Petra und der Reiterhof. Torbjörg Hagström

Petra und der Reiterhof - Torbjörg Hagström


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die anderen Pferde offenbar nicht verlassen; Klaus aber setzte seinen Willen durch und galoppierte Sekunden später in Richtung Wald los.

      Jetzt erst stieg Agneta ab. Ihr Gesicht war bleich.

      „Was ist denn passiert?“ fragte sie. „Was habt ihr bloß gemacht?“

      „Der Graben ist ja lebensgefährlich! Du hast gesagt, er wäre leicht zu überwinden!“ stieß Lena vorwurfsvoll hervor.

      „Helft mir jetzt! Wir müssen Puppe befreien“, unterbrach sie Petra.

      Die Stute lag nun ganz still und atmete schwer. Plötzlich vollführte sie einen neuen Ruck und begann zu zappeln. Dann lag sie wieder ruhig da und keuchte.

      „Wir bekommen sie wohl nicht allein hoch. Du mußt Hilfe holen“, sagte Agneta zu dem Mädchen, das auf Ballade ritt.

      „Ich? Aber ich bin noch nie allein geritten!“

      „Ach, stell dich nicht so an“, zischte Agneta. „Beeil dich, mach schnell!“

      Das Mädchen nickte nur, verkürzte ängstlich die Zügel und ritt los. Nun bereute Petra es bitter, daß sie Astrid auf diese Reittour mitgenommen hatte. Eine Menge Vorwürfe über Agnetas sorglose Art, den Ritt zu leiten, lagen ihr auf der Zunge, doch sie beherrschte sich. Sie hatten jetzt keine Zeit, sich zu streiten, und außerdem gab sich Petra selbst einen Teil der Schuld.

      „Ich übernehme die Verantwortung.“ Sie erinnerte sich genau an ihre selbstsicheren Worte im Stallbüro. Nun wog die Verantwortung schwer, und sie war damit allein. Petra dachte, sie hätte ahnen müssen, was sie erwartete, wenn sie nur den Verstand eines Huhns gehabt hätte. Schon Agnetas spöttisches Lächeln, als sie ihr Rex zuteilte, war aufschlußreich genug gewesen. Um Astrids willen hätte sie ablehnen müssen, mitzureiten; ganz gleich, ob Agneta nun glaubte, daß sie Angst vor Rex hatte, oder nicht. Was sollte sie nur tun, wenn Astrid etwas zustieß?

      „Es dauert wohl eine Weile, ehe wir Hilfe bekommen“, sagte Petra nach einer Weile und sah Ballade nach. „Wir müssen inzwischen versuchen, Puppe selbst zu befreien.“

      Sie hielt es einfach nicht aus, untätig zu warten. Es war besser, etwas zu tun – auch wenn es nur ein erfolgloser Versuch war.

      Als Klaus in den Wald kam, wechselte er vom Galopp zum Trab. Er hielt nach dem schwarzen Pony Ausschau, sah es jedoch nirgends. So ritt er zur Landstraße weiter, blieb dort stehen und spähte in beide Richtungen. Von Astrid und Svala war keine Spur zu sehen! Das Pony konnte quer über die Straße gelaufen und im Wald auf der anderen Seite verschwunden sein. Es war jedoch auch möglich, daß es der Landstraße gefolgt war.

      Klaus überquerte die Straße.

      Dann begann er auf der anderen Seite nach Hufspuren zu suchen, fand jedoch nichts.

      Währenddessen versuchten die Mädchen noch immer, Puppe aus dem Graben zu befreien.

      „Wenn wir mehrere Steigbügelriemen zusammenbinden, könnten wir sie vielleicht hochziehen“, schlug Lena vor.

      Sie knüpften einige Riemen zu einer Art Strick zusammen, den Petra um Puppes Körper zu schlingen versuchte, doch sie schaffte es nicht.

      Agneta hatte von oben zugesehen. Nun übergab sie Lena die Zügel ihrer Stute und sagte: „Laß sie auf keinen Fall los!“ Dann kletterte sie ebenfalls in den Graben, um Petra zu helfen.

      „Die Riemen sind zu kurz. Wir brauchen auch noch die von Troll.“

      „Ja. Würdest du sie losbinden, Marie?“

      Marie fummelte eine Weile nervös an den Steigbügelriemen herum, ehe sie es schaffte, sie loszumachen. Agneta griff ungeduldig danach. Noch einmal versuchte Petra mit Agnetas Hilfe, die Riemen unter Puppe durchzuziehen, doch es war ein äußerst schwieriges Unterfangen.

      „Paß auf, jetzt klappt es sicher“, meinte Agneta.

      „Sei vorsichtig!“ warnte Petra.

      Gerade in diesem Moment machte Puppe einen neuen Versuch, hochzukommen. Sie zappelte, schlug aus und bewegte sich so heftig, daß Agneta den Riemen losließ. Rasch versuchte sie wieder danach zu greifen, doch er entglitt ihr, und die beiden Mädchen mußten noch einmal von vorn anfangen. Petra wunderte sich, daß das Pferd noch soviel Kraft hatte.

      Polly und Fleur tänzelten unruhig, und Lena wurde wie ein Handschuh zwischen ihnen hin und her gerissen. Einmal hatte sie die Füße auf dem Boden, einmal baumelten sie zwischen den beiden Pferden in der Luft, doch sie ließ die Zügel nicht los. Als Agneta es bemerkte, kletterte sie aus dem Graben und befreite Lena von Fleur.

      „Vielen Dank, ich wäre beinahe seekrank geworden“, keuchte Lena.

      „Seht mal“, sagte Agneta und deutete nach links. „Da kommt Klaus – allein!“

      Petra kletterte ein Stück den Uferhang hinauf und sah zum Wald. Trotz ihrer Sorge um Astrid mußte sie den kraftvollen Galopp des großen Hengstes unwillkürlich bewundern. Rex zeigte wirklich eine viel bessere Beinarbeit als die anderen Reitschulpferde.

      „Sie ist nicht zu finden!“ rief Klaus schon von weitem. „Das Pony kann ja in alle möglichen Richtungen gelaufen sein. Ich weiß nicht, wohin es verschwunden ist. Aber wo ist Ballade?“

      „Eines der Mädchen holt Hilfe“, erklärte Agneta. „Das hoffe ich wenigstens.“

      Petra sagte gar nichts, sie sah Klaus nur verblüfft an. Wie konnte er die Suche nach Astrid so rasch aufgeben?

      „Wir müssen Astrid finden, und zwar schnell!“ sagte sie. „Ich reite los und suche selbst nach ihr.“

      „Allein? Das ist ja, als würdest du nach einer Stecknadel im Heuhaufen suchen“, widersprach Klaus. „Wenn du meine Meinung hören willst – ich glaube, daß dein Pony schnurstracks nach Haus läuft.“

      „Aber mit oder ohne Reiterin?“ fragte Petra angstvoll.

      „Astrid hat ja den Galopp übers Feld geschafft, und in den Graben ist sie auch nicht gefallen. Da wird sie sich wohl auch weiterhin im Sattel gehalten haben.“

      „Glaubst du? Hoffentlich hast du recht. Aber Astrid sitzt bei plötzlichen Wendungen nicht sehr fest im Sattel. Und wenn Svala Angst hat und durchgeht …“

      „Daran hättest du früher denken müssen“, warf Agneta ein.

      Sie hatte tatsächlich die Frechheit, so etwas zu sagen! Petra drehte sich wütend zu ihr um, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, und sie wandte sich wieder ab, ohne zu antworten.

      „Ich komme mit und helfe suchen“, sagte Lena. Sie war bleich, aber entschlossen.

      Im gleichen Augenblick hob Rex den Kopf und spitzte die Ohren, und Troll tat dasselbe. Auch Polly und Fleur wurden aufmerksam und sahen sich um.

      „Was ist los?“ fragte Petra. „Haben sie etwas entdeckt?“

      „Dort kommt ein Pferd – es dürfte Ballade sein“, sagte Klaus, der noch immer im Sattel saß und daher die beste Aussicht hatte.

      „Wir bekommen Hilfe!“ rief das Mädchen auf Ballade, sobald sie in Hörweite war. „Ich hatte großes Glück, weil ich sehr schnell an einen Bauernhof kam.“

      „Und wo ist die Hilfe?“ fragte Agneta.

      „Die Leute sind schon mit einem Seil und einem Zugpferd unterwegs, um Puppe herauszuholen, aber ich bin vorausgeritten.“

      „Ach, hoffentlich befreien sie Puppe schnell, damit ich losreiten und nach Astrid suchen kann“, sagte Lena.

      „Ich glaube kaum, daß heute noch einer auf Puppe reiten kann“, wandte Agneta ein. „Wer weiß, vielleicht ist sie verletzt.“

      „Lena“, sagte Marie leise, „du kannst ja Troll nehmen, um nach deiner Schwester zu suchen.“

      Agneta schien widersprechen zu wollen,


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