Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung 1918–1945. Erika Karner

Zwischen Gartenbau und Gartenkunst: Gärtner und Gartengestalter in Wien und Umgebung 1918–1945 - Erika Karner


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Mangel an flüssigen Kapitalien zu suchen. Infolgedessen werden so hohe Zinsen gefordert, daß Betriebe, die wie Gärtnereien nur eine mäßige Verzinsung aufbringen, überhaupt kein Geld bekommen können. Man muß in Oesterreich mit einem Zinssatze von 50 bis 60 % rechnen. – In Wien sollen hauptsächlich leistungsfähige, mittelgroße Spezialgeschäfte fehlen, bei denen man zuverlässig gute Ware bekommt.“63

      Ein Großteil der Gartenbaubetriebe (die meisten davon Gemüsebetriebe oder gemischte Betriebe) waren Kleinstbetriebe. Spezialisierte Betriebe, z. B. Baumschulen oder Staudengärtnereien, kamen selten vor – eher im städtischen Umfeld. In den ländlichen Gebieten gab es kaum Spezialisierung. In diesen gemischten Gärtnereien konnte man Gemüsepflanzen, Blumen, Sträucher und auch Obstbäume erwerben, gartenpflegerische Arbeiten wurden ebenfalls ausgeführt.

      Ein weiteres wirtschaftliches Problem für den heimischen Gartenbau stellten die steigenden Importe – nicht nur von Gemüse, sondern auch von Zierpflanzen – dar. So erhöhten sich die Importe im Vergleichszeitraum (4. Quartal 1926 und 4. Quartal 1927) von 10.380 Zentner auf 17.181 Zentner, also ein Anstieg um rund 70 % in einem Jahr.64

Waren Einfuhr im Jahr 1923 gesamt Einfuhr im 4. Quartal 1926 Einfuhr im 4. Quartal 1927
Angaben in Zentner (1 Zentner = 100 kg)
Karfiol - 3.455 4.993
Gurken - 726 3.597
Melonen - 100 289
Zierblumen, frisch 799 498 932
Zierblumen, getrocknet 128 64 125
Palmen, Lorbeer und dgl. 765 1.309 2.175
Blütenpflanzen 179 43 440
Blumenzwiebeln 337 526 748
Forstpflanzen 368 135 156
Bäume und Sträucher 2.812 3.524 3.726
Summe 5.388 10.380 17.181

      Ähnlich analysierte der Wiener Josef Stowasser, ein der Sozialdemokratie nahestehender Gärtner, seine Berufskollegen und gab folgenden Befund ab:

      Aufgrund ihres geringen Mechanisierungsgrades, ihrer veralteten Betriebsmethoden und des fehlenden Kapitals waren die Betriebe wenig konkurrenzfähig und die saisonale Überproduktion tat ihr Übriges zur Senkung der Preise.

      Einige Vertreter der Gärtnerschaft sahen die Lösung der Probleme im wirtschaftlichen Anschluss an Deutschland, wie es der Rodauner Gärtner Egon Pollanetz formulierte:

      Andere Vertreter der Berufsgruppe erblickten die Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Gartenbaus in einem höheren Spezialisierungsgrad und in der Planwirtschaft. Der Sozialdemokrat Josef Stowasser meinte dazu:


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