit Sommer 2020 per Update nachrüstbar sind – und gilt als äußerst fein dosierbar in der Leistungsabgabe. In einem neuen Fahrmodus „eMTB“ stellt er stufenlos die Kraft zwischen den Fahrmodi „Tour“ und „Turbo“ zur Verfügung, die gerade benötigt wird. Display und „Remote control“ könnten besser lesbar und bedienbar sein, klagen Tester.
MTB-Motoren |
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·Drehmoment
·Schiebehilfe
·Sensorentechnik
•Der Brose „Drive S Mag“ gilt mit 90 Nm als feinfühliges Kraftpaket, das auch schon in niedrigen Unterstützungsstufen ausreichend Power liefert. Er bietet ein sehr natürliches Fahrgefühl.
•Der Panasonic „GX 0“ hat ebenfalls 90 Nm Drehmoment, bei niedrigen Drehzahlen sinkt seine Leistungsabgabe aber schnell ab. Ein Automatikmodus wirkt sehr ansprechend.
•Der Shimano „Steps E8000“ ist an sehr vielen Mountainbikes verbaut. Er hat 70 Nm Drehmoment, seine drei Fahrmodi lassen sich via App feinsteuern. Manche Fahrer bemängeln, dass er bei niedrigen Trittfrequenzen zu abrupt einsetzt.
•Die Schweinfurter Firma Haibike hat den „TQ HPR 120S“ seit 2012 bekannt gemacht. Er ist mit 120 Nm der stärkste Mountainbikemotor überhaupt. Die Leistung gibt er so brachial frei, dass man in steilem Terrain aufpassen muss, nicht hintenüber zu purzeln. Bei mittlerer Unterstützungsstufe bietet er, was andere Motoren bei höchster Power haben – ist aber schwerer zu kontrollieren.
Bei Ihrer Wahl sollten Sie sich aber nicht von Einzeldaten wie etwa Motorleistung, Federweg oder Akkugröße leiten lassen – das beste Mountainbike ist immer noch dasjenige mit dem besten Gesamtpaket. Und das kann je nach persönlichem Geschmack sehr unterschiedlich ausfallen.
Viele Fahrer von E-Mountainbikes klettern damit nicht nur Bergpfade hinauf, sondern setzen sie auch im Alltag ein – zur Feierabendrunde oder auf dem Weg zur Arbeit. Dann kann zum Beispiel auch die Möglichkeit entscheidend sein, ein ordentliches Licht oder einen Gepäckträger leicht anbringen zu können.
Randonneure
Der Begriff Randonneur kommt aus dem Französischen und bedeutet Wanderer. 1931 wurde erstmals die Fernfahrt Paris–Brest–Paris von 1200 Kilometern Länge als „randonnée à vélo“ bezeichnet. Die Teilnehmer solcher Langstreckenfahrten nannte man fortan „randonneurs“. Von da sprang der Begriff nach Deutschland über, wo nicht nur die Teilnehmer solcher Fahrten, sondern auch die dafür benutzten Langstreckenfahrräder fortan als Randonneure bezeichnet werden.
REISERÄDER
Reiseräder sind Fahrräder, die für die große Tour gedacht und deshalb besonders stabil und belastbar sind. Es sind gewissermaßen die Packesel unter den Fahrrädern. Sie können von Rennrädern abstammen und werden dann gern als „Randonneure“ bezeichnet, sie können aber auch auf Trekking- oder Mountainbikes basieren.
Traditionell haben Reiseräder meist Diamantrahmen oder leicht geschwungene Trapezrahmen aus Stahl – das Material wird weltweit verwendet und kann auch in abgelegenen Teilen der Welt repariert werden. Allerdings kommt auch Aluminium häufig zur Anwendung – moderne Alurahmen sind nicht unbedingt weniger haltbar als solche aus Stahl.
Die Rahmen sind generell auf Stabilität ausgelegt: Die Rohre können etwas dicker sein als an üblichen Trekkingrädern, auch ist der Radstand meist größer als an konventionellen Rädern. Das führt zu höherer Laufruhe.
Reiserad mit Kettenschaltung und Lowrider am Vorderrad
Auf Federungen an der Gabel oder dem Hinterbau wird verzichtet – das Motto: „Was nicht dran ist, kann auch nicht kaputt gehen“ gibt den Maßstab ab. Auch gefederte Sattelstützen sind die Ausnahme. Stattdessen setzt man für ein wenig Komfort auf solide Starrgabeln und breitere Reifen. Der Hinterbau fällt etwas länger aus, sodass man dort auch gut gefüllte Packtaschen anbringen kann, ohne mit den Fersen dagegenzustoßen. Die Gepäckträger sind meist angeschweißt und verfügen über eine zweite Rohrebene fürs Einhängen der Packtaschen. Die Gabeln haben Gewinde für die Aufnahme von „Lowrider“-Gestellen für Packtaschen. Zwei oder drei Getränkehalter sind Pflicht, ebenso Schutzbleche und eine Lichtanlage. Dazu kommen besonders stabile Laufräder, sodass das Gesamtgewicht bis 150 oder 160 Kilogramm reicht.
Der Lenker sollte ergonomisch passen und möglichst viele Variationen zum Anpacken bieten, damit der Fahrer nicht in einer einseitigen Haltung über Stunden verkrampft; Lenkerhörnchen bilden da eine gute Ergänzung. Manche Radler bevorzugen aus diesem Grund Rennlenker, da sie viele Griffmöglichkeiten bieten. Auch ein angenehmer Sattel ist ein wichtiges Kriterium – hier geht probieren über studieren.
Pinion-Getriebe und Gates-Riemenantrieb an einem Reiserad von Velotraum
An Schaltungen ist alles vertreten, was das Herz begehrt: Seien es Ketten-, Naben- oder Getriebeschaltungen mit dem edlen Pinion-System. Die Getriebeschaltungen gelten bei Reiseradlern als beste Wahl, weil sie keine Wartung brauchen. Dazu kommen Riemenantriebe zum Hinterrad und je nach Hersteller kleine technische Spielereien wie etwa eine USB-Buchse, über die man unterwegs das Handy mit dem Nabendynamo aufladen kann.
Reifen für Reiseradler: Der „Road Cruiser Plus“ von Schwalbe hat einen speziellen Pannenschutz (1), der „Billy Bonkers“ ist ein Spezialist für Sand (2), der „G-One“ ein Universalist (3).
An Reiserädern werden grundsätzlich breitere, stärker profilierte Reifen verbaut. Sie bieten auf losem Untergrund den besseren Halt und überstehen auch Schotterpassagen oder steinige Pisten besser als schmalere Reifen von 28 oder 35 Millimetern Breite.