Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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und lauschte zum Hühnerverschlag.

      „Sie gackern auch anders“, sagte er mit dumpfer Stimme, „anders als sonst.“

      „Dann haben sie ebenfalls Schwanungen“, sagte der Profos.

      Old Donegal drehte den Kopf zum Profos und wirkte irritiert. „Was haben die?“

      „Schwanungen.“

      „Was soll das denn sein?“

      „Schwanung“, erklärte der Profos mit belehrendem Ton, „ist das Hauptwort von schwanen. Wenn einem was schwant, dann hat er Schwanungen. Ist doch ganz klar, was, wie?“

      „So ein Quatsch!“ schnappte Old Donegal. „Das Wort gibt’s überhaupt nicht. Einer, der träumt, hat auch keine Träumungen.“

      „Nein, der hat Träume, da fällt das ‚Ungen‘ weg“, sagte der Profos ungerührt, „aber einer, bei dem sich was bläht, der hat Blähungen.“

      „Kolossal geistreich!“ fauchte Old Donegal.

      „Bin ich immer“, sagte der Profos freundlich.

      In diesem Moment stimmte Don Philipp einen weiteren Weckruf an, und da lauschte nun auch der Profos ein wenig verwundert, denn das klang wie eine zornige Kampfansage.

      Old Donegal frohlockte. „Hast du’s jetzt gehört?“

      „Bin ja nun wirklich nicht taub“, brummte der Profos und bestätigte damit, daß er gestern kaltblütig geflunkert hatte. Das fiel ihm in diesem Augenblick auch ein, aber Old Donegal griff diesen Faden gottlob nicht auf, der war viel zu versessen auf seinen schwanenden Don Philipp.

      Bevor Old Donegal nunmehr ein Orakel verkünden konnte, schoß Smoky aus dem Vordeck wie ein angesengter Affe und brüllte: „Ich schwör’s – ich erwürg das Vieh, das verdammte! Kaum hat man sich mal schlafen gelegt, da muß dieser dusselige Gockel schon wieder loskrakeelen. Ich halt das nicht mehr aus!“

      „Smoky“, sagte der Profos und dehnte die breite Brust, so daß das neue Hemd spannte, „Smoky, das will ich überhört haben – von wegen, du hättest dich kaum schlafen gelegt! Du hattest keine Wache und hast von gestern abend acht Uhr an bis heute morgen durchgepennt und geschnarcht, daß ich’s bis in meine Kammer gehört habe.“

      „Ich schnarche überhaupt nicht!“ empörte sich Smoky.

      „Und ob du schnarchst, du schnarchst wie ein Wildeber in der Suhle“, verkündete der Profos.

      „Stimmt!“ sagte Mac Pellew, der die Kombüse verlassen hatte und mit einer Holzschüssel unter dem Arm den Hühnerschlag ansteuerte, um wie jeden Morgen die gelegten Eier einzusammeln. „Stimmt genau, Ed“, bekräftigte er, „dieser Mister Smoky schnarcht wie ein Wildeber in der Suhle oder wie’n Bulle, der von der Kuh verführt wird.“

      Mac nickte grämlich zu seinen eigenen Worten, doch dann geschah das, was Smoky schon befürchtete, weil’s ihn gleichfalls nervte: Macs Gesicht nahm einen Ausdruck an, den Smoky bereits mehrere Male mit „bescheuert“ bezeichnet hatte, und er setzte zur morgendlichen Begrüßung des Federviehs an.

      Das spielte sich wie folgt ab: Mac begann zu glucksen und zu kollern und ruckte auch den Kopf vor und zurück wie ein Huhn.

      „Gack-gack-gack!“ tönte er. „Ei-ei, wo sind denn meine Gackileins – gluck-gluck-gluck? Haben sie feine Eierchen gelegt – gicks-gicks-gicks? Und gut geschlafen – girre-gurre-garre? Und Don Philippchen – tuck-tuck-tuck – krä-krä-krä …“

      „Uaahh!“ röhrte Smoky. „Dieser Blödmann! Jetzt geht das wieder los, dieses Gelaber! Kriech doch gleich selber in den Verschlag und spiel Hahn und Henne, du beknackter Transack!“

      Old Donegal kicherte. „Der bringt’s glatt fertig und legt Eier, ei-ei-ei-gicks-gacks-gucks!“

      Schon wollte Carberry loslegen, um seinen Freund Mac zu verteidigen, doch er zögerte, denn Mac starrte so merkwürdig in den Verschlag. Und jetzt drehte er sich um und sagte leise: „Ed!“

      „Ja? Was ist los?“

      „Komm mal! Schau dir das an!“ Mac deutete in den Verschlag.

      Kein Zweifel, Hahn und Hühnervolk waren irgendwie unruhig. Und warum das?

      Carberry fluchte, als er entdeckte, was Mac meinte.

      Da lag ein totes Huhn am Boden des Verschlags. Die Kehle war blutig und sah zerfetzt aus. Das war aber noch nicht alles: überall lagen zerborstene Eier herum, zum Teil ausgelaufen, zum Teil aber auch geradezu säuberlich abgeputzt.

      Auch Old Donegal und Smoky starrten.

      Und schon legte Old Donegal los: „Ich hab’s geahnt, ich hab’s gewußt! Das Unheil nimmt seinen Lauf, wehe-wehe!“ Und er deklamierte mit erhobenem Zeigefinger, den er wie einen Taktstock bewegte: „Wo des Morgens laut die Hähne schrei’n, da wird Gevatter Tod zur Stelle sein!“

      „Hoffentlich holt er dich als ersten!“ fuhr ihn Carberry an, bekam plötzlich schmale Augen und fragte gefährlich leise: „Steckt ihr etwa dahinter?“

      „Hinter was?“ Smoky fragte das.

      „Hinter dieser Sauerei hier.“

      „Du meinst, Old Donegal und ich hätten diese Gackerschnepfe abgemurkst und die Eier zertöppert?“ fragte Smoky.

      „Liegt doch nahe, oder? Vor allem bei dir. Wer sauste denn eben wie ein Verrückter an Deck und verkündete – er schwor’s sogar –, Don Philipp zu erwürgen, he? Warst du das nicht, Mister Smoky?“

      Smoky wurde frech. „Na und? Ist der Gockel erwürgt? Ist er nicht. Außerdem habe ich geschlafen – du hast mich sogar schnarchen hören.“

      „Vielleicht hast du einen von den Kerlen bestochen, das Huhn abzumurksen“, sagte Carberry lauernd. „Wie wär’s denn mit Luke Morgan, der plustert sich doch auch dauernd über das Gegacker auf, sobald du nur das Maul aufreißt, na?“

      „Du hast ja Bollen im Schädel!“ erklärte Smoky wild.

      Carberrys Rechte zuckte vor, verkrallte sich in Smokys Hemd und drehte ihm den Kragen zu. Das ging sehr schnell, und im Nu hatte Smoky einen roten Kopf und dicke Augen. Und er begann in dem mörderischen Griff Carberrys zu zappeln.

      „Halt mal, Ed!“ rief Mac Pellew. „Ich hab was entdeckt! Ein Loch! In der Rückwand!“

      Carberry stieß Smoky von sich, so daß der rückwärts törnte und gegen die Nagelbank vom Großmast prallte, wo er sich das Kreuz verbog. Ed wandte sich wieder dem Verschlag zu.

      Mac hatte recht. Dort war ein Loch, wie gefräst sah das aus, fast kreisrund. Gestern war es noch nicht dagewesen.

      Mac und Carberry blickten sich an.

      „Was meinst du, Mac?“ fragte Carberry.

      „Ratten“, erwiderte Mac zwischen zusammengebissenen Zähnen. Er zischte es heraus wie Gift und Galle. „Wir hatten heute nacht alle Luken und Schotts auf, um das Schiff durchzulüften. Da müssen die Biester an Deck gehuscht und beigegangen sein, den Verschlag durchzunagen. Scheiße, verdammte!“

      Carberry nickte, drehte sich langsam zu Smoky um, der sich das Kreuz rieb und noch an der Nagelbank stand, und sagte: „Wer hatte heute nacht Wache?“

      „Wieso?“

      „Frag nicht so dämlich!“ brüllte Carberry. „Ich will wissen, wer heute nacht Wache hatte, verdammt noch mal!“ Der Profos war in Braß, und wie er in Braß war!

      Smoky legte die Ohren an und sagte: „Von acht bis zwölf hatte Gary Andrews Wache, von zwölf bis vier Paddy Rogers und von vier bis acht Sam Roskill.“

      „Hol sie her, alle drei!“ Und als Smoky dumm glotzte, brüllte der Profos: „Wird’s bald, Mister Deckältester?“

      Smoky sauste ab. Jetzt war wirklich Gefahr im Verzug. Dieses Monstrum


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