Petra und der Reiterhof. Torbjörg Hagström

Petra und der Reiterhof - Torbjörg Hagström


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kommt auf dich an“, erwiderte Petra. „Aber ich weiß nicht, wie wir es diesmal mit den Ecken machen sollen. Wir können das Radio und das Tonbandgerät ja nicht im Regen aufstellen.“

      „Ach, daran habe ich nicht gedacht. Aber hör mal, wenn Lena mitkommt, könnte sie doch in einer Ecke stehen und das Radio unter ihrem Regenmantel halten?“

      So bekam Astrid doch ihre zweite Reitstunde. Es gefiel Petra, daß ihre Schülerin soviel Interesse am Reiten hatte, um bei jedem Wetter zu kommen. Und Lena stand geduldig mit dem Radio in einer Ecke der Bahn, während die Mutter der beiden Mädchen im Haus blieb.

      Diesmal ritt Astrid während der ganzen Stunde allein. Petra brauchte ihr Pony nicht mehr zu führen. Zwar wollte Astrid sie mehrmals bitten, Svala am Zügel zu nehmen, doch sie unterdrückte jedesmal ihre Furcht und schwieg. Sie merkte, daß sie nicht sehr fest im Sattel saß, und in den Kurven schwankte sie oft, doch es schien ihr auf jeden Fall richtiger, allein zu reiten.

      Dann entdeckte sie, daß sie Svala dazu veranlassen konnte, stehenzubleiben und im Schritt oder im Trab wieder loszureiten. Astrid fand es einfach unglaublich, daß das große Tier wirklich tat, was sie von ihm verlangte. Seit langer Zeit hatte ihr nichts solchen Spaß gemacht wie diese Reitstunde. Jedesmal, wenn das Pony ihr gehorchte, hätte sie es am liebsten umarmt.

      Anschließend lud Petras Mutter die Mädchen zu Saft und Kuchen ein. Während Petra, Astrid und Lena aßen, zog Frau Johanson plötzlich zwei Zehnmarkscheine aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.

      „Das ist für die beiden Reitstunden“, sagte sie.

      Ein neues Pferd im Stall

      Petra machte ein verdutztes Gesicht. Es dauerte eine Weile, ehe sie begriff, was Astrids Mutter meinte.

      „Aber … aber wieso bezahlen Sie mich denn?“

      „Warum nicht? Wir zahlen ja auch für Lenas Unterricht in der Reitschule.“

      „Aber ich bin doch keine Reitlehrerin“, protestierte Petra. „Karin ist für den Unterricht ausgebildet, und es ist ihr Beruf, aber ich kann ja überhaupt nichts!“

      „Petra wollte kein Geld damit verdienen“, stimmte Frau Granberg zu. „Das war bestimmt nicht ihre Absicht.“

      „Trotzdem können wir nicht einfach herkommen und Petra und ihr Pony so ganz ohne Bezahlung beanspruchen“, sagte Frau Johanson bestimmt. „Nicht, wenn Astrid so oft und regelmäßig reiten darf, wie sie sich das wünscht.“

      „Du kannst es doch nehmen, Petra“, bestätigte Astrid. „Ich finde, du machst deine Sache großartig, und Svala ist so lieb.“

      Petra meinte trotzdem, daß sie nicht den gleichen Preis wie die Reitschule nehmen konnte, und man einigte sich auf fünf Mark pro Stunde.

      „Hallo, willst du auch mit zum Tanz kommen?“

      Petra und Rosemarie trafen sich auf dem Weg zum Festplatz. Schon von weitem hörte man Musik, und bald waren sie am Ziel. Petra traf viele alte Bekannte, doch auch neue Freunde, die sie kennengelernt hatte, seit die Reitschule eröffnet worden war. Noch standen viele Bänke und Stühle leer, und Petra bemerkte sofort, daß Klaus und eine der Verelius-Zwillinge gerade miteinander Walzer tanzten. Sie wußte schon seit langem, daß sowohl Charlotte als auch Agneta ein Auge auf Klaus geworfen hatten. Er dagegen schien die Sache eher amüsant zu finden und zog die Zwillinge ein wenig auf, indem er einmal die eine, dann wieder die andere ermunterte. Petra wußte nicht recht, was sie von ihm halten sollte.

      Dann wurde sie von einem Nachbarssohn aufgefordert, und nach einer Weile sah sie Rosemarie mit einem blonden Jungen tanzen. Die Birken und Fliederbüsche standen unbeweglich am Rand der Tanzfläche, und ein lauer Wind glitt lautlos durch die Baumwipfel.

      Petra saß eine Weile auf einer Bank und sah den Tanzenden zu. Plötzlich hörte sie hinter sich eine Stimme: „Willst du mit mir tanzen?“

      Sie sah sich um. Es war Klaus.

      Zusammen gingen sie auf die Tanzfläche, wo es nun schon ziemlich eng wurde. Doch Klaus tanzte gut und wich den anderen Paaren geschickt aus. Als die Musik verstummte, fragte er Petra, ob sie weiter mit ihm tanzen wollte.

      „Das wird wohl jetzt ein Tango“, fügte er hinzu, als die Musik wieder zu spielen begann.

      „Oh, den kann ich aber nicht so besonders gut.“

      „Macht nichts, es ist überhaupt nicht schwierig“, versicherte Klaus und schwenkte sie herum. Petra kam aus dem Takt, lachte und versuchte es wieder. Bald ging es jedoch besser, und die Sache begann Petra richtig Spaß zu machen.

      Plötzlich verfing sie sich in den Füßen eines anderen Tänzers. Sie verlor das Gleichgewicht und fürchtete eine Sekunde lang, zu stürzen. Doch statt dessen fiel das andere Paar um. Petra sah, wie ein fremder Junge und Charlotte – nein, Agneta! – auf dem Boden lagen und sich schnell wieder aufrafften. Agneta warf einen mörderischen Blick in Petras Richtung, während sie Klaus’ Entschuldigung mit freundlichem Lächeln entgegennahm.

      „Darf ich dich zu einer Limonade einladen?“ fragte Klaus schließlich, als sie ganz erhitzt vom Tanzen waren.

      „Das wäre prima, danke.“

      Nach der Erfrischungspause tanzten sie wieder, bis Petra beschloß, nach Hause zu gehen. Sie wußte ja, daß sie am nächsten Morgen genauso früh aufstehen mußte wie sonst auch.

      „Schade, daß du schon gehst“, sagte Klaus. „Wir sehen uns morgen im Reitstall.“

      „Ja, tschüs, es war ein schöner Abend.“

      Petra ging allein durch die helle Sommernacht heimwärts. Sie versuchte sich darüber klarzuwerden, weshalb Klaus fast nur mit ihr getanzt hatte.

      War es vielleicht eine neue Art, die Zwillinge Verelius zu ärgern? Petra wünschte sich von ganzem Herzen, daß dieser Verdacht nicht zutraf.

      Während der folgenden Zeit ritt Astrid mehrmals wöchentlich, und wenn das Wetter schön war, sah ihre Mutter für gewöhnlich beim Unterricht zu. Für das Geld, das Petra dabei verdiente, konnte sie selbst in der Reitschule Dressurstunden nehmen. Sie hatte jedoch noch immer das Gefühl, etwas zu bekommen, was ihr eigentlich nicht zustand. Es machte ihr Freude, Astrids Fortschritte zu beobachten, und Petra tat es bestimmt nicht wegen des Geldes. Die Folge war, daß sie die Zeit oft überzog, so daß die Stunden länger als vereinbart wurden.

      Doch es machte ihr natürlich auch Spaß, auf den Pferden der Reitschule zu reiten. Karin hatte ja gesagt, daß man mehr lernte, wenn man auf verschiedenen Pferden ritt und nicht nur immer auf einem bestimmten.

      Beim nächsten Klubtreffen wurde das Programm für die Einweihungsfeier festgelegt. Man wollte eine Quadrille, Voltigereiten und einen Spiegelritt vorführen, falls alles nach Wunsch verlief.

      „Um welche Zeit reitest du morgen, Petra?“ fragte Klaus plötzlich. „In der Reitschule, meine ich.“

      „Um zwei Uhr. Rosemarie und noch zwei Mädchen sind auch mit in der Gruppe.“

      „Ach so, dann sind die Pferde natürlich schon alle ausgebucht.“

      „Nein, das glaube ich nicht“, warf Karin lächelnd ein. „Komm morgen nur her, wenn du mitmachen willst, Klaus, dann wollen wir mal sehen, was sich machen läßt.“

      „Hat denn jemand abbestellt?“ fragte Klaus.

      „Nein, nicht daß ich wüßte“, erwiderte Karin.

      Alle machten neugierige Gesichter, aber die Reitlehrerin sagte nichts mehr. Agneta und Charlotte schienen eingeweiht zu sein, doch sie behielten ihr Wissen für sich.

      Am nächsten Tag, als Petra auf dem Rad zur Reitschule fuhr, sah sie, wie ein Lastwagen mit Pferdeanhänger vor dem Stall hielt. Ihre Vermutung hatte also wirklich gestimmt: Die Reitschule sollte ein neues Pferd bekommen!

      Klaus


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