Petra und der Reiterhof. Torbjörg Hagström

Petra und der Reiterhof - Torbjörg Hagström


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Puff gegen die Schulter. Das tröstete Astrid etwas. Ich bin ja nicht allein, dachte sie, ich habe ja das Pony bei mir.

      „Ach Svala, warum kommen denn die anderen nicht?“

      Waren sie so kreuz und quer geritten, daß die anderen sie nicht mehr finden konnten? Diese Vorstellung erschreckte sie.

      Astrid begann zu schluchzen. „Nein, Svala“, sagte sie mit tränenerstickter Stimme, „sie können doch nicht weit sein!“

      Plötzlich kam ihr ein neuer beunruhigender Gedanke. War Petra oder Lena etwas passiert, weil sie nicht kamen? Sie spürte weiches Waldmoos unter den Füßen. War sie weit von der Landstraße entfernt? Wenn sie sich nun so tief im Wald befanden, daß kein Mensch vorüberkam?

      „Hallo! Ich bin hier!“ rief sie.

      Der Ruf verhallte zwischen den Baumstämmen, und niemand antwortete.

      „Hallo, Petra! Hier bin ich!“

      Die Stille war so vollkommen, daß Astrid über den Laut ihrer eigenen Stimme erschrak. Zugleich spürte sie jedoch eine Art Zwang, weiterzurufen, bis sie Antwort bekam. Sie konnte die unheimliche Stille nicht ertragen, die von allen Seiten wie eine Bedrohung auf sie einzudringen schien.

      In ihrer Angst rief und rief sie, bis sie heiser war, während Svala den Kopf zurückwarf und von Zeit zu Zeit unruhig wieherte. Schließlich gab Astrid jedoch das Rufen auf, schlang die Arme um den Hals des Ponys und schluchzte hilflos.

      Nur langsam beruhigte sie sich wieder und begann zu überlegen, ob sie nicht selbst versuchen sollte, von hier wegzukommen. Svala wirkte nun nicht mehr nervös; so wagte sie es, wieder aufzusitzen. Dann lenkte sie das Pony in die Richtung, wo sie die Landstraße vermutete, und ritt langsam los.

      Plötzlich blieb Svala stehen und senkte den Kopf. Astrid merkte, daß das Pony nach etwas schnappte und zu fressen begann.

      „Nein!“ sagte sie und trieb Svala wieder an. „Damit mußt du bis später warten – wir müssen jetzt weiter!“

      Beim Weiterreiten lauschte Astrid gespannt auf Geräusche von der Landstraße, hörte jedoch nur den Wind, der in den Baumwipfeln raunte. Plötzlich begann sich der Sattel nach hinten zu neigen, und sie wußte, daß sie nun einen Hügel erklommen. Konnte das die Anhöhe zur Straße sein? Doch plötzlich ging es erneut nach unten – da wurde ihr klar, daß sie in die falsche Richtung geritten waren. Als sie wieder ebenen Boden erreichten, ließ Astrid das Pony am langen Zügel gehen.

      „Jetzt mußt du entscheiden, wohin wir reiten, Svala.“

      Das Pony ging ein Stück weiter, blieb dann jedoch zweifelnd stehen.

      „Nein, wir müssen weiter!“ sagte Astrid und trieb Svala durch einen Schenkeldruck an.

      Wieder ging es im Schritt weiter. Astrid saß angespannt im Sattel und hoffte von ganzem Herzen, daß sie sich auf dem Heimweg befanden. Nach kurzer Zeit aber blieb Svala wieder stehen, senkte den Kopf und begann zu fressen. Astrid versuchte, sie zum Weitergehen zu bewegen, und zerrte an den Zügeln, um Svalas Kopf vom Boden hochzubekommen, doch es nützte nichts. Eigensinnig fraß das Pony weiter.

      „Wir können hier nicht bleiben, Svala. Sei ein liebes Pferd und geh nach Hause!“

      Svala kaute ungerührt. Astrid stieß einen verzweifelten Seufzer aus. Wenn doch nur endlich ein Mensch vorübergekommen wäre, der ihr helfen konnte! Sie hatte nie gewußt, daß es draußen in der Natur so einsam sein konnte. Doch im nächsten Augenblick wurde ihr klar, daß es ihr gar nichts nützen würde, wenn jemand sie zufällig sah. Es konnte ja keiner wissen, daß sie blind war und sich verirrt hatte, und sie selbst würde wohl kaum merken, wenn ein Mensch in ihrer Nähe war, falls er nicht gerade sprach oder ihr so nahe kam, daß sie seine Schritte hörte.

      Es dauerte lange, bis Svala endlich weiterging. Hier und da verlangsamte sie ihren Schritt, als wollte sie wieder stehenbleiben, doch ein leichter Schenkeldruck von Astrid genügte, um sie wieder anzutreiben. Das blinde Mädchen ließ die Zügel so lang, daß Svala selbst die Richtung bestimmen konnte. Sie merkte, daß sie ab und zu einen Pfad kreuzten und manchmal über ziemlich unebenen Boden ritten, doch das Pony bewegte sich die ganze Zeit über so vorsichtig, daß Astrid keine Schwierigkeit hatte, sich auf das Gelände einzustellen.

      Nach einer Weile wurde Svala etwas schneller und machte keinen Versuch mehr, stehenzubleiben. Astrid fürchtete zwar, daß das Pony plötzlich losstürmen könnte, doch zugleich war sie froh, daß Svala zu wissen schien, wohin sie gehen mußte. Vielleicht waren sie endlich auf dem Heimweg.

      Doch wenn es nicht so war? Nein, daran durfte sie nicht denken! Das einzige, was sie tun konnte, war, sich auf Svala zu verlassen. Eine Ewigkeit lang konnte das Pferd ja nicht durch den Wald laufen. Früher oder später mußten sie in bewohntes Gebiet kommen.

      Plötzlich blieb das Pony stehen.

      „Weiter, Svala!“ mahnte Astrid und drückte die Schenkel an, diesmal mit mehr Festigkeit. Und Svala vollführte unvermittelt einen gewaltigen Sprung. Astrid verlor den Halt und wurde nach vorn geschleudert. Sie versuchte, sich am Pferdehals festzuhalten, griff jedoch ins Leere und fiel zu Boden.

      Rasch richtete sie sich wieder auf; voller Angst, Svala könnte ihr weglaufen. Astrid rappelte sich hoch und stieß mit dem Kopf gegen Svalas Maul. Kurzes Hufgetrappel erklang, als das Pony zur Seite wich.

      „Bist du da, Svala?“

      Astrid streckte die Hand aus und griff in die Luft.

      „Svala, wo bist du?“

      Sie gab sich größte Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu beherrschen. Wenn Svala fortlief, würde sie niemals heimfinden. Das Pony durfte ihr einfach nicht entkommen!

      Astrid stand nun unbeweglich da und lauschte, doch Svala verriet sich durch kein Geräusch. Trotzdem mußte sie noch immer hier sein – oder hätte sie lautlos verschwinden können?

      Astrids Mund war trocken vor Anspannung. Sie machte einen Schritt in die Richtung, aus der sie vorher das Hufgetrappel gehört hatte, und streckte wieder die Hand aus – langsam, um das Pony nicht durch eine heftige Bewegung zu erschrecken. Noch immer gab Svala keinen Laut von sich, doch Astrid ahnte die Nähe des Pferdes.

      Plötzlich atmete das Pony heftig aus; es klang wie ein Seufzen. Sie hatte sich nicht getäuscht – Svala war da! Plötzlich kam Astrid eine Idee. Sie hielt die Handfläche nach oben und sagte: „Komm, Svala, dann kriegst du eine Karotte!“

      Nun brauchte sie nicht mehr lange zu warten. Im nächsten Augenblick spürte sie Svalas warmen Atem über ihrer Handfläche und hörte ein enttäuschtes Schnauben, als das Pony merkte, daß sie keinen Leckerbissen hatte. Astrid griff nach dem Trensenring und hielt ihn fest. Mit der freien Hand strich sie über Kopf und Hals des Ponys, als müßte sie sich vergewissern, daß es wirklich bei ihr war.

      Dann schwang sie sich wieder in den Sattel. Nach Svalas letztem Sprung wagte sie das Pony nicht mehr anzutreiben; so standen sie eine Weile ruhig da. Erst nach einigen Minuten ging Svala weiter, genauso zielbewußt wie vorher.

      Bald erreichten sie einen gepflasterten Weg. Astrid lauschte auf das ruhige, gleichmäßige Hufgeklapper und fragte sich, wohin sie wohl ritten. War es wirklich so weit zum Hof der Granbergs? Sie biß sich auf die Lippen und drängte die Tränen gewaltsam zurück.

      Plötzlich verließ das Pony die Straße und kletterte sehr vorsichtig und langsam über einen Abhang auf einen steinigen Pfad. Astrid hörte gelegentlich, wie die Hufeisen klingend gegen einen Stein schlugen. Dann ging es wieder eine Anhöhe hinauf, und gleich darauf fiel das Pony in Trab. Astrid spürte, daß der Boden nun ebener war, doch sie befanden sich nicht auf einer Landstraße. Der gedämpfte Hufschlag verriet ihr, daß der Untergrund weich sein mußte. Svala hielt ein flottes Tempo ein, und Astrid verkürzte die Zügel, so daß sie Verbindung mit dem Pferdemaul hatte. Sie vermutete, daß sie irgendwo im Wald waren.

      Einige Zeit ritt das Pony im gleichen raschen Trab weiter. Dann begann der Boden sacht abzufallen.

      „Keinen


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