Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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noch jedem Schnapphähnchen an die Hose gegangen.“

      Da war Paddy endlich beruhigt – und daß die anderen grinsten, berührte ihn nicht. Er reinigte den Verschlag. Und wenn Paddy etwas anpackte, dann tat er das gründlich und gewissenhaft. Außerdem war er ein feiner Kerl, nur eben ein bißchen verfressen und etwas hintenan, wenn schwere Denkarbeit gefordert wurde. Allerdings hatte er die Arwenacks schon einmal mit seinen Rechenkünsten in Erstaunen versetzt.

      Im übrigen gab’s zum Frühstück gebratene Speckscheiben und dazu geröstete Bataten. Natürlich futterte Paddy kein „leckeres Zuckerei“, von lecker konnte bei den ausgelaufenen Eiern am Boden des Verschlags auch keine Rede sein. Schließlich pflegten Hühner wie jegliches Getier zu verdauen, und das Verdaute konnte Paddy schlecht mit Zucker, Eigelb und Eiweiß verquirlen. Eine schöne Eierspeise wäre das geworden! Pfui Teufel, Paddy kippte das ganze Zeug außenbords.

       3.

      Nach dem Frühstück lösten die Mannen die Taue, mit denen der Hühnerverschlag vor der Rückwand der Back auf der Kuhl fest verzurrt war und schoben ihn mehr nach mittschiffs, damit Ferris Tucker vor allen Seiten herankonnte. Er hatte auf der „Santa Barbara“ in einer Last im Vorschiff Kupferblech gefunden, ein ideales Material, um den Unterbau des Verschlags zu verkleiden. Mit Big Old Shane schnitt er passende Stücke zurecht.

      Indessen wurde Plymmie von den Junioren auf die Spur gesetzt – von der Stelle aus, wo am Fuß der Back die Reste der Holzsplitter lagen, die von den Ratten herausgenagt worden waren. Plymmie schnürte, die schnüffelnde Schnauze auf den Planken, kreuz und quer über die Kuhl und schien einzelne Spuren zu verfolgen. Aber alle Spuren führten einerseits letztlich dorthin, wo das Loch in der Rückwand des Verschlags genagt worden war, und andererseits zur Luke mittschiffs vorm Großmast, und zwar zu einer Stelle, wo sich am achteren Süllrand der Luke unter Deck ein Stützbalken befand.

      „Na?“ fragte Vater Hasard seine Söhne.

      „Die Biester“, sagte Philip junior, „sind vom Laderaum mittschiffs an dem Stützbalken hochgeklettert und um das achtere Lukensül herum auf die Kuhl gelangt.“

      „Stimmt“, sagte Hasard junior, „die Lukengräting samt Persenning war ja die Nacht über entfernt worden, um die Unterdecksräume zu durchlüften. Durch die Gräting können sie normalerweise nicht, weil die Zwischenräume zu eng sind. Da passen nur Mäuse durch. Wenn wir Gräting und Persenning nicht abgenommen hätten, wäre das alles nicht passiert.“

      Carberry schnaufte. „Wenn – wenn! Wenn ich Flügel hätte, wäre ich ’n Engelein!“

      „Wohl eher ’n Drache!“ motzte Smoky, der vom Aufprall gegen die Nagelbank Schmerzen im Kreuz hatte und zur Zeit dem Profos ziemlich gram war.

      Old Donegal stieg gleich voll mit ein, um Smoky zu unterstützen.

      „Oder ’n Geier!“ sagte er.

      Wenn sie gehofft hatten, der Profos würde reagieren und in die Luft gehen, dann hatten sie Pech gehabt. Carberry spuckte gelangweilt über Bord und übertönte die beiden Vergleiche.

      Statt dessen sagte er: „Dann sollte Plymmie jetzt im mittleren Laderaum weiterschnüffeln, was, wie?“

      So geschah’s auch. Eine Viertelstunde später hatte Plymmie den „Standort“ der Ratten geortet, nachdem sie Zwischendeck und die Räume des Unterdecks abgeschnüffelt hatte. Die Biester hockten zwischen den mittleren Bodenwrangen in der Bilge, an die kein Mensch herankonnte, es sei denn, man nahm das ganze Kielschwein bis zum Kiel auseinander, was ein Unding war.

      Aber man konnte die Ratten aus ihrem Unterschlupf vertreiben, und das packten die Mannen an: Sie setzten die Bilge unter Wasser. Das geschah, indem sie eimerweise Wasser in die drei Pumpenschächte kippten – zwei Lenzpumpen befanden sich an Backbord und Steuerbord hinter dem Großmast, eine stand in Höhe des Besanmastes im Zwischendeck. Klar, das Wasser würden sie später wieder außenbords pumpen müssen, aber das mußte in Kauf genommen werden.

      Als die Bilge überschwappte, ging der Rummel los.

      Die Eierräuber und Huhntöter flitzten aus allen möglichen Ecken. Plymmie war die erste, die eine Ratte schnappte, ihr das Genick brach, sie im Fang hin und her schleuderte und dann losließ. Sinnigerweise flog sie Smoky an den Hals, der darob ein wüstes Gebrüll anstimmte.

      Aber gebrüllt wurde eh – und zugedroschen. Die Mannen hatten sich mit Spillspaken bewaffnet. Bob Grey allerdings nagelte eine Ratte mit einem Messerwurf auf den Bodenplanken fest, während Matt Davies und Jeff Bowie ihre Prothesenhaken einsetzten und Mac Pellew mit einem Schürhaken zuschlug.

      Auf der ersten Strecke blieben fünf Ratten. Der nächste Gang würde an Oberdeck stattfinden. Denn jetzt sollten Unterdeck und Zwischendeck unter Rauch gesetzt werden. Klar, daß die Mehrzahl der Biester zwischen Kisten, Fässer und in sonstige Verstecke geflüchtet war, wo man sie auf Anhieb nicht erwischen konnte.

      Die Mannen verteilten Kohlebecken in den Unterdecksräumen. Über die glühende Holzkohle – leider hatten sie kein Schwefel an Bord – wollten sie Schießpulver streuen, das einen beizenden Gestank entwickeln würde. Das war Al Conroys Idee gewesen, und Hasard hatte zugestimmt. In den Becken würde das Pulver nur hochpuffen. Es war ungefährlich.

      Hasard kontrollierte die Aufstellung der Becken. Außerdem wurden wieder Pützen mit Wasser gefüllt, um sie sofort zur Hand zu haben, sollte sich irgendwo unvorhergesehen ein Feuerchen entwickeln.

      Auf einer Pütz hockte Old O’Flynn, als sei er am Eierlegen.

      „Ich brauche die Pütz!“ knurrte ihn Carberry an.

      „Geht nicht“, erklärte der Alte.

      „Dann bleib auf deinem Affenarsch sitzen und laß dich räuchern!“ fauchte Carberry. „Oder hast du noch nicht kapiert, was jetzt läuft?“

      „Doch, das schon“, sagte Old Donegal verbissen, „aber ich hab ’ne Ratte gefangen – mit der Pütz. Und damit sie samt der Pütz nicht abhaut, hab ich mich draufgesetzt. Ich hab ihr sogar den Schwanz eingeklemmt. Hier – schau mal!“

      Carberry bekam Stielaugen. Zwischen den Beinen von Old Donegal ragte unter dem Pützrand ein Rattenschwanz hervor – nackt und eklig.

      Carberry schluckte. Dann ächzte er. Dieser Old Man fing Ratten mit der Pütz, und dann setzte er sich drauf. Nicht zu fassen!

      Ein paar Mannen wurden aufmerksam und versammelten sich um den hockenden Old Donegal und Carberry.

      „Was is’n los?“ erkundigte sich Mac Pellew.

      „Der sitzt mit seinem Hühnerarsch auf ’ner Ratte“, erklärte Carberry.

      „Hä?“ Und dann kriegte Mac ebenfalls stiere Augen, als er den Rattenschwanz entdeckte. Aber er faßte sich schnell, grinste wild und lästerte: „Laß ihn draufsitzen, Ed! Vielleicht knabbert das Vieh auch ein Löchlein in den Boden der Pütz – und dann ist was los!“

      Und Mac stimmte sein Ziegengemecker an, weil er sich vorstellte, was dann los sein würde.

      Carberry schaute verdutzt, dann begann er zu grinsen.

      Aber auch Old Donegal hatte bestimmte Vorstellungen über das, was Mac Pellew eben angedeutet hatte. Da wurde er etwas blaß um die Nase.

      Und er lüftete den Hintern an, um nachzuschauen, ob schon ein Loch im Pützboden sei.

      Schwapp! Weg war der Schwanz. Die Druckentlastung hatte der Ratte genügt, den Schwanz einzuziehen.

      „Schlagt das Vieh sofort tot!“ zeterte Old Donegal.

      „Wie denn?“ höhnte der Profos. „Wenn du auf der Pütz am Brüten bist!“

      Indessen rappelte es in der Pütz. Die Ratte, frei von der Beklemmung, karriolte in dem Hohlraum umeinander, als spiele sie Haschen.

      Old Donegal geriet außer sich und brüllte, als hinge ihm das


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