Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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Arwenacks starrten zu ihnen herüber und begriffen die Welt nicht mehr, als sie die schwarzhaarige Schönheit erblickten.

       10.

      An Bord war die Überraschung groß, als die Prinzessin erschien, und es gab ein endloses Frage- und Antwortspiel. Aber auch Empörung wurde laut, daß man eine junge Frau aussetzte und dem Tod preisgab.

      Raia erklärte Hasard den Kurs nach Ponape, als die Segel gesetzt und der Anker gehievt war.

      Langsam wurde die geheimnisvolle Insel kleiner. Dafür tauchten andere Eilande auf, unbewohnt, verlassene Paradiese in einer endlosen Weite.

      Später wurde voraus eine Insel gesichtet. Bei Ebbe waren breite Sandstrände zu erkennen, dahinter ein paar Eingeborenenhütten, die in dichtem Buschwerk versteckt waren.

      „Das ist die Insel von Häuptling Kumuhala, mit dem wir seit langem in Fehde liegen“, sagte Raia. „Sie müssen sich jetzt sehr vorsehen, denn Kumuhala greift alle Schiffe an, die sich der Insel nähern.“

      „Da wird er bei uns nicht viel Erfolg haben“, versprach Hasard. „Der Papalagi wird sich eine blutige Nase holen, wenn er versucht, uns anzugreifen.“

      Die Warnung der Prinzessin bestand zu Recht. Sie befanden sich etwa eine halbe Meile von der Insel entfernt, als sich hinter einer Landzunge drei Langboote unter Segeln lösten.

      Als Hasard durch das Spektiv blickte, erkannte er braunhäutige Männer, die die Langboote zusätzlich mit Riemen bewegten. Ihre Oberkörper waren nackt, die Gesichter mit weißer Farbe bemalt. Ihre Bewaffnung bestand aus langen Bogen und Speeren. Es mochten ungefähr vier Dutzend Krieger sein, die grimmig zu der Galeone blickten.

      „Besetzt die Drehbassen“, sagte Hasard ruhig. „Feuert aber erst dann, wenn wir angegriffen werden und wartet meinen Befehl ab.“

      „Es sind wilde Krieger“, erklärte Raia. „Kumuhala überfällt auch größere Schiffe mit vielen Kanonen.“

      „Aus welchem Grund?“

      „Er raubt sie aus, um eiserne Werkzeuge zu erhalten, aber auch, um den anderen zu zeigen, daß er viel Macht hat und ein großer unbesiegbarer Häuptling ist.“

      Die Boote hielten auf die „Santa Barbara“ zu. Unter vollem Zeug pullten und segelten sie im spitzen Winkel auf die Galeone zu.

      An den vorderen Drehbassen standen Al Conroy und der Profos. Die schwenkbaren Drehbassen waren mit grobem Bleischrot und Eisenstücken geladen. Der Kutscher hatte zwei glimmende Lunten nach oben gebracht, die die beiden Männer in den Händen hielten.

      „Erstaunlich, daß diese Kerle keine Angst haben“, meinte der Waffen- und Stückmeister. „Sie pullen so sorglos heran, als fürchteten sie weder Tod noch Teufel.“

      „Vielleicht wissen sie nicht, was ihnen blüht.“

      „Dann werden sie gleich um eine Erfahrung reicher sein.“

      Der Profos schwenkte die Drehbasse ein wenig nach Backbord und visierte die Boote an.

      Daß die Eingeborenen kriegerisch waren, erkannten sie wenige Augenblicke später, als ein kurzer Zuruf über das Wasser hallte.

      Ein bronzehäutiger Mann mit vielen Tätowierungen erhob sich und rief aufgeregt ein paar Worte.

      „Der Papalagi selbst“, flüsterte Raia. „Er hat befohlen, sie sollen sofort angreifen.“

      Kumuhala mußte die Frau auf dem Achterdeck entdeckt haben, denn seine Stimme wurde wild und schrill. Sein tätowiertes Gesicht war zu einer Fratze des Hasses verzogen.

      Die Entfernung zu den drei Langbooten betrug jetzt noch eine knappe Kabellänge, aber die Stimmen waren deutlich zu hören.

      Jetzt standen alle Krieger in einer einzigen fließenden Bewegung auf und griffen nach ihren Bogen.

      Einen Lidschlag später flog ein Pfeilhagel heran und spickte die Bordwand der „Santa Barbara“, die unbeirrbar auf ihrem Kurs blieb.

      „Rufen Sie den Kerlen zu, daß wir feuern, wenn sie nicht augenblicklich verschwinden“, sagte Hasard. „Noch liegt es bei ihnen selbst, ein Blutbad zu verhindern.“

      Die Prinzessin nickte und rief in ihrer Sprache etwas mit heller und klarer Stimme in Richtung der Langboote.

      Die Antwort bestand aus einem heiseren Wutgebrüll. Erneut wurden Pfeile aufgelegt und abgeschossen.

      Diesmal flogen sie an Deck und blieben nicht in der Bordwand stecken.

      Einer zischte haarscharf an Matt Davies vorbei, ein anderer bohrte sich neben Al Conroy ins Holz, ein dritter erreichte das Achterdeck, wo er zitternd in den Planken steckenblieb.

      „Nun gut, sie wollen es nicht anders“, sagte Hasard grimmig. „Aber ich habe keine Lust, dem Papalagi als lebende Zielscheibe zu dienen. Feuer frei für die Drehbassen.“

      Al Conroy und der Profos zündeten die Drehbassen, nachdem sie sie auf ihr Ziel eingeschwenkt hatten.

      In diesem Augenblick wollten die Kerle wieder feuern.

      Da blitzte es am Bug der Galeone zweimal hintereinander grell auf.

      Zwei Stichflammen zuckten aus den Läufen, Rauch wölkte auf. Dann knallte es laut. Der Blei- und Eisenhagel raste über das Meer.

      Die Wirkung war verheerend.

      Die Krieger wurden aus ihren Langbooten gerissen, warfen die Arme hoch und kippten schreiend ins Wasser.

      Eins der Langboote kenterte, als das Gleichgewicht nicht mehr stimmte und die Krieger brüllend und schreiend um sich hieben. Das zweite wurde buchstäblich in Stücke gehackt und ging auf Tiefe.

      Auf dem dritten herrschte Chaos. Da heulten die Kerle vor Wut, Enttäuschung und Schmerz.

      Hasard sah, wie sich der tätowierte Häuptling an die Brust griff, sich noch einmal aufzurichten versuchte, dann aber das Gleichgewicht verlor und über Bord stürzte.

      Er verschwand und tauchte auch nicht mehr auf.

      Die überlebenden Krieger schwammen in aller Eile zum Land zurück, wo zwei weitere Langboote hinter der Landzunge auftauchten.

      „Drehbassen nachladen!“ rief Hasard. „Es scheint, als hätten die Kerle noch nicht genug.“

      Die Drehbassen wurden nachgeladen.

      Raia hielt sich noch die Ohren zu und sah entsetzt zu den beiden Geschützen, die ihr tödliches Blei ausgespien hatten. Sie hatte Angst vor dem Krachen.

      Die Langboote kamen jedoch nicht näher. Unentschlossen blieben die Krieger in ihren Booten fast reglos sitzen. Entsetzt sahen sie zu, wie ihre Stammesbrüder an Land schwammen. Und noch entsetzter sahen sie, daß der Papalagi nicht mehr bei den anderen war.

      Die „Santa Barbara“ segelte weiter. Die Arwenacks ließen die im Wasser paddelnden Eingeborenen unbehelligt, denn ohne ihre Waffen waren sie machtlos. Der Schock saß ihnen mächtig in den Knochen, denn zwei Blitze und ein zweimaliges Donnern und Krachen hatten sie fast um die Hälfte dezimiert.

      „Das hätten sie sich ersparen können“, sagte Hasard. „Am meisten wird sie der Tod ihres Häuptlings treffen. Sie sind wie gelähmt.“

      „Wenn Kumuhala nicht mehr lebt“, sagte Raia, „dann herrscht vielleicht endlich wieder Ruhe auf den Inseln.“

      Hasard suchte mit dem Spektiv die See ab. Er konnte den Häuptling nirgendwo entdecken, auch nicht unter den Toten, die noch in der See trieben.

      „Er lebt offenbar nicht mehr“, sagte er. „Jedenfalls ist keine Spur von ihm zu sehen.“

      Die Prinzessin wirkte erleichtert. Aber sie sah sich immer wieder um, als würde der Papalagi doch noch auftauchen. Dann gab sie mit zitternder Stimme Hasard den Kurs nach Ponape an.

      Als


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