Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband!. Ilka Hauck
Er sieht zu mir herunter.
„Ja, ja. Alles okay. Hätte schlimmer kommen können.“
Ich bleibe stehen.
„So schlimm war es nicht. Sie waren doch nett.“
Er bläst verächtlich die Luft durch die Zähne.
„Nett? Ernsthaft?“ Er zuckt mit den Schultern und sucht nach Worten. „Sie waren nicht nett, Summer. Sie waren einstudiert freundlich. Nicht mehr und nicht weniger. Von ihnen kommt einfach nichts, keine Herzlichkeit, nichts.“
Er streicht sich missmutig mit der Hand durchs Haar. Ich kapiere allmählich, was sein Problem mit seinen Eltern ist. Offenbar sind sie ja nicht nur heute so.
„Ach, vergiss es, war eh klar, dass es so sein würde. Lass uns Nonno suchen.“
Ich umfasse seine Hand fester und lächele ihm aufmunternd zu. Er beugt sich zu mir herunter und küsst mich auf die Stirn. In dem Moment ruft jemand Dannys Namen und ein schwarzhaariges Mädchen kommt wie ein Wirbelwind auf uns zugestürmt. Sie bleibt atemlos vor uns stehen, wirft einen kurzen, fast beiläufigen Blick auf meine Hand in Dannys, bevor ein strahlendes Lächeln über ihr bildhübsches Gesicht gleitet.
„Da bist du ja endlich, Bruderherz. Dachte schon, du lässt mich alleine hier schmoren und Moms Launen ertragen.“
Sie umarmt Danny, dann wendet sie sich mir zu.
„Hi, du bist sicher Summer? Ich bin Sara.“
Ihr Lächeln ist offen und sie ist mir auf den ersten Blick sympathisch. Sie sieht ihrem Vater ebenfalls sehr ähnlich, hat aber die blauen Augen ihrer Mutter geerbt, was einen tollen Kontrast zu ihren schwarzen Haaren bildet. Sie ist so klein wie ich, hat beinahe taillenlange wilde Locken und ein schönes Gesicht. Die guten Gene liegen offenbar in dieser Familie.
„Ja, ich bin Summer. Hi.“
Sara hält sich nicht lange damit auf, mir die Hand zu reichen, sondern umarmt mich genauso liebevoll wie ihren Bruder.
„Ich freue mich, dich kennenzulernen. Schön, dass du mitgekommen bist.“
Sie ist vollkommen anders als ihre Eltern, und ich merke, wie sich meine Anspannung ein wenig löst.
„Das ist mein Freund Deacon.“
Sie fasst nach der Hand eines jungen Mannes, der schräg hinter ihr steht. Er lächelt schüchtern.
„Hallo.“
Deacon ist ein hübscher Junge mit dunkelblonden Haaren, dem man seine gute Erziehung sofort anmerkt. Er sieht gut aus, macht einen höflichen, zurückhaltenden Eindruck. Hat Danny nicht gesagt, seine Mutter würde ihn nicht mögen? Mir ist auf den ersten Blick schleierhaft, warum das so sein könnte. Er wirkt ruhig und bescheiden und ist ganz offensichtlich bis über beide Ohren in die vor Temperament sprühende Sara verliebt. Ich mag die beiden sofort gern, was bei mir eher selten der Fall ist. Ich bin nicht der Mensch, der schnell Freundschaften schließen kann. Doch Saras herzliche, stürmische Art fegt einen geradezu weg, und Deacon macht einfach einen lieben, sympathischen Eindruck.
„Habt ihr schon das Büfett gesehen? Der Wahnsinn. Ich werde den ganzen Abend lang nur essen“, grinst Sara.
„Nein, noch nicht. Wir wollen zuerst Nonno begrüßen.“
„Er ist dort hinten, warte, ich hole ihn.“
Sara verschwindet genauso schnell, wie sie aufgetaucht ist, und Danny sieht ihr schmunzelnd nach.
„Sie ist ein klein wenig wild, meine kleine Schwester.“
Ich muss lächeln.
„Da kenne ich noch jemanden. Sie ist sehr süß.“
Danny unterhält sich mit Deacon und ich beobachte ihn. In diesem Anzug sieht er so anders aus als in den Klamotten, die er sonst trägt. Fast weltmännisch. Erwachsener. Und doch auf seine unverkennbare Danny-Weise sexy und lässig. Aber was mir noch mehr auffällt, ist, dass er hier nicht nur der College-Student ist, sondern der Firmenerbe. Ich merke, wie viele Leute ihn ansehen und grüßen. Er grüßt jeden zurück, kennt die meisten beim Namen. Man merkt, dass er mit der Firma aufgewachsen ist. Mir war die ganze Zeit über gar nicht klar, was das hier für ihn bedeutet. Es ist eine eigene Welt. Und eine große Verantwortung, die auf seinen Schultern lasten wird. Er hält meine Hand locker in seiner, und ich kann nicht anders, ich genieße diese Zeit mit ihm, auch wenn mich die Umgebung immer noch einschüchtert.
Sara taucht auf, an ihrem Arm ein älterer Herr mit weißem Haar. Dannys Nonno Edoardo.
„Nonno. Da bist du ja, wo hast du gesteckt?“
Danny strahlt, als er den alten Mann sieht, und mir wird warm ums Herz.
„Ah, Daniele. Na ja, wo soll dein alter Großvater schon stecken? Ich muss meine Belegschaft bei Laune halten, bevor mir alle davonlaufen, weil deine Mutter hier so ein Brimborium veranstaltet.“
Edoardo zwinkert seinem Enkel zu und ich bin hingerissen. Seine Augen strahlen warm und herzlich, und ich verstehe sofort, warum Danny ihn so sehr liebt. Es muss schön sein, solch einen Großvater zu haben. Die beiden umarmen sich, dann zieht Danny mich an seine Seite und sagt: „Nonno, darf ich dir Summer vorstellen?“
Der alte Mann sieht mich mit seinen gütigen Augen freundlich an.
„Mein liebes Kind, wie schön, Sie kennenzulernen. Daniele hat mir von Ihnen erzählt.“
Auch er umarmt mich ohne Scheu und ich muss schlucken. Solche Herzlichkeit ist mir fremd und schüchtert mich ein. Und sie weckt unsinnige Sehnsüchte, wie es hätte sein können, wenn mein Vater nicht so gewesen wäre, wie er nun mal war.
„Vielen Dank. Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen.“
Meine Stimme zittert leicht, und ich merke, wie Danny mich aufmerksam ansieht. Manchmal habe ich das Gefühl, diesen schönen braunen Augen entgeht nichts, was mich betrifft. Noch nie gab es einen Menschen in meinem Leben, dem ich so wenig etwas vormachen konnte wie ihm.
Edoardo schiebt mich ein Stückchen von sich.
„Bellissima. Welch ein wunderschönes Mädchen. Du musst gut auf sie aufpassen, mein Junge.“
Er zwinkert Danny zu, der lacht.
„Siehst du, Summer, hab ich nicht genau das gesagt? Keine Sorge, Nonno, ich passe gut auf sie auf.“
Ich blinzele verlegen und Edoardo drückt meinen Arm.
„Ich mache nur Spaß. Verzeihen Sie. Aber in einem habe ich recht: Sie sehen bezaubernd aus.“
Er lächelt und ich muss zurücklächeln. Er ist reizend.
„Danke schön. Bitte, sagen Sie einfach du zu mir.“
Er nickt.
„Gerne.“
Er fasst nach meiner Hand und sagt zu Danny: „Überlässt du mir dein Mädchen mal für eine Weile, mein Junge? Und wärest du so nett und würdest uns vielleicht etwas zu trinken holen?“
„Aber klar, Nonno, dir überlasse ich sie gerne. Was möchtest du trinken?“
Dannys dunkle Augen ruhen auf mir und ich zupfe verlegen an meinem Kleid herum. Was hat er seinem Großvater über mich erzählt, dass dieser meint, ich sei Dannys Mädchen?
„Ein Wasser bitte. Und für dich, mein Kind?“
„Für mich auch ein Wasser, bitte.“
Der ältere Herr sieht seine Enkelin und Deacon an, die sich der Wasserfraktion anschließen.
„Kommt, Mädels, begleitet mich.“
Edoardo hängt sich bei Sara und mir ein und wir geleiten ihn zu einem freien, runden Tisch. Er lässt sich auf einem Stuhl nieder und seufzt: „Wie elegant, oder? Verschüttet nur nicht euer Wasser, sonst gibt’s Ärger mit Mama.“
Er