Petra und der Reiterhof. Torbjörg Hagström

Petra und der Reiterhof - Torbjörg Hagström


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begann Astrid am Zaun entlangzureiten, und Lena ging neben ihr her, um einzugreifen, falls es nötig war. Petra merkte rasch, daß das Jungpferd Brown Boy wirklich noch nicht oft geritten worden war. Er war jedoch aufgeweckt und klug und voller Eifer, alles richtig zu machen, so daß sie wirklich gut mit ihm zurechtkam.

      Sie hätte ihn selbst gern gehabt, fand aber, daß ein so junges und ungeübtes Pferd für Astrid nicht das richtige war.

      Die Besitzerin des Gestüts sah Petra mit zufriedenem Lächeln zu. Sie hatte die richtige Art, mit dem Jungpferd umzugehen. Die Stute schnitt weniger gut ab, denn Astrid ritt ziemlich unsicher über die Weide. Obwohl das Pony sich gut benahm, hatte Astrid das Gefühl, auf einem sehr großen, schnellen und wilden Pferd zu sitzen. Silver Stream gefiel ihr schon, aber konnte sie der Stute wirklich vertrauen?

      „Darf ich es jetzt versuchen?“ bat Lena.

      „Na, was meinst du, Astrid?“ fragte Herr Johanson, als Lena auf dem Schimmel davontrabte.

      „Silver Stream kommt mir so … so groß und ungebärdig vor. Ich glaube, ich möchte ein etwas kleineres Pony.“

      Astrid durfte auch Brown Boy, das Jungpferd, zur Probe reiten, doch mit ihm fühlte sie sich nur noch unsicherer. Die Sache endete damit, daß die Familie Johanson sich herzlich bedankte und ohne Pony wieder nach Hause zurückfuhr.

      „Es gibt ja noch mehr Pferde auf der Welt“, sagte Astrids Mutter. „Wir werden schließlich schon das richtige finden, meint ihr nicht?“

      „Ganz sicher. Ich komme gern wieder mit“, erwiderte Petra, als sie aus dem Auto stieg. „Tschüs, bis bald!“

      „Haben Johansons ein Pferd gekauft?“ fragte Frau Granberg ihre Tochter beim Eintritt.

      „Nein. Nur eines der Ponys kam in die engere Wahl, doch Astrid fand es zu lebhaft. Aber sie findet schon noch das, was sie sich vorstellt.“

      „Oh, bestimmt. Übrigens hat während deiner Abwesenheit ein Junge angerufen.“

      „Klaus?“

      „Ja, so hieß er. Ich nehme an, er wollte etwas wegen der Vorführung in der Reitschule mit dir besprechen.“

      „Das kann sein.“

      Im gleichen Augenblick klingelte das Telefon wieder. Petra ging an den Apparat.

      „Hallo, hier spricht Klaus. Wo bist du denn heute gewesen?“

      „Ich war mit Johansons unterwegs. Wir haben nach einem Pony für Astrid gesucht“, erwiderte Petra.

      Sie fragte sich plötzlich, wie er jetzt darauf reagierte. Würde er wieder ägerlich werden wie sonst, wenn sie wegen Astrid keine Zeit für ihn hatte? Nein, diesmal gab es keine Schwierigkeiten.

      „Du, ich weiß, wo heute abend getanzt wird“, sagte er fröhlich. „Hast du Lust, mitzukommen? Es ist ein Stück von hier entfernt, wir müssen also mit den Rädern fahren.“

      Es wurde ein schöner Abend, obwohl Petra und Klaus keinen von den anderen kannten, die noch am Fest teilnahmen. Petra merkte, daß sie sich ungezwungener benehmen konnte, wenn Charlotte und Agneta nicht in der Nähe waren. Wenn sie sich im Reitklub trafen, hatte sie oft das Gefühl, als wären die Zwillinge ihr gegenüber besonders kritisch. Vor allem Agneta schien sie nicht leiden zu können. Doch Petra tat für gewöhnlich so, als würde sie es nicht merken. Sie wollte nicht gern mit einer ihrer Klubkameradinnen verfeindet sein.

      „Prima, daß du in der Klasse C mit Polly springen wirst“, sagte sie zu Klaus. „Da nehmen wir am selben Wettkampf teil.“

      „Ja, jetzt haben wir schon fast August; bis zum Fest ist es gar nicht mehr so lange“, erwiderte er nachdenklich. „In ein paar Wochen muß ich leider wieder abreisen. Schade, daß die Schule so früh anfängt!“

      „Du fährst heim? Aber zur Einweihung kommst du her?“

      „Ja, klar. Das Fest ist ja an einem Samstag. Aber ich wünschte, ich könnte noch den ganzen August hierbleiben.“

      Klaus ahnte nicht, daß sein Wunsch auf recht unerwartete Weise in Erfüllung gehen sollte.

      „Komm, jetzt tanzen wir wieder“, sagte er, als die Musikanten eine neue Melodie zu spielen begannen.

      Die Nächte waren nicht mehr so hell wie zur Mittsommerzeit. Obwohl der Mond schien, war es ziemlich finster, als Petra und Klaus mit den Rädern heimwärts fuhren. Bei der Auffahrt zu Petras Elternhaus blieben sie stehen, und Klaus lehnte sein Rad gegen den Zaun. Die Bienenkörbe im Garten wirkten in der Dunkelheit wie graue Gestalten. Kurre, der Kater, tauchte aus der Hecke auf und glitt wie ein Schatten über den Weg. Tagsüber strich er gern um Petras Beine, doch jetzt war er viel zu sehr mit seinen eigenen Abenteuern beschäftigt.

      „Dann treffen wir uns also morgen im Reitstall“, sagte Petra lächelnd.

      Ihre Hand lag auf der Lenkstange, und Klaus legte die seine darauf. Dann beugte er sich vor und drückte seine Lippen fest auf Petras Mund; dabei zerzauste er ihr spielerisch das Haar.

      Nach dem Kuß lag seine Hand noch sekundenlang auf ihren Haaren, und sie sahen sich in die Augen. In Klaus’ Blick war etwas Neues, was Petra nie zuvor bemerkt hatte.

      „Gute Nacht, Petra!“

      Klaus stieg wieder auf sein Fahrrad und verschwand in der Dunkelheit. Langsam ging Petra die Anhöhe zum Haus hinauf und schob das Rad neben sich her.

      Ihre Mutter war noch nicht zu Bett gegangen.

      „War’s schön?“ fragte sie und sah von ihrer Handarbeit auf.

      „Jaaa …“

      „Es ist schon spät. Mach schnell, daß du ins Bett kommst.“

      Zu Hause war alles beim alten. Petra wunderte sich fast ein wenig darüber, daß man ihr nichts anmerkte. Sie fühlte sich anders als sonst; ihr war, als müßte ihre Mutter sehen, daß sie eben geküßt worden war. Es war der erste Kuß, den sie von einem Jungen bekommen hatte.

      Als sie endlich im Bett lag, konnte sie nur schwer einschlafen. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen, und unzählige Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf. Sie fragte sich, ob Klaus ihr im Herbst schreiben würde, wenn er wieder zu Hause war. Wenn er nur eine Reitkappe aufsetzen würde und nicht so leichtsinnig wäre, war das letzte, was Petra dachte, ehe sie einschlief.

      *

      In der folgenden Zeit war Petra noch öfter mit Astrid und Familie Johanson unterwegs, um sich in der näheren und weiteren Umgebung Ponys anzusehen.

      Sie beschrieb Astrid stets, wie die jeweiligen Pferde aussahen. Ihre Erklärungen waren so lebendig, daß Lena und ihre Eltern ebenso interessiert zuhörten wie Astrid. Sie konnten die Ponys zwar selbst sehen, doch da sie nicht so gut über Pferde Bescheid wußten, fiel ihnen auch manches nicht auf, was Petra bemerkte.

      Immer wieder wurden Proberitte unternommen. Lena begeisterte sich stets sehr rasch für jedes Pony, doch Petra war besonders kritisch, wenn es um Gehorsam und Betragen ging. Astrid brauchte ja ein Tier, auf das sie sich verlassen konnte, und bisher hatten sie noch keines gefunden, das diesen Anspruch uneingeschränkt erfüllt hätte.

      Herr Johanson bemerkte keinen größeren Unterschied zwischen den verschiedenen Pferden. Jedes Pony, das ruhig und vernünftig wirkte, erschien ihm brauchbar. Er konnte nicht recht verstehen, weshalb Astrid sich so lange nicht entschließen konnte, und mit der Zeit wurde er ein wenig ungeduldig.

      „Was war denn eigentlich an diesem Schecken auszusetzen? Ich fand, daß er verläßlich und brav wirkte“, sagte er eines Tages, als sie sich wieder auf dem Heimweg befanden. „Mochtest du ihn nicht, Astrid?“

      „Er mochte mich nicht“, murmelte Astrid, „und er war widerspenstig. Er war ganz anders als Svala.“

      „Ja, etwas störrisch war er schon“, stimmte Petra ihr zu. „Aber du mußt bedenken, daß alle Pferde verschieden


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