Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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selbstlose alte Mann wieder einmal nachgedacht und gearbeitet, und erschien nun mit einem Vorschlag, den Hasard zwar angeschnitten, aber noch nicht restlos durchgedacht hatte.

      Das alles hatte er still und ohne weiteren Aufwand in der Segellast getan, die sein Revier war, wo er Segel zuschnitt, nähte, einliekte oder Plünnen für die Arwenacks schneiderte.

      Hasard legte ihm dankbar die Hand auf die Schulter, was den Segelmacher sichtlich in Verlegenheit brachte. Er vermied es nach Möglichkeit, öffentlich gelobt zu werden und blieb lieber still und bescheiden im Hintergrund.

      „Als Mönch“, sagte er nachdenklich, „ja, das Thema habe ich kurz angeschnitten, aber du hast es bereits als selbstverständlich vorausgesetzt, denn es ist eine gute Idee, und mit Gewalt können wir nichts ausrichten.“

      „Das dachte ich mir, Sir. Die Kutten dürften genau passen, ich habe ja die Vorlagen von jedem von euch.“

      Hasard sah sich die Kutten an, auch der Kutscher war sofort begeistert, als er sie musterte.

      „Goldrichtig, Will“, sagte Hasard erfreut. „Du denkst immer an alles und bist sofort bei der Sache. Ohne dich wären wir nur eine halbe Mannschaft.“

      Will Thorne wurde noch verlegener und lächelte schüchtern.

      „Wenn ihr die Kutten habt, braucht ihr auch keine echten Mönche in Schwierigkeiten zu bringen“, meinte er. „Außerdem könnte das auffallen, wenn irgendwo zwei Mönche fehlen.“

      „Auch das hast du sehr richtig überlegt, Will.“

      Die Kutten paßten wie angegossen, wie es bei Will Thorne auch nicht anders zu erwarten war. Der Segelmacher leistete immer hervorragende Arbeit.

      Hasard lächelte, drehte sich und wollte sich bei ihm bedanken.

      Aber der Platz war leer. Still und bescheiden war Will Thorne wieder an seine Arbeit gegangen.

      Der Seewolf blickte kopfschüttelnd zur Segellast, wohin Will Thorne wieder gegangen war.

      Eines Tages wird er nicht mehr sein, überlegte Hasard, und dann wird uns eine Menge fehlen. Aber es war müßig, sich jetzt darüber Gedanken zu bereiten. Noch war es nicht soweit.

      Mac Pellew wusch zu diesem Zeitpunkt das Geschirr an Deck und nahm die Backschaft wahr. Der Kutscher rumorte in der Kombüse herum. Jung Hasard und Philip halfen als Backschafter mit. Es war gut, daß sie noch rechtzeitig im Mittelmeer gegessen hatten, fand Hasard. Die See wurde immer dicker und lief hoch auf. Jetzt wäre das mit einigen Schwierigkeiten verbunden gewesen.

      „Wir lassen die Küste achteraus liegen und gehen auf Westnordwest-Kurs, um Kontakte mit den Dons zu vermeiden. Später liegen wir Cádiz dann auf östlichem Kurs an“, sagte Hasard zu Gary Andrews, der Ruderwache ging.

      Der sagte gerade noch: „Aye, aye, Sir“, dann wurde er vom Ausguck unterbrochen.

      Stenmark meldete sich.

      „Zwei Galeonen und ein weiteres Schiff voraus!“

      Hasard sah sie Augenblicke später.

      Weit südlich von Cabo Trafalgar hielten sich Schiffe auf. Es gab keinen Zweifel daran, daß es Spanier waren. Eine der Galeonen nahm Kurs auf den Atlantik und drehte später ein wenig nach Süden ab. Die andere hielt fast genau auf sie zu, während das dritte Schiff dicht unter der Küste lief.

      „Sieht so aus, als wollten sie uns beschnüffeln“, meinte Dan O’Flynn. „Ihre Kanonen sind auch ausgerannt.“

      „Ist ja auch ihr gutes Recht“, brummte Hasard. „Aber es gefällt mir trotzdem nicht.“

       6.

      „Vielleicht sind sie von Cádiz hergesegelt“, meinte Ben Brighton. „Die haben wir dann später schon nicht mehr auf dem Pelz, wenn wir uns dort aufhalten.“

      „Sollen wir auskneifen?“ erkundigte sich Dan. „Sie ein bißchen foppen, dichter aufschließen lassen und dann weiter in den Atlantik segeln. Das ärgert sie sehr, wenn man ihnen in ihren eigenen Gewässern auf der Nase herumtanzt.“

      „Und ihnen später die englische Flagge zeigen“, murmelte Ben. „Das ärgert sie noch mehr.“

      Es war klar, daß die Dons unbedingt erkunden wollten, was es mit der fremden Schebecke auf sich hatte, die in diesen Gewässern nun einmal gar nicht üblich war. Die Arwenacks hatten zwar ein gutes und prachtvolles schnelles Schiff, aber es erregte auch überall Aufsehen und Neugier, und das war dem Seewolf gar nicht recht.

      „Natürlich kneifen wir aus“, sagte Hasard. „Es wäre totaler Unsinn, sich mit den Brocken anzulegen, zumal es um absolut gar nichts geht. Warum sollen wir Kopf und Kragen riskieren, nur weil ein paar Dons neugierig geworden sind?“

      „Dann zeigen wir ihnen das Heck, und damit hat es sich“, meinte Dan.

      Die Galeonen segelten schwerfällig und behäbig ihren Kurs, der ein paarmal geändert wurde. Auch sie hatten unter dem auflandigen Wind zu kämpfen, der die Schiffe unmerklich nach Osten versetzte, wo sich die spanische Küste befand.

      Langsam drehte die Schebecke ab. Hasard beobachtete die Dons durch das Spektiv.

      Al Conroy erschien und meldete: „Für alle Fälle sind die Geschütze geladen und kontrolliert, Sir. Kann sein, daß die Dons doch noch aufrücken.“

      „Gut“, sagte Hasard, „aber die Befürchtung habe ich eigentlich nicht. Wir können unsere Schnelligkeit wieder mal ausspielen.“

      Die schweren Brocken näherten sich nur langsam. Auch sie änderten gleich darauf den Kurs, als die Schebecke nach Westen segelte.

      Eine der Kriegsgaleonen drehte scharf ab. Man wollte ihnen ganz offensichtlich den Weg verlegen.

      „Ein zweites Mal passiert mir das nicht“, murmelte Hasard. „Die Falle vor Gibraltar war mir eine Lehre.“

      Sie gingen auf einen langen Kreuzschlag.

      „Hier ist das Brassen kein Kunststück“, sagte Carberry grinsend. „Aber die Kerle auf der Galeone müssen sich ganz schön plagen. Sie sollten auch lieber Gaffelruten mit Lateinersegeln fahren.“

      „Dann wären es keine Galeonen mehr“, wandte Smoky ein.

      Die Dons merkten sehr schnell, daß ihnen die Schebecke mühelos davonlief. Auch die Karavelle, die noch weiter östlich stand, konnte nicht mithalten. Sie ging hart an den Wind und segelte ebenfalls einen langen Kreuzschlag.

      Auf der ersten Galeone befand sich offenbar ein sehr grantiger oder erboster Kapitän, dem es nicht paßte, daß die Schebecke ihnen lässig das Heck zeigte.

      Er ließ feuern, um zumindest seine Macht zu demonstrieren.

      Viermal hintereinander zuckten lange Feuerlanzen auf der Backbordseite auf. Pilzartige Rauchwolken stiegen aus den Geschützpforten.

      Der Wind verblies sie innerhalb weniger Augenblicke zu Nichts. Dumpfer Donner war zu hören, der sich grollend über das Wasser legte.

      „Bum-bum“, sagte Batuti höhnisch, als sich aus dem Meer wie hingezaubert ein paar riesige Fontänen erhoben. Vier Säulen wuchsen aus dem Wasser, prachtvoll anzusehen in der hochgehobenen Dünung. Doch dann sanken sie mit einem lauten Rauschen in sich zusammen.

      „Schade, daß sie so schnell vergehen“, fügte er hinzu. „Sie sehen wirklich prächtig aus.“

      Den Dons genügte diese eine Demonstration noch nicht. Sie feuerten noch einmal.

      Diesmal spien sechs Geschütze gleichzeitig Feuer. Die Galeone hüllte sich in Rauch und Feuer. Aus den Stückpforten waberten lange Flammenzungen hervor. Schwarzer Qualm trieb zur Seite.

      Sie konnten die Kugeln sehen, die auf flacher Bahn durch die Luft zogen, bevor sie sich senkten und ins Wasser schlugen.

      Sechs Säulen stiegen


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